Hintergrund und Ziele
Mit über 570.000 Einwohnern ist Essen die größte Stadt unter den StadtKlima-Modellvorhaben. Seit den 1960er Jahren verzeichnet die Ruhrmetropole eine rückläufige Bevölkerungsentwicklung, die sich nach Prognosen in den nächsten Jahren fortsetzen wird.
Als hochverdichtete Großstadt, die zudem in den Ballungsraum Ruhrgebiet eingebettet ist, weist Essen eine hohe Betroffenheit gegenüber Klimafolgen auf. Dabei resultiert hauptsächlich aus Extremereignissen eine steigende Gefährdung. So bilden sich in den dicht bebauten Bereichen der Innenstadt und des umliegenden Siedlungsrings urbane Wärmeinseln und lösen sommerlichen Hitzestress aus.
Die Stadt Essen hat bereits 2009 ein Integriertes Energie- und Klimakonzept (IEKK) aufgestellt. Es umfasst für einen Zeitraum von fünf Jahren 160 laufende und geplante Maßnahmen, die zum großen Teil auf den Klimaschutz ausgerichtet sind. Im Rahmen des Modellvorhabens sollen bereits vorhandene Ansätze unterstützt und insbesondere um Anpassungsstrategien und -maßnahmen in verschiedenen Handlungsfeldern der Stadtentwicklung beispielgebend ergänzt werden.
Unter dem Motto "Stadt begegnet Klimawandel" ist es das Ziel, ein integriertes Maßnahmenkonzept zur klimagerechten Stadtentwicklung im Ballungsraum zu entwickeln. Dabei sollen innovative Strategien zur Stärkung der kommunalen Handlungsfähigkeit und Nutzung des Planungsinstrumentariums entwickelt sowie ein breiter Beteiligungsprozess durchgeführt werden.
Ziele sind
– die Identifizierung, Abschätzung, Beschreibung und Bewertung der absehbaren Auswirkungen des Klimawandels in den für Essen relevanten Handlungsfeldern,
– die Definition von Anpassungserfordernissen auf der Ebene Gesamtstadt (auch mit Blick auf die Nachbarstädte) und bezogen auf ausgewählte Quartiere,
– die Aufstellung eines integrierten Maßnahmenprogramms zum Umgang mit dem Klimawandel,
– die Entwicklung kleinräumiger Anpassungsstrategien zur Bewältigung des Klimawandels vor Ort und
– die Anwendung von Szenarien in Modellquartieren, um die mögliche Zukunft von Gebäudestruktur und Gebäudeausstattung, Freiraumgestaltung, Gestaltung des öffentlichen Raumes, Städtebau und Stadtplanung aufzuzeigen.
Zur Bündelung von vorhandenem Wissen, Erfahrungen und neuen Forschungsergebnissen sind vier verschiedene Forschungswerkstätten vorgesehen. Fachspezifische Arbeitsgruppen sollen bestehende Wissensbestände sammeln und transferieren, absehbare Risiken des Klimawandels identifizieren und Bausteine eines Maßnahmenprogramms erarbeiten. Konkretisiert wird das Projekt durch zwei unterschiedliche Modellquartiere, für die realistisch-visionäre Zukunftsentwicklungen mit Hilfe von Szenarien abgebildet und daraus resultierende Anpassungserfordernisse aufgezeigt werden sollen.
Laufzeit
bisUntersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- Nordrhein-Westfalen
- Westdeutsche Tieflandsbucht
Essen
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
Der Deutscher Wetterdienst (DWD, Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des BMVBS) stellt für alle StadtKlima-Projekte die erforderlichen Klimadaten als Grundlage für Klimafolgenabschätzung bereit.
Es wird eine Klimaanalyse der Stadt Essen durchgeführt, die u.a. klimatische Last- und Gunsträume darstellt; regionale Klimamodelle: STAR2, WETTREG, REMO10 und CLM);
- Hitzewellen
- Veränderte Niederschlagsmuster
- Höhere mittlere Temperaturen
- Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
z.B. Bodentemperatur, Niederschlag
Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)
Durch die Zunahme der Sommertage und tropischen Nächte werden bioklimatische und gesundheitliche Belastungen ansteigen; weiterhin werden Extremwetterereignisse zunehmen, z.B. Hitzeperioden und Starkregenereignisse.
Zur Maßnahmenentwicklung wurden in einer Arbeitskarte wassersensible Bereiche ermittelt, die schon heute ein Risikopotenzial enthalten, das sich durch den Klimawandel z. T. zusammen mit anderen Rahmenbedingungen, wie z. B. dichten Kanalnetzen, verschärfen kann (überschwemmungsgefährdete und grundwassernahe Bereiche).
Describe here, which approach for the vulnerability analysis, risks and/or chances is/was used within your project and which results emerged from it or are expected
Es wurden absehbare Klimafolgen identifiziert, Auswirkungen auf die Stadtentwicklung abgeschätzt und Anpassungserfordernisse auf die Ebenen Region, Stadt und Quartier definiert.
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
Anpassungsmaßnahmen im Handlungsschwerpunkt Hitzeinseln: Für ein innenstadtnahes Gebiet wurde im Rahmen des Modellprojekts ein (Grob-) Szenario entwickelt, das mögliche Handlungsstrategien und Maßnahmenoptionen aufzeigt.
Maßnahmen zur Anpassung durch städtebauliches Feinszenario: versiegelte Fläche verkleinern, sickerungsfähige Materialien verwenden, Begrünung der Südfassaden, schmale Straßen, Bepflanzung mit laubabwerfenden Gehölzen, Dachbegrünung, Wasserflächen, Grünachse, Luftzirkulation, Photovoltaikanlagen, naturnaher Gewässeraus- und -umbau einschließlich Überschwemmungszonen, Gewässerbereiche öffnen und nutzbar machen, Fortsetzung Regenwasserbewirtschaftung, Erneuerung und Modifizierung Kanalnetz, Schaffung von Abflussreduzierung und Retentionsräumen.
Ziele:
- Aufbau eines Hitzewarnsystems,
- Ausschöpfung der Potenziale von Dach-, Fassaden-, Innenhof und Straßenbegrünung,
- Ausbau und das Öffnen von Luftleitbahnen (im Rahmen des ökologischen Umbaus von Gewässern und Bahntrassen).
- 2071–2100 (ferne Zukunft)
Nutzung des demographischen Wandels, des Strukturwandels und des Modernisierungsbedarfs für einen klimaangepassten Städtebau und die Erweiterung von Freiflächen.
Wer war oder ist beteiligt?
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR): KlimaExWoSt - StadtKlima
lokale Forschungsassistenz: Universität Duisburg-Essen mit dem Institut Stadtplanung und Städtebau (Federführung) und dem Fachgebiet Angewandte Klimatologie und Landschaftsökologie
Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft, Emschergenossenschaft, Ruhrverband, Regionalverband Ruhr, Stadtwerke Essen und Deutscher Wetterdienst sowie städtische Ämter, Fachdienststellen und Tochtergesellschaften
Stadt Essen
Umweltamt
Rathaus Porscheplatz 1
D-45121 Essen