Küche, Stube usw. Zur Geschichte der Wohnung und des Wohnungsbaus

Mann vor einem Modelbauzum Vergrößern anklicken
Wohnfragen sind auch immer gesellschaftspolitische Fragen. Filmstill.
Quelle: Jonas Geist; Joachim Krausse / WDR

Filmreihe und Vorträge mit Joachim Krausse

Begleitend zur Ausstellung „Wand. Eine partizipative Installation von Olaf Holzapfel“ veranstaltet das Umweltbundesamt (⁠UBA⁠) in Dessau eine Reihe von Vorträgen und Filmvorführungen mit Joachim Krausse, emeritierter Professor für Designtheorie, zur Geschichte der Wohnung und des Wohnungsbaus für Arbeiter und Angestellte seit dem frühen 19. Jahrhundert. Im Medium des Dokumentarfilms wird die Entstehung und Transformation der Kleinwohnung an Beispielen aus Frankreich und Deutschland aufgezeigt, die Modernisierung der Wohnung korrespondierend zu dem Wandel von Lebensbedingungen untersucht. Die Architektur ist hier immer eine baulich-räumliche Ordnung, die sich im Gebrauch bewähren muss, die aber auch geprägt ist von den gesellschaftlichen und kulturellen Konflikten.

In der Filmreihe „Das Neue Frankfurt“ (1985) geht es um das moderne Wohnen und Bauen in der Weimarer Republik am Beispiel der Siedlungen und Wohnbauten, die zwischen 1925 und 1935 unter der Leitung des Stadtbaurats Ernst May entstanden. Er machte deutlich, dass dieser Wohnungsbau sozial und zugleich kulturell anspruchsvoll war, und die Bewohner, vor allem aber die Frauen, begrüßten die Vorzüge kleiner Wohnungen mit hohen technischen Standards sowie moderner Wohnfolgeeinrichtungen und Gärten. Das Bauen und Wohnen wurde als Impuls und Schlüssel zu einer tiefgreifenden Gesellschaftsreform gesehen, die weit über das Bauliche und Gestalterische hinausgeht.

„Küche, Stube usw.“  (1978) ist der Versuch einer Archäologie der modernen Kleinwohnung für Arbeiter und Angestellte mit filmischen Mitteln. Für die beiden Autoren Jonas Geist und Joachim Krausse ist eine Entwicklungsgeschichte der Wohnformen nur vor dem Hintergrund einer Geschichte der Arbeit und der Arbeitsverhältnisse möglich. So folgen die Fernsehfilme den Stadien des Industrialisierungsprozesses und zeigen exemplarische Fälle der Unterbringung an Standorten im französischen Jura, in Nordfrankreich, im Ruhrgebiet und im Elsass. Von vereinzelten Wohnanlagen auf dem Lande über Großwohneinheiten und Kolonien in sich bildenden Industrierevieren führt der Weg bis zum städtischen Quartier einer Arbeiterstadt (cité ourvière).

Mi 5, Juni 2024, 16 Uhr: Küche, Stube usw. Geschichte und Strukturwandel der modernen Kleinwohnung“ // Vortrag mit Filmbeispielen von Joachim Krausse

Wo: Umweltbundesamt, Wörlitzer Platz 1, 06844 Dessau-Roßlau, Raum EWB 0.04

Mi 12. Juni 2024, 16 Uhr: Sozialer Wohnungsbau der Weimarer Republik am Beispiel der May-Siedlungen des Neuen Frankfurt // Filmvorführung mit Diskussion

  1. Neues Wohnen – Neues Bauen. Das Neue Frankfurt 1
  2. Die Wohnung für das Existenzminimum. Das Neue Frankfurt 3

Wo: Umweltbundesamt, Wörlitzer Platz 1, 06844 Dessau-Roßlau, Raum EWB 0.04

Mi 19. Juni 2024, 16 Uhr: Filme zur Küchenfrage // Filmvorführung, Vortrag und Diskussion „Die Frankfurter Küche“. Das Neue Frankfurt 2 und historische Filmdokumente von 1926 (Die Haarer Küche, Die Frankfurter Küche etc.)

Wo: Umweltbundesamt, Wörlitzer Platz 1, 06844 Dessau-Roßlau, Hörsaal

Do 27. Juni 2024, 16 Uhr: Archäologie der kleinen Wohneinheit // Filmvorführung und Diskussion. „Küche, Stube usw.“.  Folge 3 „Vom Bauernhaus zum Wohnpalast“ und Folge 4 „Von der Kaserne zur Kolonie“

Wo: Umweltbundesamt, Wörlitzer Platz 1, 06844 Dessau-Roßlau, Raum EWB 0.04

Mi 3. Juli 2024, 16 Uhr: Die Synthese der Arbeiterwohnung in der städtischen Agglomeration: Cité ouvrière von Mulhouse // Filmvorführung „Küche, Stube usw.“ Folge 5 „Das Modell einer Arbeiterstadt“ und Abschlussdiskussion „Die Zukunft der städtischen Kleinwohnung“ mit Joachim Krausse und Gästen

Wo: Umweltbundesamt, Wörlitzer Platz 1, 06844 Dessau-Roßlau, EWB 0.04

Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist kostenfrei.

Joachim Krausse ist Professor für Designtheorie i. R. der Hochschule Anhalt Dessau und Publizist. Als wissenschaftlicher Assistent der Architekturfakultät der TU Berlin begegnete er dort dem Architekten und Architekturhistoriker Jonas Geist, und sie realisierten ein langjähriges Forschungsprojekt zur Geschichte der Wohnung im Medium Film mit dem WDR. 1980 gründeten sie gemeinsam den Forschungsschwerpunkt „Theorie und Geschichte von Bau, Raum und Alltagskultur“ an der Hochschule der Künste, in dessen Rahmen die Dokumentarfilme „Das Neue Frankfurt 1925 - 1930“ entstanden. 1991 beginnt die Zusammenarbeit mit der Architekturzeitschrift ARCH+. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Wechselwirkung von Architektur, Technologien und Medien, insbesondere zum Werk von R. Buckminster Fuller, Fellowship am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM) der Bauhaus Universität Weimar und anschließend der Stiftung Bauhaus Dessau.

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 Kunst und Umwelt