Hintergrund und Ziele
Die Modellregion "Havelland-Fläming" umfasst den ca. 6.700 km² großen Südwesten des Landes Brandenburg und grenzt im Nordosten an Berlin. Sie wird von zwei in Nordwest-Südost-Richtung verlaufenden Urstromtälern durchzogen: im Norden das Berliner Urstromtal, im Süden das Baruther Urstromtal. Südlich des Baruther Urstromtals bildet der hügelige und waldreiche, bis zu 200 m hohe Altmoränenzug des Hohen Flämings die Regionsgrenze zu Sachsen-Anhalt. Der Hohe Fläming geht im Osten in den Niederen Fläming über, der im Süden eine offene, flache Agrarlandschaft bildet und im Norden aus meist bewaldeten Endmoränenzügen besteht. Zwischen den beiden Urstromtälern breitet sich der mit Wald bestandene Endmoränenzug der Zauche aus, dem sich weiter östlich die große Platte des Teltow anschließt. Von hoher ökologischer Bedeutung ist die naturnahe Flusslandschaft der Unteren Havel.
Ziele des Modellvorhabens:
Die Region Havelland-Fläming verfügt über eine langjährige Erfahrung in der Kommunikation globaler Herausforderungen. Dabei hat sich gezeigt, dass ein dauerhafter, benutzerfreundlicher und qualitätsvoller Informationstransfer zu den politischen Entscheidungsträgern gerade auf lokaler Ebene bis hin zu interessierten Bürgern die Grundlage für die Akzeptanz planerischen Handelns ist. Von Vorteil ist, dass gerade in den noch sehr ländlich geprägten Teilen der Region aus der mittelfristigen Beobachtung der Witterungsverläufe das Interesse an Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel wächst.
Grundgedanke der Modellregion Havelland-Fläming ist, dass die Regionalplanung als relativ "schwacher" Akteur in Brandenburg nur eine aktivierende Rolle in Bezug auf Klimaanpassungsmaßnahmen einnehmen kann. Daher sollte sie sich auf Themenfelder beschränken, in denen bei den Akteuren persönliche Betroffenheit vorliegt. Es stand in der Region deshalb eine informelle Vorgehensweise im Vordergrund.
Neben der Erstellung einer Plattform zum Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis über absehbare regionale Auswirkungen des Klimawandels und mögliche Handlungsmöglichkeiten wurde ein Fokus auf die Sensibilisierung der Akteure und der Öffentlichkeit für die Herausforderungen durch den Klimawandel gelegt. Wesentliche Bausteine hierfür sind zwei Leitfäden für Kommunen und für Bürger zum Umgang mit Extremwetterereignissen (Hitze und Sturmschäden) und die Öffentlichkeitsarbeit über den Einsatz von Wetterstationen an Schulen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD).
Ziele:
- Verbreiterung der regionalen Wissensbasis;
- Bestimmung regionaler Risikostrukturen und Handlungsbedarfe: Ausweisung von Gebieten mit erkennbaren Risiken durch den Klimawandel (Risikotyp 1: Gebiete mit drohendem Wassermangel; Risikotyp 2: Gebiete mit Hochwassergefährdung und Bodenabschwemmung; Risikotyp 3: Gebiete mit höherer Eintrittswahrscheinlichkeit von Stürmen, Starkregen und Blitzeis);
- Öffentlichkeitsarbeit: Wetterbeobachtung durch 6 Schulen in der Region; Projektvorstellung durch Berichterstattung im Regionalfernsehen; Erstellung eines Handlungsleitfadens zur Vorbeugung von Schäden durch Extremereignisse.
Laufzeit
bisUntersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- Baden-Württemberg
- Brandenburg
- Nordostdeutsches Tiefland
- Südostdeutsche Becken und Hügel
Havelland-Fläming
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
- Hitzewellen
- Veränderte Niederschlagsmuster
- Höhere mittlere Temperaturen
- Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)
- Sturm
Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)
Die Folgen des Klimawandels machen sich in der Region zunehmend bemerkbar. In der Forstwirtschaft hat auf den leichten, zu schneller Austrocknung neigenden Sandböden das Waldbrandrisiko zugenommen. Auf großen ehemaligen Truppenübungsplätzen ist in Hitzeperioden stets mit der Selbstentzündung von Munition zu rechnen. Die Landwirtschaft beklagt in trockenen Jahren (zwischenzeitlich rund jedes zweite Jahr) erhebliche Ertragseinbußen im Ackerbau. Mit der Abnahme von Niederschlägen in der Vegetationsperiode und einer Verschiebung der Niederschlagsmaxima in den Winter kommt auf die Region die Aufgabe besserer Wasserspeicherung und Wasserbewirtschaftung zu. Seit dem Sturm Kyrill am 19.01.2007 sind aber auch Extremereignisse ins öffentliche Bewusstsein getreten. Überflutungen nach Starkregen auch außerhalb der Uferzonen der Fließgewässer haben deutlich zugenommen.
Describe here, which approach for the vulnerability analysis, risks and/or chances is/was used within your project and which results emerged from it or are expected
Zur genaueren Einschätzung der regionalen Verwundbarkeit sind vier Expertisen zum Klimawandel in der Region Havelland-Fläming erstellt worden (Zusammenarbeit mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung - PIK):
1. Klimawandel: Meteorologische Interpretation des STAR-Klimamodells;
2. Hydrologie;
3. Landwirtschaft;
4. Waldentwicklung.
In der Region besteht vor allem eine höhere Vulnerabilität in den Bereichen Landwirtschaft (Trockenheit in Verbindung mit relativ sandigen Böden), Forstwirtschaft (Trockenheit und insbesondere Sturmschäden) und Infrastruktur (Hochwassergefährdung, Extremwetterereignisse).
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
Beispiele:
- Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen auf regionaler Ebene: Maßnahmenkatalog für die drei Risikotypen, strukturiert nach Anpassungs-, Vorbeuge-, Warn- und Reparaturmaßnahmen; Beispiele: baulich und gestalterische Maßnahmen zur Temperaturdämpfung, Verbesserung des Wasserspeichervermögens und der Reduzierung der Verdunstung durch Waldumbau;
- Entwurf regionalplanerischer Festsetzungen als Grundsätze der Raumordnung und/oder Empfehlungen: Entwicklung von Planelementen für den Regionalplan;
- Unterstützung weitergehender Maßnahmen zur Gegensteuerung auf der Ebene des Regionalplans: Umsetzung von Maßnahmen
- 2071–2100 (ferne Zukunft)
Wer war oder ist beteiligt?
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR): KlimaMORO
Regionale Forschungsassistenz durch die Regionale Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming
Stadt Luckenwalde, Stadt Belzig, Gemeinde Kloster Lehnin, Stadt Nauen, WBV Untere Havel-Brandenburg, Stadt Treuenbrietzen, Gemeinde Wiesenburg, Stadt Brandenburg, Landeshauptstadt Potsdam, Landkreis Potsdam-Mittelmark, Gemeinde Blankenfelde-Mahlow, Landkreis Havelland, Amt Dahme, Gemeinde Kleinmachnow, Landkreis Teltow-Fläming, Landeshauptstadt Potsdam, Stadt Luckenwalde, Gemeinde Nuthetal, Kreisbauernverband TF, Landesbetrieb Forst, TB Belzig, Waldbesitzerverband Brandenburg, Gewässerunterhaltungsverb. Nieplitz, Kreisbauernverband PM, Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung, Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde, Universität Potsdam, Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam, Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Leibniz-Institut für Agrartechnik
Regionale Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming
Oderstraße 65
D-4513 Teltow