Ziel der Studie
Erarbeitung einer sektorenübergreifenden Vulnerabilitätsanalyse für Deutschland als Entscheidungsgrundlage, um die Vulnerabilität (Verwundbarkeit) relevanter Sektoren gegenüber den Folgen des Klimawandels zu mindern beziehungsweise die Anpassungsfähigkeit natürlicher, ökonomischer und gesellschaftlicher Systeme zu erhalten oder zu steigern.
Erscheinungsjahr
Untersuchungsregion/-raum
Kreisebene (Landkreise und kreisfreie Städte)
Verwendete Klimamodelle / Ensembles
HIRHAM5, RM5.1, HIRHAM5, RCA3, CLM2.4.11, CLM2.4.11, HIRHAM5, RACMO2, RCA3, RegCM3, REMO5.7, CLM2.4.6, HadRM3Q0, RCA3, HadRM3Q3, RCA3, HadRM3Q16
Temperatur, Niederschlag, Hitze, Trockenheit, Starkwind, Flusshochwasser, Sturmfluten, Sturzfluten, Schneefall, Frost, Meeresspiegeländerung, Starkregen, Feuchtigkeit, CO2-Gehalt der Luft, Blitz, Wind, Hagel, Seegang, Globaler Klimawandel, Häufigkeit austauscharmer Wetterlagen, Ozeanströmungen bzw. Meeresströmungen, Ozonkonzentration, Strahlungswetterlage
Gegenwart (1961-1990);
Nahe Zukunft (2021-2050);
Ferne Zukunft (2071-2100)
Klimawirkungen
- Bauwesen
- Schäden an Gebäuden, Bauwerken und zugehöriger Infrastruktur
- Gebäudefunktionalität
"Die Größe potenzieller Schäden an Gebäuden und Infrastruktur durch Sturmfluten wird von den bei Sturmflut überfluteten Flächen beeinflusst. Hochwasserereignisse können erhebliche Schäden an Gebäuden und Infrastruktur verursachen, etwa aufgrund von Durchnässung oder Beeinträchtigung des Fundaments, und so zum Einsturz von Gebäuden oder der Zerstörung von Infrastrukturen führen. [...] Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich in der Gegenwart insbesondere in Hamburg, wo sich potenzielle Überschwemmungsbereiche eines HQ100 mit einer hohen Sensitivität überlagern. Im Szenario starker Wandel könnte es in der nahen Zukunft für den gesamten Küstenbereich an Nord- und Ostsee zu verstärkten Auswirkungen des Klimawandels kommen, wobei dies insbesondere die Nordseeküste Niedersachsens und Schleswig-Holsteins betreffen würde." (S.422)
"Die Veränderung des Innenraumklimas und des Aufwands für Kühlung (Beschattung und Isolation) in Privathaushalten und in öffentlichen Gebäuden wird durch Temperatur sowie die städtischen Wärmeinseln beeinflusst. Daraus lassen sich Anforderungen an die Gebäudehülle ableiten. Bedeutende Klimasignale sind neben der Anzahl der Heißen Tage die Anzahl der Tropennächte. [...] Agglomerationsräume mit einem hohen Anteil an versiegelter Fläche und einem hohen Anteil empfindlicher Einrichtungen verzeichnen bereits gegenwärtig deutliche Klimawirkungen (Berlin, Rhein-Ruhr-Raum). Ballungszentren, in denen mit einem Bevölkerungszuwachs gerechnet wird (insbesondere entlang des Mittelrheins/Rhein-Main-Gebiet und des Oberrheins), würden in naher Zukunft im Szenario „starker Wandel“ starke Auswirkungen des Klimawandels verzeichnen, ebenso wie der Rhein-Ruhr-Agglomerationsraum sowie der Südosten Deutschlands." (S.440)
- Biologische Vielfalt
- Arten und Populationen
- Biotope, Habitate, Ökosysteme
"Lokal (auf Landkreisebene) können Gefäßpflanzenarten, die heute vorkommen, aussterben (im Mittel in Deutschland 16 Prozent der zu Beginn vorhandenen Arten), und neue Arten können hinzukommen. In der Bilanz führt das im Mittel zu einer leichten Zunahme der Artenzahl der Gefäßpflanzen. In der Bilanz ist besonders in Ostdeutschland und dem Rheintal mit möglichen Artenverlusten zu rechnen. Artengewinne sind in Süddeutschland und den zentralen Mittelgebirgsregionen möglich." (S.211)
"Die meisten Biotope und Habitate sind heute gering betroffen. Im Falle eines starken Wandels könnte sich für die wasser- und kältegebunden Biotope und Habitate die Klimawirkung auf mittel bis stark erhöhen." (S.215)
- Boden
- Bodenwasserhaushalt
- Bodenstoffhaushalt
- Bodenstruktur
- Bodenbiologie
- Bodenfunktionen
"Die stärksten Abnahmen der Sickerwasserraten als wichtiger bodenkundliche Größe für die Grundwasserneubildung sind im gesamten norddeutschen Tiefland zu erwarten; auschlaggebend wären deutlich erhöhte Verdunstungsraten durch höhere Durchschnittstemperaturen bei nur geringen Veränderungen des Niederschlagsregimes [...]." (S.177)
"Es wird davon ausgegangen, dass sich langfristig negative Veränderungen im Bodenchemismus in unzureichend gepufferten Böden aufgrund eines Verlustes der Pufferkraft und der Freisetzung erhöhter Eisen- und Aluminiumkonzentrationen durch Verwitterung ergeben können (zum Beispiel Böden aus Sandstein). Auswirkungen auf den Nährstoffaustausch im Wurzelraum von Agrarpflanzen durch ein verändertes Bodenklima wären durchaus kurzfristiger möglich." (S.192)
"Die möglichen Erosionsraten unter zukünftigen klimatischen Bedingungen unterscheiden sich nur sehr kleinräumig von den heutigen. Insbesondere Gefährdungen durch Winderosion sind in Abhängigkeit des Grades der Bodenbedeckung zum Zeitpunkt des Eintretens extremer Einzelereignisse schwer vorherzusagen. Mit einer Zunahme von Hangrutschungen durch eine verstärkte Frühjahrssättigung (Vorsättigung nach der Schneeschmelze) in gebirgigen Regionen muss gerechnet werden." (S.184)
"Bei geringen Veränderungen werden sich die zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels nicht von den momentan zu beobachtenden Einflüssen unterscheiden. Bei einem starken Wandel (höhere Temperaturen bei verringerter Feuchte) wird die biologische Aktivität in der Vegetationsperiode jedoch spürbar verringert. Die Bodenfauna und -flora profitieren von verstärkten Winterniederschlägen, kommen jedoch bei erhöhten Sommertemperaturen signifikant in Stress (Baritz 2014 mündlich)." (S.188)
"Es könnte im Sommer zu einer Einschränkung der Bodenproduktionsfunktionen aufgrund der erhöhten Gefahr von Trockenperioden kommen. Dies träfe besonders niederschlagsarme Gebiete und sandige Böden mit geringer Feldkapazität." (S.195)
- Energiewirtschaft
- Energiebedarf
- Energieinfrastruktur
- Energieumwandlung
- Energieversorgung
"Ein relativ hoher Bedarf an Heizenergie ist in der Gegenwart sensitivitätsbedingt vor allem in Berlin, Hamburg, München und Teilen des Ostens Deutschlands gegeben. Von einer Abnahme der Anzahl der Heiztage würden unter Annahme eines starken Wandels vor allem der Westen Deutschlands und insbesondere die Regionen um den Niederrhein und den Mittelrhein sowie Großstädte wie Berlin, Hamburg und München profitieren.
" (S.510)
"Potenzielle Schäden an thermischen Kraftwerken durch Flusshochwasser sind in der Gegenwart vor allem in Regionen im Süden Deutschlands, etwa um München, sowie in einzelnen Kreisen in Niedersachsen zu erwarten. Potenzielle Schäden durch Sturmfluten konzentrieren sich vor allem auf küstennahe Kreise oberhalb der Elbe. In der nahen Zukunft bleiben die räumlichen Muster der potenziellen Betroffenheit von Kraftwerksstandorten durch Flusshochwasser relativ konstant, wobei es vereinzelt zu Zu- oder Abnahmen kommt. In Bezug auf Sturmfluten werden die potenziellen Schäden an thermischen Kraftwerken in der nahen Zukunft voraussichtlich zunehmen. Unter Annahme eines starken Wandels sind neben Kreisen entlang der Elbe außerdem Kreise im Bereich der Unter- und Außenweser betroffen." (S.528)
"Erst unter Annahmen eines starken Wandels ist für das Wasserkraftpotenzial in der nahen Zukunft eine stärkere Abnahme zu erwarten. Der Rückgang des Wasserkraftpotenzials betrifft primär den Osten Deutschlands. Der durch eine besondere Sensitivität geprägte Süden (nicht in die Operationalisierung eingeflossen) hat mit einem mittleren Rückgang zu rechnen. Im Westen und insbesondere im Nordwesten ist der Rückgang voraussichtlich eher schwach ausgeprägt.
" (S.517)
"Potenzielle Schäden an Leitungsnetzen wurden im Rahmen der Bewertung durch die befragten Experten für ganz Deutschland abgeschätzt. Allein für oberirdische Freileitungen, also für das Übertragungsnetz, sehen die Experten unter Annahme eines starken Wandels eine Zunahme der Betroffenheit, wobei die Klimawirkung auch dann noch als eher gering eingestuft wird. Räumliche Schwerpunkte und eine mögliche Verschiebung dieser sind heute noch nicht genau zu benennen." (S.532)
- Fischerei
- Reproduktion, Wachstum und Sterblichkeit
- Verteilungsmuster und Fangbedingungen von kommerziell relevanten Arten
"Die Klimawirkung bezieht sich auf Nord- und Ostsee. In der Nordsee zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels auf die Fischbestände bereits in der Gegenwart im Vordringen südeuropäischer, wärmeliebender Arten nach Norden. Fallstudien zeigen steigende Trends der Fanghäufigkeit: In den am südlichsten und am nächsten zur deutschen Nordseeküste gelegenen Untersuchungsgebieten konnte inzwischen in fast jedem Fang eine südliche Art nachgewiesen werden. In den nördlich gelegenen Untersuchungsgebieten deutet sich ebenfalls eine Zunahme an. In der Binnenfischerei sind Aquakulturen unabhängig von äußeren Einflüssen und könnten gut an Klimaänderungen angepasst werden. In der nahen Zukunft könnte sich der Trend räumlich weiter fortsetzen mit einer stärkeren nach Norden wandernden Zunahme gebietsfremder südlicher Arten." (S.281)
- Industrie und Gewerbe
- Betriebsanlagen (Assets)
- Produktivität und Logistik
- Rohstoff-, Wasser- und Energieversorgung
"Die Gefahr einer möglichen Freisetzung von gefährlichen Stoffen wird durch Flusshochwasser beeinflusst. [...] Mit Blick auf Chemieparks zeichnet sich gegenwärtig und in naher Zukunft Frankfurt am Main als regionaler Schwerpunkt ab. Bei den Klärwerken sind vor allem Landkreise in den Flusseinzugsgebieten von Elbe, Weser und Donau betroffen. Im Falle eines starken Wandels wäre zukünftig auch zunehmend das Rheintal betroffen." (S.458)
"Während die Experten gegenwärtig noch keine Beeinträchtigungen von Produktionsprozessen und Logistik aufgrund des Klimawandels sehen, könnten diese vor allem im Falle eines starken Wandels im Süden Deutschlands und in den Mittelgebirgen deutlich zunehmen, unter anderem weil die räumliche Ferne zur Küste und den Häfen als wichtigen Umschlagplätzen die Sensitivität gegenüber Unterbrechungen des landgestützten Warenverkehrs erhöht." (S.484)
"Räumliche Schwerpunkte der Beeinträchtigung der Produktion aufgrund von Wasserknappheit sind gegenwärtig und in naher Zukunft bei Karlsruhe, am Niederrhein sowie in Landkreisen Niedersachsens und Sachsen-Anhalts zu erkennen. Eine größere Veränderung der potenziellen Beeinträchtigung der Produktion aufgrund von Wasserknappheit ist nicht zu erkennen." (S.481)
- Küsten-und Meeresschutz
- Meeresspiegel und Strömungen
- Küsten, Wattenmeere, Ästuare
- Marine Artenzusammensetzung
"In der Gegenwart sind nur geringe Klimawirkungen zu verzeichnen, die primär die nicht deichgeschützten Vorländer und nordfriesischen Halligen betreffen. Für den schwachen Wandel wären hier (auf Grund derselben Grundlage wie für die Gegenwart) keine Veränderungen zu erwarten, während beim starken Wandel (HQextrem) gravierende Klimawirkungen zu erwarten wären. Weite Bereiche der Nordseeküsten, die Marschflächen in Niedersachsen und SchleswigHolstein sowie die Städte Bremen und Hamburg müssten bei einem starken Wandel als sturmflutgefährdet gelten. Auch die Ostseeküsten wären – wenn auch räumlich weniger gravierend als die Nordseeküsten – betroffen." (S.307)
"In der Gegenwart wird die Belastung von Bauwerken und Infrastrukturen durch den Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten an den deutschen Küsten als gering eingeschätzt. Für die nahe Zukunft wären beim starken Wandel eher geringe Klimawirkungen für die Ostseeküste zu erwarten. Für die Nordseeküste kann, abhängig von Faktoren wie dem zukünftigen Anstieg des Watts, von eher starken Belastungen der Bauwerke und Infrastrukturen ausgegangen werden." (S.311)
- Landwirtschaft
- Agrophänologie
- Ertrag und Qualität der Ernteprodukte
- Pflanzengesundheit
"Je nach Region und Fruchtart ergeben sich verschiedene Klimawirkungen für die Landwirtschaft. Zu den positiven Klimawirkungen zählt zum Beispiel die Möglichkeit zum Anbau anspruchsvollerer Sorten oder die frühere Aussaat von Folgefrüchten. Zu den negativen Klimawirkungen zählen eine Reduzierung der Qualität und des Ertrags bestimmter Fruchtarten sowie ein erhöhtes Risiko von Schäden durch Pflanzenkrankheiten und Schädlinge. Die räumlichen Schwerpunkte eines frühen Vegetationsbeginns liegen in Gegenwart und naher Zukunft (schwacher Wandel) im Rheintal und im Südosten Deutschlands. In der nahen Zukunft bei starkem Wandel könnten sich die betroffenen Gebiete auch auf Teile Bayerns erweitern, die sich besonders stark erwärmen." (S.228)
"Viele Schadorganismen profitieren von milderen Wintern und können sich stärker vermehren, ausbreiten und/oder mehrere Generationen ausbilden. Sekundärwirkung davon könnte die Notwendigkeit eines verstärkten Pflanzenschutzes sein. Räumlich lässt sich diese Wirkung nicht differenzieren. Unter den Schaderregern könnten laut Aussagen der Experten bei einer verstärkten Erwärmung die tierische Schaderreger an Bedeutung gewinnen, während Pilzkrankheiten eher rückläufig sein könnten." (S.240)
- Finanzwirtschaft
- Bankenwirtschaft
- Versicherungswirtschaft
"Die Bankenwirtschaft wird durch extreme Wetterereignisse und graduelle Veränderungen beeinflusst. [...] Eine räumliche Differenzierung der Auswirkung des Klimawandels auf die Bankenwirtschaft ist nicht möglich. Für die Gegenwart werden nur geringe Klimawirkungen für die Bankenwirtschaft gesehen. Eine Einschätzung der nahen Zukunft haben die Experten nicht vorgenommen." (S.594)
"Die Versicherungswirtschaft wird durch extreme Wetterereignisse und graduelle Veränderungen beeinflusst. [...] Eine räumliche Differenzierung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Versicherungswirtschaft ist nicht möglich. Die Experten gehen deutschlandweit sowohl für die Gegenwart, also auch für die nahe Zukunft von eher starken Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft aus, rechnen dem aber keine hohe Bedeutung zu, da es das Geschäft der Versicherungen ist, mit Risiken umzugehen." (S.592)
- Menschliche Gesundheit
- Hitze- und kälteabhängige Erkrankungen oder Mortalitäten
- Gesundheitliche Auswirkungen von UV-Strahlung
- Vektorübertragene Krankheiten
"Bereits in der jüngeren Vergangenheit kam es vor allem im Westen (Nordrhein-Westfalen) und zu Teilen im Süden und Südwesten sowie im Osten Deutschlands in den extremen Hitzesommern 2003, 2006 und 2010 zu einem teilweise ausgeprägten Anstieg zusätzlicher Sterbefälle. Besonders betroffen wären in naher Zukunft die Ballungsgebiete und Großstädte, insbesondere Berlin, Hamburg, München, das Rhein-Ruhr- und das Rhein-Main-Gebiet." (S.608)
"Durch Strahlungswetterlagen mit einer erhöhten Ozonkonzentration kann es unter anderem zu Atembeschwerden durch bodennahes Ozon kommen. Das Ausmaß der jährlichen sommerlichen Ozonbelastung auf lokaler und regionaler Ebene ist abhängig von der Konzentration von Vorläuferstoffen, wie Stickoxiden, und der lokalen Witterung. [...] Besonders starke Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich bereits gegenwärtig insbesondere in den Großstädten Berlin, Hamburg und München aber auch in Hannover, Karlsruhe und Stuttgart. Aufgrund der Zunahme der Heißen Tage in naher Zukunft unter Bedingungen eines starken Wandels könnte die Ozonbelastung insbesondere im Südwesten Deutschlands sowie im Rhein-Main-Gebiet deutlich zunehmen. In anderen Ballungsräumen wie dem Rhein-RuhrRaum oder Bremen könnte die Konzentration bodennahen Ozons aufgrund des Rückgangs der Ozonvorläuferstoffe und eines vergleichsweise moderaten Anstiegs der Anzahl Heißer Tage in etwa auf dem heutigen Niveau verbleiben." (S.613)
"Forschungen mit langen Zeitreihen bezüglich dieser Klimawirkung sind noch nicht weit genug fortgeschritten. Es wird aber bereits beobachtet, dass sich wärmeliebende Arten, zum Beispiel die Auwaldzecke, aufgrund längerer Vegetationsperioden nach Norden ausbreiten. Eingeschleppte Arten, wie die asiatische Tigermücke, können sich unter wärmeren und feuchteren Bedingungen leichter etablieren. Auch heimische Arten, wie der Gemeine Holzbock, können von einer Temperatur- und Luftfeuchtigkeitszunahme innerhalb eines Komfortbereichs profitieren. Eine Regionalisierung und somit Identifizierung räumlicher Schwerpunkte konnte nicht vorgenommen werden, da bisher Untersuchungen darüber, wie sich die Vektorenpopulationen räumlich ausbreiten, gegenwärtig noch in Arbeit sind." (S.621)
- Raumordnung, Regional- und Bauleitplanung
"Die Veränderung von Stadtklima und Luftqualität wird durch die Temperaturveränderung (insbesondere die Zunahme von Heißen Tagen und Tropennächten) beeinflusst. Dies führt bereits heute dazu, dass sich in großen Ballungszentren die Kernstädte mit hoher Siedlungsdichte aufheizen. Das Stadtklima und die Luftqualität werden durch den urbanen Wärmeinseleffekt beeinträchtigt. [...] Agglomerationsräume mit einem hohen Anteil an versiegelter Fläche verzeichnen bereits gegenwärtig deutliche Auswirkungen des Klimawandels (Berlin, Rhein-Ruhr-Raum). Ballungszentren, in denen mit einem Bevölkerungszuwachs gerechnet wird (insbesondere entlang des Mittelrheins/Rhein-Main-Gebiet und des Oberrheins), könnten in naher Zukunft laut dem Szenario starker Wandel starke Auswirkungen des Klimawandels erfahren, ebenso wie der RheinRuhr-Agglomerationsraum sowie der Südosten Deutschlands." (S.436)
- Tourismuswirtschaft
- Touristisches Angebot
- Touristische Infrastrukturen
- Touristische Nachfrage
"Betriebsunterbrechungen werden durch Sturmfluten an der Küste sowie Starkregen und damit verbundenen Sturzfluten, Flusshochwasser sowie dem Klimasignal „Temperatur“ beeinflusst. [...] In der Gegenwart sind von Flusshochwasser vor allem Landkreise in Nord- und Ostfriesland sowie im östlichen Mecklenburg-Vorpommern und nördlichen Brandenburg, Hamburg und Bremerhaven betroffen. In den Küstenlandkreisen in Schleswig-Holstein und MecklenburgVorpommern sowie Hamburg wirken sich Sturmfluten aus und das südliche Bayern und südwestliche Baden-Württemberg ist von Sturzfluten betroffen. In der nahen Zukunft blieben diese Muster im Falle eines geringen Wandels unverändert, während bei einem starken Wandel auch Küstengebiete in Niedersachsen sowie Bremen von Sturmfluten betroffen wären. Von Betriebsunterbrechungen im Badetourismus aufgrund sinkender Gewässerqualität könnten in naher Zukunft vor allem kleine Seen und die Küste betroffen sein." (S.557)
"Klimabedingte Anforderungen an touristische Infrastruktur werden durch Temperatur- und Niederschlagsänderung sowie die Strahlungs- und Feuchtigkeitsänderung beeinflusst. [...] In der Gegenwart sowie in der nahen Zukunft (vor allem bei einem starken Wandel) sind vor allem Wintersportgebiete betroffen." (S.574)
"Eine Verschiebung der saisonalen und regionalen Nachfrage wird durch Temperatur- und Niederschlagsänderungen sowie Strahlungs- und Feuchtigkeitsänderungen beeinflusst. [...] In der Gegenwart zeigt sich, dass vor allem Regionen in Süd- und Ostdeutschland von einer hohen Anzahl an Badetagen profitieren und der Alpenraum sowie einzelne Landkreise in den Mittelgebirgen von einer hohen Zahl an Schneetagen mit von mindestens 30 Zentimetern. Eine potenzielle Beeinträchtigung von Kurtourismus durch Hitze ist gegenwärtig vergleichsweise stark im Südwesten Deutschlands. In der Zukunft würde bei einem starken Wandel die Anzahl der Badetage flächendeckend zunehmen, mit einem etwas schwächeren Anstieg in den Küstenund Gebirgsgebieten. Außerdem wären Kurorte in den Mittelgebirgen, Alpen und im Küstenraum von einem Anstieg Heißer Tage betroffen. Die Wintersportsaison könnte sich deutlich verkürzen beziehungsweise in höhere Lagen verschieben, da die Anzahl der Tage mit einer Schneehöhe von mindestens 30 Zentimetern in den meisten Skigebieten stark zurückgehen könnte." (S.568)
- Verkehr
- Verkehrsinfrastruktur
"Gegenwärtig zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels in den Bereichen Rhein-Ruhr, Oberrhein, Rhein-Main, östliches Deutschland und in einigen flächengroßen Kreisen (Hannover, Ansbach). In der nahen Zukunft könnten einige Kreise im südlichen Ostdeutschland besonders starke Auswirkungen des Klimawandels auf Verkehr und Verkehrsinfrastruktur durch Hitze erfahren. Hinzu kämen insbesondere Teile des Rhein-Main-Gebiets um Frankfurt sowie Köln." (S.380)
- Wald- und Forstwirtschaft
- Baumartenzusammensetzung
- Vitalität / Mortalitätseffekte
- Güter und Dienstleistungen des Waldes
"Die Klimaerwärmung führt zu einer Verschiebung der potenziellen Areale von einzelnen Baumarten. Regional könnte sich dadurch (durch Management oder Naturverjüngung) die Baumartenzusammensetzung ändern, wobei diese Änderungen durchaus positiv (hin zu einer potenziell natürlichen Waldgesellschaft) sein können. Regionale Schwerpunkte sind sehr schwer abzuschätzen, da kleinräumige lokale Standortbedingungen die Auswirkungen stark modifizieren können. Unter den Baumarten ist besonders die Fichte betroffen, gegebenenfalls aber auch die Buche." (S.267)
"Die Tage mit erhöhter Waldbrandgefahr könnten mit dem Klimawandel zunehmen, im Fall eines starken Wandels in ganz Deutschland um bis zu 50 Prozent. Die räumlichen Schwerpunkte liegen in der Gegenwart und der nahen Zukunft bei einem schwachen Wandel vor allem im Osten Deutschlands (südliches Brandenburg, nördliches Sachsen). Unter der Annahme eines starken Wandels in naher Zukunft könnten sich die Gebiete mit erhöhter Waldbrandgefahr auf den Osten Niedersachsens, den Westen Sachsen-Anhalts und Teile von Rheinland-Pfalz ausweiten. Kiefern- und Fichtenwälder sind besonders von einer hohen Waldbrandgefahr betroffen." (S.253)
"Bereits im Falle eines schwachen Wandels verschlechtern sich die Bedingungen für die Nutzfunktion. Im Falle eines starken Wandels sind vor allem für Fichte und Buche entlang einer Achse von Rheinland-Pfalz über Hessen bis hin nach Ostdeutschland großflächig sich verschlechternde Bedingungen für die Holzproduktion zu erwarten (Klasse 2 (trocken) oder 1 (sehr trocken))." (S.256)
- Wasser
- Grundwasser
- Grundwasserzustand
- Gewässerzustand von Oberflächengewässern
- Abflussverhältnisse (von Oberflächengewässern)
- Wasserverfügbarkeit
- Infrastruktur an Binnengewässern
"Bereits heute ist die Grundwasserneubildung in Teilen Thüringens, Sachsen-Anhalts und Sachsens sowie Brandenburgs vergleichsweise niedrig. Besonders hohe Grundwasserneubildungsraten weisen demgegenüber die Alpen und das Alpenvorland auf. Die Ergebnisse für das relativ „feuchte Szenario“ zeigen keine wesentlichen Änderungen der Grundwasserneubildung gegenüber der Referenzsituation. Unter Annahme des „trockenen Szenarios“ könnten sich moderate Abnahmen im Osten und Südosten Deutschlands sowie im Allgäu ergeben." (S.336)
"Die Klimawirkung „Flusshochwasser“ ist bereits gegenwärtig relevant. Dies wird über die teilweise großräumigen potenziell überschwemmungsgefährdeten Gebiete, aber auch die Häufung von Extremhochwassern seit den 1990er-Jahren an Rhein (1993, 1995), Oder (1997), Elbe (2002, 2013) und Donau (1999, 2002, 2013) verdeutlicht. In der nahen Zukunft würde beim Szenario des schwachen Wandels insgesamt eine leichte Entspannung gerade in Bereichen der Elbe und Havel westlich von Berlin projiziert. Beim Szenario des starken Wandels könnte es in naher Zukunft zu einer Vergrößerung der potenziellen Überschwemmungsflächen durch Flusshochwasser im Bereich der Nordseeküste kommen. Insbesondere aufgrund steigender Winterniederschläge könnten in naher Zukunft Hochwasserereignisse als Folge langanhaltender Niederschläge oder Starkregenereignisse, die voraussichtlich zunehmen könnten, häufiger werden. Daher würde mit einer Zunahme der mittleren jährlichen Hochwasserabflüsse (unterhalb Maxau) sowie im Elbeeinzugsgebiet gerechnet." (S.331)
"Für die Gegenwart kann festgehalten werden, dass der größte Durchfluss im Rheineinzugsgebiet besteht. In der nahen Zukunft könnten sich Veränderungen im Durchfluss andeuten, die sich allerdings zwischen trockenem und feuchtem Szenario diametral unterscheiden würden. Während beim trockenen Szenario über ganz Deutschland geringe bis deutliche Rückgänge (um bis zu 30 Prozent) beim Durchfluss erwartet würden, ginge das feuchte Szenario insgesamt von einer Zunahme der Durchflüsse um bis zu 30 Prozent aus. Die deutlichsten Zunahmen und Rückgänge im Durchfluss würden für die Einzugsgebiete der Weser sowie die Rheinzuflüsse Neckar und Ruhr sowie Spree/Havel erwartet." (S.326)
"Die Klimawirkung Veränderung der Wasserverfügbarkeit aus Oberflächengewässern wird in erster Linie durch die Klimasignale „Niederschlag“ und „Temperatur“ beeinflusst. [...] Während in den Alpen die höchsten Werte erreicht werden, nehmen die Werte in Richtung Nordosten deutlich ab. Der generelle Gradient von relativ hohen Werten im Süden und Südwesten hin zu geringen Werten im Osten wird regional durch die Mittelgebirgszüge durchbrochen. Die Ergebnisse für das relativ „feuchte Szenario“ des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft zeigen keine wesentliche Änderung der Abflusshöhe gegenüber der Referenzsituation. Unter Annahme des „trockenen Szenarios“ würden sich leichte Abnahmen der Abflusshöhe im südöstlichen Teil Bayerns zwischen dem Alpenrand und den Bayerischen Wald sowie in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens ergeben.
" (S.340)
"Bei Talsperren mit Speichervolumen geringer als der jährliche Gesamtzufluss sind bereits gegenwärtig geringe bis eher geringe Auswirkungen des Klimawandels zu beobachten. Betroffen sind in erster Linie Talsperren im Mittelgebirgsstreifen zwischen Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Für kleinere Talsperren in Nordrhein-Westfalen trifft dies zukünftig ebenfalls verstärkt zu. Außerdem könnte sich der Zielkonflikt zwischen Trinkwasserversorgungssicherheit und Hochwasserschutz verstärken. In Süddeutschland werden Talsperren hauptsächlich für den Hochwasserschutz und weniger zur Trinkwasserversorgung genutzt. Eine Funktionszuweisung könnte zukünftig notwendig werden." (S.352)
Methodischer Ansatz
IPCC-Ansatz, ausgehend vom Klimasignal und Sensitivität mit Aussagen zu Klimawirkungen in der Gegenwart, nahen und fernen Zukunft. Aussagen zur Anpassungskapazität und Vulnerabilität für die nahe und ferne Zukunft. Trennung der Zeitebenen Gegenwart (rezentes Klima, aktuelle sozio-ökonomische Faktoren) und nahe Zukunft (Klimamodellierung, Modellierung sozio-ökonomischer Entwicklung). Trennung von Sach- und Wertebene über kooperative Identifikation vom Wirkungszusammenhängen (Wirkungsketten) und Auswahl von Wirkungen und Indikatoren im Netzwerk Vulnerabilität. Analyse der Klimawirkungen über Modellierung, Proxyindikatoren und Experteninterviews.
Wer war oder ist beteiligt?
Auftraggeber: Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau
Auftragnehmer: Mareike Buth, Walter Kahlenborn, Jonas Savelsberg, Nina Becker, Philip Bubeck, Sibylle Kabisch, Christian Kind, Annkathrin Tempel, Franziska Tucci (adelphi, Berlin), Stefan Greiving, Mark Fleischhauer, Christian Lindner, Johannes Lückenkötter, Marcel Schonlau, Hanna Schmitt, Florian Hurth, Felix Othmer, René Augustin, Dennis Becker, Marlena Abel, Tjark Bornemann, Helene Steiner (plan + risk consult, Dortmund), Marc Zebisch, Stefan Schneiderbauer, Christian Kofler (Europäische Akademie, Bozen, Italien)
adelphi / PRC / EURAC (2015): Vulnerabilität Deutschlands gegenüber dem Klimawandel. Umweltbundesamt. Climate Change 24/2015, Dessau-Roßlau.