Vogelmilben

Quelle: Ronald Schmäschke
Vögel, zum Beispiel Hühner, können von unterschiedlichen Milben befallen werden. Milben werden zu den Spinnentieren gezählt und sie besitzen vier Beinpaare. Bei Milben, die Hühner befallen, handelt es sich um sogenannte Ektoparasiten, das heißt die Milben sitzen im Gefieder und ernähren sich von Blut oder Hautschuppen.
Von großer Bedeutung ist die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae), die sowohl Hausgeflügel als auch Wildvögel befällt. Die erwachsenen Tiere sind etwa 0,7 mm groß, mit dem bloßen Auge also kaum zu erkennen. Die Rote Vogelmilbe ist nachtaktiv und versteckt sich tagsüber gern in Ritzen oder Spalten, in Nestern oder an Sitzstangen. Nachts kommt sie aus ihrem Versteck und sucht Vögel für eine Blutmahlzeit auf. Das Blut benötigen die Weibchen für die Eireifung. Nach der Eiablage schlüpfen zunächst Larven, die im Gegensatz zu den erwachsenen Tieren keine Nahrung benötigen. Auch die Nordische Vogelmilbe (Ornithonyssus sylviarum) lebt vom Blut der Wirtstiere. Im Gegensatz zur Roten Vogelmilbe bleibt diese Art aber immer auf dem Tier und bevorzugt eher kühlere Temperaturen.
Im Gegensatz zur Roten und Nordischen Vogelmilbe sind Federmilben keine Parasiten, saugen also nicht das Blut ihrer Wirte, sondern ernähren sich von Hautschuppen und anderen Hautabsonderungen ihrer Wirte. Es gibt viele verschiedene Federmilbenarten, die bisher an allen Vogelordnungen, bis auf Pinguinen, nachgewiesen wurden.
Sind ihre Hauptwirte nicht verfügbar, sticht die Rote Vogelmilbe und die Nordische Vogelmilbe zur Blutaufnahme auch Haustiere und den Menschen. Ein erhöhtes Risiko besteht für Personen, die in Geflügelhaltungen oder anderen Vogelhaltungen mit bestehendem Milbenbefall arbeiten. Die Milbenstiche verursachen beim Menschen Juckreiz, es bilden sich rote Pusteln und durch Kratzen sind Sekundärinfektionen möglich. Da die Hautreaktionen nicht spezifisch sind, ist der Zusammenhang zu Milben als Ursache nicht immer leicht erkennbar.
Die Rote Vogelmilbe ist der häufigste und wirtschaftlich bedeutendste Ektoparasit in der Geflügelhaltung. Vor allem bei Hühnern ist sie weit verbreitet. Legehennen-Haltungen sind zu einem hohen Prozentsatz betroffen. Die Stiche der Milben können schmerzhaft sein und zu Juckreiz führen. Die gestochenen Tiere werden unruhig, kratzen und picken an den Stichstellen und können dabei Haut und Federkleid schädigen. So kann es zum Beispiel zu kahlen Hautstellen, Federschäden bis hin zum Ausfallen von Federn kommen. Sekundärinfektionen der Stichstellen sind möglich. Die Vögel können nachts nicht schlafen, sind stark gestresst und können anfälliger für Krankheiten werden. Bei stark befallenen Vögeln kann eine Blutarmut auftreten. Bei Legehennen kann infolge eines Befalls mit der Roten Vogelmilbe die Anzahl und Qualität der abgelegten Eier zurückgehen. Bei massenhaftem Auftreten der Milben, insbesondere bei Jungvögeln, sind erhöhte Sterberaten der Vögel möglich.
Vogelmilben können über viele Wege in eine Geflügelhaltung eingeschleppt werden, zum Beispiel über Tiere, Eier oder Transportkäfige. Die Bekämpfung von Vogelmilben in Geflügelhaltungen mit Akariziden – also Produkten, die zur Bekämpfung von Milben und Zecken eingesetzt werden - ist aufgrund ihres Rückzugs in Verstecke schwierig, zumal die Bekämpfung nur in leeren Ställen oder bei leeren Nestern durchgeführt werden darf.
Aufgrund dieser Probleme sind vorbeugende Maßnahmen besonders wichtig. Mögliche Verstecke der Vogelmilbe sollten entfernt beziehungsweise verschlossen werden. In Stallungen sind glatte Oberflächen nützlich, an Innenflächen sollte kein Holz verwendet werden.
Bei einem festgestellten Befall empfiehlt es sich, zunächst den Stall und alle Einrichtungsgegenstände gründlich mechanisch zu reinigen, zum Beispiel mit einem Dampfstrahler. Den Milben können andererseits gezielt geeignete Verstecke (zum Beispiel aus Pappe, Holz) angeboten werden, die sich leicht kontrollieren und entfernen lassen. Diese können zur Diagnostik eines Milbenbefalls dienen. Auch Klebefallen können für eine Befallskontrolle eingesetzt werden. Bei einem Befall mit Federmilben sollten zusätzlich ausgefallene Federn aus dem Stall beseitigt werden.
Die Rote Vogelmilbe ist extrem widerstandsfähig, überlebt zum Beispiel Temperaturen von -25°C bis +45°C und kann bis zu ein Jahr ohne Blutmahlzeit überleben. Sie vermehrt sich bei hoher Luftfeuchtigkeit und Wärme besonders schnell, daher sind zur Vorbeugung eine möglichst niedrige Temperatur und häufiges Lüften hilfreich. Sauberkeit im Stall ist besonders wichtig, da sich die Milben auch gern in Staub und unter getrocknetem Kot verstecken.
Dringen Milben aus dem Umfeld (zum Beispiel von verwilderten Haustauben oder verlassenen Vogelnestern von Wildvögeln) in Wohnungen ein, sollte dies unter anderem durch Abdichtungen oder mechanische Barrieren mit doppelseitigem Klebeband verhindert werden. Kleidung und Gegenstände können bei Temperaturen ab 50°C und -20°C von Milben befreit werden (zum Beispiel mittels Waschmaschine, Trockner, Gefriertruhe). Die externe Milbenquelle muss festgestellt und die Milben dort bekämpft werden.
Mittlerweile gibt es neben dem Einsatz von speziellen Akariziden auch alternative Bekämpfungsmöglichkeiten, zum Beispiel der Einsatz von Raubmilben.