Schildzecken

Quelle: UBA / Nancy Ludwig
Zecken (Ixodida) gehören zu den Spinnentieren (Arachnida) und haben daher im Gegensatz zu Insekten einen ungegliederten Körper. Ausgewachsene (adulte) Tiere und Nymphen haben acht Beine, während die Larvenstadien nur sechs Beine besitzen. Zecken kommen weltweit vor und sind auch in Europa überall, von der Tiefebene bis in alpine Bereiche, zu finden. Grundsätzlich gibt es bei Zecken zwei Strategien bei der Wirtssuche, die Jagd- und die Hinterhaltstrategie. Jägerzecken, zu denen zum Beispiel die Braune Hundezecke und Hyalomma Arten gehören, bleiben in einem Unterschlupf, bis sie mit der Jagd beginnen. Dann krabbeln sie aktiv auf einen Wirt zu. Im Gegensatz dazu lauern Zecken die nach der Hinterhaltstrategie suchen, an exponierten Stellen, wie zum Beispiel an Grashalmen oder an Sträuchern. Kommt ein passender Wirt vorbei, heften sie sich an und beginnen dann sofort mit der Suche nach einem geeigneten Platz zum Fressen. Zecken sind Ektoparasiten, die an der Körperoberfläche ihrer Wirte leben. Sie benötigen, je nach Art, eine oder mehrere Blutmahlzeiten. Je nach Art kann im Lebenszyklus auch ein oder mehrere Wechsel des Wirtes nötig sein. Daraus ergibt sich die Gefahr der Krankheitsübertragung, da Erreger von einem Wirt aufgenommen und auf einen anderen Wirt (zum Beispiel den Menschen) übertragen werden können.
Nur wenige der weltweit etwa 900 Zeckenarten haben in Deutschland eine Bedeutung für Mensch und Tier. Die bekanntesten Arten, die auch häufig an Menschen und Haustieren zu finden sind, ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) und die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus). Beide Arten gehören zu den Schildzecken und sind gut an ihrem Halsschild zu erkennen. Das Halsschild ist meist anders gefärbt und bedeckt den Hinterleib bei Weibchen nur zum Teil, bei den Männchen hingegen komplett. Im Gegensatz zu den Schildzecken besitzen Lederzecken keinen Halsschild. In Deutschland können vor allem Taubenzecken, die zu den Lederzecken gehören, in menschlichen Behausungen auftreten.
Zum Weiterlesen: Steckbrief Taubenzecke
Der Gemeine Holzbock tritt in Deutschland ganzjährig auf, vorrangig jedoch im Frühjahr und Herbst. Die Vermehrung erfolgt nur im Freien. Dort lauern die Zecken auch ihren Wirten auf. In der Natur werden vor allem Mäuse und Vögel, aber auch andere Säugetierarten parasitiert. Beim Holzbock saugen drei Entwicklungsstadien (Larven, Nymphen und Adulte) Blut. Die gesamte Entwicklung (vom Ei zur adulten Zecke) dauert etwa 2 bis 3 Jahre. Anfangs werden kleine Säugetiere, vor allem Mäuse befallen, dann folgen größere Säugetiere wie Eichhörnchen, Vögel und auch Menschen. Die adulten Zecken suchen große Säugetiere, darunter auch Haustiere und Menschen, als Wirt auf.
Die Auwaldzecke tritt in den letzten Jahren zwar vermehrt in Deutschland auf, ist allgemein aber recht selten. Sie bevorzugt feuchte Laubwälder und Überschwemmungsgebiete. Die ausgewachsenen (adulten) Zecken sind nur wenige Millimeter groß, können allerdings, wenn mit Blut vollgesaugt, bis Stachelbeergroß werden. Bevorzugte Wirte sind Hunde und Füchse, Wiederkäuer aber auch selten Menschen.
In den letzten Jahren kam es vereinzelt zu Funden von Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes. Während in der Vergangenheit höchstens Larven und Nymphen in Deutschland gesichtet wurden, werden mittlerweile, begünstigt durch den Klimawandel, auch adulte Tiere gefunden. Diese Zecken sind anhand ihrer Größe (1 bis 2 cm) und ihren braun-gelb gestreiften Beinen deutlich von anderen Arten zu unterscheiden. Ursprünglich kommen diese Arten, die auch als Tropische Riesenzecken bezeichnet werden, in Afrika und Südeuropa vor und werden meist durch Zugvögel eingeschleppt. Es ist noch unklar, ob sich stabile Populationen von Hyalomma Arten in Deutschland bilden können.
Die Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus) hat ihr natürliches Verbreitungsgebiet in Südeuropa, kann aber durch Urlaubsreisen über befallene Hunde nach Deutschland eingeschleppt werden. Als Wirte dienen Hunde, es können aber auch Katzen und der Mensch als Wirt genutzt werden. Diese Zecken sind rötlich-braun bis gelblich-braun gefärbt und bis 5 mm groß.
Zecken benötigen für ihr Überleben und ihre Fortpflanzung Blutmahlzeiten. Durch den Saugakt kann es beim Menschen lokal zu Hautreaktionen kommen. Nach Stichen der Braunen Hundezecke können sich Quaddeln bilden. Da es bei der Braunen Hundezecke in Wohnräumen zu Massenvermehrungen kommen kann, können durch Stiche mehrerer Larven auch großflächigere Hautreizungen auftreten.
Neben Hautreizungen können Zecken durch ihre Stiche mit ihrem Speichel einige für den Menschen gefährliche Erreger übertragen. Dazu gehören zum Beispiel Borrelien, die eine bakterielle Borreliose bei Menschen verursachen können. In einigen Fällen weist eine ringförmige Rötung, die sogenannte Wanderröte, auf eine Infektion mit Borrelien hin. Auch die Übertragung von FSME-Viren, den Erregern der Frühsommer-Meningoenzephalitis, ist möglich. Vor dieser Krankheit kann man sich durch eine Impfung schützen. Laut dem RKI (Robert-Koch-Institut) können auch die Erreger der humanen granulozytären Anaplasmose, der Babesiose oder verschiedener Rickettsiosen (durch Bakterien ausgelöste Krankheit) übertragen werden. Diese Krankheiten treten jedoch in Deutschland nur selten auf.
Weiterführende Informationen:
Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Zecken, Zeckenstich, Infektionen (Robert-Koch-Institut)
Durch Zecken der Gattung Hyalomma können in ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten (Afrika, Asien, Südeuropa) unter anderem das Krim-Kongo-Virus übertragen werden, dem Erreger eines für den Menschen gefährlichen hämorrhagischen Fiebers. Da dieses Virus aber in Deutschland nicht in Wild- und Nutztierpopulationen zirkuliert, besteht aktuell keine Gefahr einer Übertragung.
Bei einem Aufenthalt im hohen Gras, Gebüsch oder Unterholz bietet geschlossene Kleidung, zum Beispiel langärmelige Oberteil und lange Hosen, einen gewissen Schutz gegen Zeckenstiche. Allgemein gilt: Nach dem Aufenthalt im Freien sollte man sich selbst und Kinder nach Zecken absuchen. Bevorzugte Saugstellen sind: Haaransatz, Ohren, Arm- und Kniekehlen, Achseln, und der Genitalbereich - allgemein dort, wo die Haut dünner ist. Auf heller Kleidung sind Zecken, die auf der Suche nach einer Stichstelle sind, besser zu erkennen als auf dunkler Kleidung. Die Kleidung sollte nach Möglichkeit nicht in unmittelbarer Nähe zu Aufenthaltsräumen (Wohn-, Schlaf- oder Kinderzimmer) ausgezogen werden oder abgelegt werden, wo sich anschließend aufgehalten wird.
Zur Vorbeugung können auch Repellentien (Produkte zur Abschreckung) auf der Haut oder Kleidungsstücken angewandt werden. Diese Mittel enthalten Stoffe, die eine abstoßende Wirkung haben und führen dazu, dass Zecken einen Wirt nicht attraktiv finden.
Hat sich doch eine Zecke festgesaugt, sollte diese schnellstmöglich mit einer Pinzette entfernt werden. Eine Übertragung von Erregern kann schnell erfolgen (so zum Beispiel bei FSME-Viren). Die Übertragung der Bakterien, die Borreliose auslösen können, kann aber ein bis zwei Tage dauern. Das regelmäßige Absuchen und schnelle Entfernen von Zecken ist daher sehr wichtig, um eine Erregerübertragung zu verhindern. Auf keinen Fall sollte vor dem Entfernen Öl auf den Hinterleib der Zecke aufgetropft werden. Dies kann die Zecke zum Abgeben von Speichel anregen und so die Übertragung von Erregern begünstigen.
Zum Weiterlesen: Bilderserie zur richtigen Entfernung einer Zecke
Leben Haustiere, zum Beispiel Hunde und Katzen mit Freigang, im Haushalt, ist ebenfalls regelmäßiges Absuchen der Tiere wichtig. Repellentien, die bei Haustieren zum Beispiel als Spot-On aufgebracht werden können, sollten nur bei Bedarf und nicht dauerhaft eingesetzt werden.