Die TU Darmstadt hat sich zum Ziel gesetzt, für die solitäre Gesamtanlage Campus Lichtwiese ein effektives und intelligentes System zur Regenwasserbewirtschaftung zu etablieren. Nahezu 100% des anfallenden Niederschlags aus den Liegenschaften und Außenanlagen sollen am Standort zurückgehalten und versickert werden. Im Rahmen eines Grundwassermanagements kann ein Teil des versickerten Regenwassers ressourcenschonend als Brauchwasser zum Einsatz kommen. Damit wird verschiedensten klimatischen Szenarien präventiv begegnet, z.B. länger anhaltenden Trockenphasen, erhöhter Hitzebelastung und punktuellen Starkregenereignissen bzw. Dauerregen. Infolgedessen kann das städtische Kanalsystem entlastet und zum Überflutungsschutz beigetragen werden. Die Grundwasserneubildung wird gefördert und das Mikroklima des Campus und Naherholungsraums Lichtwiese positiv beeinflusst. Mit der Gewinnung des Brauchwassers können Kühlanlagen versorgt, Grünanlagen bewässert oder etwa Sanitäranlagen gespeist werden – bei gleichzeitiger Substitution großer Mengen Trinkwasser. Baulich wurde dafür eine bereits bestehende Versickerungsmulde (5.000 m²/ 1.500 m³) um zwei weitere Versickerungsmulden (je 5.000 m²/ 1.500 m³) sowie um eine zusätzliche Flutmulde (1.500 m²/ 750 m³) ergänzt, die bestehenden Rückhaltebecken (2 x 650 m³) hergerichtet sowie ein Stauraumkanal (750 m³) reaktiviert. Anfallendes Regenwasser kann nun auf die Versickerungsfelder gepumpt und dort versickert werden. Über eine Galerie von 22 Einzelbrunnen kann das natürlich gefilterte Regenwasser entnommen und im Anschluss geringfügig behandelt in das Brauchwassernetz am Campus gespeist werden. Mit der neuen Anlage können zukünftig bis zu 150.000 m³/a Regenwasser am Standort genutzt werden, was der 2,5-fachen Menge des jetzt zur Verfügung stehenden Brauchwassers entspricht. Weitere Nutzungen sind vorgesehen, z.B. für Kanalspülungen, Baumaßnahmen oder zur Luftbefeuchtung im Innenraum. Die Anlage befindet sich in der Inbetriebnahmephase.
Eckdaten zur Maßnahme
Maßnahmenträger
Dauer und Finanzierung
Dauer
2.375.000 €
Die Summe deckt die Gesamtplanung sowie alle Neu- und Umbaumaßnahmen der Anlage ab. Die Maßnahmen für den Überflutungsschutz sind nicht enthalten. Das Projekt wird durch Hessische Landesmittel finanziert, die im Rahmen des investiven Hochschulbauprogramms HEUREKA (Hochschul Entwicklungs- und Umbauprogramm: RundErneuerung, Konzentration und Ausbau von Forschung und Lehre in Hessen) für Baumaßnahmen hessischen Hochschulen zur Verfügung stehen.
Weiterführende Links
Links zur Maßnahme
Beteiligung
Welche weiteren Personengruppen wurden an der Planung oder Umsetzung der Maßnahme beteiligt?
• Regierungspräsidium Darmstadt
• Stadt Darmstadt
• TU Darmstadt, Fachbereich 11: Material- und Geowissenschaften, Forschungsgruppe Hydrogeologie
Welche Formen der Beteiligung fanden statt?
Erfolge
Welche Erfolge wurden bis jetzt mit der Maßnahme erreicht?
Die Inbetriebnahme der Regenwasserbewirtschaftungsanlage ist noch nicht abgeschlossen, sodass die anvisierten Ziele in Summe noch nicht überprüfbar sind. Bis dato sind allerdings folgende Meilensteine erreicht: Das bestehende Wasserbewirtschaftungskonzept wurde an aktuelle und zu erwartende Bedarfe am Campus Lichtwiese und die Gegebenheiten vor Ort bestmöglich angepasst und erweitert. Alle notwendigen baulichen Maßnahmen (Sickerfelder, Flutmulde, Brunnen, Messtechnik, Anpassung d. Brauchwasseranlage, Herrichtung Rückhaltevolumen / Infrastruktur) wurden bereits durchgeführt und abgeschlossen. Es werden laufend Messdaten zum Grundwasserpegel und im Bereich der Brunnen erhoben und die natürlichen Umwelteinflüsse auf den Boden im Bereich der Sickerfelder und deren Wechselwirkungen beobachtet. Die Überflutungsschutzmaßnahmen (Starkregen) im näheren Umfeld der Anlage wurden bereits fertiggestellt.
Wie planen Sie Ihr Projekt weiterzuentwickeln?
Das Projekt ist Teil eines Gesamtwasserbewirtschaftungskonzepts, das neben der optimierten Regenwassernutzung auch die Verbesserung und Anpassung des Brauchwassernetzes, die Einleitreduktion des Oberflächenwassers, den Überflutungsschutz im Gelände sowie quartiersbezogene Entwässerungskonzepte vorsieht. Beispielsweise werden Bestandsbauten daraufhin untersucht, ob Fassaden- oder Dachbegrünungen, Retentionsmöglichkeiten und auch PV-Anlagen in Kombination mit extensiven Gründächern baulich ergänzt werden können. Die Maßnahmen sollen zur Verbesserung des Mikroklimas durch Verdunstung beitragen, aber auch den Komfort in den Gebäuden positiv beeinflussen. Für den Schutz von Anrainern aber auch für die Anlagen der TU werden Überflutungsschutzmaßnahmen im Gelände in anstehende Baumaßnahmen eingeplant und umgesetzt – wie etwa bei dem kürzlich finalisierten Rückbau der Campuszufahrt: 1.700 qm Asphalt wurden entsiegelt, bepflanzt und Sickermulden sowie Geländemodulationen zum Schutz angelegt.Hat die Maßnahme positive Nebeneffekte?
- Ja, Natur-, Umwelt- und Ressourcenschutz: z. B. Erhaltung der biologischen Vielfalt, Luftreinhaltung, Gewässerschutz, Ressourceneinsparung
- Ja, soziale Gerechtigkeit und Lebensqualität: z. B. Erhöhung der Wohnqualität in Städten, Beitrag zu sozialem Ausgleich oder sozialer Integration, besondere Berücksichtigung der Interessen benachteiligter Bevölkerungsgruppen
• Grundwasseranreicherung (durch natürliche Filterung des Regenwassers im Erdboden)
• Technische Nutzung v. Regenwasser u. Substitution v. Trinkwasser (bis zu 150.000 m³/a)
• Entlastung städtisches Kanalsystem / Überflutungsschutz
• Betriebskostenersparnis durch Senkung d. Trinkwasserverbrauchs / Abwassergebühren
• F-projekt: Monitoring + wissenschaftliche Begleitung zur Erforschung künstlicher Grundwasserbildung mit natürlicher Filterung
• Verbesserung Mikroklima / Gesundheitsförderung
Hindernisse
Welche Hindernisse gab es während der Umsetzung?
Hat die Maßnahme negative Nebeneffekte?
Für den Bau der Versickerungsmulden mussten Teile der Magerwiesen abgetragen werden. Die TU Darmstadt hat dafür nach einer externen ökologischen Bewertung der Gesamtmaßnahme eine dem Defizit entsprechende Summe an Biotopwertpunkten zum Ausgleich erworben. Laut Gutachten werden die Eingriffsflächen in fünf bis zehn Jahren wieder eine ähnliche Artenvielfalt besitzen, wie in den Bestandsflächen. Die TU Darmstadt erwägt, auch hier in Kooperation Langzeituntersuchungen durchzuführen.
Ansprechperson
Ort der Umsetzung
Hessen