Hintergrund und Ziele
Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Sowohl die Freizeit- und Tourismuswirtschaft als auch der Verkehrssektor werden künftig in besonderer Weise von klimatischen Veränderungen betroffen sein. Für eine erfolgreiche Klimaanpassung müssen zunächst Risiken wie auch Chancen für beide Branchen beleuchtet werden.
Doch wo genau liegen Chancen und Risiken des Klimawandels in so unterschiedlichen Regionen wie der Stadt Nürnberg und dem Tegernseer Tal? Welche Auswirkungen des Klimawandels überwiegen und wie kann man sich an veränderte Rahmenbedingungen anpassen? Wie können Anpassungsprojekte aussehen und wie lassen sie sich objektiv bewerten? Diesen Fragen wurde in dem vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) geförderten Projekt „Mobilität und Tourismus“ nachgegangen.
Gemeinsam haben Praxispartner aus der Stadt Nürnberg und dem Tegernseer Tal mit dem bifa Umweltinstitut (bifa) und dem Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie und Tourismusforschung der Universität München Leuchtturm-Projekte zur Klimaanpassung entwickelt. Dabei geht es z.B. um einen neuartigen Angebots-Feed, bei dem für die aktuelle Wetterlage jeweils passende touristische Angebote auf digitaler Basis zusammengestellt werden. Es wurde aber auch ein ganzer Straßenzug „klimaangepasst“; und an anderer Stelle reduziert ein neuer Mix an unterschiedlichen Mobilitätsangeboten die Witterungsabhängigkeit und stellt für jedes Wetter die passenden Transportmöglichkeiten zur Verfügung.
Laufzeit
bisUntersuchungsregion/-raum
- Deutschland
- Berlin
Stadt Nürnberg und Tegenseer Tal
Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel
Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben
Betroffenheit der Regionen identifizieren mithilfe Status-Quo Analyse:
Dass es beim Thema Klimawandel Überschneidungen und Synergien in den Bereichen Verkehr und Tourismus gibt, hatten bereits einige Vorgängerstudien gezeigt, jedoch wurden hier die Bereiche separat behandelt. Beide Branchen rechnen mit Risiken infolge eines weiteren Anstiegs der durchschnittlichen Jahrestemperatur, der Zunahme von Hitzetagen oder der Verschärfung von Extremwetterereignissen. Beispiele dafür sind gesundheitliche Beeinträchtigungen von Touristen, Fahrern und Fahrgästen an heißen Tagen (z.B. Herz-Kreislauf-Probleme) mit der Konsequenz, dass in Hitzeperioden öffentliche Verkehrsmittel und bestimmte Freizeitangebote gemieden werden. Gleichzeitig sehen beide Branchen aber auch wirtschaftliche Chancen aufgrund des wachsenden Umweltbewusstseins in der Bevölkerung oder der Entwicklung neuer, (klima-)angepasster Angebote und Geschäftsmodelle. Diese Ausgangssituation bildet eine vielversprechende Basis für die gemeinsame Erarbeitung von Maßnahmen, welche die Zukunftsfähigkeit der beiden Branchen in Nürnberg und im Tegernseer Tal sowie deren Widerstandsfähigkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels verbessern sollen.
Stadt Nürnberg:
Basierend auf den Ergebnissen des Simulationstools DANUBIA wird die mittlere Sommertemperatur (Mai bis Oktober) in Nürnberg von durchschnittlich 14°C im Vergleichszeitraum 1971 bis 2000 auf 17°C bis zum Jahr 2060 ansteigen. Noch deutlicher zeigen sich die klimatischen Veränderungen an der durchschnittlichen Anzahl von Hitzetagen pro Jahr. Diese wird sich in Nürnberg bis 2060 auf 25 bis 30 Tage verdoppeln. Betrachtet man die Wintermonate, stellen die Frosttage das Pendant zu den Hitzetagen dar. In Nürnberg gab es im Vergleichszeitraum von 1971 bis 2000 durchschnittlich 90 bis 100 Frosttage pro Jahr. Bis zum Jahr 2060 wird die Zahl der Frosttage auf 60 bis 70 Tage zurückgehen. Auch die mittlere Schneedeckendauer wird sich verändern. In Nürnberg wird sie sich auf 21 bis 30 Tage verkürzen. Schließlich wird bei den Niederschlagssummen mit einem leichten Rückgang um bis zu 50 mm gerechnet – auch hier kommt es zu jahreszeitlichen Verschiebungen, d.h. trockenere Sommer, aber feuchtere Winter.
Tegernseer Tal:
Anwendung des Klimaszenarios REMO regional:
Auch für das Tegernseer Tal gibt das Simulationstool DANUBIA für den Sommer einen Temperaturanstieg an. So wird sich bis zum Jahr 2060 die mittlere Sommertemperatur (Mai bis Oktober) von 12°C auf 14°C erhöhen. Noch deutlicher wird diese klimatische Veränderung an der durchschnittlichen Anzahl von Hitzetagen pro Jahr. Im Tegernseer Tal gab es in der Vergangenheit nur bis zu 2 Hitzetage jährlich. Bis 2060 werden 8 bis 10 Hitzetage erwartet. Betrachtet man die Wintermonate, lag die Zahl der Frosttage im Vergleichszeitraum von 1971 bis 2000 bei durchschnittlich 200 bis 250 Tagen. Bis zum Jahr 2060 werden es nur noch 90 bis 100 Frosttage pro Jahr sein. Auch die mittlere Schneedeckendauer wird sich verkürzen. So gab es im vergangenen Vergleichszeitraum 101 bis 120 Tage mit geschlossener Schneedecke. Bis zum Jahr 2060 wird eine mittlere Schneedeckendauer von 41 bis 50 Tagen erwartet. Betrachtet man abschließend die jährlichen Niederschlagssummen, wird für das Tegernseer Tal mit einem mittleren Rückgang um 200 bis 150 mm gerechnet, wobei im Sommer ein stärkerer Rückgang als die Zunahme im Winter erwartet wird.
- Hitzewellen
- Veränderte Niederschlagsmuster
- Höhere mittlere Temperaturen
Verstärkte Extremereignisse, Frosttage; Schneedeckendauer
- kurzfristig = die nächsten Jahre/Jahrzehnte
- 1970-2000
- 2030-2060
Describe here, which approach for the vulnerability analysis, risks and/or chances is/was used within your project and which results emerged from it or are expected
Chancen und Risiken des Klimawandels in Regionen der Stadt Nürnberg und dem Tegernseer Tal werden für den städtischen als auch ländlichen Raum dargestellt.
Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen
Auf Grundlage der identifizierten Risiken und Chancen wurden eine Checkliste für die Bewertung und eine Auswahl von Anpassungsmaßnahmen erstellt und bewertet, sogenannte „Leuchtturm-Ideen“. Auf dieser Grundlage wurde anschließend eine ökonomisch-ökologische Bewertung durchgeführt.
Eine Auswahl von Maßnahmen:
- Fortbewegung mit dem Velotaxi, E-Bike, grüne Ruheoasen für die Entschleunigung
- Solarkiosk (Kombination aus Solartankstelle, Tourist-Infopoint, dem Verkauf von Erfrischungen und einem schattigen Platz unter Solarpanelen zum Auftanken für Körper, Smartphone und E-Bike)
- Flexible Kombi-Angebote von Verkehrs- und Tourismusanbietern: „Mobilität Plus“
Leuchtturm-Ideen zur Anpassung:
Tegernseer Tal:
I. Angebots-Feed „Immer eine passende Idee“
- Informationsplattform für tagesaktuelle touristische und gewerbliche Angebot auf digitaler Basis
- Angebotsalternativen zu Wetterumschwüngen werden angezeigt
- Darstellung nach Belieben nach Wetter, Alter und Interesse
II. Fahr M.i.T. (Mobil im Tal)
- Erschließung von Lücken einer Mobilitätskette zum Zielort durch Zubringersysteme
- Mix an Mobilitätsangeboten unabhängig von Witterungsbedingungen
Stadt Nürnberg:
I. Bergstraße 2030
- Straße dient als kühler Pfad durch die Altstadt
Wer war oder ist beteiligt?
Gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB)
- LMU Ludwig-Maximilians-Universität München
- bifa Umweltinstitut GmbH
- Stadt Nürnberg
- Der Tegernsee
- Tourismus Nürnberg
- IHK – Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken