Regionale Klimafolgen in Bayern

Headerbild für Bundesland Bayernzum Vergrößern anklicken
Bundesland Bayern
Quelle: KomPass / UBA

Die Folgen des Klimawandels sind nicht überall gleich. Daher lohnt es sich, sie kleinräumiger auf Ebene der Bundesländer zu betrachten. Welche Auswirkungen des Klimawandels in Bayern zu erwarten sind, erfahren Sie auf dieser Seite.

Inhaltsverzeichnis

 

LÄNDERSPEZIFISCHE KLIMAÄNDERUNGEN

 

Bereits aufgetretene und erwartete Klimaänderungen

Der ⁠Klimawandel⁠ äußerte sich in Bayern in der Vergangenheit durch einen allgemeinen Temperaturanstieg, eine Umverteilung der innerjährlichen Niederschläge, eine Tendenz zur Zunahme von Starkniederschlägen und zur Abnahme der Schneebedeckung sowie durch eine Verschiebung der phänologischen Phasen. Der langjährige Trend der Temperatur von 1951 bis 2019 liegt im Freistaat Bayern bei +1,9 °C. In Zukunft wird sich der Temperaturtrend weiter fortsetzen.

Gelingt es, wie im Pariser Abkommen vereinbart, die globale Erwärmung auf unter 2 °C zu begrenzen, so wird, Klimamodellrechnungen zur Folge zwar die Temperatur in Bayern weiter ansteigen, sich jedoch langfristig stabilisieren. In Zahlen bedeutet dies, dass die mittlere Jahrestemperatur gegen Ende des Jahrhunderts um 1,1 °C (⁠Median⁠ des Emissionsszenarios RCP 2.6) höher sein wird als die Durchschnittstemperatur der Referenzperiode (1971–2000) von 7,9 °C. Dagegen führt ein ungebremster ⁠Klimawandel⁠, d. h. ein ⁠Szenario⁠ „ohne Klimaschutz“, zu einer langfristigen Erwärmung um +3,8 °C (Median des Emissionsszenarios RCP 8.5). Auch mit Einhaltung der 2 °C-Obergrenze werden in Bayern bereits in naher Zukunft Hitzetage mit Temperaturen von mindestens 30 °C und ⁠Tropennächte⁠, in denen die nächtliche Lufttemperatur nicht unter 20 °C absinkt, zunehmen. Diese Projektionen zeigen, dass langfristig nur eine ambitionierte Klimapolitik die Erwärmung verlangsamen und ab 2050 vermutlich vollständig zum Stillstand bringen könnte. Ohne ⁠Klimaschutz⁠ wird sich dagegen die Erwärmung nahezu ungebremst fortsetzen und beispielsweise die Anzahl von Hitzetagen im Freistaat Bayern bis gegen Ende des Jahrhunderts verfünffachen.

Im Gegensatz zur Temperatur lässt sich die zukünftige Niederschlagsentwicklung nur schwer abschätzen, da von den Klimamodellen kein eindeutiger Trend aufgezeigt wird. Bei Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter 2 °C zeichnen sich in Bayern keine eindeutigen Veränderungen des Niederschlags in den regionalen Klimamodellen ab. Im Szenario ohne Klimaschutz werden für die ferne Zukunft eher Abnahmen der Sommerniederschlagsmengen und Zunahmen in Winter- und Frühjahrsquartal erwartet. Zudem wird eine Zunahme von Starkniederschlägen und Trockenperioden projiziert, d.h. von Extremereignissen, die nicht nur in Bayern, sondern weltweit aufgrund des Klimawandels häufiger und intensiver werden könnten.

Das ⁠Klima⁠ innerhalb Bayerns ist dabei sehr unterschiedlich. Um die heterogene Natur des bayerischen Klimas angemessen abzubilden, wurde Bayern in sieben zusammenhängende Klimaregionen unterteilt, die in sich möglichst ähnlich bezüglich Temperatur und Niederschlag sind: die Alpenregion, das Voralpenland, das südbayerische Hügelland, die Donauregion, die Main-Region, die Spessart-Rhön-Region und das ostbayerische Hügel- und Bergland (Klima-Faktenblätter). In allen Klimaregionen zeigt sich ein deutlicher Temperaturanstieg seit 1951: von +1,5 °C in den bayerischen Alpen bis +2,1 °C in der Donauregion. Während in den Alpen die Folgen des Klimawandels beispielsweise zum Abschmelzen der Gletscher und zum Auftauen der Permafrostböden führen, stellt in der dicht besiedelten Main- und Donauregion eine signifikante Zunahme von Hitzewellen die Bevölkerung vor planerische und gesundheitliche Herausforderungen.

 

Wichtige Studien und Projekte

Als Konsequenz aus der Bayerischen Klimaanpassungsstrategie (BayKLAS) fördert das bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) eine Reihe einzelner ⁠Klima⁠-Projekte, welche durch das LfU ⁠Klima⁠-Zentrum federführend bearbeitet bzw. fachlich begleitet werden. Für diese Einzelprojekte bildet der „Schwerpunkt Klimaanpassung Bayern“ (2018 bis 2026) den entsprechenden Projektrahmen.

Das Projekt „Schwerpunkt Klimaanpassung Bayern“ ist mit seinem Instrument, dem bayerischen Klimainformationssystem (BayKIS), als Kommunikations- und Informationsschnittstelle zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Kommunen, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik für die vielfältigen Fragen und Aktivitäten zu den Themen Klimaentwicklung, ⁠Klimafolgen⁠ und Klimaanpassung zu verstehen. Das Projekt bedient die Aufgabengebiete Information und Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung und Beteiligung, Politikberatung sowie Fachaufgaben.

In Zusammenarbeit mit den betroffenen Fachbehörden wurde überdies ein ⁠Klimafolgen⁠- und Klimaanpassungsmonitoring aufgebaut und in einem ersten Monitoringbericht dokumentiert. Darüber hinaus werden Kommunen und weitere Akteure der Klimaanpassung durch zielgruppenspezifische Publikationen (Arbeitshilfe, Handbuch, Klimabroschüren, Klimasteckbriefe) sowie regelmäßige Dialogveranstaltungen unterstützt.

Vor allem auf regionaler und lokaler Ebene werden Klimaanpassungsstrategien und Klimaanpassungskonzepte immer notwendiger und seit Verabschiedung des Bundesklimaanpassungsgesetztes (KAnG) im Juli 2024 auch gesetzlich vorgeschrieben. Das Projekt „Unterstützung der Klimaanpassung in Bayern“ (2024 - 2028) begleitet diese Aktivitäten mit den notwendigen, einheitlichen Grundlagen, der Entwicklung zentraler Werkzeuge sowie durch Bereitstellung von Leitfäden und Musterkonzepten. Dem Klima-Zentrum Bayern fällt damit eine zentrale Rolle in der Bereitstellung der relevanten Fachinformationen zu Klimaveränderungen, Klimafolgen und Konzepten sowie Maßnahmen zur Klimaanpassung zu.

Die Auswirkungen des Klimawandels – wie beispielsweise langanhaltende Hitze- und Trockenperioden, Starkregenereignisse und die Bedrohung der ⁠Biodiversität⁠ – stellen Bayerns Städte und Gemeinden vor große Herausforderungen. Die Bayerische Staatsregierung hat daher Ende 2019 die Umweltinitiative Stadt.Klima.Natur(2019 bis 2027) ins Leben gerufen. Sie setzt sich zum Ziel, zusätzliche Impulse für ⁠Klimaschutz⁠ und Klimaanpassung in der Stadt zu schaffen, um grüne und blaue Infrastruktur im besiedelten Bereich zu stärken und damit lebenswerte, klimagerechte Städte der Zukunft zu gestalten. Im Rahmen der Umweltinitiative werden unter anderem praxisorientierte Leitfäden und Arbeitshilfen erstellt und Praxisbeispiele präsentiert, die zeigen wie eine Umsetzung vor Ort gelingen kann. Die relevanten Akteure in den Städten und Gemeinden werden durch Dialog- und Informationsformate in Kooperation mit Partnern unterstützt und vernetzt.

Die Wasserwirtschaft trägt eine hohe Verantwortung, die Lebensgrundlage Wasser dauerhaft zu sichern und auch vor möglichen Gefahren zu schützen. Die Änderung des weltweiten Klimas geht mit erheblichen Veränderungen des Wasserkreislaufs einher. Dies wird auch für den süddeutschen Raum weitreichende Folgen haben. Die Kooperation KLIWA – Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft (seit 1999) widmet sich bereits seit Ende der 1990er Jahre der Frage, wie diesen Herausforderungen zu begegnen ist. In KLIWA untersuchen die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst die Veränderungen im Wasserhaushalt durch den ⁠Klimawandel⁠. Ziel dieser länder- und fachübergreifenden Zusammenarbeit ist es, mögliche Auswirkungen der Klimaveränderung auf den Wasserhaushalt und die Ökologie der Flussgebiete im Süden Deutschlands herauszuarbeiten, Konsequenzen aufzuzeigen, eine Basis für Handlungsempfehlungen zu schaffen und diese zu bewerten.

KLIWA befasst sich derzeit mit den Themen Hochwasser, Niedrigwasser, Grundwasser, ⁠Starkregen⁠, Bodenerosion und Gewässerökologie. Für die bayerische Wasserwirtschaftsverwaltung werden auf dieser Basis anwendungsbezogene und regionalisierte Auswertungen erstellt und kommuniziert, die die fachliche Grundlage für die Konzeption und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen bilden. Es findet sich zudem überblicksartiges Wissen zu einzelnen Themen und Ergebnissen in den KLIWA-Kurzberichten wie z. B. zur Entwicklung von Starkregen oder der Temperaturentwicklung in Bächen.

Ziel des Verbundprojekt Klimawandel und Gesundheit in Bayern– VKG (2016 bis 2026) ist die Gewinnung von wissenschaftsbasierten Erkenntnissen im Bereich Klimawandel und Gesundheit, die die Beurteilung, Planung und Förderung von geeigneten Maßnahmen zur ⁠gesundheitlichen Anpassung an den Klimawandel⁠ ermöglichen. Ergebnisse aus VKG sollen zur Weiterentwicklung der Bayerischen Klimaanpassungsstrategie 2016 genutzt werden sowie zur Erstellung von Handlungsempfehlungen im Bereich der gesundheitlichen Klimawandelanpassung beitragen.

VKG wird von den Bayerischen Staatsministerien für Gesundheit und Pflege (StMGP) sowie Umwelt- und Verbraucherschutz (StMUV) finanziert und mit Unterstützung des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) sowie des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) durchgeführt. Bisher setzt sich VKG aus zwei Förderperioden zusammen. Die erste Förderperiode fand 2016 bis 2021 statt und ermöglichte die Durchführung von sieben Forschungsvorhaben. Die zweite Förderperiode startete 2021 mit aktuell sechs Forschungsvorhaben, welche an unterschiedlichen bayerischen Universitäten und Forschungseinrichtungen durchgeführt werden.

Die Projekte befassten sich in der ersten Förderperiode u. a. mit vektorübertragenen Infektionskrankheiten, klimawandelbedingten Veränderungen gesundheitsrelevanter Umweltparameter wie der Ozonbelastung, der Ausbreitung von Cyanotoxinen in aquatischen Systemen sowie der Veränderung der Saisonalität und Konzentration allergener Pollen. Die Projekte der aktuellen Förderperiode beschäftigen sich darüber hinaus mit der zielgruppenspezifischen bürgernahen Risikokommunikation, dem Einfluss der Hitzebelastung auf die Leistungsfähigkeit von Büroangestellten, sowie dem Einfluss ökologisch- und kulturell wertvoller Räume auf Gesundheit und Wohlbefinden.

Der Schwerpunkt von ClimEx II - Klimawandel und Landnutzungsänderungen: Wechselwirkungen und Folgen für Niedrigwasserabflüsse, Trockenheit und Dürre - Risiken und Perspektiven für die Wasserwirtschaft in Bayern (2020 bis 2025) liegt auf Niedrigwasserextremen (Trockenheit und Dürre) in Bayern und den Auswirkungen, die sich durch Klimawandel und Landnutzungsänderungen ergeben. Aus diesen Erkenntnissen sollen adaptive Managementmaßnahmen entwickelt werden. Die Arbeitspakete befassen sich dabei unter anderem mit den Veränderungen trockenheitsrelevanter Wetterlagen, einer erweiterten Niedrigwasser-optimierten Wasserhaushaltsmodellierung unter Berücksichtigung von Landnutzungsszenarien oder auch dem Forschungsfeld der Attributierung (d. h. "Kann ein extremes Witterungsereignis dem Klimawandel zugeschrieben werden?"). Das Projekt baut auf dem Vorgängerprojekt ClimEx (Ende 2019) auf, dessen Ergebnisse bereits eine zukünftige Verstärkung der Niedrigwasserproblematik mit einer Zunahme von Trockenheitsextremen andeuten.

ClimEx II ist ein wichtiges Bindeglied zwischen anderen Projekten, die vom Bayerischen Landesamt für Umwelt und dem Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz begleitet werden.

 

Länderspezifische Klimamodelle und Klimaprojektionen

Das Bayerische Landesamt für Umwelt verwendet als Datengrundlage das Bayernensemble. Dieses besteht aus zehn dynamischen und zwei statistischen Klimaprojektionen beim ⁠Szenario⁠ RCP8.5. Verfügbar ist das Ensemble aber auch für die Szenarien RCP4.5 und RCP2.6. Die Auswahl dieser Projektionen erfolgte mittels eines objektiven Audit-Verfahrens. Dieses prüft die Plausibilität der Klimaprojektionen in der Vergangenheit gegenüber einem Referenzdatensatz von Messdaten auf Naturräumen. Kriterien sind die Wiedergabe von Mittelwerten, Jahresgängen und räumlicher Muster.

Das bayerische Ensemble ist mit dem Bund-Länder-Fachgespräch „Interpretation Klimamodelldaten“ abgestimmt und wird unter anderem in den verschiedenen bayerischen Projekten und KLIWA verwendet sowie als Datengrundlage für das Bayerische Klimainformationssystem. 

 

LÄNDERSPEZIFISCHE KLIMAFOLGEN UND VULNERABILITÄT

 

Beobachtete und erwartete Klimafolgen

Der ⁠Klimawandel⁠ ist eine der größten Herausforderungen für die Menschheit – ein globales Problem mit Auswirkungen auch auf Bayern.

In der Vergangenheit wurden im Wasserhaushalt von Oberflächen- und Grundwasser bereits Veränderungen festgestellt (Veränderungen im ⁠Abflussregime⁠ und Zunahme von Hochwassersituationen sowie Beeinträchtigungen in der ⁠Grundwasserneubildung⁠). Diese werden sich in Zukunft teils weiter verstärken. In der Wasserwirtschaft sind daher unterschiedliche Nutzungen betroffen.

Für die Landwirtschaft sowie den Obst- und Gartenbau bietet der Klimawandel Chancen durch einen ⁠CO2⁠-Düngeeffekt, eine verlängerte ⁠Vegetationsperiode⁠, damit verlängerte Anbauphasen und folglich im Mittel höhere Erträge. Gleichzeitig steigen aber auch die Risiken wie Ernteausfälle durch ⁠Dürre⁠, Hagel- und ⁠Starkregen⁠, teils vermehrten Befall durch Schädlinge und Krankheiten, unzureichenden winterlichen Kältereiz für Frühblüher und Obstgehölze, verminderte Bodenfruchtbarkeit oder Bodenerosion sowie durch ⁠Hitzestress⁠ in der Tierhaltung. Klimawandelbedingte Auswirkungen auf den Boden sind vor allem in Form von Bodenerosion und dem langfristigen Verlust von im Boden gebundenem organischen Kohlenstoff zu verzeichnen, aber auch in Form des Verlustes von Moorböden.

Auswirkungen im Wald und der Forstwirtschaft durch Temperaturzunahme und Wasserstress werden vor allem für Regionen erwartet, in denen eher Kühle und Feuchtigkeit bevorzugende Baumarten wachsen. Das betrifft einerseits den alpinen Raum, aber auch weite Teile des übrigen Bayerns, in denen vorrangig die schlecht an den Klimawandel angepasste Fichte kultiviert ist. Gleichzeitig stellen neuartige Schädlinge ein Problem dar. Bäume wachsen nur langsam, was in der Forstwirtschaft langfristige Planungshorizonte bedingt.

Die Ökosysteme in Bayern sind größtenteils durch den Menschen beeinflusst. Der Klimawandel stellt für den Naturschutz einen zusätzlichen Stressor dar, der sich in Form von Art-Areal-Verschiebungen, geänderter Phänologie oder invasiven Tier- und Pflanzenarten äußert.

Der Klimawandel, resultierend zum Beispiel in vermehrten sommerlichen Hitzeextremen, einer erhöhten UV-Bestrahlung durch eine Abnahme stratosphärischer Ozonkonzentrationen oder einer verlängerten Pollenflugphase, ist einer von vielen Faktoren, die sich auf die menschliche Gesundheit auswirken und empfindliche Personengruppen zusätzlich belasten kann. Ebenso ist die Begünstigung von wärmeliebenden Überträgern tropischer Infektionskrankheiten möglich.

Je nach naturräumlicher und infrastruktureller Ausstattung, Jahreszeit und Angebotsprofil einer Region können die ⁠Klimafolgen⁠ auf die Tourismusbranche sowohl positiv als auch negativ ausfallen. Generell sind Regionen mit naturverbundenem Tourismus und/oder einem Schwerpunkt auf Outdoor-Aktivitäten anfälliger. Während der Wintersporttourismus in Bayern wahrscheinlich rückläufig sein wird, bestehen für den bayerischen Sommertourismus trotz einer teils erhöhten Gefährdungslage gegenüber Extremereignissen eher Chancen.

Das hauptsächliche Problem im Sektor Städtebau und Raumplanung ist eine zunehmende Hitzebelastung.

Für die Wirtschaft halten sich die Einschätzungen zu den positiven und negativen Klimawandelauswirkungen die Waage – mit Unterschieden je nach Gewerbezweig und Betriebsgröße. Insgesamt jedoch stellen zunehmende Extremereignisse mit daraus folgenden betrieblichen oder logistischen Einschränkungen oder eine Hitzebelastung der Beschäftigten und Infrastruktur negative Auswirkungen dar, während die Erschließung neuer Märkte als Chance gesehen wird. Der Klimawandel bedingt zusätzliche Anforderungen im Sektor Energieversorgung. Einerseits führen steigende Temperaturen zu einem erhöhten sommerlichen Strombedarf, z. B. für Klimaanlagen, andererseits sinkt der winterliche Heizbedarf. Regional vermehrt auftretende Niedrigwasserereignisse können, unter Berücksichtigung gewässerökologischer Vorgaben, zu einem verminderten Lauf- und Kühlwasserdargebot für Kraftwerke führen. Eine erhöhte ⁠Exposition⁠ gegenüber diversen ⁠Klima⁠- und Wetterextremen kann die Versorgungssicherheit negativ beeinflussen.

Im Sektor Verkehr kann die Zunahme frostfreier Tage die allgemeine Transportsituation auf Straße und Schiene sowie den Fahrradverkehr begünstigen. Gleichzeitig erschweren häufigere Extremereignisse die Planungssicherheit im Transportwesen, vermindern die Verkehrssicherheit und führen zu einer höheren Beanspruchung der Verkehrsinfrastruktur. Für die Binnenschifffahrt stellen vor allem Hoch- und Niedrigwasserereignisse ein Problem dar.

Aufgrund des Temperaturanstiegs resultieren auch speziell für die Alpen Folgen für den Wasserhaushalt sowie für Ökosysteme. Im Bereich der alpinen Naturgefahren bedingen häufigere extreme Niederschlagsereignisse und eine Verringerung des Permafrostes die Zunahme von Hochwässern in Wildbächen, Murgängen und Hangbewegungen. Eine winterliche Temperaturzunahme führt zu einem erhöhten Lawinenrisiko.

 

Wichtige Studien und Projekte

Die wichtigsten Informationen zu den regionalen Auswirkungen des Klimawandels sind in den ⁠Klima⁠-Steckbriefen zusammengefasst. Die Steckbriefe informieren Regierungsbezirksspezifisch über die Betroffenheit von Kommunen in zentralen Handlungsfeldern und bieten somit die fachliche Grundlage für den Einstieg in die Klimaanpassung.

Der Klima-Report Bayern 2021 ist die zweite Auflage der umfassendsten Bestandsaufnahme zu den Folgen des Klimawandels im Freistaat nach 2015. Er liefert einerseits einen spezifischen Überblick darüber, wie sich Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft und Forschung in Bayern konkret im Angesicht des Klimawandels verändern. Andererseits informiert er über ausgewählte Aktivitäten und Maßnahmen, wie Bayern dem ⁠Klimawandel⁠ aktuell begegnet. Auswirkung und Anpassung an die Folgen des Klimawandels werden auszugsweise anhand der Handlungsfelder der Bayerischen Klimaanpassungsstrategie von 2016 diskutiert.

Das Bayerische Klimaforschungsnetzwerk (bayklif) wurde 2018 vom Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (StMWK) ins Leben gerufen, als politische Maßnahme des Freistaats und um in der bayerischen Forschung einen besonderen Fokus auf das Thema Klimawandel zu legen. Die interdisziplinären Forscherteams des Programms setzen sich aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus ganz Bayern zusammen. Das Netzwerk soll dazu beitragen, die im Freistaat vorhandenen Aktivitäten in diesem Forschungsfeld zu bündeln. Deshalb stehen die Mitglieder der einzelnen geförderten Forschungsteams untereinander im direkten Informationsaustausch, um alle neuen Erkenntnisse schnell weiterzugeben und umsetzen zu können. Die Verbundprojekte setzen sich aus drei bis zehn Teilprojekten zusammen, in denen jeweils an einer zentralen Thematik zur Klima- und Klimafolgenforschung gearbeitet wird.

    Im StMUV sind es insbesondere die landschaftsprägenden Ökosysteme, die den Schwerpunkt der Klimaforschung bilden. Hier zu nennen sind an erster Stelle die klimasensiblen Alpen und damit eng verbunden die international ausgerichtete Umweltforschungsstation Schneefernerhaus Zugspitze (UFS). Im internationalen Forschungsverbund „Virtuelles Alpenobservatorium" (VAO) werden auf Initiative der UFS hin seit 2012 im Alpenraum wissenschaftliche Fragestellungen im Zusammenhang mit den Systemen ⁠Atmosphäre⁠, Biosphäre, Hydrosphäre und Kryosphäre sowie die möglichen Auswirkungen von Umwelteinflüssen auf die Gesundheit eingehend untersucht. Verbundpartner sind mehrere alpine Höhenforschungseinrichtungen in Österreich, Italien, der Schweiz, Slowenien und Frankreich. Mit Forschungseinrichtungen in anderen alpenähnlichen Hochgebirgen bestehen Kooperationen, z. B. mit Norwegen (ALOMAR).

    Gletscher übernehmen wichtige Aufgaben im Wasserhaushalt, indem sie Gebirgsbäche und Flüsse auch während längerer Trockenperioden im Sommer mit Schmelzwasser versorgen. Dadurch bleiben Ökosysteme erhalten. Außerdem schützen die Eispanzer labile Bergflanken und verhindern ein Abrutschen. Forscher und Forscherinnen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften haben, unterstützt vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, die Gletscher Bayerns im Jahre 2018 neu vermessen und ihre Erkenntnisse im Zweiten Bayerische Gletscherbericht „Zukunft ohne Eis“  zusammengefasst. Danach könnte der letzte bayerische Gletscher aufgrund des Klimawandels schon Anfang der 2030er verschwunden sein. Der südliche Schneeferner hat aufgrund des massiven Eisschwunds seinen Status als Gletscher bereits verloren. Bayern verfügt damit aktuell noch über vier Gletscher: den nördlichen Schneeferner und den Höllentalferner südlich von Garmisch-Partenkirchen sowie den Blaueis- und den Watzmanngletscher im Berchtesgadener Land. Aber auch im Inneren der Berge gibt es Veränderungen: der ⁠Permafrost⁠ taut. Geht er verloren, verlieren die Berge zusätzlich an Stabilität.

    Seit Juni 2013 vereint das „Zentrum Stadtnatur und Klimaanpassung“ der TUM die Themenbereiche der Stadt- und Landschaftsplanung, Architektur, Ingenieurwissenschaften sowie Ökologie. Ziel des interdisziplinären Teams aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist es, praktische Handlungsempfehlungen für Städte und Kommunen in Bayern zu erarbeiten, die zeigen, wie mit Hilfe der Ökosystemdienstleistungen der grünen Stadtnatur, z. B. Beschattung, Wasserspeicherung, Befeuchtung, die nachhaltige Stadt der Zukunft an die Folgen des Klimawandels angepasst werden kann. Dabei sollen Synergieeffekte genutzt werden, so dass ⁠Flora⁠ und ⁠Fauna⁠ gleichermaßen ein Refugium finden und so langfristig geschützt werden können.

    Bereits von 2016 bis 2019 wurde intensiv an den Fragestellungen zur Anpassung von bayerischen Kulturpflanzen an den Klimawandel im Rahmen des Projektverbunds BayKlimaFit 1 gearbeitet. Die Pflanzenzüchtung mit einer verbesserten Toleranz gegen wechselnde Umweltbedingungen stand dabei im Vordergrund. Zur Weiterentwicklung von Lösungsansätzen werden Forschungen im Projektverbund BayKlimaFit 2 nun fortgesetzt. Der Projektverbund „BayKlimaFit 2 – Starke Pflanzen im Klimawandel“ forscht in 10 Fachprojekten zu den Themenschwerpunkten: Hochwertige und klimaresiliente Pflanzen, gesunde Pflanzen im Klimawandel sowie effiziente Pflanzenversorgung trotz Klimastress.

    Projekte wie ClimEx II und KLIWA (siehe ff.) sind Teile eines zukunftsweisenden Großprojektes „Wasser-Zukunft-Bayern“, mit dem durch wissenschaftliche Erkenntnisse und Informations-High-Tech eine neue Qualität in der Umwelt-Simulation geschaffen werden soll. Dieses befindet sich im Aufbau.

     

    Länderspezifische Wirkmodelle

    In den verschiedenen Projekten werden unterschiedliche Wirkmodelle eingesetzt, um die Auswirkungen des Klimawandels abzubilden:

    ClimEX – ⁠Klimawandel⁠ und Hydrologische Extremereignisse – Risiken und Perspektiven für die Wasserwirtschaft in Bayern (2015 bis 2019):

    • Wasserhaushalt/ Abflüsse: WaSiM

    KLIWA – Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft (1999 bis 2024):

    • Wasserhaushalt/ Abflüsse: WaSiM (betrifft nur BY, die Partnerländer verwenden LARSIM)
    • Bodenwasserhaushalt: GWN-BW (alle KLIWA-Partner)
    • Wassertemperatur: Statistischer Regionalisierungsansatz (nur BY, in Partnerländern Modellierung mit LARSIM)