Statistiken der UNWTO (World Tourism Organization) zeigen, dass Europa sowohl das weltweit beliebteste Urlaubsziel ist, als auch die meisten Touristen Europäer sind. Umso erstaunlicher ist, dass es bisher wenig belastbare Daten gibt, die den touristischen Einfluss auf die Umwelt messen und überwachen. Die europäische Tourismusbranche ist fokussiert auf ihre Wettbewerbsfähigkeit, lässt aber Umweltbelange größtenteils außer Acht.
In einem vierjährigen Projekt (2013 -2017) entwickelte nun die Europäische Umweltagentur (EUA) ein Indikator-basiertes Berichterstattungssystem (TOUERM, Tourism and Environment Reporting Mechanism) um sowohl negative Umwelteinflüsse als auch positive Trends zu mehr Nachhaltigkeit in Europa zahlenmäßig sichtbar zu machen. Das Projekt erfolgte in Zusammenarbeit mit der Eionet Expert Group, welche die Mitglieds- und Kooperationsländer der EUA repräsentiert, und dem European Topic Centre on Urban, Land and Soil systems (ETC/ULS).
Die vorliegende Broschüre erklärt den Projektansatz und die Methoden zur Auswahl der Indikatoren und erläutert die weiteren notwendigen Schritte, um einen regulären Informationsfluss innerhalb Europas zu schaffen. Die gewonnenen Daten sollen bei der Planung und Koordination von Aktivitäten zwischen Behörden, Industrie, Öffentlichkeit und Privatsektor helfen. Die Ergebnisse des Projektes wurden erstmals auf einer Sitzung der Eionet Working Group im September 2017 vorgestellt. Die Broschüre ist seit März 2018 in englischer Sprache auf der EUA-Homepage erhältlich.
Hintergrund
Tourismus ist weltweit einer der größten und am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige. Er trägt neun Prozent zum globalen Bruttosozialprodukt bei und schafft einen von elf Jobs weltweit. Berechnungen zeigen, dass sich der Verbrauch an Ressourcen, wie z.B. Wasser, Energie und Land, durch den Tourismus in den nächsten 20 Jahren verdoppeln bis verdreifachen wird (Gössling & Peeters, 2015).
Der Einfluss des Tourismus auf den Naturhaushalt, sowohl lokal als auch global, ist so vielfältig wie auch tiefgreifend. Betroffen sind neben dem Verlust der Biodiversität auch die Ressourcen Wasser, Luft, Boden und Land. Zudem ist der Tourismus mit fünf Prozent am Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase beteiligt. Auto und Flugzeug sind mit 80% die am häufigsten genutzten Transportmittel im Urlaub. Der Anteil der Kreuzfahrten, die Emissions-intensivste Art zu reisen, nimmt jedes Jahr um 7% zu.
Im Hinblick auf die Belastungsgrenzen des Planeten ist ein „weiter wie bisher“ unmöglich. Um den Nachhaltigkeitszielen (Agenda 2030) der Vereinten Nationen (UN) gerecht zu werden müssen Strategien für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus entwickelt und umgesetzt werden. In diesem Kontext steht auch das 7. Umweltaktionsprogramm (7. UAP, 2014-2020) der Europäischen Union „Gut leben, innerhalb der Grenzen unseres Planeten“ (Living well, within the limits of our planet).