Splintholzkäfer
zum Vergrößern anklickenQuelle: Sarefo / CC BY-SA 3.0
Umweltbundesamt
zum Vergrößern anklickenSplintholzkäfer gehören zur Familie der Bohrkäfer. In Deutschland gibt es zwei heimische und einige durch Warentransporte eingeschleppte Arten. Zu den heimischen Arten gehört der Parkettkäfer (Lyctus linearis) und der Behaarte Splintholzkäfer (Lyctus pubescens). Beide Arten sind mittlerweile in der Natur sehr selten geworden und leben synanthrop (also in Gemeinschaft mit Menschen), spielen neben den eingeschleppten Arten aber nur noch eine untergeordnete Rolle. Eingeschleppt und in Deutschland etabliert sind der Braune Splintholzkäfer (Lyctus brunneus), der Grubenhalsige Splintholzkäfer (Lyctus cavicollis) und der Amerikanische Splintholzkäfer (Lyctus planicollis).
Splintholzkäfer sind in der Natur Altholzbesiedler. Die Larven benötigen für ihre Entwicklung nährstoffreiches Holz, weshalb Splintholzkäfer das nährstoffreiche Splintholz von Laubbäumen befallen, während Nadelholz aufgrund des zu geringen Nährstoffgehaltes meist verschmäht wird.
Der Braune Splintholzkäfer (Lyctus brunneus) stammt ursprünglich aus Südostasien, wurde aber durch den Holz- und Warenhandel weltweit verbreitet und ist seit etwa 70 Jahren in Europa ein gefährlicher Bau- und Holzschädling. Der Braune Splintholzkäfer verträgt zwar kurzzeitig auch tiefere Temperaturen, ist in unseren Breiten aber auf die Entwicklung in Gebäuden angewiesen. Die Käfer sind stäbchenförmig und je nach Nährstoffgehalt der Bruthölzer zwischen 3 und 8 mm lang. Wie der Name schon vermuten lässt, sind die Käfer braun, kleinere Käfer auch braungelb, gefärbt und haben typische Punktlinien auf den Flügeldecken. Sie leben nur wenige Wochen und nehmen keine Nahrung zu sich. Sie sind dämmerungsaktiv und werden von künstlichen Lichtquellen angezogen. Die Käfer sind daher oft in Lampenschirmen oder auf Fensterbrettern zu finden. Die Eiablage erfolgt in Rissen, Poren oder Spalten oder selbstgenagten Röhren unter die Holzoberfläche. Das erste Larvenstadium, das noch langgestreckt ist, entwickelt sich in der Gefäßröhre. Ab dem zweiten Larvenstadium sind die Larven Engerlings-artig und beginnen typische Fraßgänge entlang der Faserrichtung im Holz anzulegen, die mit Bohrmehl gefüllt sind. Optimal ist eine Holzfeuchte von 16 %, erst unterhalb von 8% findet keine Larvenentwicklung mehr statt. Damit kann der Braune Splintholzkäfer auch Holz mit sehr niedriger Holzfeuchte befallen. Die Dauer der Larvenentwicklung ist abhängig vom Nährstoffgehalt des befallenen Holzes und kann bis zu 2 Jahre dauern (bei optimalen Bedingungen circa 3 Monate). Die Verpuppung findet unter der Holzoberfläche in sogenannten Puppenwiegen statt. Die Käfer nagen sich aus dem Holz und hinterlassen dabei charakteristische runde Schlupflöcher, die beim Braunen Splintholzkäfer einen Durchmesser von etwa 1 bis 1,5 mm haben.
Auch die aus Nordamerika eingeschleppten Amerikanischen Splintholzkäfer (Lyctus planicollis) und Grubenhalsigen Splintholzkäfer (Lyctus cavicollis) verursachen mittlerweile Schäden an verbautem Holz. Auch die Grubenhalsigen Splintholzkäfer sind stäbchenförmig und braun gefärbt mit Punktreihen auf den Flügeldecken. Die Käfer werden zwischen 2,5 und 5,5 mm groß. Diese Art kommt in Deutschland mittlerweile auch im Freiland vor, vor allem in Südwestdeutschland. Die Entwicklung verläuft ähnlich dem Braunen Splintholzkäfer.
Splintholzkäfer sind Materialschädlinge, Gesundheitsrisiken für Menschen gibt es nicht. Splintholzkäfer können sich aber an verbautem Laubholz massenhaft vermehren und erhebliche Schäden anrichten, wenn sie nicht fachgerecht bekämpft werden.
Befallen wird das Splintholz stärkereicher Laubhölzer wie Eiche, Ahorn, Ulme (Rüster), Esche, Nussbaum und Edelkastanie. Es spielt keine Rolle, ob es sich um Rohholz, Schnitt- oder Sperrholz handelt oder um Furnierparkett. Auch Importhölzer (zum Beispiel Abachi, Bambus und Limba), die großporig sind und viel Stärke enthalten, werden befallen. Nur Nadelhölzer und Buchen werden aufgrund des geringen Nährstoffgehalts nicht befallen. Allerdings zeigt der Amerikanische Splintholzkäfer in den letzten Jahren ein erweitertes Wirtsspektrum und wurde auch in Rotbuchen gefunden.
Oftmals werden bereits befallene Hölzer eingebaut. Am häufigsten betroffen sind Möbel, Tür-, Fenster- und Bilderrahmen, aber auch Leisten, Parkett und Vertäfelungen. Splintholzkäfer sind Museumsschädlinge und können sich dort in Exponaten entwickeln und diese schädigen. Hinweise auf einen Befall sind Bohrmehl, Schlupflöcher an der Holzoberfläche und umherfliegende oder -laufende Käfer. Da die Käfer nur eine Lebensdauer von wenigen Wochen haben, werden diese auch oft tot gefunden, zum Beispiel in Lampenschalen oder auf Fensterbänken.
Da sich mehrere Generationen im gleichen Holz entwickeln können, kann Holz durch einen Splintkäferbefall durch Fraßgänge und Ausflugslöcher stark zerstört werden. So kann es zur Strukturauflösung bis hin zur Pulverisierung des Holzes kommen. Von außen ist der Befall häufig nicht leicht festzustellen und wird häufig erst spät, mit dem Schlupf der erwachsenen Käfer, bemerkt. Die Larven nehmen Wasser bei der Verdauung der Stärke auf, so dass sie über mehrere Generationen auch trockenes Holz schädigen können. Die Gefahr eines Befalls mit Splintholzkäfern nimmt mit zunehmender Standzeit des Holzes ab, da der Nährstoffgehalt sich mit dem Alter des Holzes verringert. Allerdings spielen hierbei auch die individuellen Raumbedingungen eine Rolle – auch Holz mit einer Standzeit von über 10 Jahren kann bei geeigneten Bedingungen (gleichmäßig niedrige Raumfeuchte, konstante Temperaturen) noch befallen werden.
Zur Vorbeugung kann Holz mit einem geringen Stärkegehalt verwendet werden. Nadelhölzer und Buche haben von Natur aus einen geringeren Stärkegehalt und werden daher von Splintholzkäfern weitgehend nicht befallen. Bei mindestens zehn Jahren gelagerten Hölzern hat sich der Stärkegehalt ebenfalls so weit verringert, dass sie nur selten befallen werden.
Generell sollte Holz vor dem Verbauen genau auf einen Befall hin untersucht werden. Denn oft werden Splintholzkäfer mit den Baumaterialien, zum Beispiel Parkett, eingeschleppt. Als Stapelleisten für Splintholzkäfer-anfälliges Laubbaumholz sollte nur Holz von ungefährdeten Bäumen, zum Beispiel Nadelholz, verwendet werden. Auch als Blindhölzer unter Möbel und Parkettböden sollten Nadelhölzer verwendet werden.
Liegt der Verdacht auf einen Befall vor, sollte zunächst die Ausbreitung des Befalls anhand der Verbreitung der Schlupflöcher bestimmt werden. Generell gibt es unterschiedliche Bekämpfungsmethoden. Je nach Ausmaß des Befalls und der Art der befallenen Strukturen können biozidfreie Maßnahmen zum Einsatz kommen, zum Beispiel Heißluft und/oder elektrophysikalische Verfahren, speziell Mikrowellen- und Hochfrequenztechnik. Elektrophysikalische Maßnahmen sind vor allem bei begrenztem Befall günstig. In Museen sind häufig Kulturgüter aus Holz befallen, die bei begrenzter Größe gut durch Erhitzen behandelt werden können. Diese sollten für mehrere Stunden auf 55 °C erhitzt werden, um die Larven im Inneren abzutöten.
Liegt ein weitreichender Befall vor oder sind tragende Bauteile betroffen, sollte auf jeden Fall eine sachverständige Firma beauftragt werden, die beraten und eine Bekämpfung nach DIN 68800-4 durchführen kann. Dazu kann dann auch das Entfernen befallener Bauteile und eine Bekämpfung mit bioziden Holzschutzmitteln gehören.
Weiterführende Informationen zu alternativen Bekämpfungsmaßnahmen und Holzschutzmitteln finden Sie hier: Holzschutzmittel