KLIMZUG-Nordhessen - Klimaanpassungsnetzwerk für die Modellregion Nordhessen

Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels, wie Extremwetterereignisse oder eine geänderte Niederschlagsverteilung, stellt eine der großen Herausforderungen für Wissenschaft und Praxis dar. Im Rahmen des Projekts werden in Nordhessen Strukturen, Produkte und Dienstleistungen zur Klimaanpassung entwickelt und umgesetzt. Dabei findet eine enge Kooperation von Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Verwaltung und gesellschaftlichen Gruppen statt.
Die Forschungs- und Praxisprojekte in KLIMZUG-Nordhessen konzentrieren sich auf folgende sechs Handlungsfelder:
Ziele:
Das übergeordnete Ziel von KLIMZUG-Nordhessen ist es, beispielhaft die regionale Governanceformation zur Anpassung an den Klimawandel fort zu entwickeln und zu erproben sowie eine Übertragbarkeit auf andere Regionen zu ermöglichen. Dazu werden teils bestehende, teils neuartige Formen der transdisziplinären Kooperation zwischen Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und zivilgesellschaftlichen Akteuren entwickelt. Diese zielen darauf ab, in engem Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis auf die Region zugeschnittene Klimaanpassungsmaßnahmen und -instrumente zu erarbeiten und in verbindliches Handeln der regionalen Akteure zu überführen.Schwerpunkt ist dabei die Erprobung von drei Governance-Institutionen, welche die Klimaanpassungsmaßnahmen in der Wirtschaft (durch sog. Klimaanpassungsmanager), der Verwaltung (Klimaanpassungsbeauftragte) und der Gesellschaft (Klimaanpassungsakademie) fördern und begleiten. Sie sind für die Identifikationen von regionalen Anpassungsbedarfen, für die Entwicklung von Lösungsvorschlägen, für die Implementation dieser Lösungsvorschläge in regionales Akteurshandeln und damit für den gesamten Prozess hin zur Entwicklung der Governanceformation von besonderer Bedeutung.
Nordhessen
Vor dem Hintergrund der globalen Klimawandelszenarien (IPCC-Report) werden im Projekt die globalen Klimatrends auf ihre kleinräumigen Wirkungen untersucht. Das zentrale Aufgabenfeld ist hierbei, die weltumspannenden Berechnungen (20x20km Raster) regional herunterzurechnen, d.h. die Auflösung zu verfeinern, um kleinräumige Aussagen treffen zu können. Um klimatische Aussagen in Bereichen von Höhenlagen/Tälern oder Städten treffen zu können, werden vorhandene regionale Klimakarten ausgewertet und an die globalen Trends gekoppelt. Neben einem Rückgriff auf Datenbestände der Service Gruppe Anpassung (SGA) hinsichtlich regionaler Differenzierungsmöglichkeiten der Klimamodellierung, werden insbesondere eigene flächenbezogenen Daten einbezogen. So werden integrative Szenarien entwickelt und diskutiert. Die zu erwartenden Ergebnisse sind demnach Klimakarten und Berechnungen kleinräumiger Klimaprojektionen für die Modellregion Nordhessen.
Extremwetterereignisse, Wind, Temperaturkenntage
Der Klimawandel findet bereits statt und Berechnungen zeigen, dass bis zum Ende des 21. Jahrhunderts die mittlere globale Temperatur um zwischen 1,1°C und 6,4°C ansteigen könnte (bezogen auf den Zeitraum 1980-1999; nach IPCC 2007). Als Folge dieser Veränderungen im Energiehaushalt des Erdsystems nimmt in unseren Breiten die Niederschlagswahrscheinlichkeit im Sommer ab und in den übrigen Jahreszeiten zu. Zudem wächst die Wahrscheinlichkeit für Extremwetterphänomene wie Starkniederschläge, Hochwasser, Hitze, Dürre und Stürme.
Die skizzierten Klimaveränderungen finden ihre Entsprechung in der Region Nordhessen, dort dann verstärkt oder abgeschwächt durch die geographischen Gegebenheiten, Nutzungserfordernisse und bereits erfolgte Anpassungsmaßnahmen. Generell ist davon auszugehen, dass Phänomene wie Zunahme an Warmwetterlagen und Hitzewellen, Abnahme von Frost- und Eistagen, moderate Zunahme an Tropennächten, Rückgang an Sommer- und Zunahme an Winterniederschlägen, Veränderung der Vegetationsperiode sowie Änderungen im Abflussverhalten der Flüsse, auch in der Region Nordhessen zu gegenwärtigen sind.
Interessen- bzw. Bevölkerungsgruppen werden von den sich abzeichnenden Klimaänderungen unterschiedlich betroffen sein. Die soziale Verwundbarkeit (Vulnerabilität) ergibt sich sowohl aus den regionalen Folgen des Klimawandels (z. B. niedrigere Sommerniederschläge und Extremwetterereignisse) als auch aus den sozialen, politischen und ökonomischen Reaktionsmöglichkeiten auf diese Veränderungen. Die Anpassungskapazitäten variieren nicht nur zwischen Sektoren (z. B. Landwirtschaft und Transportsektor), sondern auch innerhalb einzelner Wirtschaftszweige (z. B. Winter- und Sommertourismus) bzw. den Betroffenengruppen (z. B. Altersgruppen mit unterschiedlichem Einkommen). Bei der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen werden daher Ziel- und Interessenskonflikte unvermeidbar sein. Die Analysen werden dazu beitragen, diese (potenziellen) Konflikte zu erkennen, deren Folgen frühzeitig abzuschätzen und Strategien zu ihrer Bearbeitung zu entwickeln.
Der Ablauf für die Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen im Projekt ist folgender: Bestimmung der regionalen Anpassungserfordernisse; Entwicklung fachlicher Lösungsvorschläge für Klimaanpassungsmaßnahmen; Untersuchung der fördernden und hemmenden gesellschaftlichen Faktoren (politische, rechtliche, wirtschaftliche und psychologische) auf die Anpassungsmaßnahmen stoßen; Erarbeitung von Handlungsempfehlungen, wie erforderliche Verhaltensänderungen erreicht werden können.
Die zentrale Aufgabe der Klimaanpassungsbeauftragten in den Gebietskörperschaften ist es, die Forschungs- und Umsetzungsprojekte zur Entwicklung von Klimaanpassungsstrategien unter Einbeziehung aller relevanten Akteure zu vernetzen, zu begleiten und zu unterstützen. Sie koordinieren die Klimaanpassungsaktivitäten innerhalb der Verwaltungen und zwischen Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung.
Für den Bereich der Wirtschaft werden drei Klimaanpassungsmanager in der drei Clustern des Regionalmanagements Tourismus und Gesundheit, Mobilitätswirtschaft sowie Dezentrale Energietechnologien eingerichtet. Die Klimaanpassungsmanager sind das Bindemitglied zwischen Regionalentwicklung, Wirtschaftsclustern, Unternehmen und Forschung. Sie kooperieren mit allen Wirtschaftsclustern und sind somit ein Strukturelement in der Governanceformation der Region Nordhessen.
Für die Vielzahl der Forschungs- und Umsetzungsvorhaben wird für die Region Nordhessen eine Klimaanpassungsakademie errichtet, die vom Landkreis Kassel (vhs Region Kassel) getragen wird. Die Ergebnisse aus den klimarelevanten Forschungsvorhaben werden in Bildungsangebote überführt und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Gemeinsam mit der Universität Kassel wird zudem ein Curriculum zur Qualifizierung von Klimaanpassungsbeauftragten entwickelt. Die Klimaanpassungsakademie stellt eine von drei innovativen Governance-Institutionen dar. Sie wird die zentrale Anlaufstelle für das gesamte Vorhaben und alle Projektpartner sein, um gemeinsame, abgestimmte Bildungs- und Veranstaltungsangebote zum Thema Klimaanpassung in Nordhessen zu entwickeln und durchzuführen. Außerdem ist die Klimaanpassungsakademie die Informations- und Kommunikationsplattform für alle Projektbeteiligten und für verschiedene Bevölkerungsgruppen in Nordhessen.
Im Hinblick auf das Ausmaß von Klimaänderungen, deren regionale Auswirkungen sowie die zeitliche Dringlichkeit von Anpassungsmaßnahmen existieren hohe Unsicherheiten. Maßnahmen, die mit gut etablierten Interessen kollidieren werden daher umso schwerer zu begründen und umzusetzen sein. Vor diesem Hintergrund ist es eine Herausforderung, für einzelne Sektoren, Teilregionen oder gar die Region als Ganze verbindliche Anpassungsstrategien zu entwickeln, die als notwendig bzw. angemessen angesehen werden und auf breite Akzeptanz stoßen. Es wird im Projekt durch eine Stärkung partizipativer Elemente zu einer Entschärfung von Zielkonflikten beigetragen und auf diese Weise die Akzeptanz der Einzelmaßnahmen erhöht.
Aufbauend auf den zu erwartenden klimatischen Veränderungen sowie Extremwetterausprägungen in der Region Nordhessen werden regionale Klimaanpassungsbedarfe zwischen Forschern und regionalen Umsetzungspartnern identifiziert.
Für die Klimaanpassungsbedarfe in den Bereichen der natürlichen Ressourcen (Agrar-, Wald- und Wasserwirtschaft), des Verkehrs, des Tourismus, der Gesundheitsversorgung und der Energieverwendung werden nachhaltige Lösungsvorschläge erarbeitet. Da diese Lösungsvorschläge nur Wirklichkeit werden können, wenn die gesellschaftlichen Akteure in Nordhessen sie in individuelles und kollektives Handeln umsetzen und sie in die dort bestehenden Strukturen passen, sind Vorschläge zu entwickeln, wie sowohl die Lösungsvorschläge den gesellschaftlichen Umsetzungsbedingungen angepasst als auch diese fortentwickelt werden können.
In Umsetzungsprojekten werden die inhaltlichen Lösungsvorschläge realisiert und erprobt und dadurch wird zugleich auch die gesamte regionale Governanceformation zur Klimaanpassung auf ihre Steuerungsfähigkeit überprüft.
BMBF-Fördermaßnahme KLIMZUG - Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten
Universität Kassel
Eine Kooperation erfolgt zwischen der Universität Kassel, dem Regierungspräsidium Kassel, Stadt Kassel und den fünf nordhessischen Landkreisen sowie durch das Regionalmanagement Nordhessen. Zudem sind Forscher der Hochschule Fulda sowie der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen beteiligt.
Die regionale Umsetzung wird in Kooperation mit dem Regionalmanagement Nordhessen und dem Kompetenznetzwerk dezentrale Energietechnologien (deENet) durchgeführt.
Beteiligte:
Universität Kassel, Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt, Hochschule Fulda, Regierungspräsidium Kassel, Regionalmanagement NordHessen GmbH, MoWiN.net e.V., deENet GmbH, Landkreis Kassel, Limón GmbH, Hessencampus Kassel / vhs Region Kassel,
Gebietskörperschaften:
fünf Landkreise (Schwalm-Eder, Werra-Meißner, Hersfeld-Rotenburg, Waldeck-Frankenberg, Kassel) mit 115 Gemeinden und der Stadt Kassel
Universität Kassel
Kompetenzzentrum für Klimaschutz und Klimaanpassung (CliMA)
Kurt-Schumacher-Str. 25
D-34117 Kassel