Die Basisvarianten
Die 2016 veröffentlichte Studie untersuchte in drei Zielbildern, wie sich der Gebäudebestand entwickeln müsste, damit der Verbrauch nicht-erneuerbarer Primärenergie bis 2050 um 80 Prozent gegenüber dem Jahr 2008 sinkt. Die erweiterte Fassung ist nun verfügbar. Die Zielbilder wurden mit Statistiken und anderen Studien besser vergleichbar gemacht. Je nach Mischung aus Maßnahmen, die erneuerbare Energien nutzen oder die Energieeffizienz eines Gebäudes verbessern, kann der Endenergieverbrauch des Gebäudebestands um 35 bis 58 Prozent gegenüber 2008 sinken und gleichzeitig das oben genannte Primärenergie-Ziel erreicht werden. Neu zu diesen Basisvarianten hinzugekommen sind zwei Ergänzungen über Effizienzpotenziale und über den Klimawandel.
Zusatzeffekte effizienter Gebäudetechnik
Besonders effiziente Gebäudetechnik für Kühlung, Klimatisierung und Beleuchtung kann über die bestehenden Zielbilder hinaus noch einmal nennenswert Energie sparen, vor allem in Nicht-Wohngebäuden wie Bürohäusern oder Fabrikgebäuden. Sparsame Elektrogeräte, Lampen, Computer usw. (der Stromverbrauch soll für die Umsetzung der Energiewende bis 2050 um 25 Prozent sinken) sparen zwar Strom, verringern aber die internen Wärmegewinne, weshalb der Heizwärmebedarf steigt. Ergebnis dieser beiden gegenläufigen Effekte ist eine zusätzliche, aber nur moderate Senkung des Endenergieverbrauchs im Vergleich zu den oben genannten Basisvarianten im Jahr 2050 auf 39 bis 60 Prozent gegenüber 2008.
Zusatzeffekte effiziente Gebäudetechnik und Klimaerwärmung
Die Kombination aus effizienterer Gebäudetechnik und angenommener Erderwärmung senkt den Endenergieverbrauch der Gebäude im Jahr 2050 um 47 bis 65 Prozent gegenüber 2008. Die Zukunftswetterdaten des Deutschen Wetterdienstes beschreiben eine Erhöhung der mittleren Jahrestemperatur um 2,1 °C für 2035 bis 2060 gegenüber dem langjährigen Mittel der Wetterdaten. Der Heizenergieverbrauch wird demnach spürbar sinken. Dagegen steigt der Endenergieverbrauch für die Kühlung von Gebäuden, aber in geringem Umfang, weil sich das wärmere Klima auf die gut gedämmten Gebäude nicht so stark auswirkt. Die Kühlung in Wohngebäuden kann dennoch einen spürbaren Anteil an Stromverbrauch und Stromkosten der Haushalte ausmachen.
Handlungsbedarf der Umweltpolitik
So günstig sich die Klimaerwärmung auf den Heizenergieverbrauch auswirkt, führt sie zu starker Überhitzung im Sommer, wenn Gebäude und ihre Umgebung nicht mit passiven Maßnahmen kühl gehalten werden. In der Praxis werden viele Gebäude, die sich im Sommer überhitzen, nicht ganzheitlich untersucht, sondern eher mit einer Klimaanlage ausgerüstet.
Weder der Einsatz effizientester Technik noch die Klimawandel-taugliche Gestaltung der Gebäude geschehen von selbst. Für alle Zielbilder sind zusätzliche Anstrengungen erforderlich, was sowohl die Umsetzung von mehr und hochwertigeren Maßnahmen als auch die dafür sorgenden politischen Randbedingungen betrifft. Der Schlüssel wird in Mindeststandards für Gebäudetechnik sowie in Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz im Gebäudebestand liegen (z.B. Nachrüstung von Klimaanlagen nur nach Prüfung des sommerlichen Wärmeschutzes oder Nachrüstpflicht von Sonnenschutz). Weitere Grundsätze der Klimapolitik für Gebäude hat das Umweltbundesamt im Positionspapier „Der Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand“ dargelegt.