1992

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Für nachfolgende Generationen muss innerhalb planetarer Belastungsgrenzen gewirtschaftet werden.
Quelle: titimel35 / fotolia.de

Der Erdgipfel von Rio rückt Nachhaltigkeit weltweit in den Fokus. In der EU wird das Umweltzeichen „Euro-Blume“ eingeführt. Fürs UBA wird ein Umzug in die neuen Bundesländer beschlossen. Der Umweltmedizinische Informationsdienst (UMID) und die Kommission Human-Biomonitoring starten. Die Innenraumluft soll besser werden. Und das UBA berät in Mittelosteuropa und führt einen Umweltbeauftragten ein.

Inhaltsverzeichnis

 

Erdgipfel in Rio de Janeiro: Forderung nachhaltiger Entwicklung

Die Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro vom 3. bis 14. Juni 1992 gilt als Meilenstein für die Integration von Umwelt- und Entwicklungsbestrebungen und ist seit 1972 (Stockholm) die erste größere internationale Konferenz, die Umweltfragen in einem globalen Rahmen diskutiert. 130 Staatsoberhäupter, 17.000 Konferenzteilnehmer und 8.500 Journalisten bewirken, dass die Weltöffentlichkeit wie nie zuvor das Thema „nachhaltige Entwicklung“ wahrnimmt. Damit findet die Diskussion über ⁠Klima⁠, Wälder und globale Gerechtigkeit erstmals auch in der breiten Öffentlichkeit statt. Das Umweltbundesamt war an der 2-jährigen Vorbereitung der Konferenz beteiligt und auch in die inhaltliche Umsetzung der geschlossenen Abkommen eingebunden. Wichtige Ergebnisse der Konferenz sind:

  • der Aktionsplan für das 21. Jahrhundert (Agenda 21)
  • die Rio-Deklaration, die Grundsätze für das Verhalten der Staaten untereinander und von Staaten zu ihren Bürgern im Bereich Umwelt und Entwicklung enthält
  • die Walderklärung mit Grundsätzen zur Waldbewirtschaftung und Walderhaltung
  • die Zeichnung der Klimarahmenkonvention und der Konvention über die biologische Vielfalt
  • die Gründung der Kommission der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (CSD – Commission on Sustainable Development)
 

Das EU-Umweltzeichen „Euro-Blume“ wird eingeführt

Die „Euro-Blume“ kennzeichnet seit 1992 in Europa Produkte, die mindestens so gut sind, wie herkömmliche Produkte, dabei aber umweltfreundlicher. Produkte, für die ein Antrag auf Erteilung des Umweltzeichens gestellt wird, werden von unabhängigen Gremien im Hinblick auf die Einhaltung strenger ökologischer und leistungsbezogener Kriterien geprüft. Das Sortiment umfasst beispielsweise Waschmittel, Computer und Schuhe, aber auch Campingplätze.

Zeichnung einer Pusteblume, den Umriss der Blüte bilden Sterne, in der Mitte ein €-Zeichen
Das EU-Umweltzeichen „Euro-Blume“
Quelle: EU Ecolabel
 

Umweltmedizinischer Informationsdienst (UMID) informiert über Umwelt & Gesundheit

Der 1992 ins Leben gerufene Umweltmedizinische Informationsdienst (UMID) informiert regelmäßig anschaulich und allgemeinverständlich über die komplexen Zusammenhänge zwischen Umwelt und Gesundheit. Er hat in den Behörden und Institutionen, die in den Bereichen Umwelt und Gesundheit arbeiten, bei Ärzten und anderen in der Umweltmedizin tätigen Fachleuten seinen festen Platz. 2010 wird er in „Umwelt & Mensch – Informationsdienst (UMID)" umbenannt.

 

Kommission Human-Biomonitoring gegründet

Im Human-Biomonitoring (HBM), einem Werkzeug der gesundheitsbezogenen Umweltbeobachtung, werden menschliche Körperflüssigkeiten und -gewebe untersucht, um ihre Belastung mit Schadstoffen zu bestimmen. So wird zum Beispiel analysiert, wie viel Blei bei Einzelpersonen oder Bevölkerungsgruppen im Blut vorhanden ist. Die 1992 im Bundesgesundheitsamt gegründete „Kommission Human-Biomonitoring” gehört heute zum Umweltbundesamt. In ihren ersten Jahren erarbeitete sie zahlreiche Grundlagen für das HBM. Sie nahm Stellung zu aktuellen Fragestellungen wie zum Beispiel „Ist der „Speicheltest“ geeignet, um eine Quecksilberbelastung durch Amalgamfüllungen zu erfassen?“ Heute steht die gesundheitliche Bewertung von Stoffbelastungen der Bevölkerung im Mittelpunkt der Arbeit.

 

Bundesumweltministerium legt die „Konzeption der Bundesregierung zur Verbesserung der Luftqualität in Innenräumen“ vor

Obwohl sich die Menschen in Mitteleuropa zum weitaus größten Teil ihrer Zeit in Innenräumen aufhalten und die Qualität der Luft, die sie dort einatmen, für die Schadstoffaufnahme von entscheidender Bedeutung sein kann, sind Luftverunreinigungen in Innenräumen später als andere Umweltbelastungen in ihrer Bedeutung für die menschliche Gesundheit erkannt worden. Die Konzeption, an der maßgeblich das Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene (1994  ins ⁠UBA⁠ integriert) mitwirkt, weist an vielen Stellen darauf hin, dass Industrie, Handel und Handwerk, aber auch jeder einzelne Raumnutzer aufgerufen sind, ihren Beitrag zu leisten.

 

UBA führt Förderprogramme für den Umweltschutz in Mittelosteuropa durch

Von 1992 bis 1999 hat das Umweltbundesamt im Rahmen des „Transform-Programms“ der Bundesregierung die Staaten Mittel- und Osteuropas im Umweltschutz mit ca. 15 Mio. Euro unterstützt. Seit dem Jahr 2000 engagiert sich das ⁠UBA⁠ im Beratungshilfeprogramm des Bundesumweltministeriums im Rahmen dieses Umweltschutzprogramms für Staaten in Mittel- und Osteuropa, im Kaukasus und in Zentralasien. Thematische Schwerpunkte sind die Verbesserung der Verwaltungskapazitäten, industrieller Umweltschutz, Gewässerschutz und Vorhaben im Bereich Naturschutz/Nachhaltige Entwicklung. Die Projekte tragen dazu bei, das Umweltschutzniveau an die Standards der EU heranzuführen.

 

Die „Unabhängige Föderalismuskommission“ beschließt Umzug des UBA nach Sachsen-Anhalt

Die für die Jahre 1991 bis 1992 vom Bundestag eingesetzte „Unabhängige Föderalismuskommission“ aus Mitgliedern des Bundestages und Bundesrates hatte die Aufgabe, Vorschläge zur Verlagerung von Bundeseinrichtungen in die neuen Bundesländer zu machen. 16 Einrichtungen werden ausgewählt, darunter das Umweltbundesamt. 1992 wird beschlossen, dass das ⁠UBA⁠ in Sachsen-Anhalt angesiedelt werden soll. Ein vom Bundesumweltministerium eingesetzter Arbeitsstab, empfiehlt 1993 den Umzug nach Dessau.

 

Erster Umweltbeauftragter im UBA

Das ⁠UBA⁠ hat bereits viel erreicht und sich den Umweltschutz gut sichtbar auf die Fahne geschrieben. Aber wie sieht es im eigenen Amt damit aus? Der erste Umweltbeauftragte wird bestellt. Seine Mission: umweltgerechtes Verhalten im Amt. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden z.B. über Mülltrennung informiert und dazu angehalten, die Computer vollständig auszuschalten. Bestimmt bald überall selbstverständlich.

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 Human-Biomonitoring  nnenraumluftqualität  Erdgipfel  Umweltbeauftragte  Beratungshilfeprogramm  EU-Umweltzeichen