Dessau.(re)connecting.earth

Die Notwendigkeit einer lebendigen Stadtnatur und der Begrünung der Städte ist in den vergangenen Jahren immer stärker in den Fokus gerückt. Aber was ist Stadtnatur und weshalb ist sie so wichtig? Die Wanderausstellung reflektiert unsere Wahrnehmung und unser Verhältnis zu nicht-menschlichen Lebewesen und bietet Denkanstöße, wie wir als Spezies (wieder) neue Beziehungen zur Natur entwickeln. Natur wird dabei als komplexes ⁠Ökosystem⁠ betrachtet, innerhalb dessen jede Interaktion – ob zwischen Mikroorganismen, Insekten, Bäumen oder auch Wildkräutern – eine Reihe von Effekten mit sich zieht. Für (re)connecting.earth haben 16 internationale Künstler:innen Anleitungen zur Realisierung von Kunstwerken geschaffen, die den Betrachtenden auf konkrete oder übertragene Weise die Möglichkeit einer Interaktion mit den im Stadtraum lebenden Tieren und Pflanzen bietet. Nach Stationen in Berlin und Genf macht die Schau nun Halt in Dessau, dabei wird sie erweitert um Arbeiten von Studierenden der Hochschule Anhalt. Workshops im Spannungsfeld zwischen Kunst, Wissenschaft und bürgerschaftlichem Engagement

23.06.2022, 18 Uhr: Eröffnung der Ausstellung im ⁠UBA⁠, Wörlitzer Platz 1, Dessau-Roßlau und anschließend im Schillig, Ferdinand-von-Schill-Straße 23, Dessau-Roßlau

Begleitprogramm

23.06.2022, 15:30 – 18:30 Uhr // Workshop mit Andreas Greiner
Lebende Skulpturen und Bäume pflanzen als künstlerische Strategie

Andreas Greiner lädt mit seiner künstlerischen Praxis dazu ein, unsere Beziehungen zu anderen Lebewesen zu überdenken. Er ist bekannt für seine kritische Arbeit in Bezug auf ⁠CO2⁠-Emissionen und Kompensationsformen und trägt u.a. dazu bei, den Blick seines Publikums auf Bäume zu verändern. Nach einer Präsentation seiner Arbeit im Zusammenhang mit der Wiederaufforstung deutscher Nachkriegswälder sowie seiner Praxis, Bäume als Kunstwerke zu pflanzen, wird er die Workshopteilnehmer:innen zu einer Aktion einladen. Die im Workshop gemeinsam gesäten Baumsamen werden zu einer vom Künstler signierten lebenden Skulptur, die im Anschluss mit nach Hause genommen werden kann. Mehr Infos zu Andreas Greiner: https://www.andreasgreiner.com/

27.07.2022, 15 – 19 Uhr // Workshop mit Antje Majewski
Wildkraut, Beikraut, Unkraut
Wo: Gemeinschaftsgarten der Urbanen Farm Dessau, Törtener Str. 41, Dessau-Roßlau

Antje Majewski thematisiert in ihrer Anleitung „Weißer Gänsefuß“, die in der Ausstellung zu sehen ist, die Bedeutung von wild wachsenden Pflanzen in unserem Umfeld. Sind sie eine Last, weil sie alles überwuchern? Ärgern wir uns über Unkraut am Straßenrand oder gibt es eine Schönheit des Wilden und Ungezügelten, die der Pflanze sogar zu einem neuen Namen verhilft, „einem Namen, der nach Schönheit klingt und die Pflanze feiert“. Die Teilnehmenden sind eingeladen, ihr Lieblings-Unkraut (oder auch das meist verfluchte) vorzustellen und gemeinsam über die Rolle als Wildkraut, Beikraut oder Unkraut zu reflektieren. Wir wollen die Pflanzen porträtieren und ihnen einen neuen Namen geben. Unter Anleitung der Künstlerin erschaffen wir an diesem Nachmittag ein kleines Handbuch, dass Altbekanntes neu sichtbar macht. Mehr Infos zu Antje Majewski: http://www.antjemajewski.de/

10.08. // 31.08. // 05.10.2022, jeweils 11:30 – 12:30 Uhr
Gärtnertreff und Garten-Yoga an den UBA-Hochbeeten
Wo: UBA, Wörlitzer Platz 1, Dessau-Roßlau

Die Urbane Farm lädt einmal im Monat die UBA-Mitarbeitenden zu einer „aktiven“ Mittagspause ein, um zu pflegen, zu ernten, zu verkosten und zu genießen. Gartenarbeit schafft Bewegung und Erbauung, sie bietet einen guten Ausgleich zum Bürostuhl. Manche beschwören ihren meditativen Charakter und sprechen sogar von Garten-Yoga. Für uns ist es vor allem Erkenntnisgewinn, bei anderen steht die Versorgung mit selbst angebauten Kräutern im Vordergrund. Die Hochbeete am UBA wurden 2019 von den Beschäftigten als Nahrungsquelle für die Bienen angelegt. Wir wollen schauen, welche Pflanzen sich entwickelt haben, was die Beete brauchen, Honig und Kräuter verkosten und dabei über Garten-Partizipation-Fürsorge-Solidarische Landwirtschaft und Imkern sprechen.

Die Teilnahme an den Workshops ist kostenfrei, eine Anmeldung wünschenswert: fotini [dot] mavromati [at] uba [dot] de, Telefon: 0340/2103-2318.

Die Wanderausstellung ist vom Schweizer Kurator Bernard Vienat als kollaborativer Prozess mit den Partnern vor Ort konzipiert; sie entwickelt sich organisch weiter. In Dessau wird sie an zwei Ausstellungsorten parallel gezeigt: Im UBA zu sehen sind neben 14 künstlerischen Anleitungen eine Auswahl an Plakaten, die Studierende des Fachbereichs Design als Auftakt zur geplanten Ausstellung im Rahmen eines Blockseminars entwickelten und zum Thema Stadtnatur, Naturwahrnehmung, Verlust der biologischen Vielfalt haben. Zwei weitere Anleitungen sowie die Arbeiten der Studierenden werden mit Unterstützung der Hochschule Anhalt im Schillig gezeigt, einem temporären Projektraum in der Dessauer Innenstadt, der von Studierenden gegründet wurde.

Dessau(re)connecting.earth präsentiert Arbeiten von: Caroline Bachmann, Julian Charrière, Eli Cortinas, Andreas Greiner & Takafumi Tsukamoto, Valèrie Favre, David Horvitz, Bianca Kennedy & The Swan Collective, Fabian Knecht, Antje Majewski, Luzie Meyer, Regina de Miguel, Adrien Missika, Pfelder, Simone Zaugg, Zheng Bo

Studierende: Elisa Bolte, Max Bureik, Letchet Diehle, Alexandra Franke, Camille Fressencourt, Ansgar Friedrich, Nils Holbach, Stefanie Hutschig, Richard ⁠Klima⁠, Friederike Osing, Francis Sabien, Aaron Siermann, Jan Stackfleth, Veronika Stratiewski, Frances Wießner

Anleitungen und Kunst?

Anleitungen wurden in den 60er- und 70er-Jahren vermehrt bei Performances eingesetzt, die Auseinandersetzung mit ihnen reicht jedoch weiter zurück. Ein früher Vorläufer ist Marcel Duchamp, der bereits 1919 die erste „künstlerische“ Anleitung verfasste – als Geschenk zur Hochzeit seiner Schwester. Das Format Anleitung stiftet besondere Beziehungen zwischen Kunstschaffenden und Publikum, das dazu eingeladen wird eine aktive und ko-produzierende Rolle einzunehmen und so in Austausch mit den künstlerischen Ideen zu treten.

Stadt–Natur

Wegwarte und Königskerze blühen zwischen parkenden Autos, auf dem Balkon brüten Kohlmeisen im Nistkasten, auf Blühwiesen im Park summen Wildbienen und auf Gründächern im Gewerbepark gedeihen Mauerpfeffer und Co. Stadtnatur bereichert das Leben in der Stadt. Schon mehr als drei Viertel der Menschen in Deutschland leben in Städten. Grünräume sind wichtige Orte der Erholung, der Begegnung und Naturerfahrung. Sie verbessern das Stadtklima, sorgen für bessere Luft und können die Auswirkungen des Klimawandels dämpfen. Vielfältiges naturnahes Grün bedeutet mehr Lebensqualität – und diese gilt es zu erhalten und zu stärken.

Öffnungszeiten Umweltbundesamt:
Montag bis Freitag: 9 bis 19 Uhr
Samstag bis Sonntag: 9 bis 16 Uhr
Eintritt frei

Öffnungszeiten Schillig:
Freitag bis Samstag: 15 bis 18 Uhr
Ferdinand-von-Schill-Straße 23,
06844 Dessau-Roßlau
Eintritt frei