Erfolgsrezepte einer wirksamen Klimaschutz-Kommunikation

Wie sieht eine wirksame Klimaschutz-Kommunikation aus, die sowohl beim Handeln der Politik als auch der Bürger*innen zu mehr Klimaschutz führt? Zu dieser Frage lässt das Umweltbundesamt in einem dreijährigen Projekt Grundsätze und Erfolgsfaktoren entwickeln, die sich an den Erkenntnissen der Wissenschaft und den Regeln erfolgreicher Praxis ausrichten.

Zurzeit ist Deutschland nicht auf dem Pfad, bis zum Jahr 2045 emissionsneutral zu wirtschaften, wie es im deutschen Klimaschutzgesetz gesetzlich verankert und gemäß dem Übereinkommen von Paris völkerrechtlich verpflichtend ist. Dieses Ziel zu erreichen, setzt einen grundlegenden Wandel in allen Bereichen der Gesellschaft voraus. Dafür muss einerseits die Politik den nötigen rechtlichen Rahmen schaffen, also eine gute Kombination von Förderprogrammen, Preissignalen und Ordnungsrecht. Andererseits rückt auch das Verhalten der Einzelnen in den Blickpunkt. Sie müssen einen wirksamen und ehrgeizigen ⁠Klimaschutz⁠ einfordern und mittragen, antreiben und leben. Um das zu erreichen, spielt Kommunikation eine Schlüsselrolle: Sie soll Bürger*innen aufklären, aktivieren und motivieren.

Zu diesem Zweck lässt das Umweltbundesamt zurzeit ein Kommunikationskonzept für Themen des internationalen Klimaschutzes entwickeln. Damit sollen verschiedene Zielgruppen erreicht werden, die dann nicht nur die Ursachen und Folgen des Klimawandels verstehen, sondern auch ihre eigene Rolle beim Bewältigen der Klimakrise erkennen und annehmen. Diese Rolle besteht nicht nur darin, die internationalen wie nationalen politischen Entscheidungen passiv zu akzeptieren und emissionsfreie technologische Innovationen zu nutzen. Bürger*innen sollten auch aktiv ihre eigenen Möglichkeiten zum Gestalten einer attraktiven Zukunft wahrnehmen. Das kann heißen, entschlossenen Klimaschutz von der Politik einzufordern. Dazu gehört auch die Bereitschaft, parallel zur Neugestaltung von staatlichen Rahmenbedingungen das eigene Verhalten zu verändern – so wie dies zum Beispiel der Sachverständigenrat für Umweltfragen in seinem Gutachten vom Mai 2023 angeregt hat. Die bislang unerfüllte Forderung, „vom Wissen zum Handeln“ zu kommen, gilt für den Staat genauso wie für alle Menschen innerhalb seiner Grenzen – effektive öffentliche Klimakommunikation hilft, diese Lücken zu schließen.

Auch die Klimarahmenvereinbarung von Rio de Janeiro und das Übereinkommen von Paris unterstreichen die Bedeutung der Kommunikation, indem sie unter anderem fordern, die Öffentlichkeit aufzuklären und an der nötigen Klimawende zu beteiligen, Bildungsprogramme einzurichten und alle nötigen Informationen bereitzustellen. Dieses im Übereinkommen von Paris „Action for Climate Empowerment“ (ACE) genannte Programm bettet wirksame Klimakommunikation auf nationalem Niveau in die internationalen Verpflichtungen Deutschlands ein.

Das Projekt „Quo Vadis Klimakommunikation? – Neue methodische Ansätze als Teil einer Kommunikationsstrategie für den (internationalen) Klimaschutz“ wird im Auftrag des Umweltbundesamtes von einem Konsortium von Expertinnen*Experten durchgeführt. Die Leitung liegt beim ConPolicy-Institut für Verbraucherpolitik, beteiligt sind außerdem co2online und klimafakten.de sowie als Einzelpersonen Mirjam Jenny/Universität Erfurt und der Hamburger Wissenschafts-Journalist Christopher Schrader.

Die Arbeit an dem Projekt hat im März 2023 begonnen und soll bis Februar 2026 abgeschlossen sein.

Über die Laufzeit sind folgende Arbeitsschritte geplant:

  1. Auf der Basis der wissenschaftlichen Literatur und unter Einbeziehen von internationalen Benchmarks arbeitet das Projektteam zunächst „Effiziente Ansätze der Klimaschutz-Kommunikation“ heraus. Dabei finden die Möglichkeiten von Institutionen der öffentlichen Verwaltung ebenso besondere Berücksichtigung wie Strategien, den verbreiteten Falschinformationen zum Thema Klimaschutz zu begegnen. Auf dieser Basis werden Erfolgsfaktoren wirksamer Kommunikation benannt; zugleich entsteht ein Untersuchungsraster für die folgenden Schritte.
  2. In einer Gap-Analyse prüft das Projektteam die bisherige Klimakommunikation des Umweltbundesamtes zu internationalen Klimaschutzthemen hinsichtlich bestehender Stärken und Verbesserungspotenziale. Hierfür kommt das Untersuchungsraster zum Einsatz. Die im ersten Arbeitspaket erarbeiteten Erfolgsfaktoren einer effektiven Klimakommunikation werden auf die aktuellen Kommunikationskanäle des ⁠UBA⁠ angewandt. Zusätzlich stehen Fachgespräche auf dem Arbeitsplan.
  3. Anschließend entwickelt das Projektteam ein themenunabhängiges Kommunikations-Schema und -Toolkit auf der Basis der Ergebnisse der Gap-Analyse und des Untersuchungsrasters. Geplant ist ein Schema, das je nach Ziel und Zielgruppe Ansatzpunkte, Formen und Inhalte der Kommunikation vorschlägt. Es soll in einem Workshop am Umweltbundesamt vorgestellt und in der Praxis erprobt werden.
  4. Umsetzung der internationalen Verpflichtung zur „Action for Climate Empowerment“ (ACE) in Deutschland: Hierfür erarbeitet das Projektteam eine Anforderungsanalyse und führt Experteninterviews mit Verantwortlichen in Deutschland sowie Akteurinnen*Akteuren aus dem internationalen Raum durch, die von Good-Practice-Beispielen berichten können.
  5. Folgenutzung der Projektergebnisse: Es sind zwei zeitnahe Veröffentlichungen zu den Punkten 1 und 4 geplant sowie Vorträge beim Umweltbundesamt und auf einer Konferenz der Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention (COP), vermutlich im Herbst 2025.
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 Klimawandel  Klimaschutz  Kommunikation  Motivation  ACE  Action for climate empowerment