Hintergrund und Ziele
Die Modellregion ist in weiten Teilen deckungsgleich mit dem hessischen Teil der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main und umfasst die Planungsregionen Mittel- und Südhessen einschließlich des Planungsverbands Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main. Mit einer Fläche von ca. 13.000 km² ist Mittel- und Südhessen die größte Modellregion der KlimaMORO-Regionen. Insgesamt leben hier über 4,8 Mio. Menschen, wobei die Einwohnerdichte der Teilräume stark variiert. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der einzelnen Teilräume sind jeweils verschiedene Veränderungen und Anpassungserfordernisse durch den Klimawandel zu erwarten.
Der weltweit verstärkte Klimawandel ist wissenschaftlich unumstritten, seine Auswirkungen treffen zunehmend alle Regionen und nehmen Einfluss auf die unterschiedlichsten Lebensbereiche. Bereits heute entstehen auch in Hessen zunehmend hohe gesamtwirtschaftliche Schäden durch Extremwetterereignisse, deren Häufigkeit sich im Zuge des fortschreitenden Klimawandels voraussichtlich noch erhöhen wird. Zur Anpassung an die unvermeidbaren Folgen ist daher die Erarbeitung und Implementierung wirksamer Konzepte notwendig – die regionale Planungsebene nimmt dabei eine zentrale Rolle ein.
Ziel des Vorhabens ist die Weiterentwicklung des raumordnerischen Instrumentariums vor dem Hintergrund des Klimawandels und die Stärkung der Position der Regionalplanung im Risikomanagementprozess, z. B. durch den Aufbau regionaler Netzwerke.
Aktivitäten:
- Evaluierung klimarelevanter Aussagen in den Regionalplänen;
- Abschätzung von Klimafolgerisiken und -chancen;
- Konsequenzen für die Regionalpläne und Klimaanpassungsstrategie;
- Risikomanagement.
Im Mittelpunkt stehen vier Schwerpunktthemen:
- Siedlungsklima: Die drohende Überwärmung städtischer Bereiche erfordert eine angepasste Siedlungs- und Infrastrukturplanung unter besonderer Berücksichtigung des Freihaltens klimawirksamer Räume zur Sicherung der städtischen Belüftung.
- Hochwasser: Die zunehmende Hochwassergefährdung erfordert eine angepasste Raumplanung, die vorhandene Überschwemmungsbereiche sichert und die Rückgewinnung potenzieller Retentionsräume vorantreibt.
- Landwirtschaft: Ziel der Raumordnung sollte die Sicherung von Agrarstandorten sein, die auch unter den Bedingungen des Klimawandels leistungsfähig sind.
- Arten- und Biotopschutz, Biotopverbund: Die sich durch den Klimawandel verändernden Standortbedingungen und der damit zusammenhängende Artenrückgang bzw. -wechsel erfordern eine Anpassung des regionalen Biotopverbundsystems, um die verstärkt notwendigen Wanderungs- und Austauschbeziehungen zu gewährleisten.
Laufzeit
bisUntersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- Berlin
- Hessen
- Links- und rechtsrheinische Mittelgebirge
- Oberrheingraben
- Zentrale Mittelgebirge und Harz
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
Klimaprojektionen des Deutschen Wetterdienst (DWD) werden genutzt;
Kaltluftsimulation mit dem Modell KALM, Stadtbioklimamodelle UBIKLIM oder MUKLIMO_3;
Berücksichtigung der Besonderheiten des Stadtklimas
- Hitzewellen
- Veränderte Niederschlagsmuster
- Höhere mittlere Temperaturen
- Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
- Trockenheit
Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)
Für die Modellregion Mittel- und Südhessen ist ein Temperaturanstieg zwischen 1,8 und 3,1°C bis 2100 zu erwarten, wobei regionale und saisonale Besonderheiten auftreten können. Die Gesamtmenge der Jahresniederschläge wird zwar in etwa gleich bleiben, jedoch ist eine zeitliche Verschiebung zu erwarten: Im Sommer werden häufigere Trockenperioden auftreten, während im Winter mehr Niederschlag fallen wird. Zusätzlich ist mit häufigeren Extremereignissen wie Sturm oder Starkregen zu rechnen.
Describe here, which approach for the vulnerability analysis, risks and/or chances is/was used within your project and which results emerged from it or are expected
Die Region ist insbesondere in den dicht besiedelten Gebieten gegenüber Überwärmung bei Hitzeperioden anfällig. Hinzu kommt eine Verwundbarkeit in Überschwemmungsgebieten aufgrund potenziell zunehmender Hochwassergefährdung und im Arten- und Biotopschutz aufgrund sich verändernder Standortbedingungen sowie in der Landwirtschaft.
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
Eine Basis für die Arbeit der Region war eine Expertenbefragung zur räumlichen Konkretisierung von Klimafolgerisiken und -chancen und eine Evaluierung klimarelevanter Aussagen in den Regionalplänen und im Regionalen Flächennutzungsplan. Daraus wurden Konsequenzen für die Weiterentwicklung des formellen regionalplanerischen Instrumentariums abgeleitet. Die thematische Arbeit fand über eine breite Einbindung von Akteuren und Experten in drei Arbeitsgruppen mit folgenden Themenschwerpunkten statt:
- Siedlungsklimaschutz: Entwicklung des kommunalen Handlungsleitfadens zur Klimaanpassung;
- Hochwasserschutz und Sturzfluten: Erarbeitung von regionalplanerischen Ansätzen zur Abgrenzung von durch Sturz fluten gefährdeten Bereichen;
- Biotopverbund: Entwicklung eines resilienten Grünlandverbundes.
Ergebnis ist ein kommunaler Handlungsleitfaden zur Anpassung an den Klimawandel mit konkreten Maßnahmen zu einzelnen Problemfeldern (Hitzebelastung, Trockenheit, Extremniederschläge, Starkwindböen und Stürme).
Beispiele für Klimaanpassungsmaßnahmen in urbanen Räumen: Bodenbeläge, die sich nicht stark aufheizen und sickerfähig sind, sowie Baumscheiben zur Versickerung und Speicherung von Niederschlagswasser.
Erstellung einer Checkliste zur kommunalen Anpassung an den Klimawandel (siehe auch Stadtklimalotse).
- 2071–2100 (ferne Zukunft)
Wer war oder ist beteiligt?
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR): KlimaMORO
Regierungspräsidium Gießen;
Regionale Forschungsassistenz: regioTrend, Büro für Regionalentwicklung
Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, Regionalverband FrankfurtRheinMain und Fachzentrum Klimawandel Hessen
Regierungspräsidium Gießen
Landgraf-Philipp-Platz 1-7
D-35390 Gießen