Hintergrund und Ziele
Aufgrund der zum Teil beträchtlichen regionalen und saisonalen Variabilität des Klimawandel und seiner Folgen muss der vorausschauende Umgang mit neuen Risiken räumlich differenziert und regional abgestimmt erfolgen. Das Projekt arbeitet daher regional-standörtlich oder betriebsbezogen in drei Untersuchungsregionen, aber auch mit einem landesweiten, auf den gesamten Regelungsraum bezogenen Fokus. Die drei Untersuchungsregionen umfassen die Regionalen Planungsgemeinschaften Spreewald-Lausitz und Uckermark-Barnim im Hinblick auf Landnutzung und Wassermanagement sowie die Metropole Berlin für die Bearbeitung der Gesundheits- und der Wasservorratsproblematik.
Die in INKA-BB geplanten Forschungsarbeiten erfolgen in 24 Teilprojekten (TP), die inhaltlich miteinander vernetzt sind und einem gemeinsamen, übergeordneten Arbeitsprogramm folgen. Sie sind in drei Handlungsfelder gegliedert:
- Netzwerkentwicklung und Netzwerksicherung: Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Handlungsfeld Netzwerkentwicklung und Netzwerksicherung schaffen die institutionellen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für den langfristigen strategischen Umgang der Netzwerkakteure mit den Herausforderungen des Klimawandels. Sie zielen darauf, die Netzwerkpartner für ein proaktives Wissens- und Risikomanagement zu befähigen und vorausschauendes vernetztes Handeln für wettbewerbsfähige und nachhaltige Ressourcennutzung angesichts des Klimawandels zu verankern.
- Landnutzung: Da die agrarische und forstliche Landbewirtschaftung in unmittelbarer Weise von den klimatischen Veränderungen betroffen ist, sollen mit den landnutzungsbezogenen Forschungsarbeiten geeignete Anpassungsstrategien gefunden werden, die dazu beitragen, mögliche negative Auswirkungen von Klimaänderungen auf die Landbewirtschaftung zu mildern und die Wettbewerbsfähigkeit des Sektors zu sichern.
- Wassermanagement: Einem erfolgreichen Wassermanagement kommt angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und der Klimaanpassung eine herausragende Bedeutung zu. Zum einen sind die Wasserressourcen durch den Klimawandel im ohnehin wasserarmen Raum Berlin-Brandenburg besonderen Belastungen ausgesetzt. Zum anderen ist die Wasserverfügbarkeit für Land- und Forstwirtschaft sowie den Tourismus, aber auch für Ökosystem- und Landschaftserhalt von entscheidender Bedeutung, wenn eine nachhaltige und überregional wettbewerbsfähige Entwicklung der Region angestrebt wird.
Vor diesem Hintergrund ist es das gemeinsame Ziel der Projektpartner, die Nachhaltigkeit der Land- und Wassernutzung sowie des Gesundheitsmanagements in der Region unter veränderten Klimabedingungen zu sichern. Dazu wird die strategische Anpassungsfähigkeit von Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung an den sich abzeichnenden Klimawandel gefördert.
Konkret setzt sich INKA BB das Ziel, Unternehmer und deren Interessenvertretungen sowie politisch-administrative Entscheidungsträger in die Lage zu versetzen,
- sowohl innovativ mit klimawandelbedingten Chancen und Risiken der Landnutzung als auch des Wasser- und Gesundheitsmanagements umzugehen,
- geeignete Anpassungsstrategien in der Kooperation von Wissenschaft und Praxis zu entwickeln und dauerhaft zu implementieren sowie
- erprobte Anpassungsstrategien politisch-administrativ oder institutionell zu unterstützen.
Da die Anpassungsstrategien einerseits die in INKA BB eingebundenen Akteure, andererseits auch weitere Partner in der Region Berlin-Brandenburg betreffen, versteht sich das Netzwerk selbst als lernende (Groß-)Organisation, die gleichermaßen Veränderungen beabsichtigt und aktiv gestaltet wie auch als Vorbild und Partner Lern- und Veränderungsprozesse initiiert und fördert. Hierfür werden die in der Region vorhandenen Kompetenzen von Forschungseinrichtungen, öffentlicher Verwaltung, Wirtschaftsunternehmen und Verbänden gebündelt.
Laufzeit
bisUntersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- Berlin
- Brandenburg
- Nordostdeutsches Tiefland
- Südostdeutsche Becken und Hügel
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
Eine besondere Herausforderung der Anpassung an den Klimawandel ist der Umgang mit unsicherem klimabezogenem Wissen und Entscheidung über Anpassungsmaßnahmen unter Unsicherheitsbedingungen zu treffen. Daher werden aktualisierte regionalen Klimaszenarien bereitgestellt, die es den Netzwerkpartnern auf Teilprojektebene erlauben, die Chancen und Risiken des Klimawandels problembezogen einzuschätzen und zu bewerten.
- Hitzewellen
- Veränderte Niederschlagsmuster
- Höhere mittlere Temperaturen
- Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
- Sturm
- Trockenheit
Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)
Bereits heute machen sich der Klimawandel und Extremwetterlagen (z.B. Starkregen, Stürme, Dürre-, Hitze-, Frostperioden) in der Region Berlin Brandenburg deutlich bemerkbar. Auf Grund der vergleichsweise geringen Jahresniederschläge, eines hohen Gewässeranteils und der Dominanz sandiger Böden mit geringer Speicherkapazität ist die Region Brandenburg besonders anfällig gegenüber lang anhaltenden Hitze- und Trockenperioden und damit einhergehender Wasserknappheit.
Auch der Ballungsraum Berlin unterliegt den Auswirkungen des Klimawandels. So ist hier die Aufheizung der Stadt während Hitzeperioden und die kurzfristige Verschlechterung der Qualität städtischer Gewässer durch Starkregenereignisse zu befürchten.
Describe here, which approach for the vulnerability analysis, risks and/or chances is/was used within your project and which results emerged from it or are expected
Es wird ein Klimafolgenkataster erstellt, das Daten über Klimawirkungszusammenhänge für die Region Berlin-Brandenburg darstellt und mit Daten zur regionalen Vulnerabilität sowie zu den Wirkungen von Anpassungsmaßnahmen zusammenführt. Auf dieser Grundlage werden Hochrechnungen zur flächigen Wirkung ausgewählter Maßnahmen auf Ebene der Planungsregionen bzw. der Gesamtregion Berlin-Brandenburg erstellt, die als Planungs-und Entscheidungsgrundlagen für politisch-administrative Akteure dienen.
Das Klimafolgenkataster liefert auch belastbare Grundlagen für die Einschätzung von Anpassungsnotwendigkeiten und -bedarfen für praxisnahe Wirkungsanalysen und als Planungs- und Entscheidungsgrundlage für politisch-administrative und unternehmerische Akteure.
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
Die Netzwerkpartner erstellen zahlreiche naturwissenschaftlich-technologische Innovationen sowie veränderte Planungs- und Handlungsroutinen im Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels in Produktions- und Managementbereichen. Dazu gehören neue Verhaltensweisen wie proaktives Risikomanagement und strategisches Anpassungsverhalten in Unternehmen und Organisationen der Landnutzung, des Wassermanagements und der Gesundheitsvorsorge sowie strukturelle Neuerungen wie institutionalisierte Wissenschafts-Praxis-Verbünde zur Generierung, Operationalisierung und Verbreitung von relevantem Wissen und neue vernetzte Leitbilder und Ziel.
Ziele:
- Förderung der strategischen Anpassungsfähigkeit von Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung für den Klimawandel;
- Schaffung der institutionellen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für den langfristigen strategischen Umgang der Akteure eines zu bildenden Netzwerkes mit den Herausforderungen des Klimawandels;
- Entwicklung von Entscheidungsunterstützungssystemen, Handlungsempfehlungen und Planungskonzepten zur Gewährleistung der Praxiswirksamkeit und Verstetigung der Projektergebnisse.
- 2011–2040 (nahe Zukunft)
- 2036–2065
- 2071–2100 (ferne Zukunft)
Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen
In folgenden Bereichen werden Maßnahmen zur Anpassung geplant und teilweise umgesetzt:
- Strategien bei der standortspezifischen Anpassung der gesamten landwirtschaftlichen Anbausysteme und Produktionsverfahren, die sowohl im Speziellen wie z.B. der Bodenbearbeitung, der Sorten- bzw. Rassenwahl als auch in ihrer systemaren Gesamtheit so verändert werden müssen, dass sie den land- und forstwirtschaftlichen sowie den gärtnerischen Betrieben auch bei veränderter Wasserverfügbarkeit, mittel- und langfristige Entwicklungsperspektiven bieten;
- Anpassungen der Produktionssysteme zur Reduzierung des Risikos von witterungsbedingten Produktionsausfällen;
- Prüfung und Bewertung der Bedeutung institutioneller Sicherungsstrategien wie z.B. Versicherungslösungen;
- langfristige Sicherung der landschaftlichen Multifunktionalität;
- Entwicklung nachhaltiger Weidenutzungssysteme für sensible grundwasserbeeinflusste Landschaftsräume;
- Entwicklung klimaplastischer Wälder, bei der nicht nur die Aspekte der Forstwirtschaft zu berücksichtigen sind, sondern auch Wechselwirkungen zu Tourismus und Ressourcenschutz wichtige Einflussfaktoren darstellen;
- Weiterentwicklung des naturschutzpolitischen Instrumentariums und die Eröffnung neuer Managementoptionen für Schutzgebiete;
- Aufbau eines an den Klimawandel adaptierten touristischen Destinationsmanagements;
- Entwicklung von wasserwirtschaftlichen Anpassungsoptionen auf lokaler und regionaler Ebene in Gewässereinzugsgebieten, Feuchtgebieten und Seen Brandenburgs;
- Untersuchungen der Eignung technischer Lösungen für die Klimaanpassung (z.B. Bewässerung, intensiver Wasserrückhalt, Speicherelemente, Grundwasseranreicherung);
- Untersuchung der optimalen Bewässerung durch wasserbedarfsregulierende Konzepte;
- Entwicklung institutionell-finanzieller Steuerungsmechanismen und sozioökonomischer Konzepte für das nachhaltige klimaadaptive Wassermanagement.
z.B. ökonomische Bewertung der Effekte der den waldbaulichen Leitbildern entsprechenden Bewirtschaftung auf Regionalebene und unterschiedlicher Bodennutzungsvarianten für die Planungsregionen
Wer war oder ist beteiligt?
BMBF-Förderprogramm "Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten (KLIMZUG)"
Institut für Sozioökonomie, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung
12 Forschungseinrichtungen aus Berlin und Brandenburg, 15 Interessenverbände und mehr als 30 einzelne Wirtschaftsunternehmen sowie eine Reihe von kommunalen Verwaltungen und Landesbehörden aus Brandenburg und Berlin. Projekt-Begleitung erfolgt durch das Climate Service Center 2.0 und das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Projektträger ist das DLR.
ZALF - Zentrum für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung, Müncheberg
Eberswalder Straße 84
D-15374 Müncheberg (Mark)Brandenburg