2015 wird Deutschland vom so genannten Diesel- oder Abgasskandal erschüttert. Bedenklich stimmen auch neue Erkenntnisse zu Klimawandelfolgen in Deutschland und zu Mikroplastik im Meer. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Mit dem Pariser Klimaabkommen und der 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung bekennt sich die Welt geschlossen zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit!
„Dieselskandal“ und „Dieseltote“ sorgen für hitzige Debatte
Im September 2015 kommt es zum so genannten Diesel- oder Abgasskandal. Autos der Volkswagen AG haben eine illegale Abschalteinrichtung in der Motorsteuerung ihrer Diesel-Fahrzeuge eingebaut. Damit halten die Autos die Grenzwerte zwar während der Prüfung auf dem Rollenprüfstand ein, aber nicht im Normalbetrieb auf der Straße. Das UBA misst und rechnet nach und zeigt im Frühjahr 2017: Die Flotte der Diesel-Pkw aller Hersteller stößt sogar noch deutlich mehr Stickstoffoxide aus, als kurz nach Bekanntwerden des Dieselskandals befürchtet. Selbst die Fahrzeuge nach der aktuellsten Euro-Norm 6 stoßen sechs Mal mehr Stickstoffoxide aus, als nach dem Grenzwert erlaubt.
Kein Wunder, dass noch bis 2016 an mehr als der Hälfte der deutschen Messstationen an stark befahrenen Straßen der Stickstoffdioxid-Jahresmittelwert über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter liegt. Wie schädlich Stickstoffdioxid ist, zeigt das UBA 2018 mit einer viel diskutierten Studie: Demnach lassen sich in Deutschland für das Jahr 2014 statistisch etwa 6.000 vorzeitige Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf die Stickstoffdioxid-Hintergrund-Belastung im ländlichen und städtischen Raum zurückführen. Außerdem fasst die Studie bekannte Zusammenhänge zwischen der Belastung mit Stickstoffdioxid und Krankheiten wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Schlaganfall, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und Asthma zusammen.
Um mögliche Maßnahmen zur Senkung der Stickstoffdioxid-Belastung in Städten wird in Politik, Wirtschaft, Medien und Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Bei einem „Dieselgipfel“ zwischen der Bundesregierung und deutschen Automobilherstellern im August 2017 werden lediglich Software-Updates und Umtauschprämien für Diesel-Pkw beschlossen. Laut Modellrechnungen des UBA viel zu wenig, um den bereits seit 2010 geltenden Stickstoffdioxid-Grenzwert endlich in allen Städten einzuhalten. Viel mehr bringen würde die Nachrüstung so genannter SCR-Katalysatoren und generell: eine Verkehrswende in den Städten mit deutlich weniger Autoverkehr.
In einigen deutschen Städten kommt es zu räumlich begrenzten Fahrverboten wegen Grenzwertüberschreitungen, vielfach verhängt, weil Gerichte die Behörden dazu aufgrund von Klagen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) verpflichteten. Die Idee einer neuen „Blauen Plakette“, um Diesel-Pkw mit hohem Stickstoffoxid-Ausstoß gezielt aus Innenstädten zu verbannen, wird nicht umgesetzt.
Pariser Klimaabkommen und 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung: Die Welt bekennt sich geschlossen zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit!
Das Jahr 2015 steht im Zeichen zweier Meilensteine der internationalen Zusammenarbeit: Im September 2015 legte die Weltgemeinschaft mit der 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung erstmals einen universellen Zielkatalog für Nachhaltigkeit in den Bereichen Soziales, Umwelt und Wirtschaft fest. Im Dezember 2015 verpflichteten sich in einem historischen Schritt auf der internationalen Klimakonferenz in Paris nach vielen Jahren intensiver Verhandlungen fast alle Staaten der Erde dazu, die Weltwirtschaft klimafreundlich zu machen.
Die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) und das Pariser Klimaabkommen sind ein deutliches Signal für einen grundlegenden Wechsel und fordern ein Wirtschaften, das die natürlichen Grenzen des Planeten und das Wohlergehen der Menschen berücksichtigt. Niemanden zurückzulassen („Leave no one behind“) ist dabei ein zentraler Grundsatz der 2030-Agenda und auch die Industriestaaten sind nun „Entwicklungsländer“, die sich verpflichten, auf eine nachhaltige Entwicklung zum Beispiel im Bereich nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion hinzuarbeiten.
Um mehr Klimaschutz zu erreichen, waren nach dem Kyoto-Protokoll von 1997 nur einige Industriestaaten dazu verpflichtet, Emissionen zu senken und über diese konsistent zu berichten. Nun haben fast alle Staaten der Erde nationale Klimaschutzziele definiert. Mit der Ratifizierung des Paris-Abkommens sind die Staaten völkerrechtlich verpflichtet, Maßnahmen zum Erreichen der Ziele zu ergreifen und nach gemeinsamen Regeln über ihre Emissionen und Klimaschutzaktivitäten zu berichten. Ärmere Länder sollen finanziell sowie durch Wissens- und Technologietransfer dabei unterstützt werden, ihre Maßnahmen zum Klimaschutz umzusetzen.
Der Haken: Die jeweiligen nationalen Klimaschutzziele werden von den Staaten selbst bestimmt und waren nicht Gegenstand der Verhandlungen in Paris. In der Summe sind die Beiträge der Staaten nicht ausreichend und in den Folgejahren zeigen sich weltweit Defizite in der Umsetzung wirksamer Klimaschutzmaßnahmen, um das in Paris vereinbarte Ziel zu erreichen, den Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur deutlich unter 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu halten. Nach dem Wahlsieg Donald Trumps steigen die USA als zweitgrößter CO2-Emittent sogar aus dem Paris-Abkommen aus. Dies bleibt aber ein Alleingang, dem sich keine weiteren Staaten anschließen.
Dass schnelle und massive Klimaschutzanstrengungen geboten sind verdeutlicht auch: Ebenfalls im Jahr 2015 lagen die Konzentrationen des Treibhausgases CO2 an den beiden Messstationen des UBA (Zugspitze und Schauinsland) im Jahresdurchschnitt zum ersten Mal bei über 400 ppm (parts per million = Teile pro Million). Zum Vergleich: Die CO2-Konzentration aus vorindustrieller Zeit lag bei etwa 280 ppm.
Studie zeigt, wie stark der Klimawandel Deutschland trifft
16 Bundesbehörden und -institutionen legen 2015 eine Studie zu den künftigen Folgen des Klimawandels in Deutschland vor. Seit 2011 arbeiten sie im Auftrag der Bundesregierung im Netzwerk Vulnerabilität zusammen, koordiniert durch das Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung (KomPass) im UBA. Die Studie zeigt: Die Folgen des Klimawandels werden sich künftig auch in Deutschland verstärkt bemerkbar machen.
Bis zur Mitte dieses Jahrhunderts werden Hochwasser, Starkregen und Hitzewellen und damit auch die Schäden für Natur, Gesellschaft und Wirtschaft zunehmen. Dabei sind Deutschlands Regionen unterschiedlich stark betroffen. So sind beispielsweise Ballungsgebiete in Ostdeutschland und dem Rheintal durch Hitzewellen besonders gefährdet. Im norddeutschen Tiefland könnte die Anzahl der Überschwemmungen durch Flusshochwasser zunehmen. Süddeutschland ist dagegen durch Überschwemmungen infolge von Starkregen besonders bedroht. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wird es voraussichtlich häufiger zu Frühjahrs- und Sommertrockenheit kommen.
In den Meeren finden sich immer mehr kleine Plastikstückchen, so genanntes Mikroplastik. Seevögel verhungern, weil ihr Magen voller Plastik ist, welches sie für Nahrung hielten. Und über Fische können die unliebsamen Teilchen auch wieder beim Menschen auf dem Teller landen. Doch woher kommt das viele Mikroplastik? Im öffentlichen Fokus stehen meist Plastikpartikel aus Peelings oder Duschgels. Sie sind zwar unnötige Umweltverschmutzung, machen allerdings mengenmäßig einen vergleichsweise geringen Anteil aus, wie das UBA 2015 mit einer Studie zeigt. Die mengenmäßig bedeutsamste Quelle für Mikroplastik im Meer ist die Zersetzung größerer Plastikteile.
Denn wenn großer Plastikmüll – von der Plastiktüte bis zum Fischernetz – über Flüsse oder direkt ins Meer gelangt, wird er durch Wind, Wetter und Gezeiten zu Mikroplastik zermahlen und zerkleinert. Rund sechs bis zehn Prozent der weltweiten Kunststoffproduktion landen laut Studie in den Weltmeeren. Das sind weltweit etwa 30 Millionen Tonnen und in Europa etwa 4,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Das UBA mahnt, den Eintrag von Kunststoffen in die Umwelt generell drastisch zu reduzieren.
„Für Mensch und Umwelt“ ist der Leitspruch des UBA und bringt auf den Punkt, wofür wir da sind. In diesem Video geben wir Einblick in unsere Arbeit.
Umweltbundesamt
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