Hintergrund und Ziele
Die Auswirkungen des Klimawandels stellen die europäische und die internationale Staatengemeinschaft vor erhebliche soziale, ökologische und wirtschaftliche Herausforderungen. Immer häufiger auftretende Wetterextreme (Niederschläge, Hochwasser, Hitzewellen und Dürren), schmelzende Schneedecken, Temperaturerhöhung und steigender Meeresspiegel werden die Lebensgrundlagen, die Nahrungsmittelproduktion, die Energieversorgung, die Infrastrukturen sowie die Ökosysteme und damit die gesamte Gesellschaft in all ihren Facetten immer stärker beeinträchtigen. Nach Schätzungen der Münchener Rückversicherungsgesellschaft (Munich Re) haben z. B. die kombinierten Auswirkungen des heißen Sommers von 2003 (Trockenheit, Hitzestress und Brände) dem Agrar-, Tierhaltungs- und Forstsektor der EU Verluste in Höhe von 10 Mrd. EUR beschert.
Um die notwendigen Entscheidungen über die optimale Anpassungsmethode treffen zu können, ist der Zugang zu verlässlichen Daten über die wahrscheinlichen Klimaauswirkungen, die damit zusammenhängenden sozioökonomischen Aspekte und die Kosten/Nutzen der verschiedenen Anpassungsoptionen unerlässlich. In ihrem Weißbuch über Klimaanpassung aus dem Jahr 2009 wies die Europäische Kommission darauf hin, dass der Mangel an Wissen die Entwicklung erfolgreicher Anpassungsstrategien ernsthaft behindert.
Das Ziel von CLIMATE-ADAPT ist es daher, Europa bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Dazu ist eine öffentlich zugängliche Internet-Plattform für Klimaanpassungs entwickelt worden, die politische Entscheidungsträger auf EU-, nationaler, regionaler und lokaler Ebene bei der Entwicklung von Klimaanpassungsmaßnahmen und -strategien unterstützen soll. Anpassung bedeutet, die nachteiligen Auswirkungen des Klimawandels zu identifizieren und geeignete Vorkehrungen zu treffen, um die Schäden, die dadurch hervorgerufen werden können, zu verhindern bzw. zu minimieren.
Die Internet-Plattform von CLIMATE-ADAPT wurde in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und politischen Entscheidungsträgern aus Europa entwickelt und soll Nutzern helfen, Informationen in folgenden Bereichen abzurufen:
- Prognosen für den Klimawandel in Europa;
- Anfälligkeit der Regionen, Länder und Sektoren – heute und in Zukunft;
- Informationen über nationale, regionale und transnationale Anpassungsaktivitäten und -strategien;
- Fallstudien über Anpassungsmaßnahmen und potenzielle künftige Anpassungsoptionen;
- Webtools zur Unterstützung der Anpassungsplanung;
- Anpassungsbezogene Forschungsprojekte, Leitliniendokumente, Berichte, Informationsquellen, Links, Nachrichten und Veranstaltungen.
Laufzeit
Untersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- europaweit
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
Es werden über die Plattform unterschiedliche Studien zu Klimawandelszenarien für die Analyse potenzieller Auswirkungen zur Verfügung gestellt. Verlinkt sind z. B. Studien und Ergebnisse des Projekts ENSEMBLE und die Aktivitäten vom UKCIP
- Flusshochwasser
- Hitzewellen
- Sturzfluten
- Veränderte Niederschlagsmuster
- Höhere mittlere Temperaturen
- Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten
- Niedrigwasser
- Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
- Sturm
- Trockenheit
Eis und Schnee
bis 2100
Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)
Über die Internet-Plattform werden handlungsfeldübergreifend Informationen für die potenziellen Folgen und Auswirkungen des Klimawandels bereitgestellt.
Describe here, which approach for the vulnerability analysis, risks and/or chances is/was used within your project and which results emerged from it or are expected
Zur Abschätzung der Vulnerabilität werden die zu erwarteten Auswirkungen und Risiken des Klimawandels sowie die Anpassungskapazität einer Region oder eines Bereichs analysiert. Vulnerabilitätsanalysen umfassen mehr als einfache Messungen des möglichen Schadens durch klimawandelbedingte Ereignisse. Sie beinhalteten auch die Beurteilung der Fähigkeit von Regionen oder Handlungsbereichen zur Anpassung. Im Zusammenhang mit dem Klimawandel definiert der IPCC Vulnerabilität gegenüber dem Klimawandel als den Grad, zu dem ein System anfällig oder nicht in Lage ist mit den nachteiligen Effekten des Klimawandels, inklusive Klimavariabilität und Extremereignisse, umzugehen.
Aufgrund der Unterschiede der Definitionen und Anwendung von Vulnerabilität und Risikobewertung setzt CLIMATE-ADAPT keine strikte Definition durch. Es wird eine Übersicht über die Vulnerabilität verschiedener Sektoren sowie Hilfestellung zur Durchführung einer Vulnerabilitätsanalyse gegeben. In den Bereichen Wasser, Kryosphäre, terrestrische Biosphäre (inklusive Biodiversität, Landwirtschaft und Forstwirtschaft), Meere oder Stadtgebiete und Gesundheit können auf der Plattform spezifische Informationen über Statistiken und Szenarien für klimawandelbedingte Vulnerabilität eingesehen werden.
Im EU-Projekt PESETA wurden die Jahresverluste für die EU-Wirtschaft für den Fall, dass sich die Klimaprognosen für 2080, sofern keine Anpassungsmaßnahmen getroffen werden, bewahrheiten sollten, auf 20–65 Mrd. EUR geschätzt. Derartige Risikoszenarien verlangen sofortiges Handeln, wenn unsere Gesellschaft künftig in der Lage sein soll, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Das bedeutet, dass sowohl die negativen Auswirkungen des Wandels abgemildert werden müssen, als auch die Chancen genutzt werden sollten.
Die wirtschaftlichen Vorteile von Anpassungsstrategien werden zunehmend sichtbar: Die derzeitigen Jahresverluste für die EU-Wirtschaft allein durch Hochwasser liegen bei 6,4 Mrd. EUR und dürften bis 2050 noch um ein Vielfaches zunehmen. Anpassungsmaßnahmen könnten derartige Schäden verhindern – und dies zu einem Bruchteil der ohne solche Maßnahmen voraussichtlich entstehenden Kosten.
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
Das "Adaptation Support Tool" der Internet-Plattform schafft die erforderliche Wissensbasis für die Entwicklung fundierter Anpassungsmaßnahmen und trägt damit zur Entwicklung einer umfassenden Anpassungsstrategie für die EU bei. Anpassungsmaßnahmen zielen darauf ab, dass Klimarisiko in einem akzeptables Bereich zu halten. Die Europäische Kommission will Anfang 2013 eine europäische Anpassungsstrategie beschließen, um dem diesbezüglichen Bedarf der Mitgliedstaaten, transnationaler Organisationen und lokaler Interessenträger durch angemessene Maßnahmen auf EU-Ebene zu entsprechen.
Mögliche Anpassungsmaßnahmen können in der Plattform für Fallbeispiele gezielt gesucht werden. Dafür kann zwischen spezifischen Klimaauswirkungen und/oder Anpassungsbereichen in der Suchfunktion gewählt werden. Des Weiteren ist eine interaktiven Karte mit Anpassungsmaßnahmen in spezifischen Regionen für eine geographische Suche angelegt.
Wer war oder ist beteiligt?
Europäischen Kommission (Directorate-General (DG) CLIMA, DG Joint Research Centre und weitere DGs)
European Environmental Agency (EEA)
EC Directorate-General for Climate Action (DG CLIMA)
EC Joint Research Centre, Institute for Environment and Sustainability (IES)
European Tropic Centre on Climate Change Impacts, Vulnerability and Adaptation (ETC/CCA)
Europäische Kommission