Bauernhaus in Ostwestfalen erhält Erdwärmepumpe statt Ölheizung
Ein ehemaliges Bauernhaus (300 m² Wohnfläche) mit einer 27 kW Ölheizung und Radiatoren sollte kostengünstig für einen wirtschaftlichen Betrieb mit Erdwärmepumpe ertüchtigt werden.
Ein ehemaliges Bauernhaus (300 m² Wohnfläche) mit einer 27 kW Ölheizung und Radiatoren sollte kostengünstig für einen wirtschaftlichen Betrieb mit Erdwärmepumpe ertüchtigt werden.
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein großes Wohnhaus mit angrenzenden Stallungen, die inzwischen als Lager genutzt werden. Das Gebäude steht im ostwestfälischen Hüllhorst und ist ein typisches Objekt aus den frühen 60er Jahren. Die Außenwände bestehen aus doppelschaligem Mauerwerk mit 8,5 cm Luftzwischenraum und Rauputz. Ein 27 kW Ölbrenner erzeugte die Raumwärme, die über Gusseisenradiatoren in die Wohnräume übertragen wurde. Bei einem Umbau in den 90er Jahren wurden die ehemaligen Heizkörpernischen zugemauert und die Radiatoren durch Stahlradiatoren ersetzt.
Nach einem Defekt des Ölkessels stand 2010 die Entscheidung an, eine neue Heizung anzuschaffen. Eine Gasheizung kam mangels Gasanschlusses nicht infrage, eine Ölheizung wollte ich nicht mehr. Somit blieben die damals schon bekannten Alternativen Holz (als Pelletheizung) oder Wärmepumpe übrig, für letztere stand ein 3.000 m² Garten zur Verfügung, in dem Flächenkollektoren verbaut werden konnten.
Die Pelletheizung sollte 26.000 € kosten, im Betrieb wäre sie wartungsintensiv gewesen. Die Wärmepumpe mit Flächenkollektor sollte 20.000 € kosten.
Um die Wärmepumpe mit möglichst niedrigen Vorlauftemperaturen betreiben zu können, wurden das zweischalige Mauerwerk mit Steinwolle ausgeblasen und alle Fenster durch Dreifachverglasung ersetzt. Außerdem wurde die Stahlbetondecke im Obergeschoss mit 20 cm Dämmwolle ausgelegt. Diese Maßnahmen kosteten ca.15.000 €.
Der Betrieb der Wärmepumpe ist bei dieser kostengünstigen Form der energetischen Sanierung ohne Fußbodenheizung mit Radiatoren mit sehr niedrigen Vorlauftemperaturen (max. 45 °C) möglich.
Zusätzlich vorhanden ist noch ein 2008 installierter Kachelofen (16 kW) mit Wassertasche, der mit 2/3 der Wärme einen Pufferspeicher beschickt, der Rest beheizt das Zimmer. Dieser Ofen ist meine Sicherheit, dass ich auch in einem kalten Winter mit der 17 kW Erdwärmepumpe ausreichend Heizleistung zur Verfügung habe.
Mit Hilfe eines damals als Energieberater tätigen Architekten haben wir die energetischen Maßnahmen geplant. Dies sollte möglichst kostengünstig erfolgen. Da das Haus ein doppelschaliges Mauerwerk mit einer 8,5 cm Luftschicht besaß, wurde diese zunächst mit Steinwolle ausgeflockt. Diese Maßnahme wurde bis zum 1. Stockwerk durchgeführt und hat ca. 4.500 € gekostet. Die oberste Geschossdecke wurde mit 20cm Dämmwolle ausgelegt, da diese Maßnahme deutlich günstiger war als eine Dämmung der Dachschrägen. Der Dachboden war früher Strohlager für die Landwirtschaft, wird aber heute nicht mehr zur Nutzung benötigt.
Alle Fenster und Türen im Haus sind durch dreifachverglaste Elemente ausgetauscht worden. Der Flächenkollektor wurde auf einer Fläche von insgesamt 1.000 m² mit Hilfe einer Erdbohrvorrichtung an einem Schlepper in 80 cm Abstand 1,40 m tief verlegt. Insgesamt sind 8 Kreise verlegt, die in einem Sammelschacht einzeln abgeschaltet werden können.
Der Projekterfolg ist wie erwartet auch eingetreten. Seit 2011 läuft die Wärmepumpe mit einer Arbeitszahl zwischen 4,1 und 4,3. Es werden jährlich ca. 6.000 kWh Strom für den Betrieb der Wärmepumpe benötigt. Allerdings kommen noch etwa 8 rm Holz für den Kachelofen mit Wassertasche hinzu. Ohne diesen Ofen läge der Jahresstrombedarf der Wärmepumpe bei ca. 8.500 kWh.
3.500 kWh kommen aus der eigenen Photovoltaikanlage mit angeschlossenem 17 kWh Stromspeicher.
Bei einem Strompreis von 31 Cent/kWh habe ich jährliche Energiekosten von ca. 1.550 € für Heizung und Warmwasser bei einer Heizfläche von 300 m². Die Wärmepumpe hat eine Heizleistung von 17 kW. Die Räume werden in den Wohnbereichen auf 21 °C beheizt, in den Schlaf- und Flurbereichen auf 16 °C und im Bad auf 22-23 °C. Alle Räume werden mit Radiatoren beheizt mit Vorlauftemperaturen meist unter 40 °C.
Viele Häuser aus den 60er Jahren sind ähnlich aufgebaut wie mein Objekt. Die Dämmung des doppelschaligen Mauerwerks ist kostengünstig und hat sich bewährt. Auch eine Dachbodendämmung ist kostengünstig. Etwas höhere Aufwendungen sind für Fenster zu veranschlagen. Es reichen aber definitiv auch zweifach verglaste Elemente.
Die Erdwärmepumpe hat einen höheren Wirkungsgrad als eine Luftwärmepumpe. Seit 2011 dokumentiere ich meine Betriebsdaten in einer Wärmepumpendatenbank und habe festgestellt, dass eine 17 kW Luftwärmepumpe einen um 1,0 niedrigeren Wirkungsgrad hätte. Bezogen auf meine Wohnfläche würde eine Luftwärmepumpe bei einem vergleichbaren Objekt jährlich ca. 11.000 kWh Strom benötigen. Bei großen Altbauten würde ich - wo immer möglich - für eine Erdwärmepumpe plädieren.