Hintergrund und Ziele
Da sich der Klimawandel regional unterschiedlich ausprägen wird, brauchen z.B. Landwirte, Küstenbauingenieure, Stadtplaner, aber auch Entscheidungsträger aus Politik und Unternehmen Informationen aus erster Hand, um sich für den Klimawandel in ihrer Region wappnen zu können. Die Helmholtz-Gemeinschaft hat daher beschlossen, ein deutschlandweites Netz regionaler Klimabüros aufzubauen. Die folgenden vier regionalen Klimabüros bündeln und vermitteln Forschungsergebnisse zum regionalen Klimawandel. Außerdem werden Informationsbedürfnisse erfasst und in Forschungsprogramme integriert:
1. Norddeutsches Klimabüro - fokussiert die Forschungsbereiche Stürme, Sturmfluten und Seegang sowie Energie- und Wasserkreisläufe in Norddeutschland;
2. Klimabüro für Polargebiete und Meeresspiegelanstieg - deckt Fragestellungen zum Klimawandel in den Polargebieten ab, mit besonderem Augenmerk auf den Meeresspiegel;
3. Süddeutsches Klimabüro - bietet Expertise zur regionalen Klimamodellierung und zu Extremereignissen wie Starkniederschlägen und Hochwasser an;
4. Mitteldeutsches Klimabüro - bietet Informationen zur Wirkung des Klimawandels in Bezug auf Umwelt, Landnutzung und Gesellschaft sowie Anpassungsstrategien an.
Die Gründung des Norddeutschen Klimabüros am Institut für Küstenforschung erfolgte aus dem deutlich gewordenen Defizit in der Kommunikation zwischen Klimaforschern und den Anwendern der Forschungserkenntnisse. Letztgenannte sind Entscheidungsträger in Behörden, der Politik sowie der Wirtschaft. Dazu gehören v.a. der Küstenschutz, Land- und Wasserwirtschaft, Energiewirtschaft und Industrie, Schifffahrt und Hafenwirtschaft, Fischerei, Fremdenverkehr, Naturschutz und Gesundheit.
Ziele
Der Klimawandel findet bereits statt, doch womit muss in Zukunft in Norddeutschland gerechnet werden? Dieser Frage widmet sich das "Norddeutsche Klimabüro" und schlägt damit die notwendige Brücke zwischen Klimaforschung und Praxis. Ziel ist eine breite Darstellung des möglichen Klimawandels in Norddeutschland, wie er von den heute verfügbaren Klimamodellen simuliert wird.
Laufzeit
Untersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- Bremen
- Hamburg
- Mecklenburg-Vorpommern
- Niedersachsen
- Schleswig-Holstein
- Küste
- Nordostdeutsches Tiefland
- Nordwestdeutsches Tiefland
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
Es werden vorrangig Klimarechnungen aus dem Datenarchiv des Deutschen Klimarechenzentrums, aus Datenbanken von EU-Projekten zum regionalen Klimawandel (z.B. PRUDENCE) und aus dem Archiv zum Küstenklima am GKSS-Institut für Küstenforschung genutzt. Aus diesen Klimarechnungen werden Informationen zum bisherigen und künftig möglichen Klimawandel in Norddeutschland gezogen.
Die verwendeten unterschiedlichen Klimaprojektionen werden mit den regionalen Klimamodellen RCAO (Rossby Center, Schweden), REMO, CLM und WETTREG erstellt. Dazu werden die zwei IPCC-Emissionsszenarien (SRES) A2 und B2 benutzt, die auf folgenden Annahmen basieren: das A2-Szenario ist ein pessimistisches Szenario und geht bis zum Ende des 21. Jahrhunderts von einer Verdreifachung des vorindustriellen Niveaus der atmosphärischen CO2-Konzentration aus. Es wird eine sehr heterogene Welt beschrieben, mit schnellem Wirtschaftswachstum aber weniger schnellen Innovationen hin zu sauberer Technologie. Das B2-Szenario ist mit einer Verdopplung der CO2-Konzentrationen etwas optimistischer. Es beschreibt ebenfalls eine heterogene Welt, in der aber lokale Lösungen für einen nachhaltigen Umgang bezüglich Wirtschaft und Umwelt im Vordergrund stehen.
Die regionalen Klimamodelle enthalten die benötigten Informationen über die großskalige, atmosphärische Zirkulation aus den beiden globalen Klimamodellen des Hadley Center Modell (HadAM3H) sowie des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie (ECHAM4/OPYC3).
Dazu ist der "Norddeutsche Klimaatlas" entwickelt worden, mit dem über den aktuellen Forschungsstand zum möglichen künftigen Klimawandel in Norddeutschland informiert werden soll. In ihm können Nutzer Klimagrößen (Temperatur, Niederschlag, Luftfeuchte usw.), Zeiträume (nahe Zukunft: 2011-2040, Mitte des 21. Jh.: 2041-2070 und Ende des 21. Jh.: 2071-2100) und Informationen über die Änderungen im Jahresdurchschnitt oder in den einzelnen Jahreszeiten abrufen und sich in Form von Karten darstellen lassen. Der Klimaatlas ist online verfügbar.
- Veränderte Niederschlagsmuster
- Höhere mittlere Temperaturen
- Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten
- Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
- Sturm
- Trockenheit
Schneebedeckung
Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)
Folgende Klimafolgen werden für Norddeutschland betrachtet:
- Stürme: Winterstürme können um 3 bis 7% stärker werden mit Folgen für den Offshore-Bereich, die Stromversorgung und Versicherungen;
- Meeresspiegelanstieg und Sturmfluten: hohe Sturmfluten können häufiger werden, 60 bis 80 cm höher auflaufen und länger andauern mit Folgen für Deichbau/Küstenschutz, Stadtplanung und Katastrophenschutz;
- Trockenperioden und Hitzewellen: im Sommer kann etwa 25 bis 40% weniger Regen fallen, können Hitzerekorde ca. 2,5 bis 5°C wärmer ausfallen, können Winter 2 bis 4°C wärmer werden mit Folgen für Landwirtschaft, Katastrophenschutz und Wasserversorgung;
- Starkniederschläge und Hochwasser: Anzahl der Regentage im Sommer kann abnehmen, kann im Winter 20 bis 45% mehr Niederschlag fallen, können mehr Starkniederschläge und mehr Hochwässer auftreten mit Folgen für Katastrophenschutz, Stadtplanung und Versicherung.
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
Unterstützung von Entscheidungsprozessen für die Anpassung an den Klimawandel durch Information und Kommunikation.
Durch die Nachrichtenflut in der öffentlichen Klimadebatte wird eine Unterscheidung zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und öffentlicher Diskussion erschwert. Oft verselbstständigt sich die Diskussion; unwissenschaftliche Datenanalysen und unzureichende Datenkenntnis und Auswertung können zu falschen Einschätzungen führen. In Entscheidungsprozessen kann dies zu massiven Fehlinvestitionen führen, wenn Anpassungen an den Klimawandel finanziert werden müssen. Das Norddeutsche Klimabüro möchte einem fachfernen, beruflich aber mit dem Klimawandel konfrontierten Kreis, verständlich über die Klimaänderungen in Norddeutschland informieren. Dazu gehören die Methoden und Grundannahmen von Klimarechnungen im Kontext des Klimawandels, aber auch z.B. die Information darüber, was in der Klimaforschung unter 'Unsicherheiten' verstanden wird. Das soll den Anwendern die Interpretation von Forschungsergebnissen und letztendlich die Anwendung erleichtern.
Auf der anderen Seite bietet das Klimabüro an, wissenschaftliche Fragestellungen aus klimasensitiven Bereichen in die Wissenschaft hereinzutragen. Dazu wird zunächst erfragt, welches Wissen und welche Art von Information vom Anwender benötigt werden, um zukunftsorientiert zu handeln und zu planen. Mit diesem Wissen kann Klimaforschung sich stärker am Bedarf orientieren.
- 2011–2040 (nahe Zukunft)
- 2021–2050 (nahe Zukunft)
- 2036–2065
- 2051–2080 (ferne Zukunft)
- 2071–2100 (ferne Zukunft)
Wer war oder ist beteiligt?
Helmholtz-Gemeinschaft
Helmholtz-Zentrums Geesthacht (HZG)
KlimaCampus Hamburg
Helmholtz-Zentrum Geesthacht
Zentrum für Material- und Küstenforschung GmbH
Institut für Küstenforschung
Max-Planck-Straße 1
21502 Geesthacht