Die Ergebnisse zeigen: Zwar liegt selbst der höchste gemessene Wert um den Faktor 1.000 niedriger als die EU-Lebensmittelbehörde für vertretbar hält. Falls sich jedoch – wie von der WHO befürchtet – Glyphosat als „wahrscheinlich krebserzeugend beim Menschen“ herausstellt, muss über den Stoff neu diskutiert werden. Hier sieht das UBA weiteren Forschungsbedarf.
UBA-Präsidentin Maria Krautzberger: „Wir müssen die Datenlage zur Belastung beim Menschen verbessern. Insbesondere bei Kindern wissen wir bisher kaum etwas. Dazu läuft im UBA bereits eine Studie. Wir sollten Glyphosat auch nicht isoliert betrachten, sondern die eingesetzten Produkte umfassender untersuchen. Heißt: Glyphosat mitsamt der anderen Stoffe bewerten, die zugesetzt werden, damit es auf dem Acker überhaupt wirkt.“
In einer rund 400 Proben umfassenden Stichprobe über einen Zeitraum von 15 Jahren konnte eine eindeutige Anreicherung von Glyphosat im Urin festgestellt werden. 2001 ließ sich der Stoff im Urin bei nur zehn Prozent der studentischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer nachweisen, 2013 fand man es bei knapp 60 Prozent der Testgruppe, zuletzt im Jahr 2015 waren es 40 Prozent.
Glyphosat ist das meistverkaufte Pestizid in Deutschland. Das UBA setzt sich generell dafür ein, den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft zu verringern. Der massive Einsatz von Glyphosat und anderen Herbiziden lässt auch die Pflanzenwelt auf Feldern und Wiesen verarmen – mit Folgen für die Tierwelt. Denn die Gifte wirken nicht auf die Schädlinge allein. Beispiel Rebhuhn: Weil Pflanzenschutzmittel auch Ackerkräuter und Insekten vernichten, finden die Rebhühner nicht genügend Nahrung für sich und ihren Nachwuchs. Für Maria Krautzberger ist klar: „Der Pflanzenschutz mit Chemie ist einer der Hauptgründe für den Verlust der biologischen Vielfalt auf unseren Äckern. Dass es anders geht zeigt der Ökolandbau, der weitgehend auf Pflanzenschutzmittel verzichtet.“
In seinem „5-Punkte-Programm für einen nachhaltigen Pflanzenschutz“ ruft das UBA zum Umdenken auf. Besonders wichtig sei, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu minimieren, denn die Mittel werden großflächig in erheblichen Mengen ausgebracht – etwa 100 Tausend Tonnen pro Jahr in Deutschland. Die weiteren Punkte widmen sich den notwendigen Änderungen in der Risikobewertung und im Risikomanagement von Pflanzenschutzmitteln, um einen dauerhaft umweltgerechten Pflanzenschutz zu realisieren. Hierzu zählt für das UBA insbesondere auch eine bessere Berücksichtigung der Auswirkungen auf die biologische Vielfalt in der Zulassung: Nur dort, wo genügend unbehandelte ökologisch wertvolle Flächen vorhanden sind, sollten für die Biodiversität gefährliche Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen. Weiterhin sieht Krautzberger eine ernsthafte Risiko-Nutzen-Diskussion für geboten: Man komme nicht umhin, darüber nachzudenken, wer die Kosten, die der chemische Pflanzenschutz durch Schäden an Umwelt und Gesundheit anrichtet, tragen soll. Bislang ist das vor Allem der vom Steuerzahler. Eine Abgabe auf Pflanzenschutzmittel ist erwägenswert, denn sie würde das Verursacherprinzip einführen, meint das UBA.