Holzzerstörende Ameisen
zum Vergrößern anklickenGlänzendschwarze Holzameise
Umweltbundesamt
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Verschiedene Ameisenarten treten als Holzschädlinge auf. Die in unseren Breiten wichtigen holzzerstörenden Arten sind die Zweifarbige Wegameise, die Braune Wegameise, die Rossameisen und die Glänzendschwarze Holzameise. Diese Arten werden im Folgenden kurz vorgestellt.
Die Braune Wegameise (Lasius brunneus) ist eine natürlicherweise in Bäumen, Holz oder Erdhöhlen wohnende, relativ scheue Wegameisenart. Die Braune Wegameise ist deutlich zweifarbig: Kopf und Hinterleib sind dunkelbraun, die Brust ist hellbraun bis bronzebraun. Arbeiterinnen der Braunen Wegameise sind 2,5 bis 4 mm groß. Die Antennen sind rotbraun und gekniet. Sie hat ihr natürliches Vorkommen in Laubwäldern und Laubgehölzen und kommt häufig auch in Parks und Gärten vor. Nester werden bevorzugt in pilzgeschädigtem Holz oder Totholz angelegt. Sie kann ihre Nester aber auch in Holz und Dämmmaterial in Gebäuden errichten und ist in Deutschland die Ameisenart, die am häufigsten für Schäden in Gebäuden sorgt. Die Arbeiterinnen der Braunen Wegameise sammeln regelmäßig Honigtau von verschiedenen Blattläusen oder Rindenläusen. Gelegentlich werden aber auch andere Insekten erbeutet. Die männlichen und weiblichen Geschlechtstiere schwärmen von Ende Mai bis Anfang August.
Auch bei der Zweifarbigen Wegameise (Lasius emarginatus) ist der Körper unterschiedlich gefärbt: Während der mittlere Körperabschnitt rötlich-braun ist, sind Kopf und Hinterleib dunkelbraun bis schwarzbraun. Arbeiterinnen der Zweifarbigen Wegameise werden bis zu 4 mm groß. In der Natur bauen sie ihr Nest vor allem in Felsritzen und Hohlräumen, sowie unter Steinen und in morschem Totholz. Als Ersatzbiotop dienen Umgebungen mit Stein und Beton, alte Mauern und Ruinen. Die Nestkerne bestehen, ähnlich den Nestern von Wespen und Hornissen, oft aus einer braunen Kartonstruktur. Diese Kartonnester werden aus diversem organischem Material, das mit Honigtau vermischt wurde, errichtet. Der Honigtau dient hierbei zum einen als Kittsubstanz und zum anderen als Substrat für das Wachstum von Pilzhyphen, die der Konstruktion zusätzliche Festigkeit verleihen. Die Ernährung der Art ist vielseitig: Hauptsächlich nehmen die Ameisen Honigtau zu sich, können aber auch andere Insekten erbeuten.
Die Braunschwarze Rossameise (Camponotus ligniperda) ist die größte einheimische Ameisenart in Deutschland. Die Arbeiterinnen werden bis zu 1,2 cm groß, die Königinnen bis 1,7 cm. Kopf und Hinterleib der Rossameise sind schwarz, der mittlere Körperabschnitt etwas rötlich gefärbt. Im Aussehen unterscheiden sich die Braunschwarze und die Schwarze Rossameise nicht wesentlich, sie haben jedoch unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum. Während die Braunschwarze Rossameise im Flach- und Hügelland sonnige und trockene Laub- oder Mischwälder oder Trocken- und Halbtrockenrasen mit Buschwerk sowie Feldrainen besiedelt und hier überwiegend Erdnester anlegt, bevorzugt die Schwarze Rossameise (Camponotus herculeanus) höher gelegene, feuchtere und kühlere Gebiete und legt ihre Nester gewöhnlich in lebenden Bäumen an. Meist wählt sie Nadelbäumen wie Fichte, Tanne oder Kiefer und manchmal auch Laubbäumen aus. Zur Nestanlage höhlt sie totes und morsches Holz aus. Ihre Nester haben oft auch einen großen unterirdischen Anteil. Fehlen große Stämme, können auch reine Bodennester angelegt werden. Die Arbeiterinnen nehmen Honigtau auf, erbeuten andere Insekten und lecken Pflanzensäfte auf. Obgleich in der Natur lebende Bäume für den Nestbau bevorzugt werden, findet man die Rossameise hin und wieder im Gebälk von Häusern, wo sie ihre Nester bevorzugt in Balken aus Kiefern- und Fichtenholz baut. Sie fressen ihre Gänge in das innere Kernholz, so dass die Holzoberfläche nicht geschädigt wird und ein Befall von außen nicht leicht erkannt werden kann. Trotz ihrer Vorliebe für Nadelhölzer können auch Laubhölzer befallen werden.
Die Glänzendschwarze Holzameise (Lasius fuliginosus) ist fast gänzlich glänzend schwarz gefärbt, mit Ausnahme eines Teiles der Beine. Arbeiterinnen werden 4 bis 6 mm groß. Die Geschlechtstiere (Männchen und Weibchen) schwärmen im Juni und Juli ins Freiland aus. Die Glänzendschwarze Holzameise ist über ganz Deutschland verbreitet und besiedelt alle Gehölzstandorte und sowohl Nadel- wie Laubholz. Für den Bau der typischen Kartonnester bevorzugt sie morsches Holz, sie kann ihre Nester aber auch in Hohlräumen von Gebäuden errichten. Bei dieser Art enthalten Kolonien häufig mehrere Königinnen, die Teilnester bilden. Diese Teilnester stehen untereinander in Verbindung.
Die Entwicklung der Ameisen verläuft vom Ei über Larvenstadium und Puppe bis hin zum erwachsenen Tier. Nach dem Paarungsflug errichtet die Ameisenkönigin ein Nest und beginnt mit der Eiablage. Etwa eine Woche nach der Eiablage schlüpfen die Larven. Nach 3 bis 4 Larvenstadien verpuppen sich die Larven. Die Puppen der hier genannten Arten befinden sich in einem weißlichen Kokon. Zunächst betreibt die Königin die Brutpflege, später übernehmen Arbeiterinnen die Versorgung der Brut und der Königin, beziehungsweise der Königinnen. In der Natur ernähren sich die Ameisen überwiegend von Honigtau, der von Blattläusen ausgeschieden wird. Sie können aber auch andere Insektenarten erbeuten. Holz wird nicht gefressen, sondern nur für den Nestbau verwendet.
Ihr Verhalten, Nester in Holz anzulegen, macht die hier genannten Ameisenarten für den Menschen zu möglichen Materialschädlingen.
Die hier beschriebenen Ameisenarten sind in erster Linie Materialschädlinge und keine Vorrats- oder Hygieneschädlinge. Sie können aber verfügbare Vorräte als Nahrungsquelle nutzen und so Lebensmittel verunreinigen.
Die begattete Königin sucht sich für die Eiablage einen passenden Platz, der zum Beispiel in rissigem Holz oder in Dämmmaterial sein kann. In der Regel nisten sich Ameisen nicht in intaktem Bauholz ein, sondern besiedeln Holz, das durch holzzerstörende Insekten oder Pilze vorgeschädigt ist. Sie bevorzugen morsches Holz, in das sie ihre Nester bauen können. Auch Styropor, was eine ähnliche Konsistenz hat, wird gern angenommen. Besonders wärme- und trockenheitsliebende Arten wie die Zweifarbige Wegameise nisten auch in Mauerspalten und Hauswänden.
Auch wenn eine holzzerstörende Ameisenarten ihr Nest in einem Haus gebaut hat, werden sich die Arbeiterinnen zur Nahrungssuche nach draußen begeben. Aber auch zucker- und eiweißhaltige Lebensmittel im Haus können genutzt werden.
Oft wird ein Befall erst erkannt, wenn die Geschlechtstiere zur Paarung ausfliegen. Dies erfolgt je nach Art zwischen Mai und Anfang August, in Häusern aber auch zeitiger im Jahr. Je nach Art und Organisation des Ameisenstaates werden Kolonien mit mehreren Nestern angelegt, in denen sich auch mehrere Königinnen befinden können. Dies ist im Hinblick auf eine Beseitigung des Befalls zu beachten.
Das Suchen von Anzeichen ist oft der schnellste Weg, um einen Befall zu identifizieren. Herumliegende Späne, Holzstaub, Ameisenstraßen und schwärmende Ameisen können einen Befall anzeigen. Außerdem ist am Befallsort, also der Stelle wo sich ein Nest befindet, Genagsel an den Nestausgängen zu finden. Genagsel ist der Abfall einer Ameisenkolonie, der aus dem Nest befördert wird und auch leere Puppenkokons enthalten kann.
Vorsorge ist die wirksamste Maßnahme gegen eine Einwanderung von Ameisen ins Haus und deren Ausbreitung. Viele der genannten Maßnahmen halten übrigens auch andere Schädlinge fern.
Um das Eindringen von Ameisen in die Wohnung und das Einnisten in Holz oder Dämmung zu vermeiden, sollten folgende Maßnahmen berücksichtigt werden:
Schnell reagieren: Einzelne Ameisen sollten Sie sofort aufkehren und ins Freie befördern. Haben sich Ameisen beim „Hochzeitsflug“ ins Haus verirrt, öffnen Sie die Fenster. Die Tiere bewegen sich auf Licht zu. Ggf. lassen sie sich mit einem Ventilator vertreiben.
Futterreste in Tiernäpfen oder zugängliche Essensreste sollten vermieden werden, um Ameisen nicht anzulocken. Vorräte sollten immer in gut verschlossenen Behältnissen aufbewahrt werden. Altglas sollte nicht lange im Haus gelagert werden, da Zuckerreste Ameisen anlocken.
Löcher und Risse im Mauerwerk, an Türen und Fenstern sollten ausgebessert werden. In der Wohnung sollten Fugen oder Spalten mit Silikon oder Ähnlichem verschlossen werden.
Empfehlenswert ist eine regelmäßige Kontrolle verbauter Hölzer (Dachstuhl, Bodendielen). Vorgeschädigte Hölzer sollten entfernt werden. Feuchte Hölzer sollten schnell getrocknet werden und es sollte geprüft werden, ob diese bereits geschädigt sind. Zudem ist der Grund für die Feuchtigkeit zu identifizieren und zu beheben.
Feuchtequellen im Gebäude sollten vermieden bzw. reduziert werden. Regelmäßiges Stoßlüften wird empfohlen.
Bauliche Mängel, durch die Feuchtigkeit ins Haus oder an verbaute Holzteile gelangt, sollten behoben werden. Wenn alles Holz im Gebäude trocken bleibt, kann das Risiko für einen Primärbefall mit Pilzen und damit das Risiko für einen Sekundärbefall mit holzzerstörenden Ameisen deutlich reduziert werden.
Bei Verdacht auf Holzameisenbefall muss eine Expertenmeinung eingeholt werden, da es zu erheblich Schäden an der Bausubstanz kommen kann. Neben Bausachverständigen können auch sachkundige Schädlingsbekämpfungsfirmen weiterhelfen. Bei der Suche nach lokalen Anbietern kann der Verband der Holz- und Bautenschützer helfen.
Hat sich bereits eine Ameisenkolonie angesiedelt, ist die Bekämpfung unabhängig von der Bekämpfungsart eine große Herausforderung, die von einem Experten durchgeführt werden sollte. Außerhalb des Nestes trifft man in der Regel nur die Arbeiterinnen an. Das eigentliche Ziel von Bekämpfungsaktionen sind immer die Königinnen. Diese halten sich jedoch in den am besten geschützten Nestbereichen auf und sind, auch mit chemischen Methoden wie Kontaktgiften und Fraßködern, nur schwer zu erreichen. Bei einigen Ameisenarten, die aufgrund ihrer Sozialstruktur mehrere Königinnen in einem Staat haben und deren Kolonien über mehrere Nester verfügen, ist die Bekämpfung daher besonders schwierig. Denn erst wenn sämtliche Nester der Kolonie vernichtet sind, kann eine Bekämpfungsmaßnahme als dauerhaft erfolgreich angesehen werden.
Ein Befall mit holzschädigenden Ameisen kann professionell mit Heißluft oder mit Kälte (flüssigem Stickstoff) bekämpft werden, so dass - je nach lokalen Gegebenheiten - vollständig auf biozide Holzschutzmittel verzichtet werden kann. Verschiedene Firmen bieten thermische Verfahren an. Fragen Sie gezielt nach nicht-chemischen Bekämpfungsmethoden. Das Umweltzeichen Blauer Engel (DE-UZ 57a) gibt Kriterien für eine besonders umweltfreundliche thermische Schädlingsbekämpfung im Holz vor. Andere Bekämpfungsmethoden sind die Begasung mit bioziden Wirkstoffen oder die Verwendung von Kontaktinsektiziden.
Sind tragende Bauteile befallen, so ist in der Regel ein Austausch der befallenen Hölzer notwendig.