Vorratsmilben

Quelle: Dr. Felke-Institut für Schädlingskunde / www.schaedlingskunde.de
Zu den sogenannten Vorrats- oder Futtermilben werden neben der Mehlmilbe (Acarus siro) auch die Backobstmilbe (Carpoglyphus lactis), die Käsemilbe (Tyroglyphus casei) und die Hausmilbe (Glycyphagus domesticus) gezählt. Da diese Milben nur ungefähr 0,4 bis 0,7 mm groß sind, lassen sie sich mit bloßem Auge nicht unterscheiden. Gemeinsam ist allen vier Arten ihr gedrungener, mit Haaren besetzter Körper mit den für Spinnentiere typischen vier Beinpaaren. Sie entwickeln sich vom Ei über ein Larven- und zwei Nymphenstadien zum erwachsenen Tier. Unter optimalen Bedingungen kann eine Milbenpopulation sich sehr schnell vergrößern.
Bei ungünstigen Lebensbedingungen können sie sehr robuste und resistente Dauerstadien bilden und dann bis zu zwei Jahre ohne Nahrung überstehen.
Vorratsmilben treten weltweit vor allem in den gemäßigten Breiten als Vorratsschädlinge auf. Am häufigsten kommen sie in Getreidelagern, Silos, Mühlen und Bäckereien vor. Von hier aus gelangen die Milben mit den Lebensmitteln auch in Privathaushalte. Stark befallene Ware verströmt einen sehr unangenehmen, beißenden, süßlichen Geruch. Auch optisch ist ein Befall zu erkennen: Tote Milben, Kot und Häutungsreste können einen bräunlich gefärbten Belag auf befallenen Lebensmitteln bilden.
Die aus dem Ei geschlüpften Larven verursachen im Vergleich zu den anderen Entwicklungsstadien relativ große Fraßschäden. Neben Mehl und Getreide befallen Mehlmilben auch andere gelagerte Trockenwaren wie Graupen, Grieß oder Haferflocken. Käsemilben sind an pflanzlichen und tierischen Produkten mit hohem Feuchtigkeitsgehalt, zum Beispiel an Wurstwaren, zu finden. Befallene Lebensmittel werden für den Verzehr unbrauchbar.
Neben dem Verderben von Lebensmitteln können Ausscheidungen und Häutungsreste beziehungsweise bestimmte Stoffwechselprodukte Allergien auslösen:
Doch nicht nur Menschen können beeinträchtigt werden. Befallene Futtermittel können bei Pferden zu Koliken und bei trächtigen Rindern und Schweinen zu Fehlgeburten führen.
Mehlmilben benötigen eine hohe Luftfeuchtigkeit von mehr als 60 Prozent und eine hohe Substratfeuchte, die über 14 Prozent liegen muss. Hinsichtlich der Temperatur kann sich die Mehlmilbe in einem Bereich zwischen 10°C und 35°C entwickeln. Daher ist bei der Vorratshaltung immer auf eine gute Belüftung der Schränke und Vorratsräume sowie auf eine kühle und trockene Umgebung zu achten.
Weitere einfache aber wirkungsvolle Vorsorgemaßnahmen, um einen Mehlmilbenbefall zuvorzukommen, sind:
Befallene Lebens- und Futtermittel sind sofort zu entsorgen. Am besten sollten die Milben zuvor abgetötet werden. Hierzu die befallenen Lebensmittel mit kochendem Wasser übergießen oder in einem dicht abschließenden Glas im Backofen erhitzen (80°C für 20 bis 60 Minuten) oder für zehn Tage einfrieren. Wenn dies nicht möglich ist, müssen die Lebensmittel in einem gut verschlossenen Müllbeutel entsorgt werden.
Die befallenen Areale sind großzügig auszuräumen und gründlich zu säubern. Es empfiehlt sich eine systematische Reinigung der gesamten Küche, der Vorratsschränke und –räume, der Brotkästen und Tierfutterspender. Dazu wird zunächst gesaugt, auch in den Schränken und besonders bei Spalten, hinter Fußleisten und ähnlichem. Der Staubsaugerbeutel sollte ebenfalls in einem extra Müllbeutel und gut verschlossen entsorgt werden. Im Anschluss erfolgt eine Nassreinigung mit einem Essigreiniger oder mit verdünnter Essigessenz (1 Teil Essigessenz mit 4 Teilen Wasser mischen). Werden Mehlmilben übersehen, könnten sie sich wieder ausbreiten und vermehren, sofern sie genug Nahrung finden. Es ist daher wichtig, immer auch die beschriebenen Vorsorgemaßnahmen durchzuführen und bei Bedarf die Reinigungsmaßnahmen in Zeiträumen von gut zwei Wochen zu wiederholen. Kontaminierte Behälter, die wiederverwendet werden sollen, sind gründlich und mit heißem Wasser zu reinigen.
Durch Abkleben von Verpackungen und Regalböden mit einem Klebestreifen und dem Betrachten des Streifens nach Abziehen mit einer Lupe wird ein Befall gut sichtbar. So kann auch kontrolliert werden, ob Bekämpfungsmaßnahmen erfolgreich waren.
In Privathaushalten ist vom Einsatz chemischer Produkte wie Akarizide (Mittel gegen Milben und Zecken) abzuraten. Treten Vorratsmilben in Getreidesilos oder Lebensmittellagern von Produzenten oder Händlern auf, sollte die Bekämpfung einer sachkundigen Schädlingsbekämpfungsfirma überlassen werden.