Deutsche Transformationsbank Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
Konsequenterweise muss sich eine nachhaltige Ausrichtung in allen Handlungsfeldern eines Finanzinstitutes wiederfinden. Ein mögliches Beispiel findet sich in der KfW, der designierten „Transformationsbank“ der Bundesrepublik Deutschland.
Die staatseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist die Förderbank des Bundes und der Länder und eine der führenden Förderbanken der Welt. Bereits seit 1948 hat die KfW das Mandat, die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Lebensbedingungen weltweit zu verbessern. Diese Rolle ist in jüngster Zeit erweitert und ausgebaut worden. So sieht das 2019 beschlossene Klimaschutzprogramm 2030 vor, die KfW zu einer „transformativen Förderbank zur Unterstützung der Transformation von Wirtschaftssektoren und Finanzmarkt für eine treibhausgasneutrale Zukunft“ zu machen.
Die Weiterentwicklung der KfW zu einer Transformationsbank ist auch Gegenstand der Maßnahme 14 der Sustainable-Finance-Strategie der deutschen Bundesregierung. Dort verweist sie auf die bereits existierende Sustainable-Finance-Strategie der KfW als zentrale Charakteristika einer Transformationsbank.
In diesem Anforderungsportfolio wägt sie die Projekte in Übereinstimmung mit dem aktuellen Nachhaltigkeitsmandats ab und finanziert entsprechende Vorhaben. Danach soll sich das Kerngeschäft der KfW vor allem daran ausrichten, „systematisch in die strukturellen Chancen der Transformation zu investieren“, indem sie insbesondere transformative Technologien fördert.
Die KfW etabliert zur Überprüfung ihrer Zielerreichung ein „Impactmanagement“, um die Wirkungen der (mit)finanzierten Vorhaben messen und steuern zu können. Die einzelnen Geschäftsbereiche der Bank bauen im Rahmen des Umsetzungsprojektes „tranSForm“ eigene Strukturen auf, um Wirkungen besser nachzuverfolgen. Dabei sollen das konzernweite Wirkungsverständnis und die Wirkungsbereiche der einzelnen Geschäftsbereiche ineinandergreifen. Für diese Umsetzung werden insgesamt etwa 20 Wirkungskategorien identifiziert und entsprechende Indikatoren, entwickelt, die sich an den SDGs und am Pariser Klimaschutzabkommen orientieren. Die Indikatoren sind eindeutig messbare und einheitliche Kennzahlen, die öffentlich zugänglich sind. Als Indikatoren dienen Messungen, wie die Fläche in Hektar der geschützten Ökosysteme oder die Anzahl energieeffizient sanierter oder erstellter Wohneinheiten. Die tatsächlichen Wirkungen ihrer Finanzierungen hält die KfW jedoch im Vorhinein der Finanzierung für schwer abschätzbar und veröffentlicht sie nicht. Gegenwärtig werden die Indikatoren nur für die interne Steuerung benutzt, sodass eine Überprüfbarkeit der tatsächlichen Geschäftspolitik anhand der Indikatoren seitens der Öffentlichkeit nur eingeschränkt möglich ist.
Im Handlungsfeld Risikomanagement ist die systematische Integration von ESG-Risikofaktoren prioritär. Dies beinhaltet ein systematisches Screening der Risikoarten und des -steuerungskreislaufs, den Aufbau einer ESG-Risikoprofil-Datenbank, Klimarisiko-Stresstests und das Screening regulatorischer Anforderungen. Zudem sollen ESG-Daten stärker integriert und Kapazitäten zur Bewertung physischer Klimarisiken aufgebaut werden.
Darüber hinaus wurden die Sektorleitlinien derart überarbeitet, dass die Paris-Kompatibilität treibhausgasintensiver Sektoren sichergestellt wird. Entsprechend definieren sie sektorspezifische Mindestanforderungen an die Klimaverträglichkeit finanzierter Technologien, die aus Paris-kompatiblen Klimaszenarien der Internationalen Energieagentur (IEA) abgeleitet sind. Diese zeigen konkret auf, welche Technologien für eine Transformation in Richtung Klimaneutralität notwendig sind. Die Förderbank kündigt an, das Ambitionsniveau der Kriterien schrittweise zu steigern. Die Sektorleitlinien gelten zunächst für Neufinanzierungen in den Sektoren Schifffahrt und Automobil, Eisen- und Stahlerzeugung, Gebäude, Stromerzeugung und Luftfahrt. Eine Transition kann über die Sektorleitlinien dem folgend nur für das Neugeschäft erzielt werden.
Ziele und Vergleiche
Das gesamte KfW-Portfolio soll bis spätestens 2050 klimaneutral gestaltet werden. Dazu entwickelt die KfW eine Methodik zur Erfassung der Treibhausgasbilanz (THG) des Gesamtportfolios. So sollen künftig die THG-Fußabdrücke auf Einzelfinanzierungsebene mit einer einheitlichen Berechnungsmethodik erhoben werden. Bereits heute wird dies für die von der KfW emittierten Green Bonds praktiziert. Über eine Ausweitung der Systematik auf sämtliche Geschäftsaktivitäten würde sie sowohl die Transparenz erhöhen, als auch die Stellung der KfW als nachhaltiger Finanzakteur festigen.
Für private und genossenschaftliche Banken sowie Sparkassen können die Nachhaltigkeitsaktivitäten der KfW im Bereich der Governance hilfreiche Hinweise liefern. Die meisten Institute legen ihrerseits Schwerpunkte in einzelnen Handlungsfeldern beziehungsweise befinden sich noch am Anfang einer umfassenderen Ausrichtung hin zu Sustainable Finance. Dennoch geht die Tendenz auch bei diesen Akteuren in Richtung Sustainable Finance. Die KfW als Transformationsbank ist ein Beispiel dafür, dass ein Wirkungsmanagement eingeführt werden kann und Transparenz bzgl. der Nachhaltigkeitsanstrengungen anstellt. Auch wenn es bis zur vollständigen Wirkungstransparenz der Aktivitäten noch weiterer Schritte bedarf, sind allein schon die Erstellung und Kommunikation solcher Strategien ein wichtiger Schritt. Dies wird in Zukunft auch für andere Finanzintermediäre immer relevanter werden, etwa um glaubwürdig zu bleiben und nicht des Greenwashings bezichtigt zu werden.
Kritik und Erwartungsmanagement
In der Vergangenheit stand auch die KfW für manche Finanzierung in der Kritik, etwa für die Finanzierung von Kreuzfahrtschiffen. Die KfW selbst rechtfertigt diese Geschäftstätigkeiten vor allem mit Argumenten der Arbeitsplatzsicherung sowie einem guten Umweltstandard für die jeweilige Branche (siehe Best in Class im Artikel Investment-Strategien). Hier zeigt sich, dass die KfW im Spannungsfeld unterschiedlicher an sie gerichteter Anforderungen agiert, die Zielkonflikte mit sich bringen können. Die in der Zwischenzeit eingeführte Sustainable Finance-Governance ermöglicht es hier Finanzierungen anhand öffentlich verfügbarer Indikatoren und Zielwerte zu beurteilen. So ist transparent nachvollziehbar, warum bestimmte Projekte öffentliche Finanzierungen bekommen.
In manch kritisiertem Bereich sind Institute wie die GLS Bank oder die Triodos Bank, die sich explizit als Nachhaltigkeitsbanken verstehen und die Finanzierung zukunftsfähiger Aktivitäten und Unternehmen als ihr Kerngeschäft ansehen, noch konsequenter umweltfreundlich, beispielsweise über striktere Ausschlusslisten. Ähnlich agieren Kirchenbanken, wie die Bank für Kirche und Caritas eG (BKC). Auch die GLS Bank hat bereits ein Wirkungsmanagement und eine Wirkungsmessung seiner Aktivitäten aufgebaut und berichtet danach. Die Rahmenwerke solcher Nachhaltigkeitsbanken führen unter Umständen schneller zum Ausschluss entsprechender Wirtschaftsaktivitäten. Die öffentliche Verfügbarkeit der Steuerungsstrukturen hilft beim Erwartungsmanagement der interessierten Öffentlichkeit und lässt eine Bewertung und den Vergleich verschiedener Geschäftsmodelle zu.
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