Corona: Warum wir heute auch die Retter von morgen retten müssen

Wenige Tage ist es her, dass die Bundesregierung einen milliardenschweren Rettungsschirm aufgespannt hat, um die Folgen der Corona-Krise für Unternehmen abzufedern. Absolut zu Recht, ist es doch im gesamtgesellschaftlichen Interesse, gesunde Unternehmen heil durch diese schwere Zeit zu lotsen.

Corona/Klima/Innovation: Warum wir heute auch die Retter von morgen retten müssen

Blogartikel von Alexander Bonde 

Wenige Tage ist es her, dass die Bundesregierung einen milliardenschweren Rettungsschirm aufgespannt hat, um die Folgen der Corona-Krise für Unternehmen abzufedern. Absolut zu Recht, ist es doch im gesamtgesellschaftlichen Interesse, gesunde Unternehmen heil durch diese schwere Zeit zu lotsen. Diese Rettungsschirme erfüllen auch eine wichtige Funktion in Bezug auf die Klimakrise: Sie sichern uns wichtige Innovationstreiber für die Herausforderungen von morgen. Um der Klimakrise zu begegnen, brauchen wir mehr Unternehmen, die ökologische, nachhaltige Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle entwickeln. Diese kommen in Deutschland besonders häufig aus dem Mittelstand, ebenso oft aber auch aus Neugründungen und Start-Ups. Diese Innovationsmo-toren sind durch die ökonomische Folgen der Corona-Krise gefährdet. Damit stehen nicht „nur“ die heutige Wertschöpfung und Arbeitsplätze auf dem Spiel, sondern auch ganz wesentlich unsere künftige Lösungskompetenz in der Klimakrise.

Retten wir darum heute die Retter von morgen. Dazu gehört, jetzt diejenigen innovationsorientierten kleinen und mittleren Unternehmen zu unterstützen, die uns helfen, unsere Wirtschaftsgrundlage von morgen zu sichern. Sie leisten einen Beitrag, ökonomische Wachstumsperspektiven mit einer Wirtschaftsweise zu verbinden, die unsere natürlichen Ressourcen schont, die Umwelt weniger belastet, regionale Wertschöpfungsketten stärkt, Ressourcen im Kreislauf führt und unsere Wirtschaft insgesamt widerstandsfähiger macht – insbesondere nach der Corona-Krise.

Beispiel Grüne Start-ups: Bereits vor der aktuellen Krise haben sie im Vergleich zu nicht-grünen Jungunternehmen deutlich häufiger Probleme bei der Kapitalbeschaffung erfahren, wie der von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte „Green Start-up Monitor 2018“ zeigt. Dabei tragen Green Start-ups mit ihren Produkten und Dienstleistungen zu einer international wettbewerbsfähigen, ökologisch und sozial verträglichen sowie resilienten Wirtschaft bei. Mittlerweile sind sie ein zentraler Wirtschaftsfaktor, in den vergangenen zehn Jahren haben sie weit über eine Million neue Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen. Seit April 2019 hat die DBU im Rahmen des Green Start-up Programms mit Schwerpunkt Digitalisierung in bisher 18 innovationsorientierte grüne Jungunternehmen mehr als 2 Millionen Euro investiert.
Eine energieeffiziente und ressourcenleichte Digitalisierung ist ein wirkmächtiges Innovationswerkzeug zur Bewältigung der Corona, ebenso wie zur Bewältigung der Klimakrise. Digitale Technologien haben uns in der Krise kommunikationsfähig gehalten und das digitalbasierte HomeOffice mit virtuellen Meetings wird auch nach der Krise bleiben. Umso mehr muss die Digitalisierung selbst nachhaltig gestaltet werde. Ihr Energie- und Ressourcenverbrauch muss klimafreundlich sein und ihre Vorzüge sollen für Energiewende, Kreislaufwirtschaft und ⁠CO2⁠-neutrale Produktionsprozesse genutzt werden. Dazu brauchen wir innovative Umsetzer.

Nach der Corona-Krise ist vor der Klimakrise. Auch, wenn Deutschland wegen des aktuellen Shut-downs unerwartet das Klimaschutzziel für 2020 voraussichtlich erreichen wird: Der Wirtschaftseinbruch ist kein nachhaltiger ⁠Klimaschutz⁠, weder für den Planeten noch für die Menschen. Ein Wirtschaftseinbruch schafft keine nachhaltig klimafreundlichen Strukturen, sondern gefährdet tragfähige Lösungen und birgt Rebound-Gefahren, wenn nach der Krise der rauchende Schlot zum Zeichen der Krisenbewältigung würde.
Je besser wir heute den innovativen Mittelstand und grüne Gründerinnen und Gründer als Innovationstreiber für ⁠Nachhaltigkeit⁠ durch die Krise bringen, desto widerstandsfähiger und zukunftsfähiger werden unsere Geschäftsmodelle und Lebensgrundlagen morgen sein. Auf diesen wichtigen Zusammenhang ist bei der Ausrichtung künftiger Rettungspakete der Bundesregierung nach schnellen Hilfen und der Liquiditätssicherung vermehrt zu achten. Dann könnte die Bewältigung der Corona-Krise auch ein wichtiger Schub zur Bewältigung der Klimakrise werden.
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Autor:

Alexander Bonde ist Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück. Die größte Umweltstiftung Europas fördert innovative und modellhafte Lösungsansätze zum Schutz der Umwelt in den Bereichen Umwelttechnik, Umweltforschung und Naturschutz sowie Umweltbildung und Kulturgüterschutz. Ein Schwerpunkt liegt auf der Förderung von Öko-Innovationen in der mittelständischen Wirtschaft.

Der gebürtige Freiburger Bonde ist Minister a. D. für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (2011-2016). Er war Präsident des Tourismusverbands Baden-Württemberg, Aufsichtsratsvorsitzender der Badischen Staatsbrauerei Rothaus AG und Stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates der L-Bank (Förderbank/Staatsbank).

Von 2002 bis 2011 war Bonde Mitglied des Deutschen Bundestages und unter anderem Mitglied im Haushaltsausschuss und Haushaltspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis90/Die Grünen.

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