Durch die Integration von Umweltaspekten in die leitlinienorientierte Beratung kann das Fachpersonal in Apotheken wesentlich dazu beitragen, den Eintrag von Arzneistoffen in die Umwelt zu verringern. Zusätzlich können z. B. Medikationsanalysen durchgeführt , der Austausch mit Medizinerinnen*Medizinern gesucht und über die umweltgerechte Entsorgung von Altmedikamenten informiert werden.
Die Abgabe von Arzneimitteln über Apotheken spielt eine wichtige Rolle nicht nur in der Gesundheitsversorgung, sondern auch im Hinblick auf Umweltauswirkungen. Apothekerinnen *Apotheker können im Rahmen der leitlinienorientierten Beratung ökologische Aspekte berücksichtigen, um dazu beizutragen den Eintrag von Arzneistoffen in die Umwelt zu reduzieren. Durch gezielte Maßnahmen kann so ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden, ohne die Qualität der Patientenversorgung zu beeinträchtigen.
Die hier aufgeführten Anregungen können als Leitfaden dienen, um systematisch Umweltüberlegungen in den Apothekenalltag zu integrieren und gleichzeitig die bestmögliche Versorgung der Patienten*Patienteninnen sicherzustellen. Durch die Einbeziehung von Umweltaspekten in die allgemeine Beratung kann die Apothekerschaft eine Vorreiterrolle im umweltbewussten Gesundheitswesen einnehmen und einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung unserer Umwelt leisten.
Präventive und nicht-medikamentöse Maßnahmen empfehlen: Ein proaktiver Ansatz
Am wirksamsten kann der Eintrag von Arzneistoffen in die Umwelt vermieden werden, wenn die Einnahme von Medikamenten verringert wird. Die Apotheke ist für viele Menschen eine vertraute Anlaufstelle bei Erkrankungen. Im Gespräch mit der Apothekenkundschaft können z. B. präventive Maßnahmen zur Stärkung aller Körpersysteme wie beispielsweise des Herz-Kreislauf- und des Immunsystems wie Lebensstiländerungen, Ernährungsumstellungen oder Rauchstopp vorgeschlagen werden. Auch können die Patienten*Patientinnen ermuntert werden, zusätzlich nicht-medikamentöse Therapieansätze wie beispielsweise Physiotherapie in Betracht zu ziehen oder bei leichteren Beschwerden zunächst Hausmittel (Bettruhe, Tee, Wärmflasche etc.) anzuwenden.
Medikationsanlayse und Deprescribing
Gerade bei älteren und chronisch kranken Patienten*Patientinnen kann Medikationsmanagement zu einer Verringerung der Medikamenteneinnahme führen. Das Fachpersonal in Apotheken kann der Kundschaft gezielt eine Medikationsanalyse anbieten, um die korrekte Anwendung der Medikamente zu fördern, um schwere Nebenwirkungen, unerwünschte Wechselwirkungen, Doppelmedikationen sowie die Gabe von potenziell ungeeigneten oder überflüssigen Arzneimitteln zu vermeiden. Dann kann in Rücksprache mit der Ärztin*dem Arzt die Arzneimitteltherapie optimiert und Deprescribing gestartet werden. Seit 2022 wird die Medikationsanalyse als Beratungsleistung der Apotheken vergütet. Beispielsweise eine Zusammenarbeit mit Seniorenpflegeeinrichtungen könnte zu einer wesentlichen Minimierung des Medikamentenverbrauchs beitragen. Dem Fachpersonal in Apotheken wird oft großes Vertrauen von den Patientinnen*Patienten entgegengebracht. Dieser soziale Aspekt kann dazu beitragen, die Belange der Patientinnen*Patienten in den Vordergrund zu stellen und durch eine gemeinsame Problemanalyse ggf. medikamentöse Maßnahmen zu verringern.
Umweltfreundliche Arzneistoffe und Applikationsformen vorschlagen
Die Apothekerschaft zeichnet sich durch ihre pharmakologische und pharmazeutisch-technologische Expertise aus. Für den Umweltschutz ist es entscheidend, dass sie diese Expertise im Austausch mit den Medizinerschaft einbringt. Beispielsweise wäre es wünschenswert, wenn Apothekerinnen*Apotheker bei der Abgabe nicht verschreibungspflichtiger Arzneimittel, wenn möglich zu Alternativpräparaten beraten könnten, die umweltfreundlicher sind, z. B. weil sie besser in Kläranlagen und der Umwelt abgebaut werden oder ein geringeres toxisches Potenzial in der Umwelt haben. Dabei könnte ein öffentlich zugängliches Umweltinformations- und Klassifikationssystem für Arzneimittelwirkstoffe hilfreich sein. In Schweden gibt es dafür das Portal Janusinfo (https://janusinfo.se/beslutsstod/lakemedelochmiljo/pharmaceuticalsandenv..., Englisch). Diese Datenbank hilft dabei, umweltfreundlichere Wirkstoffalternativen zu finden oder sich zu den Auswirkungen von spezifischen Arzneistoffen auf die Umwelt zu informieren. Für Deutschland gibt es eine solche Datenbank bisher nicht. In den Fachinformationen der Präparate, über die Einsicht mit der jeweiligen Apothekensoftware besteht, finden sich aber in den Abschnitten 5.3 (Präklinische Daten zur Sicherheit) und 6.6 (Entsorgungshinweis) Hinweise, wenn ein Arzneistoff im Rahmen der Umweltrisikobewertung als umweltschädlich eingestuft wurde.
Auch die Auswahl der Applikationsform kann einen erheblichen Einfluss auf die Umweltbelastung haben. Apothekerinnen*Apotheker können alternative Applikationsformen empfehlen, bei denen weniger Wirkstoffe in die Umwelt gelangen. Beispielsweise können Arzneipflaster anstelle von Salben oder orale statt topische Applikationsformen eine umweltfreundlichere Option darstellen.
Die Förderung des Austauschs im medizinischen und pharmazeutischen Kollegium ist entscheidend, um ein gemeinsames Umweltbewusstsein zu entwickeln. Die Apothekerschaft sollte aktiv an Diskussionen zur Umweltrelevanz der verschriebenen Wirkstoffe, Applikationsformen und Packungsgrößen teilnehmen. Der Erfahrungsaustausch kann dazu beitragen, bewährte Praktiken zu identifizieren und gemeinsam nachhaltige Lösungen zu erarbeiten.
Aufklärung über Umweltauswirkungen: Bewusstsein schaffen
Die Information der Kundschaft über die Auswirkungen von Arzneistoffen in der Umwelt ist ein zentraler Aspekt des Umweltschutzes in der Apotheke. Aufgeklärte Patienten*Patientinnen sind eher bereit, aktiv zur Verringerung von Umweltauswirkungen beizutragen. Umweltrelevante Aufklärungsthemen sind zum einen die sachgemäße Anwendung der Medikamente und das Einhalten der empfohlenen Dosierung und Behandlungsdauer, insbesondere auch bei rezeptfreien Medikamenten.
Zum anderen kann über die umweltgerechte Entsorgung nicht mehr benötigter oder abgelaufener Medikamente aufgeklärt werden. Damit in den Haushalten nicht so viel Medikamentenabfall entsteht, ist es auch wichtig, angemessene Packungsgrößen zu empfehlen und von der Bevorratung mit Medikamenten über das sinnvolle Maß hinaus abzuraten. Für die Information der Apothekenkundschaft zur Entsorgung von Altmedikamenten hat das Umweltbundesamt diverse Kundenmaterialien entwickelt.
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
Umweltbundesamt
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