Das Projekt Regen//Sicher
Im Projekt Regen // Sicher wurde untersucht, welche Aktivierungsformate besonders geeignet sind, um die Eigenvorsorge von Bürgerinnen und Bürgern zu stärken. Am Beispiel der Starkregenvorsorge wurden in der Stadt Worms, der Hansestadt Lübeck sowie in Bad Liebenwerda und Elsterwerda über einen Zeitraum von zwei Jahren verschiede Aktivierungs- und Kommunikationsformate erprobt und systematisch auf ihre Wirkung hin evaluiert.
Ergebnis des Vorhabens sind Empfehlungen für Kommunen zur Gestaltung wirksamer Aktivierungsformate zur Starkregenvorsorge. Als zweites wesentliches Ergebnis wurden ein Evaluationsleitfaden sowie wissenschaftlich fundierte Fragebogentools und Materialien zur Evaluation von Aktivierungsformaten entwickelt.
Durchgeführte Aktivierungs- und Kommunikationsformate
Die Entwicklung der Aktivierungsformate und deren Umsetzung in den Fallkommunen orientierten sich an psychologischen Einflussfaktoren, die auf Basis von wissenschaftlichen Studien als zentral für die Aktivierung der Bevölkerung zur Klimaanpassung und Eigenvorsorge identifiziert wurden. Die Beteiligungs- und Aktivierungsformate sind ausführlich in Steckbriefen dokumentiert (s.u.).
Worms sorgt vor – Gemeinsame Starkregenvorsorge von Stadt und Bürgern
► Informationsveranstaltungen für Bürger*innen: Zentrales Element der Informationsveranstaltungen waren Starkregenkarten. Die Karten wurden der Öffentlichkeit präsentiert, um den Bürgerinnen und Bürgern eine Einschätzung des Überflutungsrisikos für ihre Gebäude zu ermöglichen. Anhand der Karten konnten Betroffene sensibilisiert werden und die Notwendigkeit der Eigenvorsorge kommuniziert werden.
► Stadtteilworkshops: Die Veranstaltungen wurden gemeinsam mit der Entsorgungs- und Baubetrieb Anstalt des öffentlichen Rechts der Stadt Worms und der Stadtverwaltung Worms durchgeführt. Es gab jeweils eine Präsentation der Starkregenkarten vor den Ortsbeiräten und der anwesenden Bevölkerung durch ein Ingenieurbüro. Im Anschluss konnten Nachfragen gestellt werden.
► Veranstaltung „Wassersensibles Worms“ - Stadtverwaltung Worms: Das Angebot richtete sich an kommunale Beschäftigte. Zentrales Element dieser Veranstaltung war die Entwicklung eines kommunalen Konzeptes für ein „Wassersensibles Worms“. Dabei wurde beschrieben, welche planerischen, kollektiven oder eigenvorsorglichen Maßnahmen durchgeführt werden können. Das erarbeitete Konzept bildet einen gemeinsamen Rahmen der kommunalen Aktivitäten für den Schutz vor Starkregen.
Gemeinsam gut gerüstet – Starkregenvorsorge in Lübecker Siedlergemeinschaften
► Workshops in Siedlergemeinschaften: In den Workshops wurden Informationen zu Möglichkeiten der Eigenvorsorge und gute Beispiele in der Siedlergemeinschaft erläutert.
► Nachbarschaftsberatungen: Eine Gruppe von Nachbarinnen und Nachbarn wurde in einem ausgewählten Eigenheim zu Möglichkeiten der Eigenvorsorge anhand des konkreten Hausobjektes beraten.
Gut beraten bei Starkregen – Das Netzwerk Regenwasserberatung des Wasser- und Abwasserverbands Elsterwerda
► Fortbildung Regenwasserberatung: Fortbildung von Mitarbeitenden des Wasser- und Abwasserverband Elsterwerda zur Etablierung von Beratungsexpertise zur Starkregen- und Hochwasservorsorge vor Ort.
► Informationsstände: Vergabe von und Dialog über Informationen zu potenzieller Betroffenheit, möglichen Auswirkungen und Eigenvorsorgemaßnahmen gegenüber Starkregenereignissen.
Empfehlungen für Kommunen: Aktivierung zur privaten Starkregenvorsorge
Im Projekt wurden Empfehlungen für Kommunen zur Aktivierung von Eigenvorsorge und zur Konzeption des Aktivierungsprozesses verfasst, unter anderem:
►Bedeutung der gemeinsamen Verantwortung von Staat und Bevölkerung kommunizieren: Wissen um die eigene Verantwortung und die Verantwortlichkeiten der öffentlichen Hand im Sinne einer gemeinsamen Verantwortung bzw. Verantwortungsgemeinschaft erhöht die Auseinandersetzung mit dem Thema Starkregenvorsorge.
► Sowohl verhaltenserzeugende als auch verhaltensfördernde Formate einsetzen: Aufsuchende Informationsformate sind eher verhaltenserzeugend. Beteiligungs- und Beratungsformate sind eher einstellungs- und verhaltensfördernd.
► Risikowissen und Vorsorgewissen kombiniert vermitteln: Wissen und Wissensvermittlung innerhalb der Formate und durch Öffentlichkeitsarbeit sind notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzungen zur Aktivierung privater Starkregenvorsorge. Bei der Wissensvermittlung ist es zentral, sowohl Risikowissen als auch Wissen zu möglichen und wirksamen Anpassungs- bzw. Vorsorgemaßnahmen überzeugend zu vermitteln.
► Wissen anschaulich vermitteln: Als anschauliche Vermittlung haben sich Starkregenkarten, Checklisten zur Gefahrenabschätzung und Erfahrungsberichte Betroffener bewährt.
Empfehlungen und Tools zur Evaluation von Aktivierungsformaten
Im Projekt wurden Fragebögen entwickelt, mit denen die erprobten Aktivierungsformate auf Ihre Wirkung hin evaluiert wurden.
Diese Fragebögen, ihre Auswertung sowie die Erfahrungen mit ihrer Anwendung wurden in einem Leitfaden zusammengestellt. Mit dem Leitfaden bekommen Kommunen, die ebenfalls Beteiligungs-, Beratungs- oder Informationsformate zur Klimaanpassung durchführen, Hilfestellungen zur systematischen Analyse der Wirkung der eingesetzten Formate.
Projektteam
ecolo – Agentur für Ökologie und Kommunikation, Bremen | www.ecolo-bremen.de
e-fect dialog evaluation consulting eG, Berlin | www.e-fect.de