ClimAlpTour – Climate Change and its impact on tourism in the Alpine Space
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Der Alpenraum ist eine der touristisch intensivst genutzten Regionen weltweit. Gleichzeitig sind die Alpen auch eine Region, die besonders anfällig ist für die Auswirkungen des Klimawandels. Im ClimAlpTour-Projekt haben sich daher insgesamt 18 Projektpartner aus 6 Alpenanrainerstaaten unter der Federführung der Region Veneto (Italien) zusammen gefunden, um die Auswirkungen des Klimawandels auf den Tourismus im Alpenraum zu untersuchen und Anpassungsstrategien aufzuzeigen.
Das anwendungsorientierte ClimAlpTour-Projekt hatte zum Ziel, geeignete Anpassungsstrategien für ausgewählte Pilotregionen zu entwickeln. Ein Hauptanliegen von ClimAlpTour war es, traditionelle alpine Tourismuskonzepte, die vorwiegend auf Wintertourismus setzen, zu überarbeiten. Damit sollte das vorhandene Potenzial der Alpen durch ganzjährige Tourismusangebote besser ausgeschöpft werden.
Das Projekt ist in 7 Arbeitspakete unterteilt:
Nutzung der Daten über den möglichen Klimawandel im Alpenraum aus dem Projekt ClimChAlp.
Anstieg der Schneefallgrenze und der damit verbundene Rückgang der Schneesicherheit, Bodenerosion und Hanginstabilität, Auftauen der Permafrostböden und Gletscherrückgänge, Veränderungen des Landschaftsbildes, der biologischen Vielfalt und des Wasserhaushaltes.
Innerhalb des Projekts wurden Portfolios erstellt, um die wichtigsten Tourismusprodukte mit Blick auf ihr Vulnerabilitätsniveau (im Sinne von Anfälligkeitsgrad) innerhalb der jeweiligen Destination darzustellen. Darüber hinaus werden auch die Produkt-Portfolios der jeweiligen ClimAlpTour-Pilotregionen vorgestellt (sofern Daten und Umsatzzahlen zur Verfügung standen). Diese Portfolios können als Basis genutzt werden, um eine Diskussion in den Pilotregionen zu initiieren oder um wichtige Hinweise zu möglichen Anpassungsstrategien für spezifische Produkte und für die Destinationen zu liefern.
Um die Vulnerabilität der Tourismusindustrie und der Tourismusprodukte in den ClimAlpTour-Pilotregionen zu untersuchen, ist folgender Ansatz gewählt worden: Für die Bestimmung der Destinations-Vulnerabilität können drei verschiedene Vulnerabilitätsbereiche in Betracht gezogen werden, um die Anfälligkeit eines Landes, einer Region oder einer Gemeinde zu bestimmen:
1. Wirtschaftliche Vulnerabilität:
Im ersten Schritt wurde die wirtschaftliche Lage jeder Pilotregion bestimmt und folgende Indikatoren des wirtschaftlichen Wohlstands und der Tourismusabhängigkeit betrachtet und analysiert:
2. Ökologische Vulnerabilität:
Für den ökologische Aspekt bei der Bemessung der Destinations-Vulnerabilität wurden zwei Parameter in Betracht gezogen:
3. Soziale Vulnerabilität:
Für die sozialen Aspekte in der Bemessung der Destinations-Vulnerabilität wurden folgende Indikatoren betrachtet und analysiert:
Bestimmung der Produkt-Vulnerabilität:
Nach der Bemessung der wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Vulnerabilität der Pilotregionen war es notwendig dieses Wissen auf eine detaillierte Produktebene zu übertragen. Auch wenn es in den Klimawandel-Diskussionen der Vergangenheit üblich war, macht ein genereller Ansatz der nur Sommertourismus von Wintertourismus unterscheidet keinen Sinn. Denn die Unterschiede der klimabezogenen Vulnerabilität in der Gruppe des Sommertourismus sind enorm und folglich ist es daher notwendig, die Produkte selbst etwas genauer zu betrachten. Somit basiert die Entwicklung eines Produkt-Portfolios nicht nur auf dem üblichen Verständnis von Vulnerabilität, sondern auch auf der Erfassung der Anfälligkeit einzelner Tourismusprodukte. Diese Produkt-Vulnerabilität ist ihrerseits mit den allgemeinen Vulnerabilitäts-Indikatoren der jeweiligen Destination verknüpft. Um das zu erreichen, wurde ein ähnlicher Ansatz wie der des österreichischen StartClim-Projekts gewählt und den speziellen Anforderungen des ClimAlpTour-Projekts angepasst. Eine Produktliste mit Winter-, Sommer- und Ganzjahres-Tourismusprodukten wurde erstellt. Daraufhin wurde jedes Produkt bezüglich seiner Wetteranfälligkeit und seiner Anforderung an natürlichen Ressourcen bewertet. Weiterhin wurde die Kostenstruktur in Betracht gezogen (fixe Kosten, variable Kosten und Kapitalertrag). Es wurde die Produkt-Vulnerabilität eines einzelnen Produkts berechnet und so konnte deutlich gemacht werden, ob ein Produkt schwer zu unterhalten oder ohne große finanzielle und wetterspezifische Risiken angeboten werden kann.
Bestimmung der Gesamtvulnerabilität:
Die Gesamtvulnerabilität besteht aus einer Kombination aus Destinations- und Produkt-Vulnerabilität, die beide in gleichem Maße gewichtet werden (50%/50%).
Strategische Anpassung sollte mithilfe eines ganzheitlichen Ansatzes verwirklicht werden. Daher wurden Stakeholdern aus allen relevanten Bereichen (ökonomisch, ökologisch und sozial) in das Projekt einbezogen. Dies geschah u. a. im Rahmen von überregionalen Experten-Hearings. Um beispielhaft Anpassungsstrategien aufzuzeigen, wurden Pilotregionen ausgewählt. Im bayerischen Alpenraum waren dies z. B. einerseits die Gemeinde Grainau und andererseits die Karwendelgemeinden Mittenwald, Krün, Wallgau, Kochel, Jachenau und Lenggries. Um die Zukunftsfähigkeit Grainaus als Ganzjahres-Destination für den Tourismus zu stärken, sollte dort mit Unterstützung des Alpenforschungsinstituts ein alpiner Naturerlebnispark entstehen. In diesem sollte u. a. das Bewusstsein für den Klimawandel durch einen Klimawandellehrpfad geschärft werden. Die Karwendelgemeinden strebten weiterhin einen Naturpark Karwendel als Instrument einer nachhaltigen Regionalentwicklung sowie als Plattform für die Tourismusvermarktung an. Beide Ansätze lösen sich von einer einseitigen Winterausrichtung auf Sport hin zu alpinem Naturerlebnis. Die in den Pilotregionen gewonnenen Erfahrungen können auf Regionen mit ähnlichen Problemen übertragen werden.
Aus der Perspektive von Naturschutzorganisationen und Befürwortern von Nachhaltigkeitskonzepten bestehen zwar bereits gute Ansätze zur Anpassung an den Klimawandel im Nordalpenraum, vielerorts mangelt es jedoch noch an fehlendem Risikobewusstsein. So sind laut Expertenmeinung die heutigen Anpassungsmaßnahmen bei den Kommunen (noch) mehr „Schein als Sein“ und die Erstellung und Implementierung eines Leitbildes zur nachhaltigen Kommunalentwicklung ist dringend erforderlich. Ebenfalls muss eine Verbesserung bei der Koordination der Entwicklungsplanung erreicht werden. Bei Tourismusunternehmen ist meist lediglich das Marketing angepasst und es wird empfohlen, zukünftig substanziell nachhaltige Produkte zu entwickeln, ohne dabei bereits vom Klimawandel betroffene Produkte auszugrenzen.
Während sich die Finanzbranche bereits differenziert mit den Folgen des Klimawandels auseinandersetzt, beklagen die Tourismus-Experten eine fehlende Bereitschaft der Tourismusindustrie, Themen zum Klimawandel aktiv zu behandeln. Viele Unternehmen der Branche schweigen lieber, wollen den Gast nicht verunsichern, Investoren nicht abschrecken und Wertminderungen vermeiden. Im Rahmen einer strategischen Anpassung an die Folgen des Klimawandels ist es jedoch wichtig, den Nachhaltigkeitsaspekt in der Entwicklung neuer Tourismuskonzepte fest zu verankern.
Die wirtschaftliche Lage jeder Pilotregion wurde bestimmt und Indikatoren des wirtschaftlichen Wohlstands und der Tourismusabhängigkeit betrachtet und analysiert. Außerdem wurde die Vulnerabilität einzelner Produkte berechnet. So konnte deutlich gemacht werden, ob ein Produkt "schwer zu unterhalten" oder ohne große finanzielle und wetterspezifische Risiken angeboten werden kann.
Zuschuss aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Das EU-Projekt ClimAlpTour ist Bestandteil des Alpenraumprogramms "European Territorial Cooperation – Alpine Space 2007–2013"
Region Veneto (Italien)
Regione del Veneto
Via Torino 110
30172 Mestre, Venezia
Italy