Große Drüsenameise
zum Vergrößern anklickenQuelle: Aron Bellersheim / SMNS
Umweltbundesamt
zum Vergrößern anklickenDie Große Drüsenameise ist ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet, hat sich von dort aber über Warenlieferungen auch bis nach Deutschland verbreitet. Die Einschleppung erfolgt überwiegend mit mediterranen Großgehölzen (zum Beispiel Oliven- und Feigenbäume, Palmen), die zunächst in Gärtnereien und Gartencenter geliefert werden. Von dort aus findet die Besiedlung angrenzender Bereiche statt beziehungsweise werden die Ameisen mit den Pflanzen auch in Privathaushalte gebracht.
Die Große Drüsenameise gehört zum Tapinoma nigerrium Artkomplex, zu dem neben Tapinoma magnum noch drei weitere Tapinoma Arten (T. nigerrium, T. ibericum und T. daroi) gezählt werden. Eine Unterscheidung der Arten ist mit bloßem Auge nicht möglich und sollte durch Personen mit entsprechender Expertise unter dem Mikroskop durchgeführt werden.
Die Ameisen sind komplett glänzend schwarzgefärbt, ohne braun gefärbte Körperteile. Arbeiterinnen werden etwa 2 bis 5 mm groß. Typisch ist, dass Arbeiterinnen in verscheiden Größen nebeneinander auftreten. Die Große Drüsenameise hat im Gegensatz zu vielen anderen Ameisenarten eine polygyne Lebensweise, das heißt eine Kolonie hat mehrere Königinnen (bis zu 350). Nester werden unterirdisch angelegt, sie bilden dort ein weit verzweigtes System von untereinander in Verbindung stehenden Nestern. Zwischen den einzelnen Nestern werden regelmäßig Brut und Arbeiterinnen ausgetauscht. Das führt dazu, dass es zwischen den einzelnen Nestern keine Konkurrenz gibt und die einzelnen Nester eine Superkolonie bilden (unikoloniale Art). Ab Mai bis Juni werden Geschlechtstiere in den Nestern gebildet, die ab Juli auf ihren Schwarmflügen sichtbar werden. Begattete Weibchen (Königinnen) gehen entweder wieder in ihr Ursprungsnest zurück oder gründen ein neues Nest in der Nähe.
Im Gegensatz zu einer häufig auftretenden heimischen Ameisenart, der Schwarzen Wegameise (Lasius niger), ist die Große Drüsenameise auch bei niedrigen Temperaturen (bis etwa 3 Grad Celsius) aktiv. In ihrem ursprünglichem Verbreitungsraum hält sie keine Winterruhe. In unseren Breiten wandert die Art bei Kälte auf der Suche nach Wärme und Nahrung auch in Gebäude ein.
Die Große Drüsenameise bevorzugt offene Flächen mit sandigen Böden. Sie kommt bevorzugt in Siedlungsgebieten vor, in denen sie ihre Nester in der Nähe von Mauern und Hausfundamenten, unter Pflaster und Gehwegplatten aber auch in oder unter Blumenkästen und -kübeln bis in eine Bodentiefe von einem Meter anlegt. Während sich die erwachsenen Tiere (Imagines) überwiegend von Honigtau, einer Absonderung von Blattläusen, ernähren wird die Brut auch mit Sämereien und kleinen Insekten versorgt. Aber auch menschliche Nahrungsreste werden gefressen. Blattlauskolonien werden beschützt und so können auch Nützlinge die sich von Blattläusen ernähren (wie zum Beispiel Marienkäfer) angegriffen und getötet werden.
Die Große Drüsenameise stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und hat sich von dort vor allem über den Transport von Pflanzen in die EU ausgebreitet. In Deutschland kommt sie seit 2009 vor. Da sie in einigen EU-Ländern wie zum Beispiel Spanien und Italien heimisch ist, kann sie nicht in die Liste invasiver gebietsfremder Art von unionsweiter Bedeutung aufgenommen werden. Die naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung durch das Bundesamt für Naturschutz sieht die Art aber als „potentiell invasive Art“ für Deutschland und führt sie auf der nationalen Beobachtungsliste. Diese Bewertung beruht allein auf naturschutzfachlichen Kriterien wie ein hohes Reproduktionspotential, einen expansiven Ausbreitungsverlauf, eine mögliche Monopolisierung von Ressourcen und der Förderung durch den Klimawandel.
Tapinoma magnum kann beim Eindringen in Gebäude zum einen Schäden an Fassaden und der Elektrik verursachen, zum anderen führt ihr massives Auftreten zu starker Belästigung in Gebäuden und Gärten. Eine Gesundheitsgefahr für Menschen besteht nicht.
Da die Art ihre weit verzweigten Nester gern in Siedlungsbereichen anlegt, wird ein Befall meist durch Unterhöhlung von Fundamenten, Gehwegplatten und Pflastersteinen bemerkt. An den Nesteingängen kommt es zum Auswurf von Sand und Erde. Auf der Suche nach Wärme und Nahrung dringen Arbeiterinnen auch in Gebäude ein. Dabei kann es zu Schäden an der Infrastruktur (Störung der Stromversorgung und des Internets) kommen.
Wie ist ein Befall mit der Großen Drüsenameise zu erkennen?
Eine genaue Bestimmung der Ameisenart ist nur durch Experten möglich. Es gibt aber eine Reihe von Merkmalen, die auf den Befall mit einer Tapinoma Art hinweisen:
- typischer Sand- beziehungsweise Erdauswurf an Nesteingängen,
- breite, mehrspurige Ameisenstraßen (im Gegensatz dazu bildet die heimische Schwarze Wegameise, die Tapinoma magnum optisch ähnelt, nur einspurige Ameisenstraßen),
- bei Störung strömen Arbeiterinnen schnell und zahlreich aus dem Nest, zeigen aggressives Verteidigungsverhalten,
- meist Arbeiterinnen mit unterschiedlicher Größe gleichzeitig zu beobachten, Größe liegt zwischen zwei und fünf Millimeter (sind alle Arbeiterinnen etwa gleich groß, handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine heimische Art),
- Tapinoma magnum ist komplett schwarz gefärbt,
- die Ameisen strömen einen typischen Geruch (zitronig, ranzig, nach Aceton) aus, wenn sie gereizt oder zerdrückt werden.
Besteht der Verdacht auf einen Befall mit Tapinoma magnum, können Exemplare zur Bestimmung zum Beispiel an das Naturkundemuseum Stuttgart gesendet werden.
Auf der Seite „Ameisen-Alarm“ des Naturkundemuseums Stuttgart sind auch Bilder der Großen Drüsenameise und deren Befallsbild zu finden. Hat sich der Verdacht bestätigt, sollte dieser unverzüglich den zuständigen Behörden vor Ort (in der Regel dem Ordnungsamt) gemeldet werden.
Neben den Schäden im menschlichen Siedlungsbereich kommt es auch zu ökologischen Auswirkungen auf heimische Ameisenarten. Dort wo sich Kolonien der Großen Drüsenameise befinden, findet man in der Regel keine anderen Ameisenarten. Diese werden zum einen mit den kräftigen Mundwerkzeugen, zum anderen durch das Verspritzen eines für andere Ameisen giftigen Sekrets abgetötet. Auch Menschen können mit den kräftigen Mundwerkzeugen verletzt werden und das Wehrsekret kann zu Hautreizungen führen.
Es ist fast unmöglich eine bereits etablierte Superkolonie, die mehre Quadratkilometer besiedeln kann, komplett zu tilgen. Eine Eindämmung des Befalls ist aber bei frühem und konsequentem Handeln möglich.
Aus den Erfahrungen bei der Bekämpfung der Großen Drüsenameise der letzten Jahre, zum Beispiel in den Städten Kehl und Zürich, können einige grundlegende Punkte genannt werden, die für eine erfolgreiche Bekämpfung wichtig sind:
- Schnelles Handeln: Verdachtsfälle beziehungsweise bestätigte Vorkommen müssen unverzüglich der Stadt oder Gemeinde gemeldet werden.
- Koordiniertes Vorgehen: alle Beteiligten (unter anderem Stadt- beziehungsweise Gemeindevertreter, Grundstückseigentümer, Anwohner, Schädlingsbekämpfer) sollten eng zusammenarbeiten.
- Ausmaß des Befalls feststellen: Wie weit ist die Kolonie verbreitet?
- Auswahl einer Bekämpfungsmethode: Neben dem Einsatz von chemischen Mitteln (Insektiziden) können auch thermische Verfahren mit Heißwasser/Heißschaum zum Einsatz kommen. Oftmals ist keine Eliminierung, sondern nur ein Zurückdrängen möglich.
- Die chemische Bekämpfung sollte Fachpersonal, in der Regel also einem Schädlingsbekämpfungsunternehmen, überlassen werden.
Das Umweltbundesamt hat im Juni 2025 einen Workshop für Kommunen zum Umgang mit invasiven Insektenarten, speziell der Asiatischen Hornisse und der Großen Drüsenameise, ausgerichtet. Eine Übersicht über die Themen und Ergebnisse des Workshops und einen ausführlichen Abschlußbericht finden Sie hier: Kommunen Workshop 2025: Invasive Insektenarten und ihr Management
Da die Große Drüsenameise fast ausschließlich über Pflanzen und Erde verschleppt wird, sollten Gärtnereien und Gartencenter aber auch Privatpersonen, die mediterrane Großpflanzen gekauft haben, diese auf das Auftreten von Ameisen hin untersuchen. Die Stadt Zürich hat eine Handlungsanleitung für die korrekte Entsorgung von befallener Erde, Topfpflanzen, Wurzelballen und sonstigen Materialien veröffentlicht, die eine Verschleppung der Großen Drüsenameise verhindern soll.