Klimaschutz & Gesundheit: Umwelt- und Lebensqualität in Kommunen sichern und fördern

Hintergrund und Ziele

Die Lebensqualität der Menschen ist eng mit dem Schutz der Gesundheit und des Klimas verbunden. Zwischen den beiden kommunalen Handlungsfeldern bestehen sowohl Wechselwirkungen als auch Synergien: Von der übergeordneten Luftreinhalteplanung bis zu konkreten Maßnahmen zur Verringerung der Feinstaubbelastung, gegen die Ausbreitung gesundheitsgefährdender Arten oder zur Vorbeugung der Hitzebelastung, existieren zahlreiche Optionen, die menschliche Gesundheit zu schützen und zugleich den ⁠Klimaschutz⁠ zu stärken.

Es werden in sechs Beiträgen und einem Exkurs unterschiedlichste Ansätze und Projekte aus der kommunalen Praxis vorgestellt, die das ⁠Klima⁠ und gleichermaßen die Gesundheit der Menschen schützen. Die Gründe, die dazu führen, dass Kommunen im Klimaschutz aktiv werden, sind individuell sehr unterschiedlich. In der Regel geht es nicht darum, Klimaschutz zum Selbstzweck, sondern Hand in Hand mit anderen Aktivitäten zu betreiben. Viele Überschneidungen ergeben sich mit dem Handlungsfeld Gesundheit. Die Integration der beiden Themen leistet einen Beitrag für eine hohe Lebensqualität der Menschen. Dazu gehört z.B., den Ausstoß von Luftschadstoffen zu verringern, Beeinträchtigungen durch Straßenlärm zu reduzieren oder Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken, wie beispielsweise hitzebedingten körperlichen Einschränkungen vorzubeugen und die Ausbreitung von allergieauslösenden Pflanzen- und Tierarten einzudämmen.

Die vorgestellten Projekte und Initiativen sollen als praxisnahe Anreize verstanden werden und als beispielhafte Ansätze zum Nachdenken anregen, ob und ggf. wie sich die Vorgehensweisen auf den individuellen Kontext der eigenen Kommune übertragen lassen. Das Themenheft soll Impulse geben, wie die Themen Klimaschutz und Gesundheit Hand in Hand gehen und einen Beitrag für eine hohe Lebensqualität der Menschen leisten können, denn Klimaschutz ist Gesundheitsschutz.

Laufzeit

Untersuchungsregion/-raum

Land
  • Deutschland

Schritte im Prozess zur Anpassung an den Klimawandel

Schritt 1: Klimawandel verstehen und beschreiben

Ansatz und Ergebnisse 

 

  • Direkt Auswirkungen des Klimawandels: Personen, die häufig oder periodisch hohen Temperaturen ausgesetzt sind, tragen ein erhöhtes Risiko, hitzebedingt zu erkranken.
  • Indirekte Auswirkungen des Klimawandels: Klimatische Veränderungen können dazu führen, dass die Bevölkerung einem höheren Risiko durch Allergien ausgesetzt ist. Das zunehmend wärmere ⁠Klima⁠ begünstigt wärmeliebende Arten, so dass es zu einer veränderten Artenzusammensetzung in den Breitengraden kommt.
  • Um das Auftreten ein zudämmen, sind vielfältige Aktivitäten in den Kommunen erforderlich. Neben der Pflege der Grünflächen und dem Entfernen der Pflanzen spielt die Information der Öffentlichkeit eine große Rolle. Insbesondere private Gartenbesitzer sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt und können gleichzeitig wesentlich zur Eindämmung der Ambrosia-Vorkommen beitragen
Parameter (Klimasignale)
  • Hitzewellen
  • Starkniederschlag (inkl. Hagel, Schnee)

Schritt 2a: Risiken erkennen und bewerten (Klimafolgen/-wirkungen)

Analyseansatz 

 

  • Die Bevölkerungsgruppen reagieren unter schiedlich auf Luftbelastungen. Besonders empfindliche Personengruppen sind Kinder, Senioren und Menschen mit einem dauerhaft beeinträchtigten Immunsystem. Personen, die einer erhöhten Schadstoffbelastung ausgesetzt sind, tragen ein gesteigertes Risiko, dadurch zu erkranken. Das Einatmen von Luftschadstoffen kann die Atemwege reizen und bei häufigeren oder länger andauernden Belastungen zu akuten und chronischen Krankheiten führen.
  • Zahlreiche wissenschaftliche Studien liefern Hinweise darauf, dass ein Zusammenhang zwischen der Luftschadstoffbelastung und Beeinträchtigungen des Herz-Kreislaufsystems besteht.
  • Schätzungen ergeben, dass sich in Deutschland im Zeitraum von 2007 bis 2015 im Mittel jährlich knapp 45.000 vorzeitige Todesfälle auf die ⁠Exposition⁠ durch Feinstaub – d. h. den Grad der Gefährdung, der sich für einen Menschen aus der Häufigkeit und Intensität von Feinstaub ergibt, dem er ausgesetzt ist – zurückführen lassen
  • Klimatische Veränderungen können ein Risiko für die menschliche Gesundheit bedeuten. Es lassen sich direkte und indirekte Auswirkungen durch klimatische Veränderungen unterscheiden.

Hitzeperioden

  • Gesundheitliche Belastungen für ältere Menschen, Personen mit Vorerkrankungen und Kleinkinder bei länger anhaltenden Phasen mit Temperaturen über 30° Grad
  • Zum einen kann in der dicht bebauten Innenstadt die Temperatur um bis zu zehn Grad Celsius höher liegen als im Umland.

Starkregenereignisse

  • Fordern Tote und Verletzte und psychische Belastungen durch Verlust persönlicher Dinge oder Haus durch Extremniederschläge

Forschungsprogramm KLIMOPASS

  • 2-jähriges Förderprojekt in der Stadt Karlsruhe
  • Bekämpfungsstrategie gegen Beeinträchtigung von Ambrosia durch Einbindung von Bevölkerung
  • Ergebnis der Bekämpfung zeigt, dass Ausreißen und Verbrühen von Ambrosiaarten ähnlich erfolgreich sind
  • Aber konstante oder sehr lange Fortführung von Bekämpfungsmaßnahmen benötigt

Schritt 3: Maßnahmen entwickeln und vergleichen

Maßnahmen und/oder Strategien 

 

Hitzeaktionspläne

  • verhaltens- und verhältnispräventiver Maßnahmen die Hitze- und – soweit mit den gleichen Maßnahmen möglich – die UV-⁠Exposition⁠ zu reduzieren, um hitze- und UV-bedingten Erkrankungen und möglichen Todesfällen vorzubeugen

Schritt 4: Maßnahmen planen und umsetzen

Maßnahmen und/oder Strategien 

 

Feinstaubalarm

  • Zur Reduktion der Luftbelastung wurde 2016 die Maßnahme Feinstaubalarm bundesweit eingeführt. Feinstaubalarm wird ausgelöst, sobald der Deutsche Wetterdienst an mindestens zwei aufeinander folgenden Tagen ein stark eingeschränktes Aus tauschvermögen der ⁠Atmosphäre⁠ prognostiziert. • Aufgrund der Freiwilligkeit für die Bevölkerung, auf Feinstaubalarm zu reagieren, ist der Erfolg er wartungsgemäß begrenzt.

EU-Förderprogramme

  • LEADER
  • ILE = Integrierte Ländliche Entwicklung

Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept (ILEK)

  • strategische Entwicklung im ländlichen Raum in der Regionalentwicklung

Lärmminderungsplanung Norderstedt

  • Lärmaktionsplan mit mindestens 91 Maßnahmen zur Lärmminderung in den Bereichen Radverkehrsförderung, Reduzierung von Fahrgeschwindigkeiten, Einbau lärmmindernder Straßenbeläge, Verringerung des Kfz-Verkehrs durch Verschiebung des Modal Split, Maßnahmen zur Förderung des ÖPNV, Passive/aktive Maßnahmen zum Schallschutz
  • In Norderstedt soll kein Mensch gesundheitsgefährdender Lärmbelastung von 65 dB(A) oder mehr ausgesetzt werden.
  • In den Norderstedter Wohngebieten werden künftig alle Menschen vor nächtlichen Lärmbelastungen über 45 dB(A) geschützt
  • Zum Schutz der Aufenthaltsqualität im Freien werden in allen Wohn- und Erholungsgebieten maximale Lärmbelastungen von 55 dB(A) angestrebt

Wer war oder ist beteiligt?

Förderung / Finanzierung 

Gefördert wird das Vorhaben „KlimaPraxis“ vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (⁠BMU⁠) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (⁠NKI⁠) 

Projektleitung 

Difu – Deutsches Institut für Urbanistik

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Handlungsfelder:
 Menschliche Gesundheit und Pflege  Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung  Verkehr und Verkehrsinfrastruktur  Handlungsfeldübergreifend  Sonstige