Die Vorsorge für starkregenbedingte Überflutungen ist eine Aufgabe, der sich die Kommunen im Kontext des Klimawandels in den nächsten Jahren und Jahrzehnten verstärkt werden stellen müssen. Als ein möglicher Baustein der Überflutungsvorsorge und der Klimaanpassung wird immer wieder die "multifunktionale" Nutzung von Freiflächen als urbane Retentionsräume genannt. Im Kern dieser Maßnahme steht der Ansatz, zur Schadensbegrenzung bei seltenen und außergewöhnlichen Starkregenereignissen, unvermeidbares Oberflächenwasser gezielt in ausgewählte Bereiche mit geringerem Schadenspotenzial zu leiten. In diesem Zusammenhang bietet es sich an, Frei- und Grünflächen mit vergleichsweise geringen Wiederherstellungskosten (oder geringem Schadenspotenzial) als Notflutungsflächen heranzuziehen. Da diese Flächen nur in seltenen Ausnahmefällen als Rückhalteraum genutzt werden, soll ihre vorrangige Funktion nicht eingeschränkt werden. Der Nutzungszweck dieser Fläche wird lediglich um die Zwischenspeicherung von Oberflächenwasser bei Starkregen erweitert.
Zielsetzung von MURIEL war die Erarbeitung methodischer Ansätze zur Umsetzung solcher multifunktionalen Retentionsräume. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Zusammenführung unterschiedlicher „Planungskulturen“ gelegt. Im Rahmen des Projektes wurde zunächst die Planungsaufgabe näher analysiert. Hierzu wurden die bisherigen Erfahrungen im In- und Ausland zusammengetragen und bewertet, die Synergie- und Konfliktpotenziale beleuchtet und schließlich Handlungsempfehlungen zur Planung und Gestaltung multifunktionaler Flächen erarbeitet. Diese geben Hinweise zur Konzeption, zur Gestaltung (Entwurfsbausteine) sowie zur Finanzierung und zum dauerhaften Betrieb der Flächen. In die Planungshinweise sind auch praktische Erfahrungen aus exemplarischen Entwürfen für reale Flächen in den drei Partnerstädten Köln, Karlsruhe und Wesseling eingeflossen. Diese Pilotprojekte sollen in den nächsten Jahren als kommunale Leuchtturmmaßnahmen umgesetzt werden.
Eckdaten zur Maßnahme
Maßnahmenträger
gaiac Forschungsinstitut für Ökosystemanalyse und Ökosystembewertung, Aachen
- Dahlem Beratende Ingenieure GmbH, Darmstadt
- Technische Universität Kaiserslautern, Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft, Kaiserslautern
- Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, Hennef
Dauer und Finanzierung
Dauer
207.377,00 € bei einer Laufzeit von 27 Monaten
Das Projekt wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.
Weiterführende Links
Links zur Maßnahme
Beteiligung
Welche weiteren Personengruppen wurden an der Planung oder Umsetzung der Maßnahme beteiligt?
- Stadt Köln/Stadtentwässerungsbetriebe Köln
- Stadt Karlsruhe
- Stadt Wesseling/Entsorgungsbetriebe Wesseling
Welche Formen der Beteiligung fanden statt?
Erfolge
Welche Erfolge wurden bis jetzt mit der Maßnahme erreicht?
Die in MURIEL vollzogenen Planungsbeispiele veranschaulichen die Vielfalt in der Konzeption, Zielsetzung und Ausgestaltung multifunktionaler Retentionsräume. Sie belegen ferner die Machbarkeit, die Synergien und die Praxistauglichkeit dieses Lösungsansatzes. Zusammen mit den umfangreichen Hinweisen der Arbeitshilfe ermutigen sie Entscheidungsträger*innen und Planende dazu, multifunktionale urbane Retentionsräume zu verwirklichen.
Hat die Maßnahme positive Nebeneffekte?
Der Lösungsansatz multifunktionaler Retentionsflächen sieht vor, dass Maßnahmen des Regenwassermanagements stärker als bisher in die städtebauliche Entwicklung integriert werden. Dadurch können Synergien mit anderen räumlichen Herausforderungen (z. B. Aufenthaltsqualität, Hitzevorsorge, kompakte Stadt, Klimaschutz etc.) genutzt werden.
Hindernisse
Welche Hindernisse gab es während der Umsetzung?
Hat die Maßnahme negative Nebeneffekte?
Die Anfälligkeit von Städten und Infrastrukturen gegenüber Überflutungsschäden wird mit der andauernden Verdichtung urbaner Siedlungsformen vor dem durch den Klimaschutz legitimierten Leitbild der kompakten, energieeffizienten Stadt vermutlich noch zunehmen. Es gilt daher, flexible und flächensparende Anpassungsmaßnahmen wie multifunktionale Flächen zu ergreifen.
Ansprechperson
Ort der Umsetzung
Bundesweit