In der Umwelt können Tierarzneimittel oder deren Abbauprodukte Auswirkungen auf pflanzliche oder tierische Organismen hervorrufen. Ebenso wie das Wirkspektrum der Arzneimittel ist auch die Bandbreite möglicher Umweltwirkungen groß. Die Risiken sind bei derzeitig lückenhafter Kenntnislage schwer abschätzbar.
Tierarzneimittel und deren Metaboliten können in unterschiedliche Umweltkompartimente wie Böden oder Oberflächenwasser eingetragen werden (siehe: Eintrag und Vorkommen von Tierarzneimitteln in der Umwelt). Ebenso wie die Liste der zugelassenen Tierarzneimittel und deren Wirkspektrum sehr vielfältig ist, zeigt sich auch die Umweltrelevanz von Tierarzneimitteln in unterschiedlichen Bereichen. Tierarzneimittel in der Umwelt können direkt toxisch auf Nichtziel-Organismen wirken oder zu Langzeiteffekten wie Verschiebung der Artenzusammensetzung oder Wachstumshemmung führen, da sie häufig schlecht abgebaut werden. Hinzu kommen Kombinationswirkungen durch mehrere Wirkstoffe und Mehrfachbelastungen durch verschiedene Quellen.
Unter den Tierarzneimitteln sind Antibiotika, Antiparasitika und hormonell wirkende Stoffe besonders umweltrelevant. Die Risiken sind bei derzeitig lückenhafter Kenntnislage schwer abschätzbar, auch wenn seit 1998 Umweltverträglichkeitsprüfungen harmonisiert nach Leitfäden durchgeführt werden (siehe: Zulassung von Tierarzneimitteln). Aufgrund der zahlreichen zugelassenen Arzneimittel sowohl im Human- als auch Tierbereich, kann nicht immer geklärt werden, aus welcher dieser beiden Quellen der Wirkstoff in die Umwelt gelangte.
Die Infografik „Effekte von Tierarzneimitteln auf Nichtzielorganismen“ führt Wirkstoffe auf, die für die Behandlung von lebensmittelliefernden Tieren zugelassen sind. Einige dieser Wirkstoffe sind auch für die Behandlung von nicht-lebensmittelliefernden Tieren oder von Menschen zugelassen.
Beispiele für Effekte von Tierarzneimitteln auf Nichtzielorganismen
Studien belegen die negativen Effekte von Arzneimittelwirkstoffen auf Umweltorganismen. Dazu zählen z. B. toxische Wirkungen, Wachstumshemmungen oder Verschiebungen der Artenzusammensetzung. Da es sich dabei überwiegend um Laborstudien handelt, beziehen sich die Reaktionen auf einzelne Wirkstoffe und ausgewählte Organismen. Wie bei allen experimentellen Laboruntersuchungen können die Ergebnisse nur Hinweise auf Wirkungen in der realen Umwelt liefern. Ob und ab welcher Konzentration sich verschiedene Wirkstoffe beispielsweise in ihrer toxischen Wirkung verstärken, lässt sich aufgrund der Vielzahl möglicher Kombinationen nur begrenzt beurteilen.
Auch eine Belastung des Bodens mit Rückständen von Antibiotika oder resistenten Mikroorganismen über die Gülle führt zu einer Erhöhung der Häufigkeit und Übertragbarkeit von Antibiotikaresistenzen. Über die Aufnahme von resistenten Bakterien in Pflanzen können diese an der Verbreitung von Resistenzen beteiligt sein. Zudem fördert die Kombination aus einer sehr niedrigen Wirkstoffkonzentration mit vorhandenen resistenten Mikroorganismen in der Gülle die Erhöhung der Konzentration resistenter Mikroorganismen.
Landwirtinnen/-wirte sowie Tierärztinnen/-ärzte haben ein Eigeninteresse an der Reduktion des Einsatzes von Antibiotika, denn durch zunehmende Resistenzen wird die Wirksamkeit der Tierarzneimittel gegen Infektionskrankheiten gefährdet. Ebenso können in der Landwirtschaft und Tierhaltung tätige Personen selbst von entstehenden Resistenzen gesundheitlich betroffen sein.
Beeinträchtigung der Bodenbeschaffenheit durch Tierarzneimittelrückstände
Können Tierarzneimittel über Pflanzen in die humane Nahrungskette gelangen?
Prinzipiell besteht das Risiko, dass Tierarzneimittel oder resistente Mikroorganismen über Lebensmittel tierischen Ursprungs aber auch über pflanzliche Lebensmittel in die humane Nahrungskette gelangen. Insgesamt ist die Kenntnislage zu diesem Themenkomplex jedoch noch sehr lückenhaft. Die Anreicherung von Metaboliten von Tierarzneimitteln in pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln wurde bereits nachgewiesen. Feldversuche zeigten, dass ein Transfer von Tierarzneimittelrückständen über den Pfad Gülle - Boden in die Pflanze auch bei den in der Praxis üblichen Dosierungen möglich ist. So wurden entsprechende Rückstände z. B. bei Getreide (Winterweizen) auch im Erntegut, also dem Weizenkorn, nachgewiesen.
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