Klimaanpassungskonzept Münster

Ziel der Studie

Das Klimaanpassungskonzept setzt sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Stadt Münster auseinander. Aufgrund vergangener Extremwetterereignisse wurde das Erfordernis von Anpassungsmaßnahmen verdeutlicht. Zum einem werden in dieser Studie klimatische Auswirkungen auf die Stadt Münster ermittelt , räumliche Expositionen und Sensitivitäten gegenüber dem Klimawandel hervorgehoben, um auf der anderen Seite geeignete Anpassungsmaßnahmen und eine Anpassungsstrategie für die Stadt Münster zu finden.

Erscheinungsjahr

Untersuchungsregion/-raum

Bundesland Nordrhein-Westfalen

Verwendete Klimamodelle / Ensembles

Emissionsszenarien RCP8.5-Pfad
Weitere Parameter 

Höhere mittlere Temperatur, Veränderte Niederschlagsschlagsmuster, Zunahme von stärkeren Windtagen (Orkan), Hochwasser, Geringere Luftqualität

Zeitraum 

2010-2030

Klimawirkungen

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Boden
    • Bodenwasserhaushalt
    • Bodenstoffhaushalt
    • Bodenstruktur

„Eine besondere Schutzwürdigkeit als Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere weisen Böden auf Extremstandorten auf, wie sie bspw. in Mooren bestehen. Moore sowie grund- und stauwassergeprägte Böden mit hohem organischen Anteil (Moorgleye, Anmoore, Anmoorgleye) reagieren besonders empfindlich auf Veränderungen des Bodenwasserhaushaltes, was im Zuge des Klimawandels neben dem bereits erwähnten Humusabbau u.a. zu einer verstärkten Entwässerung bei Sommertrockenheit führt. In Münster betrifft dies insbesondere die Niedermoorbereiche östlich des Werseunterlaufs im Nordosten des Stadtgebietes sowie die Anmoorgleye entlang der Werse (s. Kapitel 4.2.7).“ (S.72)

„Die fruchtbaren Braunerden im Umfeld der Werse sowie die Parabraunerden entlang des Meckelbaches weisen für den Naturhaushalt eine hohe Regelungs- und Pufferfunktion (Wasser-, Nähr- und Schadstoffe) auf und sind besonders interessant für die Land- und Forstwirtschaft. Vom Geologischen Dienst NRW werden sie daher als besonders schutzwürdig eingestuft. Höhere Temperaturen und weniger Niederschläge in den Sommermonaten führen zu einem Humusabbau, der den Klimawandel verstärkt, da in den Böden große Mengen an CO2 gespeichert sind. Um die Bodenfruchtbarkeit langfristig zu erhalten, sind Anpassungsmaßnahmen in Land- und Forstwirtschaft erforderlich (s. Kapitel 4.2.5 und 4.2.6).“ (S.72)

“Durch die Veränderung des Niederschlagsregimes kann sich indirekt im Bereich der Tonmergelablagerungen des Campans am westlichen Ortsrand von Gievenbeck sowie nördlich von Nienberge bis an den Rand von Kinderhaus die Tragfähigkeit des Untergrundes ändern (siehe Abbildung 33, folgende Seite). Der Tonmergel vergrößert durch Wasseraufnahme sein Volumen und verringert es bei Austrocknung. Feuchtere Winter und trockenere Sommer können diesen Prozess verstärken und zu langsamen Bodenbewegungen führen.” (S.54)

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Biologische Vielfalt
    • Arten und Populationen
    • Biotope, Habitate, Ökosysteme

“Darüber hinaus ist die Stadt Münster durch einen höheren Anteil an seltenen und gefährdeten Arten und Lebensräumen gekennzeichnet, die unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden. Dazu gehören in erste Linie wasserabhängige Lebensräume und die darauf angewiesenen Arten.” (S.86)

“Die Schutzgebiete in Münster sind durch ein Biotopverbundsystem miteinander vernetzt. Von herausragender Bedeutung sind dabei insbesondere Fließgewässer wie die Werse mit ihren Nebenbächen, die Ems mit ihren Auen sowie die Münstersche Aa, aber auch Höhenzüge wie der Nienberger Kalkrücken. Allerdings bestehen Barrieren innerhalb des Verbundsystems, bspw. in Form größerer Straßen.

Gerade dem Biotopverbund kommt im Klimawandel eine Schlüsselrolle zu, da insbesondere die Tierarten über ihn in kühlere Regionen auswandern können.” (S. 83)

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Bauwesen
    • Schäden an Gebäuden, Bauwerken und zugehöriger Infrastruktur
    • Gebäudefunktionalität
    • Bauwirtschaft

“Durch die Veränderung des Niederschlagsregimes kann sich indirekt im Bereich der Tonmergelablagerungen des Campans am westlichen Ortsrand von Gievenbeck sowie nördlich von Nienberge bis an den Rand von Kinderhaus die Tragfähigkeit des Untergrundes ändern (siehe Abbildung 33, folgende Seite). Der Tonmergel vergrößert durch Wasseraufnahme sein Volumen und verringert es bei Austrocknung. Feuchtere Winter und trockenere Sommer können diesen Prozess verstärken und zu langsamen Bodenbewegungen führen. Unter ungünstigen Umständen unterschiedliche Ausdehnung und damit Hebe- und Senkvorgängen auf kurzer Distanz) können Bauschäden auftreten, sofern Bauteile unterschiedlich angehoben und abgesenkt werden. Gleichmäßige Hebe- und Senkprozesse sind dagegen für Gebäude in der Regel unschädlich.” (S.54)

„Zur Minderung der städtischen Hitzeinseleffekte hat die Stadt in der Vergangenheit das Programm „Grün gegen Grau“ zur Flächenentsiegelung und Hofbegrünung angeboten. Gründächer werden heute bei der Bemessung der Abwassergebühren berücksichtigt. Daneben verfolgt die Stadt weiterhin mit großem Engagement ihr Grünflächenkonzept zum Schutz und zur Entwicklung klimarelevanter Grünflächen und Grünzüge bei der Siedlungsentwicklung (siehe Kapitel 0). Allerdings stellt gerade die Nachverdichtung im Innenbereich in einer wachsenden Stadt wie Münster (siehe Kapitel 2.4.2) eine potenzielle Beeinträchtigung für den bestehenden Klimakomfort dar, sofern Luftleitbahnen verkleinert oder versperrt bzw. Grünflächenanteile durch Überbauung verkleinert werden oder verloren gehen. Hier sind ggf. Maßnahmen zur Minderung oder zur Kompensation zu ergreifen, wie bspw. Dach- und Fassadenbegrünung, Baumpflanzungen. (S.54)

“Im Bereich des privaten Bauens, das den überwiegenden Teil der Siedlungsstrukturen der Stadt betrifft, ergeben sich im Übrigen Handlungsmöglichkeiten im Bereich der Regelungen zu Umwelt-/Klimastandards in städtebaulichen Verträgen und Grundstückskaufverträgen sowie von Förderprogrammen sowie Information und Kommunikation gegenüber Gebäudeeigentümern und -nutzern, Bauherren und Architekten, wobei die Möglichkeiten der Bauberatung und des Baugenehmigungsverfahrens genutzt werden können.” (S.56)

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Energiewirtschaft
    • Energiebedarf
    • Energieinfrastruktur
    • Energieversorgung

“Ein allgemeiner Temperaturanstieg senkt wahrscheinlich den Bedarf an Heizenergie, gerade in Kombination mit der besser werdenden Dämmung und Heiztechnik. Intensivere Hitzeperioden können sich aber in einer verstärkten Nachfrage nach Elektrizität aufgrund intensiverer Nutzung von Klimaanlagen zur Gebäudekühlung niederschlagen (Rechenzentren, Komfortzuwachs, Kühlgeräte).” (S.57)

“Klimaänderungen können sich auch auf den Ertrag und die Sicherheit von Anlagen zur Erzeugung von erneuerbaren Energien auswirken. So ist es beispielsweise möglich, dass der Ertrag der Biomassennutzung wesentlich von den Folgen des Klimawandels beeinflusst wird. Ferner ist davon auszugehen, dass die Anforderungen an die Standfestigkeit von Solar- und Windenergieanlagen angesichts drohender Starkwinde zukünftig steigen werden.” (S.87f.)

“Änderungen im Stromverbrauch sind klimawandelbedingt möglich, wobei sich der Verbrauch nach derzeitigem Erkenntnisstand im Jahresverlauf nivelliert. Die Klimaschutzaktivitäten der Stadt zur Senkung des Stromverbrauchs einerseits und die Schaffung erneuerbarer Energien andererseits verbessern dabei die Versorgungssicherheit. (S.88)

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Industrie und Gewerbe
    • Betriebsanlagen (Assets)
    • Produktivität und Logistik
    • Arbeitskräfte und Beschäftigte
    • Rohstoff-, Wasser- und Energieversorgung

“Extremwetterereignisse stellen nicht nur Risiken für die Beschäftigten sondern auch für die Umwelt dar, soweit aus Anlagen gefährliche Stoffe freigesetzt werden könnten. Für Industrieanlagen, in denen gefährliche Stoffe in höheren Mengen gelagert werden oder zum Einsatz kommen, gelten bereits heute grundsätzliche Sicherheitsanforderungen gegen Gefahren der Überschwemmung oder andere Extremwetterereignisse. Dabei sind die betrieblichen Sicherheitsmanagementsysteme im Hinblick auf die möglichen Extremwettereignisse regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Anpassung bedeutet in diesem Zusammenhang, sich rechtzeitig auf die geänderten Eintrittswahrscheinlichkeiten und potenziellen Schäden der Auswirkungen des Klimawandels einzustellen.” (S.93)

“Wetterbedingte Unterbrechungen der Beschaffungs- und Absatzwege einschließlich der Verkehrswege können unter Umständen zu kostspieligen Unterbrechungen in der Produktion führen. Längerfristige Unterbrechungen können Industrieunternehmen treffen, die große Mengen an Rohstoffen benötigen oder ihre Produkte verschiffen. Störungen der Wasser- und Stromversorgung oder Telekommunikation können schließlich fast alle Arten von Unternehmen zwingen, ihren Betrieb zeitweise einzustellen.” (S.93)

“Der Klimawandel birgt Risiken für die Unternehmen. Besonders häufigere Extremwetterereignisse wie Starkniederschläge, anhaltende Trockenheit/Dürren, Stürme, Tornados, Sturzfluten oder Hochwasser könnten Industrie- und Gewerbeanlagen und deren Betrieb unmittelbar betreffen. Daneben kommen Betriebseinschränkungen durch wetterbedingte Unterbrechungen der vor- oder nachgelagerten Beschaffungs- oder Absatzwege einschließlich der Verkehrswege oder Behinderungen für die Beschäftigten in Betracht.” (S.93)

“Wetterbedingte Unterbrechungen der Beschaffungs- und Absatzwege einschließlich der Verkehrswege können unter Umständen zu kostspieligen Unterbrechungen in der Produktion führen. Längerfristige Unterbrechungen können Industrieunternehmen treffen, die große Mengen an Rohstoffen benötigen oder ihre Produkte verschiffen. Störungen der Wasser- und Stromversorgung oder Telekommunikation können schließlich fast alle Arten von Unternehmen zwingen, ihren Betrieb zeitweise einzustellen.” (S. 93)

“Trockenperioden mit mangelnder Wasserverfügbarkeit können auch Auswirkungen auf den gewerblich-industriellen Sektor haben. Besonders auffällige Wasserverbraucher finden sich aber nicht unter den Münsteraner Betrieben (siehe Kapitel 4.2.10, Informationsgespräch Wirtschaft am 01.07.2014 in Münster).” (S.57)

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Landwirtschaft
    • Agrophänologie
    • Ertrag und Qualität der Ernteprodukte
    • Pflanzengesundheit
    • Produktivität in der Tierhaltung und Tiergesundheit

“Positiv wirkt sich zudem der frühere Beginn der Vegetationsperiode sowie die Verlängerung der phänologischen Vegetationszeit in der münsterländischen Tieflandsbucht um 11 Tage aus, da sie den Anbau von mehreren Kulturen pro Jahr ermöglichen (LWK NRW 2012).” (S.76)

“Aus dem Klimawandel resultieren in NRW und somit auch in Münster durchaus Vorteile für die Landwirtschaft. Die steigenden CO2-Gehalte fördern insbesondere das Wachstum von C3-Pflanzen wie Getreide, Gräser, Zuckerrüben und Kartoffeln (sog. ?Kohlendioxiddüngung?). C4-Pflanzen wie Mais und Hirse profitieren von längeren Wärmeperioden sowie höheren Strahlungsintensitäten, so dass auch für diese Gruppe höhere Erträge erwartet werden. Versuche haben aber auch gezeigt, dass das schnellere Wachstum zu einer verminderten Qualität der Futterpflanzen (niedrigerer Proteingehalt von Blättern und Früchten) führen kann (MKUNLV 2011b).” (S.76)

“Versuche der Landwirtschaftskammer zeigen aber auch, dass der Anbau von Arten wie bspw. Sommergetreide und Leguminosen durch die Zunahme von Wetterextremen kritischer wird. Wintergetreide, insbesondere Winterweizen, der am spätesten im Jahr gesät wird und am schwächsten bewurzelt ins Frühjahr startet, ist durch die Zunahme von Wärmeperioden im Frühjahr gefährdet, da insbesondere junge Pflanzen durch Wassermangel geschädigt werden können (LWK NRW 2012).” (S.76)

“Ein klimawandelbedingt häufigeres Auftreten von Trockenperioden in den Sommermonaten stellt ein Risiko für landwirtschaftliche Betriebe dar, zum einen im Hinblick auf die Wasserversorgung der Feldfrüchte und zum anderen im Hinblick auf die Versorgung des Viehs mit Wasser.” (S.57)

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Menschliche Gesundheit
    • Unfallfolgen
    • Hitze- und kälteabhängige Erkrankungen oder Mortalitäten
    • Gesundheitliche Auswirkungen von UV-Strahlung
    • Gesundheitliche Auswirkungen von aerogenen Stoffen
    • Vektorübertragene Krankheiten
    • Gesundheitliche Auswirkungen verminderter Trinkwasserqualität und Lebensmittelsicherheit

“In den Freibädern ist in den letzten Jahren keine Zunahme von hitzebedingten Unfällen, Krankheiten o.ä. zu beobachten. Für die Badegäste und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden aber bereits vermehrt Schutzvorrichtungen vor zu großer Sonneneinstrahlung bereitgestellt, wie bspw. Sonnensegel im Spiel- und Planschbeckenbereich.” (S.52)

„Zukünftig nimmt auch in Münster die Zahl der alten und hochbetagten Menschen zu [...]. Damit treten die altersbedingten Krankheiten häufiger auf. Eine hitzebedingte Übersterblichkeit konnte bislang in Münster nicht beobachtet werden, was u.a. auch daran liegt, dass die Stadt nicht zu den ‚Hot-Spots’ in Deutschland zählt (vgl. Kapitel 4.1). Tatsächlich leben absehbar auch in Zukunft nur relativ wenige der empfindlichen Bevölkerungsgruppen in der Wärmeinsel Innenstadt, da diese überwiegend in den klimatisch begünstigten und stärker durchgrünten Ortsteilen am Stadtrand leben (siehe Kapitel 2.2.2). Eine Ausnahme stellen ältere alleinstehende Frauen (> 65 Jahre) dar, die zu 42,5% in der wärmebelasteten Innenstadt leben. Gerade für diese Personengruppe sowie für weitere empfindliche Bevölkerungsgruppen ohne familiäre Einbindung werden geeignete Anpassungskonzepte benötigt, um sie zu Hause erreichen, bei Hitzeereignissen unterstützen und ihnen ggf. helfen zu können.“ (S.52)

„Der Schutz der Beschäftigten vor übermäßiger UV-Strahlung in relevanten Tätigkeitsfeldern (z.B. Badaufsicht, Außendiensttätigkeiten des Ordnungsamtes) wird im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt.“ (S.52)

„Eine Zunahme von allergischen Reaktionen steht im Zusammenhang mit länger und zeitlich verschoben auftretenden Luftallergenen. Überdies breiten sich bereits seit längerer Zeit in den Grün- und Freiflächen der Stadt Münster Neophyten aus. Dazu gehören unter anderem Ambrosia artemisiifolia (Beifußblättriges Traubenkraut) mit starkem allergenen Potenzial sowie Heracleum mantegazzianum (Herkulesstaude) mit phototoxischer Wirkung.“ (S.53)

„Das zunehmend mildere Klima mit wärmeren Wintern begünstigt die Ausbreitung von Krankheitserregern, die in Deutschland bereits heimisch sind und sich weiter nordwärts ausbreiten (zum Beispiel Hantaviren sowie Borrelien und FSME-Viren, die durch Zecken übertragen werden).“ (S.52)

„Ansteigende Temperaturen wirken sich auch auf die Sicherheit beziehungsweise Haltbarkeit von Lebensmitteln aus und durch Starkregen ausgelöste Überflutungen kann vor allem die Sicherheit der privaten dezentralen Trinkwasserversorgung beeinträchtigt werden. Andererseits kann lang andauernde Trockenheit die Filterkapazität des Bodens mit negativen Auswirkungen auf die Grundwasserqualität schwächen. Bisher liegen aber in Münster keine negativen Erfahrungen zur Entwicklung der Trinkwasserqualität aufgrund längerer Trockenperioden oder Überschwemmungen vor.
Infektionen durch Salmonellen, Campylobacter und andere Erreger aus verdorbenen Lebensmitteln zählen bereits jetzt zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Bei fortschreitender Erwärmung ist zu befürchten, dass die Zahl solcher Magen-Darm-Erkrankungen ansteigt. Bei den Aufräumarbeiten nach dem Starkregen von Juli 2014 traten Fälle von Leptospirose im Münsteraner Stadtgebiet auf.“ (S.53)

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Raumordnung, Regional- und Bauleitplanung

„Die Bauleitplanung kann in der im Wesentlichen bereits gebauten Stadt Münster im Nachhinein im Siedlungsbestand nur relativ geringfügig Einfluss nehmen bzw. im Sinne einer Klimaanpassung umsteuern. Bei Neubaugebieten – z.B. im Rahmen der Umsetzung des Baulandprogramms 2015 – 2020 – sind die Einfluss und Steuerungsmöglichkeiten dagegen ungleich größer. Zukünftig wird es im Hinblick auf den Klimawandel insbesondere darauf ankommen, die Stadt an die erwartbare Zunahme von außergewöhnlichen Starkregenereignissen und Belastungen durch Wärme / Hitze anzupassen und hierfür geeignete Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Hierfür können die vorhandenen Instrumente der Stadt- und Freiraumplanung genutzt werden.“ (S.105)

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Tourismuswirtschaft
    • Touristisches Angebot
    • Touristische Nachfrage

„In Deutschland dagegen können steigende Temperaturen und geringere Niederschläge im Sommer den Tourismus eher begünstigen, beispielsweise durch eine verlängerte Sommersaison. Das Potsdam-Institut für Klimaforschung geht davon aus, dass Deutschland als Reiseland attraktiver wird. Schätzungen zufolge könnten 25 bis 30% mehr Touristen nach Deutschland kommen.“ (S.97)

„Andererseits können veränderte klimatische Bedingungen dem Tourismus aber auch neue Möglichkeiten eröffnen, beispielsweise durch steigende Besucherzahlen in der bisherigen Nebensaison oder Verlagerungen der Tourismusströme von südlichen in nördliche Regionen. Bisher verbringen viele Deutsche den Sommerurlaub im Mittelmeerraum. Da in Südeuropa in Zukunft während der Hauptsaison häufiger damit gerechnet werden muss, dass die Lufttemperatur Tageshöchstwerte von 40°C und mehr erreicht, müssen die Reisenden mit verstärktem Hitzestress rechnen, der insbesondere das Befinden älterer Menschen und Kinder beeinträchtigen kann.“ (S.97)

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Verkehr
    • Verkehrsablauf
    • Verkehrssicherheit
    • Verkehrsinfrastruktur

„Beeinträchtigungen des Verkehrs können sich im Fall von außergewöhnlichen Starkregenereignissen auch dadurch ergeben, dass Straßenabschnitte aufgrund von Überflutungen selbst für die Einsatzfahrzeuge der Rettungsdienste unpassierbar werden. Auch liegen gebliebene Kraftfahrzeuge können zu erheblichen Behinderungen für den übrigen Verkehr oder die Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes führen, wie dies im Juli 2014 passierte.“ (S.89)

„Stürme können direkt zu Behinderungen führen oder über Windwurf Straßen, Gleise und Stromleitungen blockieren oder schädigen. Beim Sturmereignis Ela Pfingsten 2014 und dem Starkregenereignis im Juli 2014 wurden viele Straßen im gesamten Stadtgebiet durch herabfallende Äste und umstürzende Bäume blockiert, die zu erheblichen Verkehrsbehinderungen führten; überdies kam es zu Sachschäden an Gebäuden und Fahrzeugen und auch Personenschäden in Fahrzeugen, die von herabstürzenden Ästen bzw. Bäumen getroffen wurden.“ (S.90)

„Lang anhaltende Hitze schadet auch der Straßeninfrastruktur. Hohe Oberflächentemperaturen weichen den Straßenbelag auf, sodass Spurrillen entstehen und die Straßen langfristig Schäden nehmen, wenn Fahrzeuge darüber fahren.“ (S.90)

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Wald- und Forstwirtschaft
    • Baumartenzusammensetzung
    • Vitalität / Mortalitätseffekte
    • Güter und Dienstleistungen des Waldes

„Die klimawandelbedingte Abnahme der Bodenfröste in Münster fördert die Ausbreitung wärmeliebender Baumarten wie Robinie und Esskastanie (vgl. Kapitel 4.2.7), birgt aber auch die zunehmende Gefahr von Bodenverschlämmung, wodurch der Boden schlechter befahrbar ist und Gefügeschäden entstehen können.“ (S.81)

„Bei den in Münster vorherrschenden grund- und stauwasserbeeinflussten Böden besteht zudem die Gefahr, dass durch die Zunahme von Niederschlägen während der Wintermonate das Wurzelwerk der Bäume und damit deren Vitalität beeinträchtigt werden kann. Dies betrifft vor allem die Fichtenbestände. Besser angepasst sind hingegen die wenige Waldflächen in den Überschwemmungsgebieten, da sie naturgemäß häufig wechselnde Wasserstände sowie eine zeitweilige Überflutung aushalten können.“ (S.81)

„Das in Münster vorherrschende subatlantische Klima ist allgemein günstig für das Waldwachstum. Durch den Klimawandel werden auf gut wasserversorgten Standorten infolge höherer Temperaturen und dem CO2-Düngeeffekt deutliche Biomassezuwächse und höhere Erträge erwartet (MKUNLV 2012).“

Klimawirkungen in Handlungsfeld
  • Wasser
    • Grundwasser
    • Gewässerzustand von Oberflächengewässern
    • Abwasserbewirtschaftung / Entwässerung

„Bei Überflutungen besteht die grundsätzliche Gefahr, dass belastetes Wasser in die vor allem privaten dezentralen Trinkwassergewinnungsanlagen und – leitungen eindringt.“ (S.57)

“ Sommer-niedrige Wasserstände in Oberflächengewässern erhöhen die Konzentration unerwünschter Stoffe im Wasser. Diese Stoffe belasten das Ökosystem und können im Falle von Trinkwassergewinnung aus Uferfiltraten einen erhöhten Aufwand für die Trinkwasseraufbereitung bedeuten.“ (S.60)

„Die Überschreitung der Kapazität der Kanäle und Anlagen der öffentlichen Kanalisation kann sowohl bei Misch- wie Trennsystemen vorkommen. Wenn verrohrte Bäche an die Kanalisation angeschlossen sind, kann sich die Abflusserhöhung noch verstärken. Durch den Druckabfluss (oder auch durch den steigenden Luftdruck) können die Schachtdeckel angehoben werden, Schächte werden häufig dabei auch baulich in Mitleidenschaft gezogen. Der austretende Abfluss kann entlang des Straßenverlaufs in Gefällerichtung abfließen, falls Bordsteine in ausreichender Höhe vorhanden sind. Fehlen die Bordsteine oder sind sie beispielsweise bei Grundstückszufahrten abgesenkt, kann der Straßenabfluss über die Grundstückzufahrten den Gebäuden zufließen. Das auf den Straßen abfließende Wasser sammelt sich dann in den vorhandenen Geländesenken und kann ggf. durch die vorhandenen Straßeneinläufe wieder abgeleitet werden. Bei von außen den kanalisierten Flächen zulaufendes Wasser kann die Kapazität der Straßeneinläufe überschritten werden, Schlamm, Laub und Äste können diese verstopfen.“ (S.63)

Methodischer Ansatz

Kurzbeschreibung des methodischen Ansatzes 

Eine Bestandsaufnahme stellt den Status Quo der Stadt Münster hinsichtlich der klimatischen, naturräumlichen und siedlungsstrukturellen Gegebenheiten dar. Im Vergleich wird der bisherige Umgang mit den Klimawandelauswirkungen ausgewertet. In diesem Zuge werden die räumliche Exposition und die Sensitivität unter dem Einfluss des Klimawandels ermittelt. Aus dem Ergebnis dieser Analysen können Handlungsempfehlungen für die Klimaanpassung für zukünftige Auswirkungen gegeben werden.

Analysekonzeptansatz neuerer IPCC-Ansatz (2012, 2014)
Komponenten im Analysekonzept  Klimatischer Einfluss, Sensitivität, Räumliches Vorkommen, Klimawirkung, Vulnerabilität, Chancen und Risiken, Anpassungskapazität
Methodik zur Operationalisierung Quantitative Wirkmodelle (z.B. Abflussmodelle), Proxy-Indikatoren

Wer war oder ist beteiligt?

Herausgeber Stadt Münster
Förderung / Finanzierung Gefördert durch das Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und der National Klimaschutz Initiative
Kontakt 

Stadt Münster

Bibliographische Angaben 

BKR Aachen Noky & Simon Partnerschaft, RWTH Aachen, Geographisches Institut (2015): Klimaanpassungskonzept; Stadt Münster (Hg.), Münster, 235 Seiten.

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Handlungsfelder:
 Gebäude  Biologische Vielfalt  Boden  Energieinfrastruktur  Industrie und Gewerbe  Landwirtschaft  Menschliche Gesundheit und Pflege  Raumplanung, Stadt- und Siedlungsentwicklung  Tourismuswirtschaft  Verkehr und Verkehrsinfrastruktur  Wald- und Forstwirtschaft  Wasserhaushalt und Wasserwirtschaft