Schutzgebiet in der Antarktis gesucht

Der Kroner Lake (ASPA 140) ist die einzige Gezeitenlagune mit heißen Quellen in der Antarktis.zum Vergrößern anklicken
Der Kroner Lake (ASPA 140) ist die einzige Gezeitenlagune mit heißen Quellen in der Antarktis.
Quelle: Manuela Krakau / UBA

Das Umweltschutzprotokoll zum Antarktis-Vertrag sieht ein zusammenhängendes Netzwerk an Schutzgebieten in der Antarktis vor. Deutschland möchte hierzu einen konkreten Beitrag leisten. Daher hat das Umweltbundesamt ein Forschungsprojekt in Auftrag gegeben, um mögliche Schutzgebiete zu identifizieren und den Antarktis-Vertragsstaaten zur Ausweisung vorzuschlagen.

Inhaltsverzeichnis

 

Noch zu wenig Schutzgebiete

Die Antarktis-Vertragsstaatengemeinschaft  ist sich darüber bewusst, dass es aktuell noch zu wenige Schutzgebiete in der Antarktis gibt, ihre Verteilung ungleich ausfällt und die antarktischen Schutzgüter nur eingeschränkt repräsentieren. Daher sind die Staaten seit einiger Zeit bemüht, ein zusammenhängendes Netzwerk von Schutzgebieten in der Antarktis auf der Grundlage der bestehenden Schutzgebietskulisse aufzubauen. Dazu möchte Deutschland erstmalig einen eigenen Beitrag leisten.

 

Suche mit Hilfe der Fernerkundung

Ziel des Forschungsprojekts ist die Identifizierung und Bewertung schützenswerter Gebiete in der Antarktis und letztlich die Ausweisung eines neuen speziellen Schutzgebietes (Antarctic Specially Protected Area, ASPA). Methodisch bieten sich dafür wegen der weitgehenden Unzugänglichkeit der Antarktis fernerkundliche Werkzeuge, wie Satellitenbilder, besonders an.
Dabei sollten eisfreie Gebiete mit wertvollen Tierkolonien, aber auch andere Besonderheiten, wie herausragende geomorphologische oder geologische Gegebenheiten, im Fokus der Suche stehen. Im Projekt wird der Frage nachgegangen, welche Gebiete in der Antarktis eine potentiell hohe Schutzwürdigkeit aufweisen, jedoch aktuell keinen formalen Schutzstatus besitzen. Das können beispielsweise Gebiete mit hoher ⁠Biodiversität⁠ oder anderen Schutzgütern sein, die gleichzeitig entweder aktuell bereits einer besonderen Gefährdung ausgesetzt sind oder bei denen eine Gefährdung in Zukunft möglich erscheint. Diese Gebiete gilt es auf der Grundlage vorhandener Literatur und Datenbanken sowie mithilfe fernerkundlicher Methoden, wie der Analyse von Satellitenaufnahmen, zu identifizieren. Da in der Antarktis einige Regionen diesen Kriterien entsprechen, ist es ebenfalls ein Ziel der Forschenden, den Grad der Schutzwürdigkeit eines Gebietes zu ermitteln. Hierzu sollen konkrete Bewertungskriterien erarbeitet werden, die dabei helfen sollen, in Frage kommende Gebiete zu klassifizieren. Ein wesentliches Kriterium bei der Suche nach einer in Frage kommenden Region ist auch die mit bestehender Logistik regelmäßige Erreichbarkeit für Forschende aus Deutschland, um nötige Managementmaßnahmen, wie Kartierungen vor Ort, durchführen zu können.

 

Mit einer Vorab-Bewertung in die Vertragsstaatenkonferenz

Falls mindestens ein geeignetes Gebiet gefunden wird, das als ASPA ausgewiesen werden könnte, soll dieses einschließlich seiner identifizierten Schutzgüter geografisch und biologisch weitestgehend erfasst und beschrieben werden. Dies ist für eine Vorab-Bewertung (Prior-Assessment) zur ASPA-Ausweisung gemäß den Vorgaben des Umweltausschusses der Antarktis-Vertragsstaaten notwendig, bevor weiterführende Schritte zur eigentlichen Ausweisung eines Schutzgebietes im Rahmen der jährlich stattfindenden Konsultativtagungen zum Antarktis-Vertrag (Antarctic Treaty Consultative Meeting – ATCM) erfolgen können. Zur ATCM 2022 möchte Deutschland in Berlin ein solches Prior-Assessment vorlegen, wobei bis zur eigentlichen Ausweisung noch ein oder mehrere Jahre vergehen können.

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Schlagworte:
 Schutzgebiete  Antarktis  Vegetation  Satelliten  Fernerkundung  Vogelkolonien