- Gewinner Blauer Kompass 2018 -
Aufgrund der zunehmenden Überflutungsgefahr haben die Technischen Betriebe Solingen (TBS) als Entwässerungsbetrieb Anfang 2018 ihre klassische Entwässerungsplanung zu einer "integralen Entwässerungsplanung" zusammengefasst. Nunmehr können die Bereiche Kanalnetzbewirtschaftung, Grundstücksentwässerung, Wasserbewirtschaftung und Überflutungsschutz in einem Sachgebiet umgesetzt werden. Sie dient im Überflutungsschutz als Koordinatorin/Kümmererin für die Stadt und fordert andere kommunal Beteiligte.
Voraussetzung zur Umstellung der Arbeitsweise war eine konzeptionelle Neuausrichtung. Ziel ist es nun, das Kanalnetz nicht als die alleinige Gestaltungsoption der Stadtentwässerung zu sehen, sondern alle wasserwirtschaftlichen Prozesse in einer Stadt zu erfassen und die eigentlichen Kernaufgaben (Entwässerung, Überflutungsschutz bis zu einem gewissen Bemessungsregen) mit den in einer Kommune insgesamt vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen.
Dabei bildet das eigene Kanalnetz nur einen Teil der Lösung. Vor allem beim Überflutungsschutz gilt es oberflächig zu handeln:
- Abflussvermeidung durch Entsiegelung, Begrünung
- Abflussdrosselung durch Retention
- Notwasserwege zum schadlosen Abfluss durch Siedlungsgebiete
- Ausnutzung vorhandener Kanalreserven
- schadlose Nutzung der Vorfluter
Zur Identifikation von Überflutungsschwerpunkten sind Analyse- und Simulationsverfahren (2015) entwickelt und angepasst worden. Zur Bewertung der kommunalen Infrastruktur und Funktionen wird seit 2016 das Risikopotential untersucht. Seit 2017 werden kommunale Infrastrukturplanungen hinsichtlich des Beitrages zum Überflutungsschutz abgestimmt.
Zur Bürgerinformation bauen die TBS aktuell ein Beratungs-, Warn- und Informationskonzept auf, welches neben Flyern eine Webseite, Beratung, eine Online-Selbsteinschätzung und eine StarkregenwarnApp umfasst.
Mit dem Aufbau der integralen Entwässerungsplanung ist die Stadt Solingen gut aufgestellt, um den Folgen des Klimawandels wirtschaftlich zu begegnen.
Eckdaten zur Maßnahme
Maßnahmenträger
Dienststellen der Stadt Solingen, die im Rahmen der Überflutungsvorsorge vor allem durch Flächennutzung beitragen können.
Bezirksregierung, die mit Hilfe der stadteigenen Abflussmodellierungen die Hochwasserrisikokarten realitätsnäher modellieren können (Beispiel: Obere Itter in Solingenzusammen mit der Bezirksregierung Düsseldorf).
Verbraucherschutzzentrale (lokal und NRW) zur Erreichung des Bürgers bei der Beratung und Information.
Dauer und Finanzierung
Dauer
100.000€/a im Haushalt veranschlagt
Gebührenfinanzierung durch Abwassergebühren gem. neuem NRW-LWG §54. Diese allgemeine Zulässigkeit der Finanzierung vÜberflutungsvorsore gem neuem LWG wurde zusammen mit der Bergischen Universität Wuppertal in einem Forschungsvorhaben explizit auf die Straßenumgestaltung als Notwasserweg untersucht und darin bestätigt.
Weiterführende Links
Beteiligung
Welche weiteren Personengruppen wurden an der Planung oder Umsetzung der Maßnahme beteiligt?
Fachehörden
Welche Formen der Beteiligung fanden statt?
Erfolge
Welche Erfolge wurden bis jetzt mit der Maßnahme erreicht?
Überflutungsvorsorge ist eine langfristige Aufgabe, so dass sichtbare Erfolge nach kurzer Zeit schwer zu benennen sind. Mit der Schaffung eines Sachgebietes "integrale Entwässerungsplanung" sind aber nunmehr die Voraussetzungen geschaffen, Überflutungsvorsorge im Stadtgebiet anzugehen und sukzessive umzusetzen. Auch konnten Stadtspitze und Verwaltungskollegen zu eigener Mitverantwortung überzeugt werden und so ein integraler Planungsprozess gestartet werden.
Hat die Maßnahme positive Nebeneffekte?
- Ja, Natur-, Umwelt- und Ressourcenschutz: z. B. Erhaltung der biologischen Vielfalt, Luftreinhaltung, Gewässerschutz, Ressourceneinsparung
- Ja, soziale Gerechtigkeit und Lebensqualität: z. B. Erhöhung der Wohnqualität in Städten, Beitrag zu sozialem Ausgleich oder sozialer Integration, besondere Berücksichtigung der Interessen benachteiligter Bevölkerungsgruppen
Auch die Vorbeugung von Hitzeinseln, die Bewässerung von Grünflächen in Zeiten längerer Trockenphasen wird durch Einzelmaßnahmen wie Begrünung verbessert. Durch Maßnahmen zur Abflussvermeidung oder -reduzierung können Stadtbereiche aufgewertet werden, als Multifunktionsanlagen genutzt werden.
Hindernisse
Welche Hindernisse gab es während der Umsetzung?
Hat die Maßnahme negative Nebeneffekte?
Überflutungsschutz ist wirksam nur an den Oberflächen zu leisten. Daher sind Maßnahmen weitestgehend nur oberflächig wirksam. Dort befindet sich in den Kommunen aber in der Regel eine andere Nutzung für Verkehr, Erholung oder zum Naturschutz. Diese bereits belegte Nutzung erzeugt zunächst einen Konflikt, der aber im Zuge des integralen Planungsprozesses oftmals im Kompromiss zu lösen ist.
Ansprechperson
Ort der Umsetzung
Solingen Städte