Wie weiter mit Stadt und Land?

Fördermaßnahme „Stadt-Land-Plus“ zeigt, wie Zusammenarbeit gelingen kann

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Stadt und Land sind eng miteinander verwoben, etwa bei den täglichen Verkehrs- und Warenströmen.
Quelle: iStock.com/Hallgerd

Stadt und Land – oft werden sie als Gegensätze wahrgenommen. In der Realität sind sie jedoch eng miteinander verflochten. Während Städte mit steigenden Mieten und knappen Flächen kämpfen, stehen viele ländliche Regionen vor Überalterung und Fachkräftemangel. Die Fördermaßnahme „Stadt-Land-Plus“ des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) zeigt: Durch Kooperation lassen sich diese Herausforderungen besser meistern – und gemeinsame Chancen nutzen.

„Die Zukunftsfähigkeit unseres Landes hängt davon ab, wie gut Stadt und Land zusammenarbeiten. Nur wenn wir Ressourcen klug nutzen, regionale Wertschöpfung stärken und Flächenverbrauch begrenzen, schaffen wir lebenswerte Räume für alle“, sagt ⁠UBA⁠-Vizepräsidentin Lilian Busse. „Stadt-Land-Plus hat gezeigt: Gemeinsam entwickelte Lösungen aus Wissenschaft und Praxis schaffen die Grundlage für nachhaltige Entwicklung – vor Ort, in den Regionen und im ganzen Land.“

Hand in Hand für lebenswerte Regionen

Von 2018 bis 2025 arbeiteten 22 Verbundprojekte aus Wissenschaft und Praxis daran, wie sich die Stärken von Stadt und Land verbinden lassen. Im Fokus: Wohnen und Siedlungsentwicklung, regionale Ernährung und Wertschöpfung, Kreislaufwirtschaft sowie soziale Gerechtigkeit. In diesem Jahr wird die Fördermaßnahme und damit das gleichnamige Querschnittsvorhaben, welches durch das Umweltbundesamt geleitet und gemeinsam mit dem Institut Raum & Energie und der StadtLand GmbH bearbeitet wurde, abgeschlossen.

Zentrale Erkenntnis: Dialog und Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Städten und ihrem Umland sowie zwischen Praxis und Wissenschaft sind der Schlüssel für zukunftsfähige Regionen, Städte und Gemeinden. In Modellregionen entstanden vor Ort konkrete Lösungen – vom Siedlungsflächenmanagement über regionale Lebensmittelversorgung bis zu gerechteren Entwicklungschancen.

Impulse für Politik und Planung

Die „Reformagenda Stadt-Land“ fasst zentrale Empfehlungen und innovative Beispiele aus der Fördermaßnahme zusammen und fordert insbesondere:

  • Siedlungsflächen gezielter zu entwickeln,
  • Regionale Lebensmittelproduktion zu sichern,
  • Kulturlandschaften vielfältig zu gestalten,
  • Stoffkreisläufe zu schließen und Abfälle zu reduzieren und
  • Regionale Gerechtigkeit zu stärken.

Die Wissenschaftler*innen weisen nicht zuletzt darauf hin, dass die von Stadt-Land-Plus entwickelten Tools zur stadtregionalen Abstimmung auch bei der Ausgestaltung des Mitteleinsatzes der neu aufgelegten Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität genutzt werden sollten.

Empfehlungen zur Weiterentwicklung relevanter rechtlicher Regelungen hat das Querschnittsprojekt mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und allen Verbundprojekten erarbeitet. Eine Zusammenfassung der Empfehlungen wurde in der Zeitschrift für Umweltrecht veröffentlicht.

Schwerpunkt Fläche: schützen statt zubauen

Ein weiteres Kernthema der Forschung war der Umgang mit der knappen Ressource Fläche. Studien zeigen: Der Verlust stadtnaher Agrarflächen verringert nicht nur Chancen für die regionale Lebensmittelversorgung, sondern gefährdet auch ⁠Klimaschutz⁠- und Biodiversitätsziele. Vorschläge reichen von einer integrierten Flächennutzung bis hin zur Sicherung regionaler Landwirtschaft und Wertschöpfung. Inwiefern regionale Ernährung zum Schutz von Agrarflächen und nachhaltiger Entwicklung beitragen könnte, wurde in einem Artikel in der Zeitschrift Politische Ökologie diskutiert.

Regionale Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele

In diesem Zusammenhang wurden auch die ⁠UN⁠-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) betrachtet. Ein Bericht überträgt sie auf die regionale Ebene in Deutschland und liefert konkrete Umsetzungshinweise für die regionale und kommunale Ebene. Eine raumsensible Nachhaltigkeits-Toolbox, die in einer Fallstudie mit der Metropolregion Nürnberg und der KlimaKom gemeinnützige eG erarbeitet wurde, hilft Regionen dabei, die Wechselbeziehungen zwischen Stadt und Land so zu gestalten, dass sie zur regionalen Umsetzung der SDGs sowie zu gleichwertigen Lebensverhältnissen und räumlicher Gerechtigkeit beitragen können.

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