Energiewende beim Heizen: Ausweitung der Holznutzung kontraproduktiv für Klima und Gesundheit

Beim Verbrennen von Holz entstehen Treibhausgase und gesundheitsgefährdende Luftschadstoffe. Quelle: Marco2811 / Fotolia.com |
Das Beheizen von Räumen macht in Deutschland rund 70 Prozent des Energieverbrauchs von Privathaushalten aus. Um die katastrophalen Folgen des Klimawandels für uns Menschen zu dämpfen, ist ein Absenken dieses Verbrauchs und ein vollständiger Umstieg von Erdgas und -öl auf erneuerbare Energien unerlässlich. Würde hierdurch jedoch der Einsatz von Holz nennenswert gesteigert, hätte dies weitreichende negative Folgen für den Gesundheits- und Klimaschutz:
Das Verbrennen von Holz in privaten Kleinfeuerungsanlagen, wie Kamin- und Kachelöfen oder auch Holz-Heizkessel, trug im Jahr 2020 bereits mit 18 Prozent zu den deutschen Emissionen der kleinen Feinstaubpartikel PM2,5 bei – fast so viel wie der Straßenverkehr. Es wäre jedoch mindestens eine Halbierung der PM2,5-Emissionen notwendig, um sich den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Außenluft anzunähern. Luftverschmutzung – und hier allen voran der Feinstaub – ist neben dem Klimawandel eine der größten umweltbezogenen Bedrohungen für die menschliche Gesundheit.
Auch für den Klimaschutz wäre ein weiterer Ausbau der Holzverfeuerung kontraproduktiv: Die Menge des in deutschen und europäischen Wäldern neu eingespeicherten Kohlenstoffs sinkt seit Jahren und es kann nicht mehr verlässlich angenommen werden, dass der Kohlenstoff, der bei der Verbrennung von Holz freigesetzt wird, zeitnah wieder gebunden wird. Damit wir unsere Klimaziele erreichen, müssen die Wälder jedoch in Zukunft sogar mehr CO₂ binden als sie dies jetzt tun. Dazu muss mehr Holz nachwachsen als aus dem Wald entnommen wird – und das bei steigenden Risiken für Dürren und Waldbrände. Wenn Holz genutzt wird, sollte dies zunächst für langlebige Produkte, wie Möbel oder Bauholz, geschehen, damit das im Holz gespeicherte CO₂ nicht sofort durch Verbrennen wieder in die Atmosphäre gelangt. Nur nicht (mehr) für solche Produkte nutzbares Holz sollte verbrannt werden und dann für Zwecke, in denen andere erneuerbare Energien, wie mit Ökostrom betriebene Wärmepumpen, nur wenig geeignet sind – etwa Hochtemperaturprozesse in der Industrie – oder für Anwendungen, die hohe Emissionsstandards einhalten können, wie große Heizkraftwerke.
Zum Heizen von Gebäuden sollte Holz allenfalls in gut begründeten Ausnahmefällen eingesetzt werden, in denen es tatsächlich keine Alternative gibt. Gebäude sollten, nachdem eine energetische Sanierung den Wärmebedarf minimiert hat, vornehmlich mit Hilfe von Wärmenetzen oder Wärmepumpen beheizt werden, die inzwischen auch teilsanierte Bestandsgebäude effizient versorgen können. Wo eine Wärmepumpe allein nicht ausreicht, sind Hybridheizungen eine Lösung, bei denen die Wärmepumpe die meiste Heizwärme liefert und ein Pellet-Heizkessel an den kältesten Tagen unterstützt – bereits diese Kombination spart viel Brennstoff.
Das UBA empfiehlt deshalb folgenden 4-Punkte-Plan zum Schutz von Gesundheit und Klima:
Punkt 1: Die staatliche Förderung von Holzheizungen, ob mit Scheitholz, Holzpellets oder -briketts, sollte bis Ende 2023 eingestellt und die Gelder stattdessen für die Förderung von energetischer Gebäudesanierung und Wärmepumpen eingesetzt werden.
Punkt 2: Bei der aktuell vom Gesetzgeber geplanten Regelung, bei neuen Heizungen mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien einzusetzen, sollten Wärmepumpen und Wärmenetze bevorzugt werden.
Punkt 3: Die Immissionsgrenzwerte für Feinstaub in der Außenluft sollten im Zuge der anstehenden Novellierung der EU-Luftqualitätsrichtlinie in Anlehnung an die Empfehlungen der WHO verschärft werden.
Punkt 4: Auch die Emissionsgrenzwerte für Holzheizungen sollten in der EU und Deutschland verschärft werden.