Klimafolgen: Handlungsfeld Industrie und Gewerbe

Rohre auf einem Fabrikgeländezum Vergrößern anklicken
Auch auf die Industrie hat der Klimwandel Auswirkungen.
Quelle: Thorsten Schier/fotolia.com

Die Folgen des Klimawandels stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen. Risiken entstehen, indem beispielsweise die Versorgung mit Rohstoffen und Zwischenprodukten sowie der Warentransport beeinträchtigt werden kann. Absatzmärkte können sich ändern oder verschieben. Durch die Entwicklung von innovativen Umwelttechnologien können sich auch Chancen ergeben.

Inhaltsverzeichnis

 

Beeinträchtigung der Versorgung mit Rohstoffen und Zwischenprodukten

Die deutsche Wirtschaft ist angewiesen auf eine verlässliche Versorgung mit Rohstoffen und Zwischenprodukten für die Weiterverarbeitung. Die zukünftige Versorgung kann insbesondere durch die Auswirkungen klimatischer Einflüsse in den Ab- und Anbauländern beeinträchtigt werden. Dies betrifft vor allem die Länder Brasilien, Vietnam, Indien, Südafrika und Thailand, die besonders vom ⁠Klimawandel⁠ betroffen sind und hohe Exporte nach Deutschland tätigen. Besonders betroffene Rohstoffe sind Kakao, Kaffee, Tee, Mate, Kautschuk und Baumwolle. Aber auch Erze, Schlacke und Aschen und tierische und pflanzliche Fette und Öle sind betroffen bei einem zugleich hohen Importvolumen.

Für Unternehmen in Deutschland kann dies steigende Kosten und wirtschaftliche Risiken bedeuten. Etwa sechs Prozent der deutschen Importe im Jahr 2015 stammten aus als besonders klimavulnerabel eingestuften Ländern. Dies kann speziell bei Rohstoffen mit ausschließlichem Vorkommen in diesen Ländern zu Importrisiken für deutsche Unternehmen führen.

 

Bedingungen auf Absatzmärkten

Deutschland ist weltweit einer der größten Exporteure von Waren und Dienstleistungen. Zu den wichtigsten exportierten Warengruppen gehören Kraftwagen und Kraftwagenteile, Maschinen, chemische Erzeugnisse und Datenverarbeitungsgeräte sowie elektrische und optische Erzeugnisse.

Daraus ergibt sich eine erhöhte Anfälligkeit Deutschlands gegenüber ⁠Klimafolgen⁠ in anderen Weltregionen. Die Haupthandelspartner Deutschlands sind Länder der Europäischen Union. Jedoch bestehen auch wichtige Handelsbeziehungen mit Ländern, die stark von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Hier kann es zu Nachfrageänderungen und Verschiebungen zukünftiger Absatzmärkte kommen.

Zudem ergeben sich auch Chancen durch die Erschließung neuer Absatzmärkte, besonders in der Bau- und Chemiebranche. Speziell im Bereich ⁠Klimaschutz⁠- und Anpassungstechnologien kann eine Zunahme der Nachfrage nach Produkten und Beratungsdienstleistungen erwartet werden.

 

Wettbewerbsvorteil in innovativen Umwelttechnologien

Der deutsche Markt für Umwelttechnologien stellt einen bedeutsamen Wachstumsmarkt dar. Als vielversprechende Umweltschutztechnologien gelten zum Beispiel E-Mobilität, Lithium-Ionen-Akkus, industrielle Abwärmenutzung und das Recycling von Photovoltaik-Anlagen. Zu den innovativen Anpassungstechnologien zählen unter anderem Technologien zur Regenwassersammlung, neuartige Wettervorhersage- und Warnsysteme und effiziente Bewässerungssysteme. Für innovative Umwelttechnologien wird bis 2025 ein starkes Markwachstum erwartet.

 

Beeinträchtigung des Warentransports

Klimatische Einflüsse und extreme Wetterereignisse wie Starkniederschläge, Starkwinde, Sturmfluten und Hitzeperioden beeinträchtigen die Verkehrsinfrastruktur und können zu negativen Auswirkungen für den internationalen und inländischen Warentransport führen. Selbst kurzfristige Kapazitätsengpässe entlang der gesamten Lieferkette können sich negativ auf die Logistik und den Handel auswirken. Besonders der internationale Seeschiffsverkehr ist durch die Folgen des Klimawandels betroffen.

Auch für den inländischen Warenverkehr über Bundeswasserstraßen sind Niedrigwasserereignisse von großer Bedeutung. Bei extremen Niedrigwasserständen kann es zu einer Verringerung der Transportmenge, Lieferverzögerungen oder Umladungen auf andere Verkehrsträger kommen.

Auf Küstenwasserstraßen und Seegewässern können Stürme extreme Hochwasserstände verursachen, die die Schifffahrt beeinträchtigen und bei starkem Seegang mitunter zum Ladungsverlust führen.

Durch eine Zunahme an Starkniederschlägen und heißen Tagen kann in Zukunft auch mit Beeinträchtigungen von Lieferprozessen auf Straßen und Schienen gerechnet werden, die in der Regel aber nur von kurzer Dauer sind.  

 

Weitere Klimawirkungen

Energieverbrauch und Beeinträchtigung bei der Energieversorgung: Die Energieversorgung deutscher Unternehmen kann auch in Zukunft als weitgehend stabil angesehen werden. Unsicherheiten ergeben sich durch den geplanten Netzausbau im Rahmen der Energiewende, welcher zu einer erhöhten Störanfälligkeit des Netzes führen kann.  Besonders für energieintensive Branchen können in Zukunft zunehmende Schwankungen des Strompreises, ausgelöst durch extreme Wetterereignisse wie Hitzeperioden und Starkniederschläge, zu höheren Energiekosten führen. Diese Preissteigerungen können ein Auslöser für Energieeinsparungen sein. Ein durch die Temperaturzunahme bedingter Anstieg an Kühlenergiebedarf kann den Energieverbrauch von Unternehmen erhöhen.

Wasserbedarf: Zunehmende Hitze kann zu größeren saisonalen Schwankungen und einer steigenden Variabilität des Wasserbedarfs führen. Der Wasserbedarf in Industrie und Gewerbe könnte in Zukunft durch flächendeckendes Abwasserrecycling und effizientere Kühlsysteme sinken. Es ist davon auszugehen, dass der Bedarf an Kühlwasser für thermische Kraftwerke, der derzeit einen bedeutenden Anteil des Wasserbedarfs ausmacht, infolge der Energiewende in Zukunft weiter abnimmt.

Freisetzung gefährlicher Stoffe: Chemie- und Kläranlagen sind von erhöhten Risiken der Freisetzung gefährlicher Stoffe in Folge von Überflutungen betroffen. In bebauten Gebieten kann bei durch Starkniederschlägen überlasteten Kanalisationen unbehandeltes Abwasser austreten beziehungsweise oberflächlich abfließen und in Gewässer gelangen. Längere Hitzeperioden können zu höherer Aufheizung von Anlagenteilen führen. Sind darin thermisch sensible Stoffe so können diese zu reagieren beginnen und Stofffreisetzungen, Brände oder Explosionen auslösen. Durch eine zunehmende Sonneneinstrahlung, insbesondere an vermehrt auftretenden Heißen Tagen, kann bodennahes Ozon größere gesundheitsschädliche Wirkungen entfalten.

Leistungseinbußen von Beschäftigten: Infolge der steigenden durchschnittlichen Lufttemperaturen und häufiger auftretenden Hitzewellen ist mit einer höheren Anzahl an Tagen pro Jahr zu rechnen, an denen die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit von Beschäftigten, die in Innenräumen arbeiten, gemindert sein kann. Durch die Zunahme von Extremereignissen können Leistungseinbußen durch Unfälle oder gesundheitliche Belastungen von im Freien Beschäftigten zunehmen. Im Freien Beschäftigte sind zudem potenziell steigenden UV-Belastungen und Pollenlasten ausgesetzt. Auch Luftverunreinigungen, die UV-Strahlungsbedingt auftreten, wie bodennahes Ozon, können zur Zunahme von Leistungseinbußen bei Arbeitstätigkeiten im Freien beitragen.

Indikator⁠ aus dem ⁠Monitoring⁠ zur ⁠DAS⁠: Hitzebedingte Minderung der Leistungsfähigkeit

Beeinträchtigung von Produktionsprozessen: Schäden an Gebäuden und Infrastrukturen, Beeinträchtigungen der Energie- und Wasserversorgung, Leistungseinbußen von Beschäftigten und Maschinen sowie Einschränkungen nationaler und internationaler Lieferketten können zukünftig durch den ⁠Klimawandel⁠ zunehmen und so Produktionsprozesse beeinträchtigen. Die erwartete digitale Transformation der Industrie und die zunehmende Automatisierung werden voraussichtlich zu weiteren grundlegenden Veränderungen von Produktionsprozessen führen.

Aufwand für die betriebliche Planung: Der Aufwand für die betriebliche Planung wird infolge des Klimawandels, insbesondere durch schwer abzuschätzende Extremwetterereignisse, zunehmen.

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