Der Eichenprozessionsspinner kann die menschliche Gesundheit, aber auch die Vitalität von Eichen schädigen. Ob eine Bekämpfung erforderlich ist, sollte anhand der Stärke des Befalls und der Wahrscheinlichkeit und dem Ausmaß einer Schädigung entschieden werden. Bekämpfungsmittel sollten erst nach Prüfung aller anderen Alternativen in Betracht gezogen werden.
Die Larven des Eichenprozessionsspinners sind die meiste Zeit ihrer 6-stufigen Entwicklungsphase grau/schwarz gefärbt und können bis zur Verpuppung 4 cm lang werden. Sie tragen lange schwarze Haare, bei denen es sich jedoch nicht um die reizend wirkenden Brennhaare handelt. Die Brennhaare sind mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen und werden von den Raupen erst ab dem 3. Larvenstadium ausgebildet. Aus diesem Grund ist das akute Risiko mit den Brennhaaren in Kontakt zu kommen für den Menschen während der Raupenfraßzeit ungefähr ab Mai am größten. Hohe Konzentrationen der Brennhaare finden sich auch in den Nestern. Nach der Verpuppung schlüpfen dunkelbraune Falter mit einer Flügelspannweite von bis zu 35 mm.
Der Eichenprozessionsspinner bevorzugt warmtrockene Bedingungen in lichten Eichenwäldern, Bestandsrändern und Einzelbäumen. Er kommt häufig in Kombination mit anderen Eichenschädlingen vor. Derzeit betroffen sind die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt (Stand März 2025). Im Zuge des Klimawandels und den damit verbundenen wärmeren Frühjahrsmonaten ist eine Ausweitung der Befallsgebiete zu erwarten.
Die Eier des Eichenprozessionsspinners werden im Vorjahr im oberen Kronenbereich von Eichen gelegt und von dem Weibchen mit eigenen Schuppen grau getarnt. Die Raupen schlüpfen je nach Witterung im April oder Mai und durchlaufen bis zur Verpuppung zum Falter sechs Entwicklungsstadien. Dabei fressen sie austreibende Blätter und leben in Verbänden. Ungefähr Mitte Juni ziehen sich die Raupen in Gespinstnester zurück und gehen von dort auf Nahrungssuche, die Verpuppung beginnt ab Ende Juni/Anfang Juli.
Der Eichenprozessionsspinner hat verschiedene natürliche Feinde. Dabei handelt es sich um Raupenfliegen, aber auch um verschiedene Käfer und Raupen. Zudem nutzen einige Vogelarten die Larven als Nahrung. Hierzu gehören insbesondere Meisen (Kohl- und Blaumeisen), aber auch der Kuckuck.
Schadpotential
Die Brennhaare der Raupen können zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Ursache ist das Nesselgift Thaumetopoein auf den Härchen der Larven. Dabei geht nicht nur von frischen Brennhaaren ein Risiko aus, je nach ihrem Alter können auch die Brennhaare, die die Raupen in den Gespinstnestern zurücklassen, Reaktionen hervorrufen. Studien über die Dauer, wie lange Brennhaare wirken können, stehen aus. Die Auswirkungen eines Kontaktes mit den Brennhaaren der Raupen können eine sogenannte Raupendermatitis, ein Hautauschlag, oder eine Bindehautentzündung sein. Auch Atemwegsreizungen, Schwindelgefühl oder Fieber können die Symptome eines Kontaktes mit den Brennhaaren sein. Häufig nimmt die Empfindlichkeit von Einzelpersonen mit der Anzahl der Einzelkontakte zu. Selten werden allergische Schockreaktionen berichtet.
Neben Menschen können auch Tiere durch den Kontakt mit den Brennhaaren beeinträchtigt werden. Bei ihnen besteht die Gefahr von Reizungen des Verdauungstraktes oder der Haut und der Augen. Zudem können die Brennhaare durch das Fell der Tiere verschleppt werden.
Warnung vor einem Befall mit dem Eichenprozessionsspinner Quelle: Stefanie Wieck
Vorbeugen, Abwehren und Bekämpfen
Der Eichenprozessionsspinner ist ein Wanderer zwischen zwei verschiedenen Gesetzen: Da er sowohl Bäume als auch den Menschen schädigen kann, fällt seine Bekämpfung unter verschiedene Regelungsbereiche. Wenn er bekämpft wird, um Eichen vor seinem Fraß zu schützen, fällt seine Bekämpfung unter die Pflanzenschutzmittel-Verordnung. Bekämpft man ihm, um die menschliche Gesundheit zu schützen, fallen die Bekämpfungsmaßnahmen unter die Biozid-Verordnung. In diesem Abschnitt wird lediglich die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners zum Schutz der menschlichen Gesundheit behandelt.
Als präventive Maßnahme können Nistkästen für Meisen in der Umgebung von Eichen aufgehängt werden. Es ist dabei empfehlenswert die Nistkästen nicht direkt in die Eichen zu hängen, um sie frei von den Raupen des Eichenprozessionsspinners zu halten.
Bei der Bekämpfung der Raupen unterscheidet man zwischen chemischer, biologischer, mechanischer und thermischer Bekämpfung. Alle Bekämpfungsmaßnahmen dürfen nur von professionellen Anwendern durchgeführt werden. Bei einem Befall in Ihrer Nähe sollten Sie deshalb die örtlichen Gesundheits-, Forst- oder Pflanzenschutzämter oder professionelle Schädlingsbekämpfer zur Hilfe bitten und auf keinen Fall selbst versuchen, die Nester zu entfernen. Die Ansprechpartner variieren hier von Bundesland zu Bundesland.
Bei der mechanischen Bekämpfung werden die einzelnen Gespinstnester durch Absaugen entfernt und entsorgt. Dies ist erst möglich, wenn die Raupen ab dem dritten Larvenstadium Gespinste gebildet haben. Diese Methode ist arbeits- und kostenaufwändig und erfordert umfassende Arbeitsschutzmaßnahmen, um die Beschäftigten vor den Brennhaaren zu schützen.
Bei der thermischen Bekämpfung wird Heißwasser oder Heißschaum mit speziellen Geräten an bzw. in die Gespinstnester gebracht. Dies tötet die Raupen ab und denaturiert möglicherweise zudem die giftigen Eiweiße der Brennhaare. Ein ungeschütztes Abflammen der Nester oder gar ein Fällen von befallenen Bäumen ist nicht zu empfehlen, da durch diese Maßnahmen die Brennhaare unkontrolliert in der Umgebung verteilt werden könnten.
Als biologische Bekämpfungsmethode wird das Ausbringen von Fadenwürmern (Nematoden) bezeichnet. Diese dringen in die Raupen ein und töten sie ab. Dabei können auch andere Schmetterlingsraupen, die zur gleichen Zeit in den Eichen fressen, abgetötet werden. Da die abgetöteten Raupen nicht entfernt werden, ist eine Behandlung nur vor dem 3. Larvenstadium sinnvoll, bevor die Raupen Brennhaare ausgebildet haben.
Häufig werden die Raupen auch mit chemischen Bekämpfungsmethoden bekämpft. Dies darf nur dann erfolgen, wenn bei einer vorherigen Befallsermittlung ein Raupenbefall der Bäume festgestellt wurde. Der Einsatz chemischer Bekämpfungsmethoden ist nur im 1. und 2. Larvenstadium sinnvoll, bevor die Raupen Brennhaare ausbilden. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit dürfen dafür nur zugelassene Biozidprodukte eingesetzt werden. Derzeit sind ausschließlich Produkte mit dem Wirkstoff „Bacillus thuringiensis subsp. kurstaki Stamm ABTS-351“ zugelassen (Stand März 2025).
Beim Einsatz von Biozidprodukten ist ebenfalls zu bedenken, dass diese nicht nur die Raupen des Eichenprozessionsspinners schädigen können, sondern auch die Raupen anderer Schmetterlingsarten oder andere Organismen. Daher ist deren Einsatz sorgfältig abzuwägen, die Belange von Umwelt-, Natur- und Gesundheitsschutz müssen dabei berücksichtigt werden. Grundsätzlich kann durch mechanische oder thermische Bekämpfung ein unnötiger Chemikalieneinsatz verhindert werden. Abhängig von der Befallssituation kann aber auch eine gezielte Behandlung mit den oben genannten Chemikalien sinnvoll sein.
Basierend auf den langjährigen Erfahrungen in den Niederlanden ist ein gestuftes Vorgehen zu empfehlen. Je nach Befallsintensität und dem Grad der Nutzung des befallenen Gebietes sollte unterschieden werden, welche Maßnahmen ergriffen werden. Bei einem geringen Befall und geringer Nutzung des Gebiets kann von Maßnahmen abgesehen werden. Bei einem geringen Befall/starker Nutzung oder starkem Befall/geringer Nutzung des Gebietes sind folgende Maßnahmen empfehlenswert:
Aufstellen von Warnschildern
Gebietssperrungen
Mechanisches Entfernen oder thermische Bekämpfung
Erst bei einem starken Befall und einer starken Nutzung des Gebietes mit befallenen Bäumen wird eine Bekämpfung mit bioziden Mitteln oder Nematoden empfohlen. Zur Bestimmung der Höhe des Befalls werden in den Niederlanden folgende Richtwerte für einen hohen Befall angegeben, ein Vorkommen unter den Werten gilt als geringer Befall:
mehr als ein Eipaket pro vier Baumtrieben eines Baumes oder
über fünf Raupennester (tennisballgroß) unter den ersten Astgabelungen pro zehn Bäume oder
mindestens ein Nest, das größer als ein Fußball ist, pro zehn Bäume oder
intensive Maßnahmen gegen den Eichenprozessionsspinner im Vorjahr.
Das Umweltbundesamt empfiehlt, betroffene Gebiete mit befallenen Bäumen in den entsprechenden Zeiträumen so weit wie möglich zu meiden. Informationen, ob Eichenbestände in Ihrer Nähe befallen sind, können Sie über die lokale Presse, Hinweisschilder an Waldrändern oder bei Forst- und Gesundheitsämtern erhalten. Raupen und Nester sollten auf keinen Fall berührt werden. Falls es dennoch zu einem Kontakt kommt, sollten so schnell wie möglich die Kleider und Schuhe gewechselt und gereinigt und geduscht werden. Die Kleidung sollte bei mind. 60 °C gewaschen werden, damit das in den Brennhaaren enthaltene Nesselgift zerstört wird.
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
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