Mit der „Zukunftsplattform 24“ hat das Spurenstoffzentrum des Bundes erneut einen Raum für den interdisziplinären Austausch zur Spurenstoffthematik geschaffen. Ziel der Veranstaltung war es, den Dialog zwischen Herstellern, Wasserwirtschaft, Behörden, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu intensivieren, um die Verringerung der Einträge von Spurenstoffen in Gewässer zu erreichen. Ein besonderes Augenmerk lag in diesem Jahr auf der Novellierung der EU-Kommunalabwasserrichtlinie (KARL), auf quellenseitigen Maßnahmen sowie auf der Zero Pollution Ambition. Unter dem Motto „Über den Tellerrand geschaut - Umgang mit Spurenstoffen in Stadt, Land, Bund und Europa“ spannte sich der thematische Bogen von der kommunalen Ebene über die Bundesebene bis hin zur Europäischen Kommission.
Das interaktive Veranstaltungsformat hat das SZB wie im Vorjahr gemeinsam mit dem Fraunhofer ISI und der IKU GmbH geplant und im Fraunhofer ENIQ in Berlin umgesetzt. Auch dieses Jahr gestalteten die Stakeholder die Veranstaltung aktiv mit und beteiligten sich an mehreren Diskussionsrunden, Ausstellungen und Vorträgen. Die rund 100 Teilnehmenden nutzten den Raum der Veranstaltung intensiv zum Austausch und Vernetzung.
Alle sind gefragt: Reduktion an der Quelle UND End-of-Pipe
Die Veranstaltung eröffnete Prof. Dr. Lilian Busse, Vizepräsidentin des Umweltbundesamtes. Sie ermutigte alle Stakeholder, gemeinschaftlich zu handeln und den Spurenstoffdialog dafür aktiv zu nutzen, um Spurenstoffeinträge in die Umwelt zu reduzieren. Dass dafür sowohl Maßnahmen an der Quelle als auch „End-of-pipe“ nötig sind, betonte im Anschluss Prof. Dr. Adolf Eisenträger, Leiter des Spurenstoffzentrums, in seinem Vortrag. Er verdeutlichte, dass ein integrierter Ansatz, der sowohl die Reduktion an der Quelle, den Ausbau von Kläranlagen als auch eine starke Regulation problematischer Stoffe umfasst, entscheidend ist, um die Einträge von Spurenstoffen langfristig zu minimieren. Prof. Dr. Thomas Ternes, Vorsitzender des Gremiums zur Bewertung der Relevanz von Spurenstoffen, berichtete anschließend über die neuen relevanten Spurenstoffe, unter denen erstmals auch Lebensmittelzusatzstoffe mit zwei Süßstoffen vertreten sind.
Die EU-Kommunalabwasserrichtlinie im Fokus
Ein zentrales Thema der Veranstaltung war die geplante Novellierung der EU-Kommunalabwasserrichtlinie. In einer moderierten Diskussion setzten sich Vertreter*innen des Deutschen Städtetages, der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA), des Städte- und Gemeindebundes und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) mit den Herausforderungen und Chancen der neuen Vorgaben auseinander. Die Teilnehmenden diskutierten die Bedeutung klarer rechtlicher Rahmenbedingungen, die den Kommunen für die Umsetzung der Richtlinie entscheidend sind. Ergänzend dazu erläuterte Dr. Sibylle Pawlowski vom BMUV, wie nationale Strategien mit den EU-Vorgaben in Einklang gebracht werden können. Zum kontrovers diskutierten Thema der erweiterten Herstellerverantwortung luden zudem der VCI, der BDEW und das Umweltbundesamt zu einer Gesprächsinsel ein.
Nationale und europäische Perspektiven auf den Gewässerschutz
Den zweiten Veranstaltungstag eröffnete Dr. Sibylle Pawlowski (BMUV) mit einem Vortrag zu den globalen Herausforderungen des Gewässerschutzes in Zeiten multipler Krisen. Sie hob hervor, dass Klimawandel, Energiekrisen und Biodiversitätsverluste den Handlungsdruck erhöhen. Der anschließende Beitrag von Joachim D'Eugenio (Europäische Kommission, DG Environment) erweiterte den Blick von der nationalen auf die europäische Ebene. Er berichtete über die europäischen Strategien zur Reduzierung von Spurenstoffeinträgen, insbesondere zur Zero Pollution Ambition. Auch er betonte, dass es Zeit sei, jetzt auf allen Ebenen zu handeln, um den Gewässerschutz leisten zu können. Der politische Rahmen dafür sei nun gesteckt und eine Umsetzung auf lokaler Ebene müsse jetzt folgen.
Innovative Impulse aus der Praxis
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch Kurzvorträge zu praxisnahen Innovationen und Forschungsvorhaben. Hier wurden unter anderem ressourcenschonende Technologien zur Wasserwiederverwendung, Methoden zum Monitoring Spurenstoffen im Abwasser und die Integration einer vierten Reinigungsstufe in der Industrie und ein Ergebnisse eines Forschungsvorhaben zu Industrieabwässern vorgestellt.
Im Oktober 2023 hat das Spurenstoffzentrum des Bundes (SZB) erstmals das interaktive Veranstaltungsformat der Zukunftsplattform angeboten. Die Resonanz auf diese Veranstaltung war durchweg positiv. Die Zukunftsplattform 24 zeigt auch dieses Mal, wie wichtig der Dialog zwischen Herstellern, der Wasserwirtschaft, den Behörden, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft ist, um die Einträge von Spurenstoffen in die Gewässer zu reduzieren.