Das Umweltbundesamt (UBA) hat seinen Luftqualitätsindex (LQI) gemeinsam mit Expertinnen und Experten der IVU Umwelt und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf weiterentwickelt. Ziel ist es, die Luftqualität in Deutschland künftig noch stärker nach gesundheitlichen Risiken zu bewerten sowie die aktuellen Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die EU-Richtlinie zur Luftqualität mit in die Bewertung einzubeziehen.
UBA-Präsident Dirk Messner: „Saubere Luft ist die Voraussetzung für ein gesundes Leben. Der neue UBA-Luftqualitätsindex nimmt diesen Zusammenhang noch stärker in den Blick, indem er zeigt, wie stark Luftschadstoffe – bereits in geringen Konzentrationen – unsere Gesundheit beeinträchtigen können. Daher wird die Luftqualität nun strenger bewertet als zuvor, ganz im Sinne des Vorsorgeprinzips.“
Im Mittelpunkt des überarbeiteten LQI steht ein risikobasierter Bewertungsansatz, der die gesundheitlichen Auswirkungen unterschiedlicher Luftschadstoffe vergleichbar macht. Alle Schadstoffe werden künftig nach einem einheitlichen Maßstab bewertet – ein bestimmter Anstieg einer Luftschadstoffkonzentration im Index steht jeweils für eine vergleichbare Erhöhung des Gesundheitsrisikos. Dieser Ansatz fußt auf neuen epidemiologischen Erkenntnissen zu Krankheitshäufigkeit und Sterblichkeit aufgrund von Luftschadstoffen.
Der neue Index bewertet reale Messdaten zu den Luftschadstoffen Feinstaub (PM2.5 und PM10), Stickstoffdioxid, Ozon und Schwefeldioxid. Die Daten werden in Kategorien von sehr gut bis sehr schlecht eingestuft und in einem Index dargestellt, welcher anhand von Studien zur Krankheitshäufigkeit (z. B. Krankenhauseinweisungen wegen Herz-, Kreislauf- und Atemwegserkrankungen) und zum Sterbegeschehen abgeleitet wurde. Auch die Vorhersage der Luftschadstoffkonzentration wird als Indexwert – von sehr gut bis sehr schlecht – angezeigt.
Dank stündlich aktualisierter Index-Daten lässt sich das individuelle Verhalten kurzfristig an die aktuelle Luftqualität anpassen. Überarbeitete Empfehlungen geben künftig noch gezielter Hinweise – für die Allgemeinbevölkerung, aber auch für empfindliche Gruppen wie Kinder, ältere Menschen oder Personen mit Atemwegserkrankungen, die besonders sensibel auf Verschlechterungen der Luftqualität reagieren.
Wesentliche Neuerungen des LQI im Überblick:
- Nutzung stündlicher Messwerte auch für Feinstaub
- Aufnahme von Schwefeldioxid als zusätzlichem Schadstoff
- Risikoäquivalente Ableitung sämtlicher Schadstoffklassen
- Methodische Fundierung auf WHO‑Leitlinien und aktueller Evidenz zur Krankheitshäufigkeit und Sterblichkeit
- Aktualisierte Verhaltenstipps für die Allgemeinbevölkerung und empfindliche Personengruppen
Aufbauend auf der Entwicklung des neuen LQI hat das UBA seine digitalen Informationsangebote zum Thema Luft umfassend modernisiert. Die App „Luftqualität“ (kostenlos erhältlich für iOS und Android) stellt ab sofort die aktuellen Schadstoffwerte und Verhaltenstipps, basierend auf dem neuen LQI, bereit. Nutzerinnen und Nutzer können sich über die aktuelle Luftqualität an den rund 400 Luftmessstationen in Deutschland informieren.
Neu in der App sind stündliche Daten für Feinstaub, und nicht wie zuvor bezogen auf einen Tag. Zusätzlich wurde das Layout angepasst und nutzerfreundlicher gestaltet.
Auch das UBA-Luftdatenportal wurde technisch und visuell überarbeitet. Es bietet jetzt einen vereinfachten Zugang zu Messdaten, Karten und Hintergrundinformationen und ermöglicht so eine noch transparentere Darstellung der Luftqualität in Deutschland.
Weitere Informationen zum LQI:
Das seit 2019 bestehende Index-System zur Bewertung der Luftqualität in Deutschland wurde mit Blick auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse modernisiert. Der neu entwickelte Luftqualitätsindex erfüllt alle Vorgaben der neuen europäischen Luftqualitätsrichtlinie, die eine zeitnahe und transparente Information der der Öffentlichkeit mit besonderem Fokus auf vulnerable Gruppen fordert.