Lernangebote zur Vermittlung von Anpassungswissen in ländlichen Regionen (KlimaWandelFit)

  • Bildungs- und Transformationszentrum Brikettfabrik LOUISE. Das historische Gebäude hat eine helle Fassade und grau abgesetzte Fenster und runde Dächer. Das Gebäude steht an der geteeerten Fahrbahn an der äußeren Kurve. Es stehen mehrere Gebäude darum herum. Im Hintergrund ist der blaue Himmel sowie ein Schornstein zu sehen.
    copyright: Freundeskreis Technisches Denkmal Brikettfabrik LOUISE e.V.
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Die Entwicklung und Erprobung von Lernmaterialien zur Anpassung an den Klimawandel in ländlich geprägten Regionen stand im Zentrum des Projekts ZiBiKLi (Zielgruppenorientierte Bildungsmodule zur Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen – in der Außendarstellung KlimaWandelFit genannt). Das Hauptziel besteht darin, über praxis- und zielgruppenorientierte Lernmaterialien interessierten Personen und Einrichtungen den Einstieg in die Vermittlung von Wissen zum Klimawandel und speziell zur Anpassung an diesen zu erleichtern. Die Materialen (siehe unten) richten sich daher an Menschen, die sich selbst dieses Anpassungswissen erarbeiten wollen, um es anschließend in ihrer Region weiterzugeben. Sie können auf diese Weise in ihren Gemeinden, bei Personengruppen, regionalen Unternehmen usw. das Bewusstsein für die regionalen Folgen des Klimawandels stärken oder auch auf die Umsetzung konkreter Anpassungsmaßnahmen vor Ort hinwirken. Zu den möglichen Wissensvermittlern zählen beispielsweise engagierte Einzelpersonen, aber auch Mitarbeiter*innen kommunaler Verwaltungen oder auch aus regionalen Bildungseinrichtungen, Vereinen und Verbänden oder Unternehmen vor Ort.
Entstanden sind im Projekt zahlreiche Materialien wie beispielsweise ein Basismodul mit Grundwissen, Hilfsmittel zur Betrachtung der regionalen Interessen und umzusetzender Maßnahmen, ein Erlebnismodul oder eine umfangreiche Literaturliste.
Das Grundmodul von KlimaWandelFit vermittelt Basiswissen zum Klimawandel, gibt einen Überblick über dessen Folgen und enthält allgemeine Informationen zum Klimaschutz und zur Klimafolgenanpassung. Es fasst Lernwissen aus zahlreichen Internetquellen und Studien allgemein verständlich zusammen und gibt Hinweise zu Einstiegs- oder Vertiefungsliteratur oder auch nützlichen, frei verfügbaren Arbeitsmaterialien.
Die Interessen und Motivationen verschiedener Personengruppen einer Region lassen sich mit Hilfe der sogenannten Akteurskonstellationen von KlimaWandelFit herausarbeiten. Zur Frage, welche Arten von Anpassungsmaßnahmen einzelne Gruppen umsetzen können, geben die Maßnahmenkonstellationen Auskunft. Bei den KlimaWandelFit-Konstellationen handelt es sich um graphische Übersichten, die bereits - einsatzbereit - vorstrukturiert sind, zugleich aber auch von den Anwendenden speziell auf die regionalen Bedingungen hin angepasst werden können. Untergliedert sind sie jeweils in die drei im Projekt behandelten Problemfelder "Hitze und Trockenheit", "Hochwasser und Starkregen" sowie "Sturm und Hagel". Der genaue Aufbau, mögliche Anwendungsbereiche und ihre Handhabung werden in zwei dazugehörigen Handbüchern erklärt.
Ein weiteres Ergebnis des Projekts ist das KlimaWandelFit-Erlebnismodul. Dabei handelt es sich um ein anwendungsreifes Konzept für eine Wander- oder auch Radtour, mit dem den Teilnehmenden unter anderem die Wirkungen von Erosion, Trockenheit und Hochwasser sowie einzelne Anpassungsansätze an bis zu fünf Stationen nahegebracht werden können. Zum Einsatz kommen dabei Kurzvorträge, Bilder, Karten, Videos und kleine Experimente. Beispielhaft für die Untersuchungsregion "Kurstadtregion Elbe-Elster" wurde das Erlebnismodul als Radtour von neun Kilometern Länge (Rundtour 17 km) im Umfeld des Bildungs- und Transformationszentrums Brikettfabrik LOUISE konzipiert. Es ist aber auch übertragbar auf Regionen mit ähnlichen Problemfeldern.
Der Projektpartner Stadt Uebigau-Wahrenbrück erarbeitete über die genannten Materialien hinaus zwei zielgruppenspezifische Lernmodule für Hochwasser. Mit den darin enthaltenen Lerninhalten können sich Feuerwehrleute und Einsatzkräfte auf die besonderen Herausforderungen vorbereiten, die der Klimawandel für die Bewältigung von Hochwasserlagen mit sich bringt.
Noch in der Projektlaufzeit sind die entstandenen Produkte im Rahmen eines Praxistests erstmalig angewandt und so auf ihre Praxistauglichkeit hin geprüft worden. Dabei entwickelte der Klimaschutzmanager der Stadt Uebigau-Wahrenbrück mit Hilfe der KlimaWandelFit-Materialien selbständig eine Lerneinheit für Feuerwehrleute aus der Untersuchungsregion und setzte diese im Juni 2018 erfolgreich um. Im selben Monat ist auch das Erlebnismodul, d.h. die Radtour mit interessierten Bürger*innen im Umfeld des Bildungs- und Transformationszentrums Brikettfabrik LOUISE getestet worden. Sie ergänzt nun das touristische Angebot der Stadt Uebigau-Wahrenbrück.
Eine Herausforderung im Projekt bestand darin, Personen und Einrichtungen zu finden, die bereit sind, sich mit ihrer Zeit, ihren Mitteln und ihrem Personal für die Vermittlung von Wissen zur regionalen Anpassung an den Klimawandel einzusetzen. Ähnlich verhält es sich bei Kommunen im ländlichen Raum, die häufig nur über begrenzte personelle und finanzielle Mittel verfügen, um zusätzliche Aufgaben übernehmen zu können. Da Anpassungsmaßnahmen Einfluss auf die Sicherung zukünftig guter natürlicher und sozialer Lebensverhältnisse nehmen, sind die Vermittlung von Anpassungsinhalten über thematische Schnittstellen mit anderen Themen oder das Andocken an regionalen Erfahrungen zentrale Ansatzpunkte. Der Mehrwert von Anpassungsmaßnahmen kann in die Lösung regionalspezifischer Probleme einbezogen werden, wie beispielsweise veränderte Produktions- und Umweltbedingungen in der Landwirtschaft, dem Beschaffungswesen, beim Hochwasser- oder Katastrophenschutz und der Berücksichtigung von Anpassungsinhalten bei der Erarbeitung von Bebauungs- und Flächennutzungsvorgaben. Hilfreich kann darüber hinaus sein, an lokale Aktivitäten oder Erfahrungen anzuknüpfen und vorhandene Zeitfenster zu nutzen, in denen aufgrund von (gerade) geschehenen Extremwetterereignissen eine zusätzliche Aufmerksamkeit für diese Themen gegeben ist. Im Projektzusammenhang waren das beispielsweise Veranstaltungen, wie regionale Erneuerbare-Energie-Messen oder ausgedehnte Waldbrände und Wassermangel in der Landwirtschaft nach einer langen Trockenheitsperiode. Die Einbindung der regionalen Verwaltungen mit ihren Netzwerken - die zum Teil kurze Wege ermöglichen - sowie die Förderung von (Forschungs-)Projekten mit zusätzlich finanzierten Stellen in Regionen selbst sind weitere Ansatzpunkte.

Eckdaten zur Maßnahme

Maßnahmenträger

Maßnahmenträgerinter 3 Institut für Ressourcenmanagement (Projektkoordination)
https://www.inter3.de/
Kooperationspartner

Stadt Uebigau-Wahrenbrück (Projektpartner)
(https://www.uebigau-wahrenbrueck.de/)
öffentliche Verwaltung

Dauer und Finanzierung

Dauer

Beginn der Umsetzung
Mit welchen Mitteln wurde die Maßnahme finanziert?

Finanzierung durch das Bundesumweltministerium und die im Rahmen der Projektförderung zu erbringenden kommunalen und unternehmerischen Eigenanteile:
Zwischen 2016 und 2018 wurde das Forschungsprojekt ZiBiKli/KlimaWandelFit mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert. Dies geschah im Rahmen der Aktivitäten zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) und dort im Rahmen des DAS-Förderprogramms "Anpassung an den Klimawandel".

Beteiligung

Welche weiteren Personengruppen wurden an der Planung oder Umsetzung der Maßnahme beteiligt?

Regionalplanung, Feuerwehren.

Finanzierung durch das Bundesumweltministerium und die im Rahmen der Projektförderung zu erbringenden kommunalen und unternehmerischen Eigenanteile:
Zwischen 2016 und 2018 wurde das Forschungsprojekt ZiBiKli/KlimaWandelFit mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert. Dies geschah im Rahmen der Aktivitäten zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) und dort im Rahmen des DAS-Förderprogramms "Anpassung an den Klimawandel".

Welche Formen der Beteiligung fanden statt?

ErläuterungEs wurden Workshops zur Problemanalyse und Ergebnisvermittlung durchgeführt. Die erste Anwendung und Prüfung der Praxistauglichkeit der Lernangebote erfolgte als Praxistest mit Ortsfeuerwehren durch die lokalen Klimaschutzmanager. Durch kommunale Kontakte, über Interviews und regionale Veranstaltungen ist das Wissen zahlreicher regionaler Akteur*innen in die erarbeiteten Materialien eingeflossen.

Erfolge

Welche Erfolge wurden bis jetzt mit der Maßnahme erreicht?

Über das Netzwerk von Uebigau-Wahrenbrück konnte bei Entscheidungsträgern in der "Kurstadtregion Elbe-Elster" das Bewusstsein für die Folgen des Klimawandels gestärkt werden. Klimaschutzaktivitäten wurden um den Aspekt Anpassung erweitert und das Portfolio des Bildungs- und Transformationszentrums LOUISE entsprechend ergänzt und so das kommunal-regionale Engagement verstetigt. Mit dem Erlebnismodul, d.h. der Radtour gibt es ein Angebot, das klimatische Veränderungen vor Ort greifbar macht, Handlungsmöglichkeiten aufzeigt und das touristische Angebot der Kommune erweitert. Die partizipative Erarbeitung der Lernangebote und der regionale Praxistest zeigten den beteiligten Ortsfeuerwehren bzw. Verwaltungen den Bedarf für klimabedingte Anpassungen in der Einsatzorganisation und Planung auf.

Hat die Maßnahme positive Nebeneffekte?

In den Anpassungskonstellationen wird die Bandbreite an möglichen Maßnahmen und Handlungsbereichen aufgezeigt. Es gibt daher zahlreiche Überschneidungen zwischen Anpassungsmaßnahmen und Handlungsoptionen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit natürlicher Systeme und Lebensräume (z.B. Gewässerschutz, Wasserrückhalt, nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und Sicherung biologischer Vielfalt).

Hindernisse

Welche Hindernisse gab es während der Umsetzung?

Ansprechperson

Sven Wurbs
inter 3 Institut für Ressourcenmanagement
Otto-Suhr-Allee 59
10585 Berlin
Deutschland
Telefonnummer030- 34347451

Ort der Umsetzung

Louise 111
Ortsteil Domsdorf
04924 Uebigau-Wahrenbrück
Deutschland

Elbe-Elster

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