Kommunikation zu Überflutungsrisiken in Ostseeküstenstädten Schleswig-Holsteins (Komm.Flut.Ost.)

  • Passant*innen betrachten barrierefrei zugängliche Plakate der Ausstellung ÜberFlut an einem Schuppen an der Untertrave, Lübeck.
    Open-Air-Ausstellung ÜberFlut an der Untertrave in Lübeck (Nov. 2022) , Quelle: Komm.Flut.Ost.
  • Ausstellungswände mit Plakaten und Begleittexten der Open-Air-Ausstellung ÜberFlut beim Tag der Meeresschutzstadt in Kiel.
    Open-Air-Ausstellung ÜberFlut beim Tag der Meeresschutzstadt in Kiel (Juni 2023), Quelle: Komm.Flut.Ost.
  • Plakate der Open-Air-Ausstellung ÜberFlut hängen barrierefrei an Laternenpfählen entlang der Hafenspitze in Flensburg.
    Open-Air-Ausstellung ÜberFlut an der Hafenspitze in Flensburg (Nov. 2022), Quelle: Komm.Flut.Ost.
  • Plakate der Open-Air-Ausstellung ÜberFlut hängen barrierefrei an Laternenpfählen an der Kiellinie in Kiel.
    Open-Air-Ausstellung ÜberFlut an der Kiellinie in Kiel (Nov. 2022), Quelle: Komm.Flut.Ost.
  • Plakate der Ausstellung ÜberFlut hängen an einer Wand im Geographischen Institut der Uni Kiel. Infoständer mit Begleittexten.
    Indoor-Ausstellung ÜberFlut im Geographischen Institut der Universität Kiel (Mai 2023), Quelle: Komm.Flut.Ost.
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Der Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Überflutungen an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins künftig häufiger auftreten und intensiver ausfallen. Eigenvorsorge stellt eine wichtige Maßnahme zur Anpassung an diese Risiken dar. Vielen Küstenbewohner*innen ist jedoch noch nicht ausreichend bekannt, dass sie laut Wasserhaushaltsgesetz (§ 5 Abs. 2 WHG) verpflichtet sind, geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen. Ziel des Projektes war es, mit vier ineinandergreifenden Ansätzen zur Schließung dieser Wissens- und Handlungslücke beizutragen: (1) Entwicklung eines praxisorientierten Guide Books für Kommunen zur Unterstützung in der Risikokommunikation, (2) Konzeption einer bürgernahen Ausstellung zu Überflutungsrisiken und Bereitstellung der Ausstellungsmaterialien für die breite Öffentlichkeit, (3) Förderung des Austauschs und der Vernetzung zwischen Ostseeküstenstädten im Bereich Überflutungsvorsorge sowie (4) gezielte Öffentlichkeitsarbeit zur Stärkung von Vorsorgebewusstsein und Handlungswissen.

Alle Projektziele wurden erfolgreich umgesetzt. Das Guide Book basiert auf Einwohnerbefragungen in Küstenstädten sowie auf Erkenntnissen aus der Kommunikationsforschung und Psychologie. Es bietet Kommunen Anregungen und Impulse für eine zielgruppenorientierte Risikokommunikation. Die Ausstellung ÜberFlut wurde mit persönlichen Beiträgen von Menschen aus Schleswig-Holstein konzipiert und als Open-Air- und Indoor-Version in Kiel, Lübeck und Flensburg gezeigt. Eine begleitende Broschüre informiert über die kostenfreie Nutzung der Ausstellungsmaterialien. Netzwerktreffen förderten den Austausch zwischen Ostseeküstenstädten und stärkten lokale Strukturen der Überflutungsvorsorge. Ergänzend sensibilisierten vielfältige Formate wie Dialogveranstaltungen, Workshops, Vorträge, Hörfunkbeiträge, eine Podiumsdiskussion, ein Podcast und eine Exkursion unterschiedliche Zielgruppen für Überflutungsrisiken und Eigenvorsorge.

Eckdaten zur Maßnahme

Maßnahmenträger

MaßnahmenträgerChristian-Albrechts-Universität zu Kiel, Geographisches Institut.
https://www.uni-kiel.de
Kooperationspartner

Kiel, Lübeck, Flensburg, Eckernförde, Rostock, Center for Ocean and Society (CeOS), Innenministerium Schleswig-Holstein (MIKWS).

Dauer und Finanzierung

Dauer

Beginn der Umsetzung
Dauer der UmsetzungProjektlaufzeit 3 Jahre: Durchführung von Befragungen; Entwicklung eines Guide Books; Organisation von Round Table und Netzwerktreffen; Konzeption und Umsetzung der Ausstellung ÜberFlut in verschiedenen Städten; Erstellung einer Ausstellungsbroschüre; umfassende Öffentlichkeitsarbeit.
Wie hoch waren die (geschätzten) Kosten für die Umsetzung?

292.705,77 €

Mit welchen Mitteln wurde die Maßnahme finanziert?

Das Vorhaben wurde von 2021 bis 2024 durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) im Rahmen der DAS-Förderrichtlinie „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ gefördert (FKZ: 67DAS217). Finanziert wurden folgende Positionen: Beschäftigte, Vergabe von Aufträgen, Sonstige allgemeine Verwaltungsausgaben und Dienstreisen. Das Design und der Druck der Ausstellung ÜberFlut wurden gesondert finanziert.

Beteiligung

Welche weiteren Personengruppen wurden an der Planung oder Umsetzung der Maßnahme beteiligt?

Welche Formen der Beteiligung fanden statt?

Öffentlicher Aufruf zur Mitgestaltung der Ausstellung ÜberFlut durch eigene Beiträge.
ErläuterungEs wurden bewusst verschiedene und zielgruppenspezifisch angepasste Beteiligungsformate eingesetzt, um möglichst viele Menschen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten zu erreichen. Ziel war es, durch Beteiligung das Bewusstsein für Überflutungsrisiken und Eigenvorsorge zu stärken. Als Lerneffekt zeigte sich, dass insbesondere niedrigschwellige Dialogangebote und persönliche Ansprechbarkeit nicht nur Problem- und Handlungswissen, sondern auch das Vertrauen in Wissenschaft und Praxis fördern können.

Erfolge

Welche Erfolge wurden bis jetzt mit der Maßnahme erreicht?

Erstellung und Veröffentlichung eines praxisorientierten Guide Books (Print und digital) zur Stärkung der kommunalen Kommunikation zu Überflutungsrisiken und Eigenvorsorge.

Konzeption und Umsetzung einer bürgernahen Ausstellung zu Überflutungsrisiken mit 21 Beiträgen und Begleittexten von Menschen aus Schleswig-Holstein. Durchführung von 4 Open-Air- und 3 Indoor-Ausstellungen in Kiel, Lübeck und Flensburg.

Erarbeitung und Veröffentlichung einer Ausstellungsbroschüre (Print und digital), die über die Möglichkeit informiert, eine eigene Ausstellung ÜberFlut durchzuführen. Das Ausstellungsmaterial steht auch nach Projektende kostenfrei zur Verfügung.

Nachhaltige Nutzung: Das Ausstellungsmaterial wird bereits von Dritten (Schulen, Universitäten) eingesetzt. Weitere Nutzungsanfragen liegen u. a. von Museen und Stiftungen vor.

Öffentliche Wirkung: Erhöhtes Problembewusstsein und Handlungswissen zu Überflutungsrisiken und zur Pflicht zur Eigenvorsorge.

ErläuterungDie Evaluation erfolgte durch die Überprüfung der Erreichung von Zielen und Meilensteinen. Zusätzlich lieferten Feedback-Gespräche bei Netzwerktreffen, Workshops, Dialogveranstaltungen, Vorträgen, einer Podiumsdiskussion und einer Exkursion wertvolle Rückmeldungen. Auch die mediale Berichterstattung diente als Resonanzindikator.

Wie planen Sie Ihr Projekt weiterzuentwickeln?

Das Guide Book, die Ausstellungsbroschüre und die Ausstellungsmaterialien stehen dauerhaft kostenfrei zum Download bereit und können auch nach Projektende weiter verbreitet und genutzt werden. Das Guide Book soll in die kommunale Praxis der Ostseeküstenstädte integriert und in Projekte der kommunalen Klimaanpassung eingebunden werden. Ziel ist es, Sachmittel einzuwerben, um eine hochwertige ÜberFlut-Wanderausstellung zu produzieren, die kostenlos für Veranstaltungen ausgeliehen werden kann. Außerdem ist eine englische Version der Ausstellung vorgesehen, um auch nicht-deutschsprachige Zielgruppen zu erreichen. Durch die fortlaufende institutionelle Anbindung der Projektleitung an die Universität Kiel bestehen gute Voraussetzungen, solche Anschlussvorhaben weiterzuverfolgen und umzusetzen.

Hat die Maßnahme positive Nebeneffekte?

Die Maßnahme fördert soziale Gerechtigkeit, indem sie niedrigschwellig über Überflutungsrisiken und Eigenvorsorge informiert und integrativ verschiedene Zielgruppen durch unterschiedliche Kommunikationsformate anspricht. Das partizipative Ausstellungsformat gibt Betroffenen eine Stimme und stärkt die Identifikation mit dem Thema. Zudem ist das Ausstellungsmaterial kostenfrei und einfach nutzbar, so dass es für viele Menschen zugänglich ist.

Hindernisse

Welche Hindernisse gab es während der Umsetzung?

Eine Herausforderung bestand im zeitintensiven Genehmigungsprozess für die Open-Air-Ausstellungen. Die Nutzung öffentlicher Flächen in den Städten erforderte umfangreiche behördliche Genehmigungen, was zu Verzögerungen und erhöhtem Koordinationsaufwand führte. Um Abläufe und Zuständigkeiten rechtzeitig zu klären, empfiehlt sich eine frühzeitige Abstimmung mit den zuständigen Stellen.

Hat die Maßnahme negative Nebeneffekte?

Ansprechperson

Anna Lena Bercht
Geographisches Institut, Universität Kiel
Ludewig-Meyn-Str. 8
24118 Kiel
Germany

Ort der Umsetzung

Ludewig-Meyn-Str. 8
Geographisches Institut der Universität Kiel
24118 Kiel
Germany

Schleswig-Holstein

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