Hintergrund und Ziele
Durch das Projekt "Zukünfte und Visionen Wald 2100: Langfristige Perspektiven von Wald- und Landnutzung - Entwicklungsdynamiken, normative Grundhaltungen und Governance" erhalten Interessierte einen Einblick in die Entwicklung von Szenarien zur Zukunft des Waldes. Wie könnte und sollte der Wald in 100 Jahren aussehen? Welchen Anforderungen muss er in Zukunft genügen und mit welchen klimatischen Bedingungen wird er konfrontiert sein? Welche Zukunft von Wald und Landnutzung wollen wir? Welche schon heute erkennbaren gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, ökologischen, technischen und politischen Entwicklungen beeinflussen die Zukunft von Wald? Wie können Entscheidungen heute so getroffen werden, dass sie Handlungsoptionen für zukünftige Bedürfnisse offen lassen?
Mit diesen und anderen Fragen setzt sich das Projektteam auseinander, um mögliche und wünschenswerte Zukünfte greifbar und sichtbar zu machen. Dazu will das Projekt den Horizont erwartbarer, möglicher und wünschbarer Zukunftsentwicklungen mit einem Zeithorizont bis zum Jahr 2100 ausleuchten.
Da die Zukunft des Waldes eine gesellschaftliche Entscheidung ist, will das Projekt eine breite Diskussion zu diesem Thema anregen. Ein Schwerpunkt liegt deshalb auf Transparenz und Beteiligung. Alle Ergebnisse und Veröffentlichungen werden zum Herunterladen über die Homepage des Projekts verfügbar gemacht. Zahlreiche Workshops und Konferenzen im Rahmen des Projektes bieten die Möglichkeit, eigene Ideen und Meinungen einzubringen.
Ziel des Projektes
ist es, die Debatte um die Zukunft von Wald und Landnutzung mit einem Zeithorizont bis 2100 anzuregen. Das Vorhaben will damit
- Bewusstsein schaffen für Zukunftsverantwortung und aktive Zukunftsgestaltung;
- Verständnis vermitteln für die Einflussfaktoren, die die Zukunft von Wald- und Landnutzung in Deutschland prägen;
- Handlungsoptionen für Politik und Gesellschaft aufzeigen und Orientierungswissen für Betriebe, politische Akteure und gesellschaftliche Organisationen bereitstellen.
Grundlegend für das Projekt ist eine Analyse heute erkennbarer zukunftsrelevanter Problemfelder und deren Veränderungspotenzial. Die genaue Analyse dieser Zukunftsfelder deckt relevante Entwicklungsdynamiken auf und bildet die Basis für die weitere Diskussion im Visionenraum 2100.
Folgende Zukunftsfelder werden untersucht:
- Globalisierung und internationale Märkte;
- Klimawandel; demographische Entwicklung;
- Perspektiven der energetischen Holznutzung;
- stoffliche Verwertung und neue Technologien;
- Konkurrenz um die Fläche;
- Arbeitskultur und Region;
- gesellschaftlicher und kultureller Wandel.
Laufzeit
bisUntersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- Baden-Württemberg
- Bayern
- Berlin
- Brandenburg
- Bremen
- Hamburg
- Hessen
- Mecklenburg-Vorpommern
- Niedersachsen
- Nordrhein-Westfalen
- Rheinland-Pfalz
- Saarland
- Sachsen
- Sachsen-Anhalt
- Schleswig-Holstein
- Thüringen
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
Das Projekt macht keine Aussagen zu Klimaprojektionen und liefert keine Prognosen, wie der Wald im Jahr 2100 tatsächlich aussehen wird. Je mehr Einflussfaktoren und Entwicklungsdynamiken berücksichtigt werden und je weiter der Zeithorizont hinausgeschoben wird, umso größer werden die Unsicherheiten in den Zukunftsaussagen. Dies erfordert ein Denken in Korridoren möglicher Zukunftspfade. Am Ende dieses Prozesses stehen konsistente, alternative Bilder der Zukunft sowie Handlungsoptionen, über deren Wünschbarkeit und Erreichbarkeit diskutiert und entschieden werden muss. Es werden dafür die Entwicklung und der Einfluss der zukunftsrelevanter Problemfelder auf die zukünftige Wald- und Landnutzung untersucht.
Ergebnis der Szenarioentwicklung sind drei denkbare Entwicklungspfade bis 2100, denen jeweils unterschiedliche Annahmen über politisches Handeln zugrunde liegen.
- Pfad 1 - Weiter so: Der moderierende Staat
Der Staat als eher reaktiv und inkrementell agierender, in erster Linie auf Interessenausgleich bedachter Moderator.
- Pfad 2 - Im Zeichen der Nachhaltigkeit: Der proaktiv regulierende Staat
Der proaktiv steuernde, im Sinne einer breiten Durchsetzung von Nachhaltigkeitskonzepten regulierende Staat.
- Pfad 3 - Vertrauen auf Marktkräfte: Der deregulierende Staat
Der schlanke Staat, der auf den gesellschaftlichen Nutzen und die Effizienz privatwirtschaftlicher Initiativen vertraut.
- kurzfristig = die nächsten Jahre/Jahrzehnte
- mittelfristig = bis 2050
- langfristig = bis 2100 und darüber hinaus
Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)
Aus den Szenarien über die Zukunft des Waldes werden u.a. auch die Folgen des Klimawandels abgeleitet. So können sich Vegetationszonen verschieben und eine Änderung der Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse wird Auswirkungen auf die Vegetation haben. Diese Entwicklungen können die Funktion des Waldes beeinträchtigen und die Verteilung der Waldgebiete verändern.
Describe here, which approach for the vulnerability analysis, risks and/or chances is/was used within your project and which results emerged from it or are expected
Die Frage, wie der Wald in 100 Jahren aussehen könnte, ist schwierig zu beantworten, da sehr viele Einflüsse auf den Wald und seine Nutzung wirken. Trotzdem ist die Beantwortung der Frage wichtig, da viele der Bäume, die heute gepflanzt werden, erst im Jahre 2100 schlagreif sind. Weichenstellungen und Entscheidungen, die heute getroffen werden, haben deshalb große Bedeutung für die Zukunft des Waldes und dienen der systematischen Vorbereitung auf die Welt von morgen.
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
In mehrere Basisstudien zu wichtigen Zukunftsfeldern werden zukunftsrelevante Entwicklungen und deren Einflussfaktoren ("Schlüsselfaktoren") zusammengefasst und in einem erweiterten Expertenkreis validiert. Aus den Schlüsselfaktoren werden für unterschiedliche Zeithorizonte Szenarien entwickelt, die Aussagen über Handlungsoptionen und wichtige Akteure enthalten. Auf dieser Grundlage können Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen für Entscheidungsträger in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik erarbeitet werden, um sich an die Zukunft anpassen zu können. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Diskursphase, in der die Szenarien und Handlungsempfehlungen in öffentlichen Konferenzen mit gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen Akteuren sowie mit wissenschaftlichen Experten diskutiert werden.
Der Klimawandel ist für den Wald nicht nur Zukunftsmusik, er stellt schon heute hohe Herausforderungen an die Waldbewirtschafter: Waldbauliche Entscheidungen wie die Auswahl der Baumarten haben mittel- und langfristige Folgen. Künftige Entwicklungen der Umwelt und des Klimas müssen also schon heute berücksichtigt werden.
Ziel hinsichtlich Anpassung an den Klimawandel ist die Beantwortung folgender Fragen:
- Mit welchen Strategien kann der Waldbau der Unsicherheit von Klimafolgenabschätzungen begegnen (z.B. Risikoverteilung)?
- Wie sollen sich Waldbesitzer, Vertreter der Forstwirtschaft und des Waldnaturschutzes auf den Klimawandel einstellen?
- Sollen in Wäldern mit Produktions- und Schutzfunktion die Vorräte gesenkt werden?
- Welche Konsequenzen hat die Wahl einer Waldbaustrategie unter geänderten Klimabedingungen?
- Wie stellen sich die Chancen und Risiken für die Besitzer von Waldflächen in langfristiger Perspektive dar?
- Welche Chancen und Risiken verbinden sich mit der Anrechnung der Senken des Waldes im Rahmen des Klimaschutzes?
- Welche Trends bezüglich der Anrechnung klimarelevanter Leistungen der Wald- und Holzwirtschaft zeichnen sich im internationalen Kontext ab?
- 2071–2100 (ferne Zukunft)
Als Kommunikationsinstrument können Szenarien die Auseinandersetzung mit wichtigen Trends, kommenden Herausforderungen, Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Einflussfaktoren, möglichen Störereignissen und den (unterschiedlichen) Zielvorstellungen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik fördern. Im Zukunftsfeld "Konkurrenz um die Fläche" werden deshalb Aussagen über die zukünftigen Umfänge und die Nutzungsmuster von Waldflächen, die Nachfragebedingungen nach Holz (zur stofflichen und energetischen Verwertung) und die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Flächennutzungsarten getroffen. Wie eine Fläche genutzt wird, darüber entscheidet zum einen die ökonomische Vorzüglichkeit, d.h. die relative Wirtschaftlichkeit der Nutzung im Vergleich zu anderen Nutzungsmöglichkeiten. Zum anderen setzen gesellschaftliche Wertvorstellungen und Machtverhältnisse über politische Prozesse und die Raumplanung einen Rahmen, in den sich private Nutzungsentscheidungen einzuordnen haben. Ziel der Projektarbeit in diesem Zukunftsfeld ist es, die Entwicklung der Stellung miteinander konkurrierender Flächennutzungen zu erfassen und die dahinter liegenden Einflussfaktoren zu analysieren. Die Entwicklung bzw. absehbaren Trends von landwirtschaftlichen Nutzungen, Siedlungs- und Verkehrsnutzungen werden hinsichtlich ihrer Relevanz für die Entwicklung von Wald und Waldnutzung untersucht. Ferner haben auch die Erholungs- und Freizeitnutzungen sowie Naturschutz Einfluss auf die zukünftige Entwicklung von Umfang und Struktur der Waldnutzungen.
Wer war oder ist beteiligt?
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Förderschwerpunkt "Nachhaltige Waldwirtschaft"
INFIS - Institut für internationale Sozialforschung e.V.
Institut für Forst- und Umweltpolitik (IFP),
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW),
Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) gGmbH,
Karl Moser Consulting,
Professur für Umweltethik am Institut für Botanik und Landschaftsökologie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald,
Z_punkt The Foresight Company
INFIS - Institut für internationale Sozialforschung e.V., Berlin, Freiburg
Duisburgerstraße 17
D-10707 Berlin