Marienkäfer

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Siebenpunkt-Marienkäfer
Quelle: UBA / Nancy Ludwig

Inhaltsverzeichnis

 

Aussehen und Vorkommen

Die Familie der Marienkäfer (Coccinellidae) gehört zur Ordnung der Käfer innerhalb der Klasse der Insekten. Weltweit sind etwa 5000 Arten beschrieben, in Mitteleuropa sind es etwa 100 Arten. Für Deutschland geht man von rund 80 Arten aus. Die bekannteste Art in Deutschland ist der Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata). Marienkäfer sind weltweit verbreitet. Da sie warmes ⁠Klima⁠ lieben, sind sie besonders artenreich in subtropischen und tropischen Regionen (Afrika, Asien, Amerika und Australien) und im wärmeren Südeuropa vertreten.

Marienkäfer sind halbkugelförmig und werden je nach Art zwischen 1 bis 10 mm groß. Während Unterseite, Brust und Kopf in der Regel schwarz gefärbt sind, sind ihre verhärteten Flügeldecken unterschiedlich gefärbt. Die Grundfarben sind dabei gelb, rot, schwarz und braun. Auf den Flügeldecken sind meist zwei oder mehrere auffällige Punkte, die symmetrisch angeordnet sind. Die Anzahl der Punkte ist artspezifisch und oft auch namensgebend, zum Beispiel beim Siebenpunkt oder dem Zweipunkt (Adalia bipunctata). Die Anzahl der Punkte sagt dabei entgegen der Meinung des Volksmundes nichts über das Alter des Käfers aus, sondern ist ein Merkmal seiner Art. Es gibt auch Marienkäfer, die keine Punkte besitzen oder bei denen die Punkte so vermischt sind, dass die Flügeldecke schwarz wirkt. Da Marienkäfer auch innerhalb einer Art sehr variabel gefärbt sein können, reicht meistens die Färbung nicht für die Artbestimmung aus. Marienkäfer haben lange Fühler mit elf Segmenten, das letzte Segment ist verdickt. Männliche und weibliche Käfer unterscheiden sich kaum voneinander, weibliche Käfer sind geringfügig größer.

Die Entwicklung verläuft vom Ei über in der Regel vier Larvenstadien und ein Puppenstadium zum ausgewachsenen Käfer (Imago). Nach einer Ruhephase über den Winter findet die Paarung bald nach dem Erwachen im Frühjahr statt. Die Eiablage erfolgt bei vielen Arten in Eigelegen von bis zu 100 Eiern. Beim Siebenpunkt sind es in der Regel 10 bis 30 Eier pro Gelege, insgesamt werden pro Weibchen bis zu 1500 Eier abgelegt. Die Eier sind gelblich gefärbt und länglich. Die Eiablage erfolgt immer in der Nähe von Beutetieren, zum Beispiel einer Blattlauskolonie, an Blättern oder anderen Pflanzenteilen. Nach dem Schlupf beginnen die Larven sofort mit der Nahrungsaufnahme. Sowohl die Larven als auch die erwachsenen Käfer bevorzugen Blattläuse, verschmähen aber auch Schildläuse, Spinnmilben und Blattflöhe nicht. Auch Pilzmyzel wird gefressen. Einige wenige Arten, in Mitteleuropa sind es vier, fressen an Pflanzen und werden daher auch als Schädlinge angesehen. Ein Beispiel ist der Vierundzwanzigpunkt (Subcoccinella vigintiquatuorpunctata), der an einer Vielzahl von Pflanzen (zum Beispiel an Klee, Luzerne, Nelken, Dahlien) frisst.

Die Larven haben bei allen Marienkäferarten einen charakteristischen Körperbau: es gibt eine klare Unterteilung in Kopf, Brust (mit drei Beinpaaren) und Hinterleib (mit 10 gut erkennbaren Segmenten). Der Körper ist walzenförmig und hat am Kopf seine größte Breite. Die Größe verändert sich mit der Entwicklung der Larven, Junglarven sind etwa 1,5 mm groß während Larven des letzten Stadiums bis zu 15 mm groß sein können. Die Färbung ist in der Regel grau-schwarz und der Körper mit Borsten bedeckt. Die Beine sind gut ausgebildet und erlauben den Larven so das aktive Aufspüren ihrer Beute. Einige Arten sind von einem wachsartigen Belag bedeckt, zum Beispiel die Arten des Australischen Marienkäfers (Cryptolaemus montrouzieri). Das letzte Larvenstadium verpuppt sich, die Puppen sind auf Blättern oder anderen Pflanzenteilen befestigt. Die Käfer schlüpfen nach etwa 14 Tagen und sind nach dem Schlupf noch fast weiß bis gelblich, die Färbung erscheint erst einige Stunden später.

Die Anzahl an Blattläusen, die ein Marienkäfer und seine Larven vertilgen, ist von vielen Faktoren, unter anderem der Blattlausart und der Temperatur, abhängig. Für den Siebenpunkt geht man davon aus, dass ein einzelner Käfer täglich zwischen 50 bis 150 Blattläuse vertilgt. Larven fressen bis zur Verpuppung etwa 200 bis 600 Blattläuse. Marienkäfer und ihre Larven können kannibalisch leben und Käfer, Larven und Eier anderer Arten fressen, bei Nahrungsmangel infolge eines massenhaften Auftretens wird auch vor der eigenen Art nicht Halt gemacht.

Marienkäfer sind Teil des natürlichen Nahrungsnetzes und werden von anderen Insekten, zum Beispiel von Laufkäfern und Raubwanzen, gefressen. Außerdem dienen sie Vögeln, Spitzmäusen, Eidechsen und Fröschen als Nahrung. Marienkäfer werden auch von Parasiten befallen und als Wirte benutzt, so zum Beispiel von der Marienkäfer-Brackwespe, die ihre Eier unter die Deckflügel des Käfers legt. Die Larven der Brackwespe ernährt sich parasitär vom Käfer und nutzt ihn auch zur Verpuppung. Auch Ameisen, die die lebenden Blattläuse nutzen und beschützen, können den Käfern manchmal gefährlich werden, indem sie sie töten oder von den Blättern stoßen.

 

Schadpotential

Marienkäfer gelten als Glückssymbol. Lästig können sie in Einzelfällen werden, wenn sie invasionsartig massenhaft auftreten. Marienkäfer zählen zu den Nützlingen. Zur biologischen Schädlingsbekämpfung von Blatt-, Schild, Woll- und Schmierläusen im Ökologischen Landbau werden insbesondere der Zweipunkt (Adalia bipunctata), der Schwarze Marienkäfer (Chilocorus nigritus), der Siebenpunkt (Coccinella septempunctata) sowie der Australische Marienkäfer (Cryptolaemus montrouzieri) zur Bekämpfung verwendet. Nur der Pflanzen fressende und besonders in warmen Regionen lebende Vierundzwanzigpunkt oder Luzerne-Marienkäfer (Subcoccinella vigintiquatuorpunctata) kann auch vereinzelt Fraßschäden verursachen.

Für die Verwendung zur biologischen Schädlingsbekämpfung wurden auch Arten nach Deutschland eingeführt, die hier nicht heimisch sind. Der Australische Marienkäfer wird in Deutschland als Nützling in Gewächshäusern ausgesetzt, kann aber im Freiland nicht überwintern. Im Gegensatz dazu hat sich der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis), der ebenfalls zur biologischen Schädlingsbekämpfung in Deutschland verwendet wurde, flächendeckend in Deutschland und anderen Teilen Europas und Nordamerikas etabliert. Er stellt auf Grund seiner ⁠Anpassungsfähigkeit⁠ und der Fähigkeit mehrere Generationen pro Jahr auszubilden, eine mögliche Gefahr für die heimischen Marienkäfer- aber auch andere Insektenarten dar.

Marienkäfer schützen sich bei Gefahr, indem sie eine gelbliche, unangenehm riechende, giftige Flüssigkeit absondern. Der menschlichen Haut schadet dies nicht, gegen Ameisen ist es aber eine wirksame Waffe. Außerdem stellen sie sich tot und ziehen dabei ihre Beine und Antennen an die Körperunterseite. Ihr bitterer Geschmack schützt sie zusätzlich vor Fress-Feinden.

Marienkäfer überwintern in Gruppen (Aggregationen) im Laub und Gras, unter Steinen und Rinde. Beim Siebenpunkt bestehen diese Gruppen aus bis zu mehreren Hundert Individuen. Diese Gruppen können sich aber auch an Hausfassaden (bevorzugt an Fenstern) oder unter Dächern in Ritzen und Spalten anfinden und vor dort gelegentlich auch ins Innere von Häusern und Wohnungen kommen. Eine Gefahr besteht dadurch nicht, denn durch die Wärme im Innenraum wachen die Käfer auf und sterben, da sie keine Nahrung finden, schnell ab. Auch an Fassaden und Fenstern entstehen keine Schäden.

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Vorbeugen, Abwehren und Bekämpfen

Einige Arten sind gefährdet. Beispielsweise stehen in Sachsen-Anhalt 24 der 71 vorkommenden Marienkäferarten auf der Roten Liste (Stand: August 2025). Als Gründe werden vor allem die Veränderung nötiger Lebensräume, zum Beispiel durch Intensivierung und Umnutzung, genannt. Aber auch der Einsatz von Chemikalien (Pestiziden) in der Landwirtschaft können Marienkäfer direkt oder indirekt (über ihre Nahrung) beeinflussen.

Zum Weiterlesen: Rote Listen für weitere Bundesländer 

Die Roten Listen - Rote-Liste-Zentrum

Marienkäfer stellen keine Gefahr dar und sollten nicht bekämpft werden. Verirren sich Käfer auf der Suche nach einem Überwinterungsquartier in Wohnräume, können diese eingefangen und wieder nach draußen gesetzt werden. 

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