Welche messbaren Veränderungen lassen sich in Deutschland durch den Klimawandel feststellen? Mit welchen Anpassungsmaßnahmen können diese Folgen abgemildert werden ? Antworten auf diese Fragen liefert der neue Monitoringbericht 2023 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS).
Das sind die wichtigsten Erkenntnisse zur Klimaentwicklung
Die Klimaentwicklung in Deutschland zeigt: Die Folgen der Erderwärmung werden in den gemessenen Daten noch deutlicher als im letzten Berichtsjahr 2019. So ist das Jahresmittel der Lufttemperatur im Flächenmittel von Deutschland von 1881 bis 2022 statistisch gesichert um 1,7°C angestiegen. Im letzten Bericht vor vier Jahren lag der Wert von 1881 bis 2018 noch bei 1,5°C. Die Jahre 2018, 2020 und 2022 waren in Deutschland die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Nicht nur die Temperaturen steigen, auch die Extreme werden mehr: So hat beispielsweise die Zahl der „Heißen Tage“, an denen die höchste gemessene Temperatur 30 °C oder mehr beträgt, signifikant zugenommen. Seit 1951 hat sich die Anzahl der „Heißen Tage“ in Deutschland von durchschnittlich etwa drei Tage pro Jahr auf derzeit etwa zehn Tage pro Jahr mehr als verdreifacht.
Deutschland gehört zu den Ländern mit dem größten Wasserverlust
Nach einem Einstieg zur Klimaentwicklung zeigt der Bericht detailliert die konkreten Auswirkungen auf die 17 Handlungsfelder der Deutschen Anpassungsstrategie. Das zentrale Ergebnis kann in wenigen Worten zusammengefasst werden: Die Folgen des Klimawandels spiegeln sich mittlerweile in der Umwelt, der Gesellschaft, der Infrastruktur und in der Ökonomie wider.
Eines der wichtigsten Themen ist die Wasserverfügbarkeit. Deutschland gehört zu den Ländern mit dem größten Wasserverlust weltweit. Seit 2000 verliert das Land 2,5 Kubikkilometer Wasser pro Jahr. In den Jahren 2019 bis 2021 wurden vielerorts Rekordunterschreitungen der langjährigen niedrigsten Grundwasserstände an den Messstellen ermittelt.
Die Dürre macht auch den deutschen Wäldern zu schaffen. Seit 2019 sind die Absterberaten von Bäumen bei allen Baumarten sprunghaft angestiegen. Die Daten zeigen, dass 2020 rund 20-mal so viele Fichten gestorben sind, wie im Mittel der vorangegangenen zehn Jahre (2010–2019). Die Dürre hatte Einfluss auf die Waldbrände, die mehr und großflächiger wurden.
Zu den ökologischen Folgen zählen neben dem Rückgang der Heringspopulation auch das Massenfischsterben in der Oder im August 2022 sowie die Einwanderung neuer Arten mit Folgen für die Gesundheit der Menschen – etwa die zunehmende Etablierung von Überträgern von Krankheitserregern. Letzteres zeigt der Bericht am Beispiel der Tigermücke.
Daten, Daten, Daten: Entwicklungen werden anhand von Trendanalysen bewertet
Neben dem Monitoringbericht führt das Umweltbundesamt regelmäßig eine Klimawirkungs- und Risikoanalyse (KWRA) durch. Während sich die KWRA vor allem auf die Risiken und Handlungserfordernisse der Zukunft konzentriert, werden im Monitoringbericht mithilfe von Daten die Veränderungen durch die Klimafolgen in Vergangenheit und Gegenwart untersucht. „Im Bericht bewerten wir Entwicklungen bislang anhand von Trendanalysen und sagen: Die Zeitreihe weist in eine positive oder negative Richtung“, erklärt Dr. Petra van Rüth, die beim UBA die Koordinationsstelle für das DAS-Monitoring leitet. In diesem Jahr sind im Monitoringbericht im Vergleich zu den vorhergien Ausgaben ein paar Neuerungen eingeführt worden.
Das ist neu im Monitoringbericht 2023
Ein wesentlicher Teil der Neuerungen ist die Weiterentwicklung des Monitoringsystems. Die Anzahl der Indikatoren ist von 105 auf 117 Indikatoren gewachsen. Etwas mehr als die Hälfte beschreiben die Auswirkungen des Klimawandel. 45 Indikatoren beziehen sich auf Anpassungsmaßnahmen oder Aktivitäten und Bedingungen, die den Anpassungsprozess unterstützen, weitere fünf Indikatoren sind handlungsfeldübergreifend. Die Erweiterung zeigt auch die enge Verzahnung zwischen der KWRA und dem Monitoringbericht: „Wir haben die neuen Indikatoren auf Basis der Ergebnisse der KWRA 2021 aufgenommen. Die Analyse hat dringende Handlungsfelder beziehungsweise hohe Risiken identifiziert und wir haben die zugehörigen Indikatoren übernommen“, sagt die UBA-Expertin und nennt ein Beispiel: Heringslarven in der Ostsee. „Durch die Erwärmung des Wassers laichen die Heringe früher. Da aber das Plankton lichtgesteuert ist, entwickelt sich dieses erst später - die Heringe haben Nahrungsmangel und es werden weniger. Am Heringsbestand können also Klimawandelfolgen abgelesen werden, erklärt van Rüth.
Hintergrundinfos zu den Handlungsfeldern jetzt über QR-Codes abrufbar
Auch die Berichterstattung in den jeweiligen Handlungsfeldern wurde deutlich erweitert. Während in den Vorgängerberichten in den jeweiligen Kapiteln lediglich die Ergebnisse als Fachartikel hintereinandergestellt wurden und keine Einordnung stattfand, wurde nun zu jedem Handlungsfeld ein mehrseitiger Überblick hinzugefügt. Diese Überblicke haben immer dieselbe Struktur: Neben einer Beschreibung der Bedeutung der Handlungsfelder, werden auch die Ergebnisse der KWRA erläutert sowie gezeigt, welche Maßnahmen bereits mit welchem Erfolg ergriffen wurden. „Erstmals beschreiben wir auch, wo wir noch Datenlücken haben“, sagt van Rüth.
Die Daten hat das UBA aus über 50 Bundes- und Länderbehörden, sowie Universitäten und Fachverbänden geliefert bekommen. Da die zusammengetragenen Daten häufig von nationalen und internationalen Fachleuten nachgefragt werden, ist mit der aktuellen Ausgabe erstmals auch die umfangreiche Hintergrunddokumentation leichter zugänglich: Über einen QR-Code sind Hintergrundpapiere zu den Handlungsfeldern und Factsheets mit fachlichen Grundlagen und Datenquellen zu den Indikatoren abrufbar.
So geht es mit dem Monitoringbericht weiter
Mit dem kürzlich vom Bundestag beschlossenen Klimaanpassungsgesetz und der vorsorgenden Klimaanpassungsstrategie mit messbaren Zielen, die derzeit in einem breiten Beteiligungsprozess erarbeitet wird, wird die Klimaanpassung verbindlicher und ambitionierter. Bei der Zielüberprüfung wird der Monitoringbericht künftig eine wichtige Rolle einnehmen. So wird das Monitoringsystem für die Ausgabe 2027 erneut weiterentwickelt und auf die Ziele zugeschnitten, um dann mit Daten genau zu überprüfen, was schon erreicht wurde und was nicht.
Dieser Artikel wurde als Schwerpunktartikel im Newsletter Klimafolgen und Anpassung Nr. 87 veröffentlicht. Hier können Sie den Newsletter abonnieren.