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Aussehen
Die birnenförmige Bettwanze Cimex lectularius ist im ausgewachsenen Zustand 5-6 mm groß, hat einen stark abgeplatteten Körper und sechs Beine. Die erwachsenen Tiere haben eine rot-braune Färbung, während die im Prinzip gleich aussehenden, kleineren Juvenilstadien eher blässlich sind, so dass der Darminhalt der Blut gesogenen Tiere deutlich zu sehen ist. Unmittelbar nach dem Blutsaugen sind die Tiere stark verdickt, erreichen eine Größe von bis zu 9 mm, und haben eine rote bis schwarze Farbe. Die Flügel der Bettwanzen sind stark zurückgebildet, so dass die Tiere flugunfähig sind.
Lebensraum / Vorkommen
Bettwanzen treten in bewohnten, geschlossenen Räumen auf. Während der Ruheperioden verstecken sie sich vor allem im Bett, hinter Bildern, abstehenden Tapetenrändern, Scheuerleisten, Lichtschaltern, Möbelfugen, Ritzen und Spalten usw.. Oftmals sind nur einzelne Räume betroffen, so lange sich hier in regelmäßigen Abständen ein potentieller Wirt aufhält. Eine Abwanderung in andere Räume ist im Allgemeinen nur zu beobachten, wenn den Bettwanzen keine Nahrungsquelle mehr zur Verfügung steht. Die Wanzen werden passiv durch Gegenstände (Reisegepäck, gebrauchte Möbelstücke, CD-Hüllen usw.) übertragen.
In der Nachkriegszeit spielten Bettwanzen als Parasiten hierzulande durch die Verfügbarkeit wirksamer Insektizide keine bedeutende Rolle mehr. In den vergangenen Jahren ist aber weltweit eine Zunahme zu verzeichnen, unabhängig von hygienischen und sozialen Bedingungen an den befallenen Standorten. Für die Ausbreitung werden u. a. die zunehmende Reisetätigkeit sowie der weltweite Handel von Gebrauchtwaren verantwortlich gemacht.
Verhalten
Bettwanzen sind blutsaugende Insekten und befallen vorzugsweise Menschen. Nur in Ausnahmesituationen werden andere Warmblüter, wie z. B. Hund und Katze, aufgesucht. Die Parasiten sind nachtaktive Blutsauger, die von Körperwärme, Kohlendioxid und Körpergeruch angelockt werden. Der Blutsaugakt dauert etwa 3-10 min, anschließend kehren die Tiere wieder in ihre Verstecke zurück, in denen sie sich gruppenweise aufhalten. Während der Wanderung werden Kottropfen abgegeben, die als schwarze Punkte besonders um und in den Verstecken zu erkennen sind. Die Tiere besitzen sog. „Stinkdrüsen“, die penetrant riechende Sekrete abgeben, so dass die „Verwanzung“ einer Wohnung oftmals schon an dem charakteristisch süßlichen Geruch erkannt werden kann.
Ernährung / Wachstumsbedingungen
Bettwanzen können monatelang hungern, so dass auch für längere Zeit unbewohnte Räume, die möglicherweise nicht fachgerecht saniert wurden, durchaus noch mit Wanzen befallen sein können. Steht ihnen der Mensch als Wirt nicht zur Verfügung, können sie auf andere Wirte, wie z. B. Hund und Katze, übergehen.
Die Entwicklung sowohl der Tiere als auch der Eier ist stark temperaturabhängig. So findet unter 13 °C keine Weiterentwicklung der Juvenilstadien zum adulten Tier statt, während sie bei einer Temperatur von 27 °C innerhalb von 4 - 5 Wochen abgeschlossen sein kann.
Fortpflanzung
Die Lebensdauer der Bettwanzen beträgt in Abhängigkeit von Temperatur und Nahrungsangebot 9-18 Monate. Bei der Befruchtung der weiblichen Tiere durchstechen die männlichen Wanzen die Körperwand der Weibchen und entlassen die Spermien in die weibliche Körperhöhle („traumatische Insemination“). Die Weibchen legen im Laufe ihres Lebens 350-400 Eier ab, die gruppenweise auf das Substrat geklebt werden. Aus den etwa 1 mm langen, weißen Eiern schlüpfen bei einer Temperatur von 22 °C nach 12 Tagen die juvenilen Tiere. Die Entwicklung zum adulten Tier erfolgt über fünf Juvenilstadien und dauert bei einer Temperatur von 22 °C etwa acht Wochen. Die Juvenilstadien sind zunächst fast durchsichtig, während die älteren Stadien allmählich dunkler gefärbt und damit auch besser zu erkennen sind.
Gesundheitsrisiken für den Menschen
Die meisten Menschen reagieren auf die Stiche mit kleinen blutunterlaufenen Pusteln und Juckreiz. Allerdings gibt es in der Reaktion große individuelle Unterschiede. Bei besonders empfindlichen Menschen treten stärkere allergische Reaktionen auf, während andere Menschen so gut wie keine Reaktionen zeigen.
Bettwanzen spielen als Überträger von Krankheitserregern keine Rolle, obwohl sie experimentell z. B. mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert werden können und theoretisch als Zufallsüberträger verschiedener Erreger in Betracht kommen. Es kann aber durch das Kratzen an den Stichstellen zu Sekundärinfektionen kommen. Häufig klagen die Betroffenen über Schlafstörungen.
Gefahrenabschätzung
Ein Bettwanzenbefall ist außerordentlich lästig, besonders wenn ein Massenbefall vorliegt. Auf Grund der Hungerfähigkeit der Tiere und der leichten Verwechselbarkeit der Stiche mit denen anderer Parasiten bleibt ein Wanzenbefall häufig lange unerkannt. Insbesondere in solchen Fällen besteht die Gefahr der Verschleppung der Tiere in andere Haushalte. Ein Befall sollte immer professionell bekämpft werden.
Vorbeugung und Bekämpfung
Vorsicht ist geboten auf Reisen: Koffer sollten nicht in unmittelbarer Nähe des Bettes abgestellt werden, insbesondere nicht bei mehrtägigem Aufenthalt. Betten sollten auf Wanzenspuren (Kotspuren, leere oder noch gefüllte Eier, Häute o. ä.) hin kontrolliert werden.
Auch beim Kauf gebrauchter Matratzen, Möbel, Bilder, CDs o. ä. sollten diese auf Wanzenspuren hin untersucht werden! Wenn an Gegenständen Hinweise auf Wanzenbefall gefunden werden, müssen diese umgehend aus der Wohnung entfernt werden. Sie sollten vorher in einen sicheren Plastiksack verpackt, zugeklebt und anschließend kälte- oder hitzebehandelt werden. Falls diese Maßnahme nicht erfolgt, wenn z. B. eine Matratze betroffen ist und diese an die Straße gestellt wird, muss der Gegenstand deutlich sichtbar mit dem Warnhinweis versehen werden, dass er mit Bettwanzen verseucht ist. Andernfalls besteht bei Mitnahme der Gegenstände durch andere Personen die konkrete Gefahr, dass sich die Bettwanzen in weitere Haushalte ausbreiten.
Eine Bekämpfung von Bettwanzenbefall erfolgt meistens mit hochwirksamen Insektiziden. Bei einer Behandlung werden in der Regel nicht alle Tiere in ihren Verstecken erreicht. Außerdem sind die Eier äußerst widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse. Aus diesem Grund müssen mehrere Behandlungen durchgeführt werden, so dass eine erfolgreiche Bekämpfungsmaßnahme erst nach einigen Wochen abgeschlossen ist. Auch nach einer solchen Maßnahme sollten immer wieder von den Betroffenen Kontrollen auf Bettwanzen, ihre Kotspuren sowie ihre Häutungshüllen durchgeführt werden. Direkt nach einer Behandlung mit einem Insektizid sollten sich die Betroffenen nicht in den Räumen aufhalten (in der Regel handelt es sich dabei um einige Stunden). Allerdings ist es für die Wirksamkeit förderlich, wenn erwachsene, gesunde Personen in Übereinstimmung mit den Anwendungsvorschriften des verwendeten Biozids weiterhin in den befallenen Zimmern übernachten, da die Wanzen nur so aus ihren Verstecken gelockt werden können und über die mit den Insektiziden behandelten Oberflächen laufen.
Wanzen können auch durch sehr hohe Temperaturen (Aufheizen der befallenen Räume mittels spezieller Öfen auf 50-60 °C) bekämpft werden. Bei dieser Methode ist sicherzustellen, dass die Wanzen während der Aufheizphase nicht in benachbarte Räume abwandern. Hier ist möglicherweise dann doch die Ausbringung von insektiziden Barrieren erforderlich.
Kleinere befallene Gegenstände wie Bilderrahmen, Bücher, CDs o. ä. können in Folie verpackt und tiefgefroren werden (drei Tage bei – 18 °C), um die Wanzen und Eier abzutöten. Im Sommer bietet es sich an, die in Plastiktüten verpackten Gegenstände in die Sonne zu legen, da hier innerhalb kürzester Zeit hohe Temperaturen erreicht werden können, die die Wanzen nicht überleben.