Hintergrund und Ziele
Die Abschätzung ökonomischer Schäden ist eine entscheidende Komponente in der Hochwasservorsorge, z.B. bei Entscheidungen über Hochwasserschutzmaßnahmen auf der Basis von Kosten-Nutzen-Analysen. Verbesserte, wissenschaftlich fundierte Methoden zur Schadensabschätzung sollten daher einen wesentlichen Baustein für ein kosteneffizientes Hochwassermanagement bilden.
Ziele:
Im Projekt werden für alle Wirtschaftsbereiche verbesserte, übertragbare Methoden zur Abschätzung direkter und indirekter wirtschaftlicher Schäden durch Hochwasser entwickelt, vor allem auf Grundlage neuer Schadensdaten von den Hochwasserereignissen 2002, 2005 und 2006 im Elbe- und Donaueinzugsgebiet. Die Methoden werden durch offizielle Daten vergangener Hochwasserereignisse validiert, auf Übertragbarkeit getestet und im Rahmen einer Sensitivitätsanalyse am Lockwitzbach in Dresden angewendet.
Zur Verbesserung und Harmonisierung der Schadenerfassung werden Vertreter aus Behörden, Versicherungen, Ingenieurbüros und wissenschaftlichen Einrichtungen einbezogen und eine Expertenbefragung nach der Delphi-Methode durchgeführt. Auf Grundlage dessen wird ein Leitfaden zur standardisierten Erhebung von Hochwasserschäden erarbeitet und eine Hochwasserschadensdatenbank für Deutschland (HOWAS 21) entwickelt. Mit HOWAS 21 wurde eine fundierte Datengrundlage zur Erforschung von Hochwasserschäden geschaffen. Diese Daten dienen zum besseren Verständnis der Entstehung von Hochwasserschäden und zur Beurteilung der Wirksamkeit von Vorsorgemaßnahmen.
HOWAS 21 ist eine objekt-spezifische Hochwasserschadensdatenbank für Deutschland. Neben den aufgetretenen monetären Schäden an Wohngebäuden, Hausrat, Unternehmen und Flächen sind in HOWAS 21 Daten zur Ereigniseinwirkung am Objekt, zum geschädigten Objekt selbst und zur Schadensminderung festgehalten. Jeder Schadensfall wird außerdem einem übergeordneten Hochwasserereignis und einer Erhebungskampagne (Metadaten) zugeordnet. Die Attribute in HOWAS 21 basieren auf Katalogen, die durch eine mehrstufige Experten-Befragung für jeden Sektor festgelegt wurden. Anfang September 2008 erfolgte im Rahmen des Nutzungskonzeptes die Teilfreigabe für die derzeit enthaltenen Schadensfälle im privaten Bereich. Die vollständige Freischaltung ist Anfang 2009 erfolgt. Die Datenbankentwicklung erfolgte in Kooperation mit der Helmholtz-EOS Vernetzungsplattform Naturkatastrophen NaDiNe, über deren Webplattform HOWAS 21 online verfügbar ist.
Die Ergebnisse des Projekts werden somit auf drei Ebenen wirksam:
- Wissenschaft: verbesserte, übertragbare Methoden der Schadenabschätzung
- Wasserwirtschaftliche Praxis: Empfehlungen in Form von Handbüchern
- Lokal: Unterstützung der Hochwasservorsorge der Stadt Dresden und anderer Kommunen.
Laufzeit
bisUntersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- Baden-Württemberg
- Bayern
- Brandenburg
- Hamburg
- Mecklenburg-Vorpommern
- Niedersachsen
- Sachsen
- Sachsen-Anhalt
- Schleswig-Holstein
- Alb und nordbayerisches Hügelland
- Alpen
- Alpenvorland
- Erzgebirge, Thüringer und Bayrischer Wald
- Nordostdeutsches Tiefland
- Nordwestdeutsches Tiefland
- Südostdeutsche Becken und Hügel
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
Analyse vergangener Hochwasserereignisse und der resultierenden Schäden
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
Entwicklung von verbesserten und übertragbaren Methoden zur Abschätzung direkter und indirekter Schäden durch Hochwasser für alle Wirtschaftsbereiche. Verbesserung und Harmonisierung der Schadenserfassung durch Entwicklung eines Leitfadens zur standardisierten Erhebung von Hochwasserschäden und einer Hochwasserschadensdatenbank für Deutschland. Stärkung des Risikobewusstseins und der privaten Hochwasservorsorge durch Bürgerinformation über Hochwasservorsorge.
Zur Stärkung des Risikobewusstseins und der privaten Hochwasservorsorge wird weiterhin eine web-basierte Broschüre zur Bürgerinformation über Hochwasservorsorge gemeinsam mit dem Projekt URBAS und in Zusammenarbeit mit der Vernetzungsplattform Naturkatastrophen NaDiNe erarbeitet. Das Angebot richtet sich an Kommunen, die ihre Bürgerinnen und Bürger über die Möglichkeiten und Potenziale privater Hochwasservorsorge aufklären möchten. Sie sollen darin unterstützt werden, qualifiziert und kostengünstig Informationsmaterial zu erstellen. Insgesamt werden 14 Module mit Informationen zu verschiedenen Themen aus den Bereichen Gefahrenlage, Vorsorge, Warnungen und Maßnahmen im Ereignisfall angeboten. Das Innovative der webbasierten Broschüre ist, dass die Kommunen eigene Informationen einbringen können. Somit können die erstellten Informationsmaterialien an die lokale Situation angepasst werden (z.B. durch Gefährdungskarten der jeweiligen Gemeinde) und sich direkt an die betroffenen Bürgerinnen und Bürger richten. Die Kommunen können die so entstandene Broschüre oder einzelne Merkblätter ausdrucken, um sie zu verteilen, oder auf ihrer Homepage veröffentlichen. Durch die Zusammenarbeit mit der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) und der Versicherungswirtschaft soll eine weite Verbreitung der Leitfäden und Broschüre erreicht werden.
Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen
Schadensabschätzung für ein kosteneffizientes Hochwassermanagement (z.B. anhand Kosten-Nutzen-Analysen): Schäden in Privathaushalten, direkte und indirekte Schäden an der Verkehrsinfrastruktur, Schäden in Land- und Forstwirtschaft, direkte und indirekte Schäden in Unternehmen, makroökonomische Effekte.
Wer war oder ist beteiligt?
BMBF-Förderaktivität "Risikomanagement extremer Hochwasserereignisse" (RIMAX)
Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ)
- Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin);
- Bauhaus-Universität Weimar, Zentrum für Ingenieuranalyse von Erdbebenschäden am Institut für Konstruktiven Ingenieurbau;
- Justus-Liebig Universität Gießen, Institut für Betriebslehre der Agrar- und Ernährungswirtschaft;
- ARCADIS Consult GmbH Kooperationspartner: Umweltamt der Stadt Dresden;
- Deutsche Rückversicherung AG, Abt. Technik und Service;
- Landestalsperrenverwaltung Sachsen
GFZ - GeoForschungsZentrum Potsdam
Telegrafenberg
D-14473 Potsdam